Kann ich mit diesem Verlag arbeiten?

Guten Tag,
ich hatte ein Zoogeschichtenbuch geschrieben, das nächstes Jahr auf den Markt kommen sollte. Leider hat mein Verlag sein Erscheinen zum 01.04.13 eingestellt.
Heute bekam ich von einem kleinen Verlag dieses Schreiben: vielen Dank für die Überreichung Ihres Manuskripts „Zoogeschichten“. Ich habe heute Zeit gefunden, mir Ihr Manuskript einmal genauer anzuschauen … und wir können uns eine Zusammenarbeit mit Ihnen sehr gut vorstellen.

Als Verlag versuchen wir vor allen Dingen, weniger bekannten und ganz jungen Autoren die Veröffentlichung ihres Buches zu ermöglichen. Dazu müssen sich im Vorfeld rund 150 Interessierte finden, die das Buch kaufen möchten, das Buch müsste also verbindlich vorbestellt werden. Das ist ein erfolgreicher Weg, den wir inzwischen vielfach gegangen sind. •Natürlich kann es auch einmal ein Projekt geben, dass nicht so richtig „anläuft“. Bislang haben wir dann trotzdem in der Regel einen Weg gefunden, um das Buchprojekt (mit einer etwas kleineren Startauflage) zu verwirklichen. Aber: Wir haben in Rücksprache mit zwei oder drei Autorinnen & Autoren auch Projekte schon einmal wieder abgesagt, wenn die Zahl der Vorbestellungen zu gering war. Auch das kann passieren. Genauere Infos dazu gibt es aber auch in unseren Verlagsinfos, die wir mit dem AutorInnenvertrag versenden.

Auf den Autor kommen selbstverständlich keine Kosten zu.
Natürlich unterstützen wir die Veröffentlichung mit Pressearbeit, Eintrag ins VlB, ISBN, etc. und arbeiten stets eng mit unseren AutorInnen zusammen. Es ist allerdings auch wichtig, dass sich der Autor/die Autorin voll mit in das Projekt einbringt, um es zum Erfolg zu führen, zum Beispiel mit Lesungen nach der Veröffentlichung."
Ich habe den Verlag jetzt gefragt, ob er ein Druckkostenzuschußverlag ist. Dagegen hat er sich strikt gewehrt. Ich habe den Verlag gefragt, welche Werbemaßnahmen er noch anstrengt. Ich warte auf Antwort. Außerdem habe ich geschrieben, dass seine Kosten mit den Vorbestellungen gedeckt sind, aber wo bleibe ich letztendlich? Was raten Sie mir? Ich meine, Vorbestellungen kann ich vielleicht an die 50 finden. Aber nicht mehr. SOLL ICH ES WAGEN? Natürlich wäre ich stolz, mein Buch in Händen zu haben. Dass ich damit das große Geld verdiene, spekuliere ich absolut nicht.
Was raten Sie mir?
Liebe Grüße
Zimmerling

Lieber Zimmerling,

Auch wenn der Verlag den Begriff „Druckkostenzuschuss“ ablehnt, so läuft es doch darauf hinaus, dass der Verlag eine Mindestabnahme durch den Autor garantiert haben will. Das läuft also auf das selbe hinaus. Du musst damit rechnen, dass das Geld für die Eigenabnahme Dein Einsatz ist, der damit weg ist. Es ist aber durchaus möglich, einen „richtigen“ Verlag zu finden.

Folgende Hinweise von mir, als einem einem Autor mit mehreren Buchveröffentlichungen:

Erstens: Verlage werden mit Manuskripten, die unverlangt eingeschickt werden,
nur so überschüttet. Daraus folgt: Nicht das Manuskript schicken, nicht
anrufen. Keinen Ansprechpartner ermitteln. Hat überhaupt keinen Zweck.
Zweitens: Der Verlag veröffentlicht Manuskripte nicht aus Interesse oder aus
Mitleid, sondern nur aus dem Gesichtspunkt des Profit machens. Selbst wenn
irgend ein grüner Lektor einem etwas anderes erzählt, auch der muss erst zum
Cheflektor und der wieder zur Marketingabteilung, bevor irgendetwas
veröffentlicht wird. Und erst wenn die ein Projekt abnicken, dann gehts.

