Kann man 100%ige Fehlerfreiheit 'verlangen'?

Hallo

Ich frage mich ob eine Firma eigentlich von seinen Mitarbeiter verlangen kann, das sie 100%ig Fehlerfrei arbeiten?

In einer Firma arbeiten etwa 40 Leute. Diese bearbeiten jeden Tag im Schnitt 16.000 Produktionseinheiten.
Jeden Tag kommt es von den 16.000 Produktionseinheiten auf etwa 10(!) „nicht geschafften Produktionseinheiten“. Sie sind entweder beschädigt oder Fehlerhaft oder zu spät fertiggestellt. Ist für das Beispiel auch nicht weiter wichtig.

Die Mitarbeiter bekommen deswegen immer mehr Druck um diese maximal 10 Einheiten ebenfalls noch auf die Strasse zu bekommen. Einmal ist es den Mitarbeitern gelungen und es gab 0 Fehler (Da war wohl Glück, Zufall und Schicksal im Spiel). Auf diesem Ergebnis wird nun „aufgebaut“, das es ja wohl anscheinend doch geht.
Die Arbeit ist zudem sehr stressig und man muß sehr schnell arbeiten. Knapp 4 Stunden ohne Pause.

Ich persönlich finde, das man bei 16.000 Einheiten von 37 Mitarbeitern in 3,5 Stunden 10 Fehler hat ist ein ziemlich gutes Ergebnis (In der Regel liegt die Fehlerqoute noch niedriger, so bei 5 Einheiten oder so).

Durch die ewigen Ermahnungen „Einträgen in die Personalakte“ und dergleichen geht die Moral in den Keller (doch dank der Arbeitsmarktlage wissen sie ja, das niemand von selbst geht).

Mich würde mal eure Meinung zu dieser Sache interessieren.
Findet ihr, das man absolute Fehlerfreiheit verlangen kann?
Ich denke mal irgendwelche Richtlinien oder Auflagen gibt es wohl nicht, oder?

Danke für eure Meinungen

Gruß
Andreas

Mich würde mal eure Meinung zu dieser Sache interessieren.
Findet ihr, das man absolute Fehlerfreiheit verlangen kann?
Ich denke mal irgendwelche Richtlinien oder Auflagen gibt es
wohl nicht, oder?

Hallo Andreas,

ganz ohne Fehler zu arbeiten ist nicht so leicht - aber anstreben sollte man das schon.

Dazu gehören aber zwei: Die Führung des Betriebes und die Arbeiter.
Es sollte untersucht werden, wodurch die Fehler entstehen. Kann man beim Handling vielleicht etwas verbessern? Müssen die Arbeiter öfter mal eine Pause machen, damit sie besser und konzentrierter arbeiten können?

Belegschaft und Führung könnte gemeinsam darüber nachdenken, wie man das Ziel erreichen kann und man könnte nach und nach Verbesserungen einführen, die schliesslich zu einer fehlerfreien Produktion führen.

Wenn die Führung einfach nur Druck ausübt, macht sie es sich evtl. zu leicht. Und wie Du selbst sagst, geht die Motivation dabei verloren.

Einen Betriebsrat habt ihr wahrscheinlich nicht - oder?

Gruss
PW

Hallo

Ich frage mich ob eine Firma eigentlich von seinen Mitarbeiter
verlangen kann, das sie 100%ig Fehlerfrei arbeiten?

ja, sie muss es sogar. Denn was Rückrufaktionen anrichten, hat ja Toyota wunderbar bewiesen. Im Qualitätsmanagement diskutiert man, welche Fehlerquoten annehmbar sind; aber je nach Branche und Produkt/Dienstleistung kann das eben stark variieren.

Hier ein Beispiel:
Wer ein neues Auto kauft, erwartet zu Recht, dass dieses einwandfrei und sicher funktioniert. Deshalb muss die Automobilindustrie tatsächlich die Null-Fehler-Strategie anwenden. Bereits eine tolerierte Fehlerquote von 1% könnte beispielsweise bedeuten, dass bei jedem einhundersten Fahrzeug die Bremsen versagen. Keine Automarke würde dieses Image lange überleben, und vermutlich kein Kunde würde bei diesem Hersteller kaufen.

(Quelle: http://arbeitsorganisation.suite101.de/article.cfm/d…)

Genauso ist es bei Flugzeugen: Ist eine 99%ige Sicherheit, dass das Flugzeug von A nach B kommt, ausreichend? Wohl nicht! Würd ja heißen, dass von von 100 Fliegern 1 Flugzeug abstürzt. Wer würde da noch fliegen wollen?

