Hallo Sine,
Könntest du mal genauer erläutern, was du unter guter Führung verstehst und worauf Hundebesitzer achten sollten, um ihrem Hund zu signalisieren, dass sie nicht der Führung duch ihn bedürfen?
Ich versuch’s gerne mal:
Gute Führung heißt, dass der Hund zu jeder Zeit jede Entscheidung des Menschen akzeptiert und sich unterordnet. Das heißt z.B. dass er ohne Widerstand seinen Liegeplatz (auch die Couch
) verlässt, wenn ihm das gesagt wird UND (wichtig!) auch keinen weiteren Versuch unternimmt, diesen wieder einzunehmen. Es heißt auch, dass ein Hund nicht an der Leine zieht, angeleint keine anderen Hunde anmacht oder in Anwesenheit seines Besitzers bellt, wenn dieser das nicht wünscht.
Es bedeutet dabei nicht zwangsläufig, dass der Mensch diese Unterordnung permanent einfordert. Entscheidend ist, dass sie dann funktioniert, WENN sie eingefordert wird. Dann kann der Hund auch problemlos diverse Freiräume genießen.
Erreichen tut man sowas nur durch eine gute Bindung des Hundes an den Menschen und durch konsequente Erziehung.
Ein Hund ohne positive Prägung und Sozialisation auf den Menschen wird auch bei bester Erziehung niemals wirkliches Vertrauen zu seinem Besitzer entwickeln. Damit gerät gleichzeitig auch Führung an ihre Grenzen. Das sollten alle Menschen wissen, die solche Hunde zu sich holen. Es erspart unter Umständen viel Frust und Enttäuschung, wenn man sich von Anfang an klar macht, dass man mit diesbezüglichen Handicaps leben muss.
Konsequente Erziehung bedeutet, dass man vom ersten Moment des Zusammenseins mit seinem Hund deutliche Grenzen setzt. Ein „Sitz“ bedeutet niemals, sich nur mal eben auf den Popo fallen zu lassen, sein Leckerchen zu kassieren und dann wieder aufzustehen. Es bedeutet, so lange auf dem Popo sitzenzubleiben, bis der Mensch etwas anderes sagt - auch wenn der Hund das grade ziemlich blöd findet. Das macht den Unterschied zwischen dem Lernen von Tricks und echter Erziehung aus.
Beigebracht wird dem Hund dabei das Meiste über rein positive Verstärkung. Auch das Sitzenbleiben lernt der Hund z.B. darüber, dass er nicht mehr fürs Hinsetzen, sondern eben fürs Sitzenbleiben belohnt wird. Wenn er das aber grundsätzlich begriffen hat, hat ein selbstständiges Auflösen des Kommandos auch negative Konsequenzen wie z.B. ein strenge „NEIN!“ und ein erneutes Hinsetzen ohne folgende Belohnung. Für den Besitzer heißt das, dass er niemals zulassen darf, dass der Hund ein Kommando selbstständig auflöst. Das ist ziemlich anstrengend
.
Ich schreibe „das Meiste“, weil es Dinge gibt, die ein Hund nicht unbedingt über rein positive Verstärkung lernen kann. Das sind die Dinge, die der Hund lassen muss. Vom Tisch klauen oder jagen sind Verhaltensweisen, die der Hund (zumindest bei mir) nicht darf. Versucht er es trotzdem, wird er bestraft. Die Art der Strafe hängt vom Hund und den Umständen ab.
Gleichzeitig ist es wichtig, bindungsfördernde Dinge mit dem Hund zu tun: Viel Körperkontakt, bei denen der Hund spielerisch auch in Positionen gebracht wird, die ihm unangenehm sind und lernt, diese zu akzeptieren. Spiele die darauf ausgelegt sind, dass der Hund vom ersten Moment an lernt, dass jede Beute seinem Menschen gehört (was bedeutet, dass der Hund niemals etwas vom Menschen wegträgt und erwartet, dass man ihm nachläuft). Spiele, die die (räumliche) Nähe zum Menschen fördern (also nichts vom Menschen weg werfen) - und ähnliche Dinge mehr.
Diese Bindungsförderung bedarf auch immer des Gegengewichts, dass der Hund lernt, Zeiten ohne seinen Menschen zu sein.
So, das ist ganz sicher nicht vollständig 
Schöne Grüße,
Jule