Hallo Milena,
wie Du richtig schreibst, ist von der Vorgeschichte des Hundes nicht viel hersuzufinden.
Eigentlich ist das nicht primär wichtig, da Verhaltensweisen immer „im Hier und Jetzt“ gezeigt werden. Jedoch ist das bei Auslandshunden in Bezug auf Deine Frage schon relevant.
Denn: ist ein Hund z.B. auf der Straße geboren und hat den Menschen nur unzureichend oder vielleicht sogar schon negativ kennengelernt, wird für Hund und Halter das Zusammenleben sehr anstrengend und ist überwiegend von Situationen bestimmt, die jeden Halter an seine körperlichen und geistigen Grenzen bringen, da der Hund die menschliche Körpersprache nicht ausreichend kennenlernen durfte. Das heißt er wird im Zusammenleben mit dem Menschen immer wieder massive Konflikte erleben, er wird sich der Führung und der Sicherheitsgebung des Menschen immer wieder entziehen wollen, und kann den Ansprüchen des Halters nicht mehr gerecht werden.
In diesem Zusammenhang ist das Beibringen von persönlichen Anforderungen und menschlichen Wunschvorstellungen sehr schwer, weil ihm die nötige positive Erfahrung mit unseren Umweltreizen in Verbindung mit dem schutzgebenden Menschen fehlt. So muß er auf seinen Erfahrungspool zurückgreifen, das ihm immer nur eins sagen kann: Flucht oder Angriff, nämlich immer in den Augenblicken, indem der Mensch etwas von ihm fordert.
Ein Hund, der in Deutschland geboren wurde und von Welpe an, also in seiner sehr wichtigen Prägephase, den Menschen als verantwortungsbewußten Führer kennenlernen durfte, hat demnach weniger Probleme mit seiner Körpersprache und wird nicht von Konflikten im Zusammenleben mit ihm getrieben sein.
So einem Hund kann man noch alles beibringen, weil das Lernen nicht ans Alter gekoppelt ist. Ein Hund kann bis zu seinem Ableben lernen, so wie wir Menschen dies übrigens auch können. Alles andere wäre auch schier überlebensgefährdend.
Ist in der Sozialisierungsphase des Hundes (4. - 14. Woche) keine solide Prägung auf den Menschen erfolgt, wird dies eine Lernblockade beim Hund in Bezug auf den Menschen hervorrufen und die Erfolge, ihm etwas beizubringen, sind äußerst fragwürdig, bis nicht mehr machbar.
Empfehlenswert ist, eine Fachkraft bei der Auswahl des Hundes hinzuzuziehen und auf evtl. Probleme testen zu lassen, denn warum sollte man sich freiwillig einen Problemhund anschaffen, nur weil dieser gerade so schnuckelig aussieht?
Es gibt bestimmt auch tolle in Deutschland lebende Hunde, die darauf warten ein sicheres neues Zuhause zu bekommen. Und ihr habt den Vorteil, Ihr könnt den Hund gleich vor Ort begutachten und seid nicht darauf angewiesen, was Euch Fremde erzählen.
Mit hundenetten Grüßen
Cornelia Benford