Oder bei der Stromversorgung, oder beim Arzt…

Also ich finde, Null-Fehler-Politik ist durchaus sinnvoll, denn es schadet sowohl dem Firmenimage als auch den Kunden, wenn regelmäßige Fehler auftreten. Daher kann es eine Firma sehr wohl von ihren Mitarbeitern verlangen; es kommt ja wiederum ihnen zugute, denn schlechtes Image führt irgendwann von sinkendem Umsatz zur Arbeitsplatzeinsparung.

Gruß, Leebo

Hi Andreas,

ich gebe meinen Vorschreibern Recht, dass es Sinn macht, eine 100%ige Fehlerfreiheit anzustreben, besonders wenn es sich um Produkte handelt, bei denen uns ein Sicherheitsaspekt sehr wichtig ist. Auch bzgl. der Wirtschaftlichkeit könnte ich das Unternehmen einigermaßen verstehen. Die Konkurrenz aus China etc., die wesentlich billiger (und auf Kosten der Mitarbeiter) arbeitet, setzt die hiesige Wirtschaft unter Druck.

Dennoch: Wer seine Mitarbeiter massiv unter Druck setzt, demotiviert sie (wie du ja selbst schreibst) und/oder macht sie krank und am Ende verliert das Unternehmen vielleicht qualifizierte Mitarbeiter. Leider gibt es Unternehmen, die die Folgekosten (Vertretungen, Umschreibung der Personaleinsatzpläne, Aushilfskräfte etc.) in Kauf nehmen und das quasi auf die Mitarbeiter umlegen. Zynische Randbemerkung: Am Ende am besten noch über mangelndes, qualifiziertes Personal in Deutschland meckern *kopfschüttel* Wer in solch einem Unternehmen arbeitet, muss sich darüber klarwerden, ob er das aushalten kann/will/muss, wenn die Bezahlung gut ist, oder ob er sich etwas Neues sucht, sofern das möglich ist. Sollte es keinen Betriebsrat geben, macht man sich mit seinem persönlichen Engagement für eine Verbesserung noch schnell zum Aufwiegler.

Zum Thema „Arbeit macht krank“ gab es in der Zeitschrift Berlin Maximal (–> Wirtschaftsblatt für Berlin, ich glaube, in der Mai-Ausgabe) übrigens einen sehr ausführlichen Artikel.

Liebe Grüße,
sgw

Hallo
Problem ist einfach, das die Vorgaben vom Konzern selbst gemacht werden und die verschiedenen Zentralen diese „einzuhalten haben“.
Von daher ist die Führung relativ hilflos und versucht mit Drohungen und Einschüchterungen bei den Mitarbeitern etwas zu erreichen.
Jeder gibt halt was er kann, aber wie gesagt, bei 16.000 Einheiten kann schon mal etwas passieren.

Betriebsrat gibt es schon, aber in meinen Augen tut der da auch nichts gegen. Liegt eben in der Konzernpolitik. Da ist auch ein kleiner Betriebsrat relativ machtlos :smile:

Gruß
Andreas

Hallo
Deine Aussage ergibt durchaus Sinn, da es hierbei ja auch um direktes Menschenleben geht.
Hatte auch tatsächlich mit einer Aussage in diese Richtung gerechnet :wink:

Allerdings Frage ich mich, ob solche „Produktionsstätten“ auf „besonders Schnelle Arbeit“ ausgelegt ist?
Wird ein Auto oder Flugzeug - sofern von Hand - im Eiltempo zusammengebaut? Reicht es wenn der „Schweisser am Band“ seine Nähte in Rekordzeit „anpappt“, oder wird ihm nicht gewährt seine Nähte ruhig und ordentlich zu machen und vielleicht noch Zeit um die Naht zumindestens nach Sicht zu kontrollieren (ich weiß, es gibt Schweißroboter, ist jetzt nur als Beispiel).

Und der Arzt: Macht er seine Operationen in Akkordzeit; Patient aufschlitzen, schnell den Tumor entfernen und Patient wieder zu, oder wird ihm nicht auch eine Zeit eingeräumt in der er noch schauen kann ob weitere Tumore in der Nähe sind oder bei Komplikationen entsprechend zu handeln, anstatt den Patienten „für fast Tod zu erklären“ und sich einfach dem nächsten widmet.