Es gibt Verlage, die bei Autoren akquirieren gehen und ihr Geld damit
verdienen, dass sie von Autoren sog. Druckkostenzuschüsse verlangen. Die sind
immer so kalkuliert, dass sie bereits damit genug Gewinn machen, auch wenn
kein einziges Buch verkauft wird. Diese Angebote sind also strikt abzulehnen.

Ein „richtiger“ Verlag zahlt zwischen 5 und 8 Prozent vom Verkaufspreis an
den Autor. Wenn der Titel sehr interessant und/oder der Autor bekannt ist,
gibt es eine Vorschuss von ein paar Euro bis zu ein paar Millionen.
Ist der Autor unbekannt, ist ein Vorschussangebot unwahrscheinlich und immer ein Zeichen, dass der Verlag sehr ordentlich ist und sich wirklich für den Titel interessiert. Dass er deshalb in Mengen verkauft wird, ist damit natürlich nicht gesagt.

Um einen solchen Verlag zu finden, muss man ein Exposé schicken. Das Exposé
enthält die Daten, die ein Verlag braucht, um zu entscheiden, ob er sich für
die Veröffentlichung eines Buches interessiert. Wie gesagt, das Interesse
hängt weniger mit dem Thema oder dem Inhalt des Buches zusammen als mit der
Chance, die der Verlag im Abverkauf sieht.

Regel zwei: Viele, viele Verlage mit dem Exposé beballern. Mindestens 100.
Allermindestens. Eine gute Quelle für Verlagsadressen und Art des Verlags ist das Ausstellerverzeichnis der Frankfurter Buchmesse www.buchmesse.de. Ansprechpartner zu ermitteln ist nicht notwendig.

Regel drei: Nie nachtelefonieren. Die Verlage in Deutschland sind sehr
höflich. Sie schicken freundliche Absageschreiben oder fordern in höflichen
Worten das Manuskript an. Dann das Manuskript schicken. Nie nachtelefonieren.
Die Verlage lesen das Manuskript wirklich (zumindest Teile davon - sie haben
es ja selbst angefordert) und schicken dann eine Absage oder ein Angebot,
selbst wenn dies einige Zeit dauern kann (manche schicken einem sogar eine
Art Zwischenbescheid, dass man sich mit dem Manuskript befasse und der Autor
sich doch bitte noch etwas gedulden möge).

Ein Wort zu Konzept und Inhalt des Buches: Das Buch sollte nicht nur einem
kleinen Kreis von wohlwollenden Verwandten oder Fans gefallen, sondern für
einen größeren Leserkreis geeignet sein, damit ein guter Verlag die
Veröffentlichung in Erwägung zieht. Je schlüssiger man diesen Punkt im Exposé
darlegen kann, umso größer die Chancen einer Anfrage nach dem Manuskript.

Das Manuskript selbst wird wiederum auf rein geschmackliche Zustimmung oder
Ablehnung stoßen. Das bedeutet, dass man sich für die Gründe einer Ablehnung,
falls der Verlag sie überhaupt mitteilt, niemals zu interessieren braucht.
Es ist vollkommen unwichtig, was ein untergeordneter Lektor über ein
Manuskript denkt. Es kann sein, dass der Lektor einfach schlecht geschlafen
hat und das Manuskript deshalb ablehnt, oder er hat gerade eine neue Freundin
und nimmt es an. Ich selbst habe für mein erstes Buch tatsächlich ein zweites
Mal ein Exposé an Verlage geschickt - auch an diejenigen, die beim ersten Mal
abgelehnt oder überhaupt nicht geantwortet hatten. Und prompt weitere
Anfragen erhalten. Angenommen hat es schließlich ein Lektor, der zuerst eine Absage geschickt und dann noch an meiner penetranten Briefeschickerei herumgemäkelt hatte.

Viele Grüße, Stephan

Hallo Herr Zimmerling,
das ist ganz schwierig zu beantworten. Wahrscheinlich wird es so laufen, dass der Verlag überhaupt keine Anteile an Sie ausschüttet, solange seine Kosten nicht gedeckt sind. Viel erwarten vom Marketing eines solchen Verlages kann man nach meinen Erfahrungen auch nicht. Ich könnte mir das vorstellen, wenn ich a) damit nicht unbedingt Geld verdienen will, b) im Vertrag ganz deutlich steht, dass der Auto in KEINEM Fall irgendetwas zahlt und dann würde ich den Vertrag noch von einem Anwalt prüfen lassen. Ohne Namen - so viel ist klar - kann man mit Büchern nur ganz schwer Geld verdienen. Auf jeden Fall ist es schön, so ein Buch in der Hand zu haben. Das auf jeden Fall. Aber ich würde jedes finanzielle Risiko vermeiden…!

