Kann Kirche mit den Missbrauchsfällen

… hoffnungsvoll in die Zukunft gehen?

2010 wurden unter anderem die katholische Kirche durch die Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle tief erschüttert. Kann Kirche mit dieser Geschichte hoffnungsvoll und glaubwürdig in die Zukunft gehen?

Hallo Marcel.
leider verschwand meine Antwort von eben - deshalb nochmals:
Kirche, Gemeinde usw. - das sind doch wir alle,nicht nur der Klerus. Man schaut immer noch oben und vergisst, das jeder Erwachsene selbst für das Leben oder Sterben einer Gemeinschaft mitverantwortlich ist.
Wo Menschen agieren, werden Fehler gemacht.
Man zieht doch auch nicht aus einer Stadt weg, nur weil der Bürgermeister nichts taugt.
Es wird also ganz darauf ankommen, wie „lebendig“ die Kirche noch ist.
Alles Gute
Heidi

muss ins krankenhaus, kann erstmal keine antworten geben.
mfg

melanie

hoffnungsvoll ja, aber glaubwürdig wird die Kirche nie sein -
die letzte Serie von Missbrauchsfällen der Kirche wird kaum längerfristige Schäden anrichten, da dies über Jahre immer wieder vorkommt und die „Gläubigen“ das bisher sehr schnell wieder vergessen haben. So gesehen können sie hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, dass wie bisher auch diesmal bald Gras über die Sache gewachsen ist. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Kirche mit Missbrauchsaufdeckungen herumschlagen muss.
Jedes Mal hat es kurzfristig eine Austrittswelle gegeben, aber ich vermute mal dass von denjenigen die ausgetreten sind, die wenigsten wirklich gläubig waren, sondern die meisten als Baby getauft worden sind, und sich nie selber bewusst für die Kirche entschieden hatten. Und ich denke da liegt das Hauptproblem der Kirche - sie vertreten viele Lehren, woran kaum ein Kirchenmitglied steht.
Wer glaubt an die Hölle, oder wer steht dahinter das Verhütung verboten ist, oder wie oft hört man das Pfarrer doch heiraten sollen. Die Liste lässt sich sicher noch fortsetzen. Doch dass diese Lehren nicht einmal aus der Bibel stammen, sondern von Kirchenvätern erdacht wurden, weiß kaum jemand.
Ein gläubiger Katholik wird deswegen nicht austreten, da es ja Taten von einzelnen Personen sind. Dafür kann man nicht die ganze Kirche verurteilen.

Worüber sich die Kirche aber in Zukunft wirklich Sorgen machen muss ist in der Bibel in Offenbarung Kapitel 17 beschrieben. Besonders der Vers 16 beschreibt dies sehr anschaulich…

Reue, Umkehr und Vergebung sind die Grundpfeiler des Christentums.
Sollte Reue und eine Änderung bei der kath. Kirche da sein, kann es auch gut weitergehen.

Ich bin nicht katholisch. Aber wenn wir die Geschichte der letzten 2000 Jahre betrachten, müsste die katholische Kirche ohne Hoffnung schon längst gestorben sein!

MW

Hallo marcel 1307,
in Deiner Frage verzichtest Du auf die Unterscheidung kath. bzw. evang. Kirche und ich denke das hast Du bewußt so formuliert. Die ev.-luth. Kirche (der ich angehöre)ist bis jetzt von einer breiten Mißbrauchswelle verschont geblieben. Aber es ist davon auszugehen, dass auch hier wie in Ämtern, Vereinen u.ä. Mißbrauch seelisch wie körperlich ereignet hat und immer vorkommen kann. Ich denke das hat weniger mit Sexualität sondern mit der Macht über andere etwas zu tun. Was aber die kath. Kirche betrifft, hat aus meiner Wahrnehmung und Meinung nur sehr komplexe Veränderungen eine Chance wieder Glaubwürdigkeit zu erhalten:

  1. Veränderungen der Hierarchie und Machtstruktur
  2. Einführung von Kontrollsystemen und Mechanismen
  3. Frauen in kath. Führungspositionen
  4. breite Möglichkeiten der Öffentlichkeit in ALLE Verflechtungen von Kirchen/Gesellschaft/ Wirtschaft und Staat Einsicht zu haben.
    5, Kompromisslose Unterordnung in die Justiz - daher keine innerkath. Gerichtsbarkeit mehr!
    Ich möchte aber noch einmal darauf hin weisen, dass alles was hier auf der Erde geschieht von Menschen getan und auch verantwortet wird! Als Christ habe ich die erhöhte Verantwortung die menschliche und religiösen Vorschriften einzuhalten: das gelebte Christentum also! Leider weisen auch Christen die gesamte Klaviatur menschl. Eigenschaften auf — bis zum Mißbrauch!
    Ich hoffe Denkanstöße gegeben zu haben!
    MfG - Die Mamsell

klar kann sie das. Sie muss ehrlich und schonungslos aufklären, was geschehen ist und sich wieder auf die zentralen Inhalte der christlichen Botschaft konsentrieren.
gr
hans

Hallo,
hoffnungsvoll: ja.
Die Christliche Kirche besteht aus Menschen, die im Namen Jesu zusammenkommen, an die zentralen Botschaften der christlichen Gemeinschaft glauben und sich bemühen, diese in ihr Leben zu integrieren. Diese Gemeinschaft ist zunächst einmal losgelöst von den heute exestierenden Kirchenorganisationen zu sehen! In der christlichen Kirche kommen Menschen zusammen, und Menschen sind niemals fehlerfrei. Wir können uns nur bemühen und auf Vergebung hoffen. Wir haben das Versprechen, dass uns geholfen wird.

glaubwürdig: zur Zeit schwierig
Die katholische Kirche (und stellenweise auch die evangelische Kircher) als Institution hat hier schon sehr stark gelitten, nicht so sehr durch das (schlimme) Fehlverhalten einiger, sondern durch die systematische Vertuschung der Taten innerhalb der Organisation. Das Problem ist hier aber die Organisation und deren Strukturen und nicht die eigentliche Christliche Kirche (vgl. oben).