Mal als Beispiel bei mir:
Vor meiner Position an der Bandanlage wurde mir heute ein Kollege hingestellt, der allgemein als Langsam und Faul gilt (eher zum Trotz). Da wurde mir dann schon vor Arbeitsbeginn wie selbstverständlich gesagt „Das ich wohl mit einigen Durchlaufenden Einheiten zu rechnen hätte“. Diese kann ich dann entweder wieder heraufschieben oder am Ende des Bandes herunternehmen.
So kamen zu meinen 800 Einheiten dann noch mal an die 500 Einheiten hinzu, die in irgendeiner Weise bearbeitet werden mußten.
Und hinterher kam dann noch so ein Spruch wie „Ich hoffe, das Ihre Produktionsqualität nicht darunter gelitten hat“.
Überhaupt ein Unding diese Person an diese Stelle zu setzen, wo jeder schon gesagt hat, das dies nicht gut geht (er kann durchaus auf seiner „Lieblingsposition“ eingesetzt werden, wo er dann halbwegs vernünftig arbeitet).
Aber dann stellen sich die „hohen Herren“ daneben und schütteln mit dem Kopf und man muß sich fragen: Haben die überhaupt eine Ahnung von der Materie?
Und das ist schon ziemlich traurig, wenn man als „kleiner Mitarbeiter“ merkt, das die Führungsspitze keine Ahnung hat, keine Entscheidungen treffen kann und alles immer irgendwie auf die „kleinen“ abwälzt um die Schuld dann abtreten zu können.

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Angewandte Idiotie
Hallo Andras,

Ich frage mich ob eine Firma eigentlich von seinen Mitarbeiter
verlangen kann, das sie 100%ig fehlerfrei arbeiten?

Klar kann sie das verlangen. Sie kann auch von allen Mitabeitern verlangen, neben der Arbeit ein Wirtschaftsstudium abzulegen oder Chinesisch zu lernen. Inwieweit die Erfüllung der Forderungen realistisch ist, ist eine andere Frage.

Zunächst einmal gehen für die bisher gebrachten Beispiele mit Autos oder Flugzeuge am Thema vorbei. Auch bei der Produktion von Autos oder Flugzeuge werden Fehler gemacht. Durch eine sorgfältige Kontrolle der Produkte werden dann Fehler gefunden und ausgebessert (oder auch nicht). Hier geht es darum dass schon der Herstellungsprozess im ersten Ansatz fehlerfrei erfolgt.

Qualität kostet Geld. Fehlerfreiheit kostet viel Geld. Perfektion kostet immens viel Geld.
Wenn ein Massenprodukt, z.B. Schrauben gefertigt wird, geht man mit der Fertigungsqualität bis zu einen gewissen Level und akzeptiert fehlerhafte Produkte, die man danach auszuselektieren versucht. Alles andere ist unrentabel. Bei manchen elektronischen Produkten, z.B. bei manchen Monitoren, gibt es keine vernünftige Endkontrolle mehr. Ist ist rentabler dem Kunden ein defektes Gerät auszutauschen.

Jeden Tag kommt es von den 16.000 Produktionseinheiten auf
etwa 10(!) „nicht geschafften Produktionseinheiten“. Sie sind
entweder beschädigt oder Fehlerhaft oder zu spät
fertiggestellt.

Wenn es also der Leitung gelingt, dass weitere 10 Geräte fehlerfrei hergestellt werden, bedeutet dies eine Produktionssteigerung von 0,06 %. Auch wenn man den finanziellen Verlust der Ausgangsmaterialien berücksichtigt ist das einfach nur lächerlich.

Durch die ewigen Ermahnungen „Einträgen in die Personalakte“
und dergleichen geht die Moral in den Keller (doch dank der
Arbeitsmarktlage wissen sie ja, das niemand von selbst geht).

Menschen machen Fehler. Wenn Menschen schnell oder unter Druck arbeiten, machen sie mehr Fehler., je schneller oder je höher der Druck, desto mehr Fehler.

Manche Vorgesetzte haben nun ein leicht paranoides Menschenbild. Sie glauben, dass ihre Angestellten faul, schlampig und uninteressiert sind. Sie denken, dass sie ihren Mitarbeitern nur gehörig Dampf unter dem Hintern machen müssen und dann klappt das schon. Sie glauben auch, dass sie selber die gleiche Tätiglkeit noch schneller und ohne Fehler machen würden (ohne Witz). Druck machen ist eine einfache und häufig wirksame Strategie, die zudem sehr billig ist und auch vom dümmsten Vorgesetzten beherrscht wird.