Hallo,
leider kann ich Ihnen nicht weiterhelfen aber mein Bauch sagt mir lieber nicht den Verlag wählen.
Gruß
Christine956

Lieber Zimmerling.

Du hast dich vor gar nicht allzu langer Zeit mit einer ganz ähnlichen Frage an mich gewandt. Ich habe dir sehr ausführlich geantwortet, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von dieser erneuten Frage halten soll.

Ist es denn jetzt ein anderer Verlag als damals, der seine Tätigkeit einstellt?

Grundsätzlich ist die Refinanzierung über eine Garantie-Abnahmemenge nichts Verwerfliches. Nur kümmere ich mich zuerst als Verleger selbst um diese Garantieabnahmemenge. Wenn du dich als Autor darum kümmern sollst, erinnert es mich an eine Druckzuschussforderung, die in diesem Fall auf Umwegen an dich gerichtet wird.

Um hierzu etwas Sinnvolles zu sagen, wäre es dienlich mehr zu erfahren. Wie umfangreich ist dein Werk? Wie anspruchsvoll der Druck? Was lieferst du, Fotos und Texte? Mit welchem Ladenpreis kalkuliert dein Verleger? Wieviel Exemplare will er überhaupt drucken lassen? Wenn er nur 150 Exemplare drucken lassen will, die vielleicht das Stück 50 Euro kosten, dann füllst du ihm möglicherweise einfach nur die Taschen.

Es kann aber natürlich auch völlig anders sein. Es ist nämlich so: Die Tätigkeit klassischer gewerblicher Buchverlage wird vor allem durch zwei Wesensmerkmale bestimmt (vereinfachte Darstellung):

  1. Die Verlage organisieren die Herstellung von Büchern. Sie produzieren Bücher auf eigenes wirtschaftliches Risiko – auf der Grundlage von Manuskripten, die Autoren oder Autorengruppen zur Verfügung stellen. Die Autoren oder Autorengruppen werden für ihre Arbeiten in der Regel bezahlt; sie bekommen ein Honorar.

Die Refinanzierung der Herstellungskosten für das Buch ist nicht Sache des/der Autoren, sondern Sache des Verlages. Unter Umständen holt sich der Verlag Mitfinanzierer ins Boot, beispielsweise Sponsoren oder Anzeigenkunden; gegebenenfalls auch öffentliche Förderer. Letzteres geschieht auch oft – projektbezogen – durch Zusammenarbeit von Verlag und Autoren. Dann übernimmt meist eine Partei – oder auch ein Dritter – die Rolle des Herausgebers. Die unmittelbare Beteiligung des Autors am (wirtschaftlichen) Produktionsrisiko ist bei einem klassischen Verlag jedoch die Ausnahme.

  1. Die Verlage organisieren den Vertrieb der Bücher – ebenfalls auf eigenes Risiko, aber auch zu eigenen Gunsten. Der Autor/die Autoren haben damit nichts zu tun.

Von diesen beiden Wesensmerkmalen abweichend ist das Selbstverständnis so genannter Zuschussverlage, bei denen es nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist, dass sie von Autoren eine so genannte Druckkostenbeteiligung fordern. Grundsätzlich haben auch diese Verlage ihre Existenzberechtigung, arbeiten auch sie seriös. So ist eine Druckkostenbeteiligung angemessen und sinnvoll, wenn es sich um sehr spezielle, beispielsweise wissenschaftliche Werke handelt, die der Verlag auf den Markt bringen soll und deren Verkaufsaussichten nicht mit dem gewünschten wirtschaftlichen Ergebnis korrespondieren.

Leider ist es, insbesondere für unerfahrene Autoren, oft schwer zu erkennen, ob ein Verlag, der einen Zuschuss verlangt, eindeutig so ein Zuschussverlag ist oder aber doch eher ein so genannter Pseudoverlag, der mit der (vom Autor) geforderten Summe alle Kosten (und nicht nur einen Teil der Druckkosten), die bei der Herstellung des Buches anfallen, beglichen haben will. Meist soll dann mit der finanziellen Forderung an den Autor auch der Gewinn (für den Verlag), der beim traditionellen Verlag erst durch den Verkauf der Bücher zu erwarten wäre, gesichert werden.