Gruß,
Carsten

Die Kirchen mit diesen Missbrauchsfällen sollte öffentlich als Einheit auftreten und sich dafür entschuldigen. Die Kirchen könnten gerade jetzt viel Gutes tun… außerdem sollte das Zölibat aufgehoben werden; Gott hat für jeden Menschen vorgesehen in einer Familie zu leben.

Ich finde, dass ist keine Frage, die man als Experte beantworten kann.
Dazu wäre eine längere Diskussion nötig, zu der ich mich im Moment nicht in der Lage sehe

Hallo,

leider war ich in Urlaub, sodass ich die nachricht jetzt erst lese.

Entschuldigung.

Carina Schewe

Hi,

von Seiten der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) kann ich sagen, dass wir uns schon lange vor diesen Missbrauchsfällen mit dem Thema auseinadergesetzt haben.
Das Ergebnis war u.a. die Verabschiedung eines Verhaltenskodex für Haupt- und Ehrenamtliche, die Herausgabe von ausführlichen Leitlinien für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sowie ein Notfallplan „Gewalt, Vernachlässigung, Sexueller Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen - Was tun?“.
Mehr dazu mit allen angesprochenen Dokumenten unter http://www.emk.de/alters-und-personengruppen+M55321b…

Allgemein denke ich, dass die Kirchen sehr hoffnungsvoll in die Zukunft schauen können, da in der Gesellschaft großer Bedarf an Orientierungspunkten für das eigene Leben vorhanden ist. Und diese können denke ich viele Kirchen bieten. Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der verschiedenen Kirchen ist, dass sie auf der einen Seite mit der Zeit gehen (!) und auf der anderen Seite ihren Überzeugungen und Werten treu bleiben. An vielen Stellen mangelt es m.E. momentan aber eher an Modernisierung, v.a. was die Kirchenoberen angeht. An der Basis sind hier viele flexibler und zum Glück gibt es auch Kirchenobere, die mit der Zeit gehen.

Gruß, Joris

Hi,

von Seiten der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) kann ich sagen, dass wir uns schon lange vor diesen Missbrauchsfällen mit dem Thema auseinadergesetzt haben.
Das Ergebnis war u.a. die Verabschiedung eines Verhaltenskodex für Haupt- und Ehrenamtliche, die Herausgabe von ausführlichen Leitlinien für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sowie ein Notfallplan „Gewalt, Vernachlässigung, Sexueller Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen - Was tun?“.
Mehr dazu mit allen angesprochenen Dokumenten unter http://www.emk.de/alters-und-personengruppen+M55321b…

Allgemein denke ich, dass die Kirchen sehr hoffnungsvoll in die Zukunft schauen können, da in der Gesellschaft großer Bedarf an Orientierungspunkten für das eigene Leben vorhanden ist. Und diese können denke ich viele Kirchen bieten. Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der verschiedenen Kirchen ist, dass sie auf der einen Seite mit der Zeit gehen (!) und auf der anderen Seite ihren Überzeugungen und Werten treu bleiben. An vielen Stellen mangelt es m.E. momentan aber eher an Modernisierung, v.a. was die Kirchenoberen angeht. An der Basis sind hier viele flexibler und zum Glück gibt es auch Kirchenobere, die mit der Zeit gehen.

Hallo zusammen
Erst jetzt entdecke ich dieses Thema, Danke für die Inspirationen.
Bin selber Theologe und überzeugtes Kirchenmitglied.

Am wichtigsten ist, dass das sinnlose Leid, welches mit sexueller Entwürdigung verbunden ist, ernst genommen wird.
Ich finde auch wie C. Funke, dass die systematische Wirkung das Kernproblem darstellt, also die Wechselwirkung/Eskalation von Vertuschung (alter Fehler) und Bestrafung (derer die auf Fehler aufmerksam machen).

Ernstnehmen heisst, daraus lernen, damit wenigstens heute da und dort der (Macht-) Missbrauch eingedämmt wird.
Es beginnt damit, aktuell bestehende Missstände mit Ort, Datum und Situationsangabe beim Namen zu nennen.
Was sind konkrete Ereignisse, die Ihnen den Eindruck geben, hier wird Macht missbraucht?¨
Gruss Thomas Hotz

Hallo @Thomas_Hotz_Keiser,
schön, dass Du Dich wieder hier meldest. Möglicherweise ist Dir entgangen, dass der Beitrag, auf den Du antwortest aus dem Jahre 2011 ist und der Fragesteller / die Mitstreiter möglicherweise gar nicht mehr aktiv hier mitlesen. Ich wollte jetzt nur antworten, damit Du ne Antwort kriegst :wink:
*wink*
Jana

1 Like

Hallo Jana
Danke, das ist schon mal was. Ein Echo und nicht einfach nur Schweigen, wie man das von Kirchenführern manchmal erlebt. Echt nett.
Ja, kann sein dass die damals Aktiven sich irgendwie woanders tummeln jetzt.

Das Thema allerdings - die demokratische Kontrolle von Machtgebrauch in der (hier vor allem die römisch-katholische) Kirche - das ist für mich brennend aktuell.
Für Fragen, Problemanzeigen und Antworten bin ich dankbar.

Und dir, Jana, für den aktivierenden Beitrag,
Gruss Thomas