Erfahrungsgemäß reagieren Mitarbeiter auf so was mit Vermeidungsstratien. Man versucht zu vermeiden, dass die Vorgesetzten Fehler sehen und versucht eine perfekte wunderbare Welt vorzuführen, was die Vorgesetzten in ihrer Einschätzung bestärkt (Kaum haue ich hier auf den Putz, schon klappt alles).

Die Mitarbeiter bekommen deswegen immer mehr Druck um diese
maximal 10 Einheiten ebenfalls noch auf die Strasse zu
bekommen.

Das ist angewandte Idotie. Wirtschaftlich wäre es viel sinnvoller 15.990 Einheiten mit 36 Angestellten herzustellen oder die Produktionszeit auf 3 Stunden und 25 Minuten zu senken.

Was will also die Leitung mit einer Fehlerquote von 0 %. Es ist eine Kennzahl, mit der man glänzen kann, wenn man sonst nicht viel zu bieten hat.

Was kann ich dir nun persönlich dazu sagen?
Zunächst einmal hast du mein Mitgefühl.
Dann kann ich dich damit trösten, dass du nicht allein bist. Ungerechte und irreale Anfordungen sind fast normal. Die Meisten hier im Forum können dir sicherlich Erfahrungen berichten.

Wenn ihr keine Ausweichstrategien entwickelt, z.B. mehr defekte Geräte überseht, wird es weiterhin eine Fehlerquote geben. Sie wird aufrund statistischer Fluktuation von Produktionslauf zu Produktionslauf schwanken.
Die Leitung wird irgendwann die Lust an dem Thema verlieren. Was soll sie denn anderes tun als drohen und sich aufblähen. Sie entlassen ja noch nicht mal den „langsamen“ Mitarbeiter. Wenn es also nicht wirkt, gibt sie irgendwann auf.

Gruß
Carlos

Hallo

Danke zunächst mal für deinen langen Beitrag.

Das sich diese „Sache“ irgendwann im Sande verläuft ist schon richtig. Aber es ist eigentlich nur, das sich das „Bäumchen wechselt“. Also in diesem Monat ist es das besonders auf die Etikettierung geachtet wird, dann im nächsten Monat müssen bestimmte Einheiten Schriftlich festgehalten werden und dann gehts darum, das alle Mitarbeiter umgehend abzustempeln haben, sobald die letzte Einheit übers Band gelaufen ist und nicht noch mit den Nachfolgenden Kollegen irgendwelche Arbeitsrelevanten Sachen bereden.

Das mit dem Druck ist wirklich so. Und ist immer wieder interessant, wie sie sich darüber aufregen, das Kollegen „einfach so zum Arzt gehen“. Frechheit so etwas.
Zumal jedem Kollegen dem nicht gerade ein Arm fehlt (tatsächlich schon mal vorgekommen :frowning: - In die Bandanlage geraten… Schlimmer Anblick), dieser noch „geraten“ wird, trotz Krankschreibung vielleicht doch zur Arbeit zu kommen.

Das schönste dabei ist dann noch anzusehen, wie sich die „Leitenden“ irgendwelche Pokale von der Hauptzentrale hinstellen für „ihre gute Leistung bei der Produktion“.
Ja, man kann manchmal gar nicht so viel Essen, wie man kotzen könnte :smiley:

Ich sag immer - wenn sie sich drüber beschweren, das wieder einer krank geworden ist - „Wieso, was wollt ihr denn? Ihr macht die Leute hier kaputt und da müsst ihr euch doch nicht wundern, wenn sie auch kaputt gehen“.

Auch ziemlich schlimm ist immer noch dieses „Großkotzige und überhebliche“ getue von den Vorgesetzten, die alles mit ihrer Leichtigkeit sehen („Wieso? Wo ist das Problem… Andere schaffen das ja auch“).