Auch Pseudoverlage handeln in der Regel auf der Grundlage legaler juristischer Möglichkeiten. Sie sind insbesondere dann als seriös zu betrachten, wenn sie dem Autor klar und von vornherein mit offenen Karten begegnen. Sie heben sich in ihrem verlegerischen Verhalten jedoch deutlich von klassischen Buchverlagen (siehe oben) ab. Pseudoverlage meiden das eigene verlegerische Risiko; delegieren dieses an die Autoren oder andere. Der kommerzielle Buchhandel sieht die Zusammenarbeit mit Pseudoverlagen deshalb vornehmlich kritisch.

Vielleicht helfen dir diese Ausführungen bei der beurteilung deiner Situation.

Beste Grüße, OT

Hallo Zimmerling,
danke für Ihre Anfrage. Ich finde das Schreiben von Büchern absolut klasse. Für eine erfolgreiche Antwort, sollten wir einen persönlichen Kontakt anstreben. Ich übergebe hier meine private Email. Kontaktieren Sie mich bitte darüber und ich schreibe Ihnen für einen telefonischen Kontakt meine Nummer.
[email protected]

Danke nochmal für Ihr Vertrauen.

LG Spauser

Guten Morgen,
danke vielmals für die Erklärungen. Nein, es ist kein anderer Verlag, der geschlossen hat.
Nun, ich kann noch keine Angaben über Seitenzahl, Covergestaltung, Preis angeben. Der Verlag scheint seit gestern in Ablehnung, da ich bei ihm durchblicken ließ, ob es sich um einen DKZV handelt. Das lehnte er strikt ab. Ich verfüge lediglich über die Kenntnis, 150 Vorbestellungen zu besorgen. Der Verlag hat lediglich das Expose und Leseproben. Mich macht stutzig, warum er das Manuskript nicht anfordert. Ich werde wohl Abstand nehmen.
Danke nochmals
Zimmerling

Ich kann dazu leider keine genaue Aussage treffen, da ich in einem Zeitschriftenverlag arbeite.

An deiner Stelle wäre ich aber vorsichtig. Außerdem rate ich dir, dass du dir einen Agenten suchst, einen Buchagenten. Die kümmern sich um alles und haben auch Ahnung. Die wirklich seriösen arbeiten auf Providionsbasis, bekommen also nur Geld, wenn du was verkaufst.

Wünsche dir viel Erfolg.

Hallo Zimmerling,
sofern es der Verlag nicht für die Aufgabe der Autoren hält, diese „Mindestkundenzahl“ zusammenzubringen, finde ich das Vorgehen durchaus in Ordnung. Entscheidend ist, dass Sie über die Manuskriptarbeit hinaus kein Risiko tragen.
Viel Erfolg!

Gutrn Tag,
ich würde mir als erstes noch zwei oder drei andere Verlage suchen und bei denen noch mal das Manuskript hinschicken. vielleichtfinden Sie da ja ein Angebot, dass besser ist. wenn Sie allerdings wenig Zeit haben können Sie ruhig diesen Verlag nehmen. er hört sich vertrauenswürdig an und ist weiter zu empfehlen.
Liebe Grüße
Danforth

Ich habe mich auch fast entschlossen, auf das Angebot des Verlages einzugehen. Da ich finanziell nicht gefordert werde, wie es Druckkostenzuschussverlage tun, finde ich das Vorgehen dieses Unternehmens durchaus in Ordnung. Natürlich werde ich den Vertrag prüfen lassen, bevor ich unterschreibe. Es geht mir nicht um das große Geld, es geht mir um meinen persönlichen Erfolg. Glauben Sie mir, einen Verlag zu finden ist wie eine Nadel im Heuhaufen. Es gehört eine gehörige Portion Glück dazu, angehört zu werden.
Nochmals Dank an alle, die mir Ratschläge gaben. Nun kenne ich meinen Weg, den ich einschlage werde. Mein Buch, „Das Wunder im Zoo“, ist nicht das letzte, das ich schreiben werde.