Kann ich von einer bestimmten psychsomatischen Klinik in eine andere wechsel?

Wenn man mit den Therapeuten, dem Umgangston, dem ganzen Klima in einer psychosomatischen Klinik nicht zurecht kommt und auch überhaupt keine Hilfe für die Probleme bekommt, es im Gegenteil immer schlechter wird - kann man dann die Klinik verlassen? Und wie könnte man dann in eine andere Klinik wechseln? Was müsste veranlasst werden?
Vielen Dank.
Gucci

Ja, in einer psychosomatischen Klinik wird niemand gegen seinen Willen gezwungen dort zu bleiben. Es ist ein Angebot.

Mitunter liegt die Unzufriedenheit in der Klinik aber auch daran, dass unangenehme Dinge angesprochen und versucht bearbeitet zu werden. Und gar nicht so selten ist es für eine erfolgreiche Behandlung erforderlich, dass man sich diesen Dingen stellt, auch wenn es lästig ist.

Oft genug kommt es vor, dass die Schuld an dieser unangenehmen Phase bei den Therapeuten und der Klinik gesucht wird.

Wie es in Deinem konkreten Fall aussieht, kann niemand im Forum beantworten, aber Du solltest Dich das ehrlich fragen.

Du wirst nicht wechseln können, Du wirst gegebenenfalls ein erneutes Aufnahmeverfahren durchlaufen müssen. Das ist - angesichts der relativ spärlichen Therapieplätze in dem Bereich - in der Regel mit relevanten Wartezeiten verbunden.

Und man wird angesichts eines bereits erfolgten Therapieabbruches in Deinem Fall Deine Eigenmotivation besonders gründlich hinterfragen und im Zweifel die therapeutischen Ressourcen bevorzugt einem Patienten zuteilen, der noch überhaupt nicht die Chance hatte, eine stationäre Therapie zu bekommen.

HTH,

Sebastian

Wenn ich eine andere Frage von Dir lese, dann würde ich fast sogar behaupten, dass dass, was Du erlebst geradezu typisch ist und ein Wechsel der Klinik eher keine Lösung in Bezug auf das Therapieziel erbringt.

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Hallo,
Reden wir über Magersucht ?
Es ist der Job von Therapeuten, das Kernproblem herauszufinden und darauf aufbauend Lösungswege zu finden. Das ist in jeder Klinik gleich.
Vielleicht wird es vom Patienten als Seelenstiptease empfunden, aber man wird doch nicht vorgeführt. Vielmehr erfährt man, dass es Menschen mit ähnlichen Problemen gibt. Das ist doch an sich schon mal entlastend.
Wenn Seelenleid körperlich krank macht ,dann ist es doch toll, das es spezielle Kliniken gibt!
Aber es kann halt wehtun, wenn alte Wunden aufgerissen werden, die man so prima verdrängt hat…
Keine Ahnung, wie lange Du in der Klinik bist, wie alt Du bist und was der tatsächliche Grund für den Klinikaufenthalt ist, aber ich wünsche Dir den Mut zum Durchhalten!
Mao

Hi,

auf Sebastians Beitrag hin habe ich auch mal geguckt, was Du sonst noch hier fragst. Und ich schließe mich ihm an: die psychosomatische Klinik ist nicht da, um Dir nach dem Mund zu reden und Dir Deine Wünsche zu rfüllen. Sie wollen auch nicht deine Freunde sein. Das ist alles nicht das Ziel des Aufenthaltes. du sollst ein besseres Verhältnis zu Dir bekommen.
All das braucht aber Deine kooperation. Ohne die geht es nicht. Du brauchst dich nicht voller Begeisterung in jede Minute des Tages Stürzen - mitmachen und geschehen lassen und gucken was passiert ist genug. Und es ist auch anstrengend genug.

Ich wünsche Dir viel ERfolg.

die Franzi

Es mag sicherlich Gründe geben, die in einer Klinik (oder vermutlich eher deren Personal) liegen, die einer erfolgreichen Therapie massiv im Wege stehen können. Es gibt aber auch Dinge, die in einer konkreten Krankheitssituation und deren nötiger Therapie begründet sind, die für den Patienten zwar einerseits erheblich belastend, andererseits aber eben auch notwendig sind, um zu einem Therapieerfolg zu kommen. Und da gibt es dann zwei Varianten: Man wechselt in eine andere Klinik, die dies genau so handhabt, und steht dann wieder vor dem selben Problem, oder man wechselt in eine Klinik, die zwar den eigenen Vorstellungen entspricht, aber gerade deshalb nicht besser sein muss, sondern ggf. sogar schlechter ist, weil sie so den nötigen Therapieerfolg dann nicht erreichen kann.

Natürlich gibt es für jede Erkrankung durchaus unterschiedlichen Therapieansätze, und kann es notwendig/sinnvoll sein, einen anderen Therapieansatz im Einzelfall zu wählen. Nur sollte man sich gerade im psychosomatischen Bereich darüber klar sein, dass eine erfolgreiche Therapie nie „Ponyschlecken“ sein kann, weil man bei solchen Therapien immer an die psychischen Ursachen ran muss, was nicht ohne Belastungen und Schmerzen abgehen wird. Zudem führt gerade bei Essstörungen auch kein Weg daran vorbei, möglichst schnell und konsequent auch gerade an dieser Baustelle anzusetzen, und z.B. so Dinge wie das Verbot des ständigen Wiegens (siehe andere Frage) auszusprechen, auf regelmäßiger Nahrungsaufnahme sowie Kontrolle des Beibehaltens der Nahrung, … zu bestehen.

Das muss für Betroffene natürlich eine unglaublich harte Zeit sein. Insoweit kann ich da jegliche „Fluchttendenz“ absolut verstehen. Aber auf der anderen Seite muss man eben erkennen, dass Therapie in einer solchen Situation gar nicht „weiche Welle“ funktionieren kann. Und wenn man so weit gekommen ist, dass Therapie notwendig und auch begonnen worden ist, dann ist es sicherlich lohnend, diese Geschichte auch mit der Unterstützung von Therapeuten, die ihr Handwerk verstehen, und Familie und echten Freunden durchzustehen, die einerseits sicherlich auch Verständnis für die Belastungen einer solchen Situation haben, andererseits aber eben auch sicherlich zum Durchhalten raten werden.