Heute war ja auch wieder toll. Ich hatte ja gestern diesen langsamen/faulen Kollegen vor mir, wo dann zum Schluss noch zwei Kollegen hin mußten um seine liegengebliebenden Einheiten zu bearbeiten.
Da ich mich ja auch die ganze Zeit um seine durchgelaufenen kümmern mußte sind mir zwei Fehler passiert.
Da stellen sie sich heute morgen bei mir hin und zeigen mir die Fehlerzettel. Ich sage so „Ja, gibts dem vor mir, denn wegen ihm ist mir das ja passiert!“ und da sagte der Vorgesetzte doch noch Kackenfrech „Ja, bei ihm war alles in Ordnung“…
Also manchmal möchte man sich einfach nur selbst Verstummeln um diesen Stress nicht mehr mitmachen zu müssen :frowning:

Gruß
Andreas

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Wie man es verstehen kann
Hallo

Danke zunächst mal für deinen langen Beitrag.

Wenn ich alles geschrieben hätte, was mir im Kopf spukte, wäre es ein halbes Buch geworden. Z.B. das nach dem Thema Fehlerquote die nächste Sau durch Dorf gejagd wird.

Woher kommt das Problem?
In der Wirtschaft geistert ein Gespenst umher. Die Produktivität muss ständig gesteigert werden, z.B. 5 % pro Jahr, damit man konkurrenzfähig bleibt.
Nun sind 5 % Produktionsteigerung jährlich ein hartes Brot, wenn man nicht bei einer antiken Klitsche anfängt, kein Geld in die Hand nimmt und keine cleveren Leute mit cleveren Ideen hat.

Da sitzt nun eine alte bestehende Firmenleitung, die Druck von der Konzernzentrale erhält, produktiver, qualitativ besser, flexibler, usw., also einfach besser zu werden, und sie haben keine Ahnung, wie sie das machen sollen. Also probieren sie herum.
Warum sind Unternehmensberater wohl so gefragte Leute:
http://www.youtube.com/watch?v=ko5CCSomDMY

Viele Führungskräfte haben das Sagen, aber nicht mehr Ahnung, als die Leute, die sie „führen“. Dies können sie häufig nicht vor sich selbst zugeben und schon gar nicht vor Untergebenen.
Vor sich selbst nicht, weil dann die Legitimation für die Privilegien und die eigenen Führungsposition dahin wäre.
Und vor dem Untergebenen ist das, wie bei einem großen gefährlichen Hund. Man darf ihn nicht spüren lassen, dass man Angst hat, sonst verliert man jegliche Autorität und Macht.
Schau dir mal den „faulen“ Kollegen an. Wie geht er mit den Vorgesetzten um und sie mit ihm.

Da stellen sie sich heute morgen bei mir hin und zeigen mir
die Fehlerzettel. Ich sage so „Ja, gibts dem vor mir, denn
wegen ihm ist mir das ja passiert!“ und da sagte der
Vorgesetzte doch noch Kackenfrech „Ja, bei ihm war alles in
Ordnung“…

Genau das meine ich. Dich glauben sie noch disziplinieren zu können. Bei dem Kollegen haben sie es aufgegeben.
Ich persönlich würde folgendes sagen: „Sie tun mir unrecht und Sie wissen es auch. Ich arbeite nach besten Kräften und mit vollen Bemühen. Besser geht es nicht. Was ist also Ihr Ziel und wieso glauben sie Ihr Ziel mit diesem Mittel zu erreichen?“

Übrigens gibt es nichts tödlicheres für Aktionen, die auf die Psyche von Mitarbeitern zielen, als respektvoll aber klar offenzulegen, so in dem Stil: „Ich denke, dass die Qualitätsoffensive betriebswirtschaftlich nicht viel Sinn macht und es nur darum geht eine schöne Kennzahl zu haben, mit der man einen Pokal holen kann, aber nicht die Stellung am Markt gewinnt.“

Dabei muss man aber darauf gefasst sein, dass Führungskräfte, wenn sie schon keine Ideen haben, immer eine Kiste mit rethorischen Tricks haben. Z.B.:
„Ein defektes Gerät kostet 99 € (dabei wird dann tricksenderweise der Endpreis im Handel genannt). Wollen Sie die 10 defekten Geräte von ihrem Gehalt abgezogen bekommen?“

Gruß
Carlos

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Hallo!

Also ich finde, Null-Fehler-Politik ist durchaus sinnvoll,
denn es schadet sowohl dem Firmenimage als auch den Kunden,
wenn regelmäßige Fehler auftreten. Daher kann es eine Firma
sehr wohl von ihren Mitarbeitern verlangen …

Können schon. Aber es ist nahezu utopisch und kontraproduktiv. Besser wäre eine funktionierende Qualitätskontrolle, um fehlerhafte Teile auszusondern. Das kann man nicht durh psychischen Druck auf die Mitarbeiter ersetzen, weil dadurch nur noch mehr Fehler passieren. Dem einzelnen Mitabeiter muß man eine gewisse Fehlerquote zugestehen, auch wenn die Firma insgesamt einen Null-Fehler-Anspruch hat.

Gruß,
Max

es kommt ja

wiederum ihnen zugute, denn schlechtes Image führt irgendwann
von sinkendem Umsatz zur Arbeitsplatzeinsparung.

Gruß, Leebo

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Hallo

Das Video war mal richtig geil. Habe mich kopfschüttelnd gekugelt vor Lachen, denn so „lustig“ wie es ist; So Recht hat er doch. Speziell am Schluss der Vergleich mit den Feuerwehrmännern etc.

Das mit der Produktionssteigerung kenne ich wohl auch. Man kam im letzten Jahr schon nicht mehr hinterher also wird im nächsten Jahr die Produktion ein bisschen gesteigert.
Oder am Ende der Arbeit kommt der Chef und macht die Bandanlage schneller, weil er meint, das dann auch alle schneller arbeiten würden. Das Problem ist dann aber leider nur, das alle Einheiten bis zu mir durchlaufen und dann wieder nach oben geschleppt werden müssen. Wobei ich mich dann meistens mit einem „Vogel Zeig“ verabschiede und nach Hause gehe.

Auch das mit dem Vorhalten der Kosten kommt mir sehr bekannt vor. „Jede verlorene Einheit bedeutet ein Verlust von 60 Euro für die Firma. Das sind bei 10 Einheiten 600 Euro am Tag. In der Woche sind das 3000 Euro die wir nicht verdient haben“.
Übrigens bei einem Gewinn von 5 Millionen Euro im Jahr :wink:

Besonders schön heute eine Dikussion mit einem Vorgesetzten. Denn heute hatten sie zu wenig Leute, so das die ersten Zuarbeiter zwei weniger hatten und somit weniger Einheiten auf dem Band waren. Plötzlich kamen alle klar und die Vorgesetzten wunderten sich (ja, das tun sie wirklich). Und ich meinte, das sie sich doch nach der Schicht mal zusammensetzen sollten und mal darüber diskutieren sollen, wie das wohl kommt, das die Arbeit besser funktioniert, wenn weniger Druck ist.
Da wurde mir entgegnet das mir der Druck doch nichts ausmachen würde. Oder was ich auch gerne höre „Du brauchst doch den Druck“…
In einer Gedankenblase sehe ich mich dann wie ich Abends teilnahmslos vor dem Fernseher sitze und plötzlich weinen muß ohne das ich weiß warum (oder doch) oder ich mir eine Klinge in den Arm Ramme um den inneren Schmerz nach außen zu bringen… Ja, ich kann den Druck ab… Keine Frage…

Gruß
Andreas

Hallo Andreas,

soweit ich es verstanden habe, arbeitest du in der fliesbandähnlichen Produktion. Ein solcher Job braucht normalerweise keine besondere Qualifikation. Meistens ist der Umgang mit Arbeitskräften um so ruppiger und respektloser, je geringer ihre Qualifikation und ihre Stellung in der Hierarchie ist.

Es gilt die Binsenweisheit, dass man Ändern muss, was man nicht Ertragen kann und dass man Ertragen muss, was man nicht Ändern kann.
Wenn du nicht in der Lage bist einen deutlich qualifizierteren Job zu finden, ist die Chance, dass es in einem anderen Job deutlich besser ist, gering.

Also stellt sich eher die Frage, wie du mit den Verhältnissen besser fertig wirst. Folgende Vorschläge hätte ich:

  • Lerne wie Chefs ticken (mir hat das sehr geholfen). Versuche sie zu verstehen.
  • Lerne die Mechanismen in deiner Firma kennen. Lese viel, z.B. hier im Forum.
  • Versuche zunächst einmal dich selber zu verändern, versuche dich selbst zu verbessern („Wobei ich mich dann meistens mit einem „Vogel Zeig“ verabschiede“ - so was geht gar nicht.)
  • Bilde dich beruflich weiter.
  • Finde einen Lebenssinn außerhalb der Arbeit: Familie, Ehrenamt, ein Lebensziel, soziale Tätigkeit, Glaube,…

Vergiss nicht, dass du mit deiner Frustration nicht alleine bist.

Gruß
Carlos

P.S. Schau dir doch auch die anderen Beiträge von Volker Pispers an. Der Mann ist einfach nur genial

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