Kann man mit Querschnittslähmung urinieren?

Ich frage mich schon seit längerem ob man mit Querschnittslähmung normal urinieren kann oder benötigt einen Katheter? Habe nämlich noch nie einen Rollstuhlfahrer mit Querschnittslähmung und Katheter gesehen. Da das Thema durch Wetten Das jetzt aktuell ist dachte ich mir ich stelle euch mal die Frage. Vielleicht kennt sich da jemand aus.

Vielen Dank im Vorraus

Hallo,

da man durch eine Querschnittslähmung keine bzw. kaum noch eine Kontrolle über seine Ausscheidungsorgane hat wird die Blase durch Medikamente wie Tabletten oder eine Botox Spritze in den Blasenmuskel „dicht“ gemacht und um dann die Blase dennoch zu leeren nutzen Rollifahrer Katheter. Vor einigen Jahren wurde noch auf die Blase geklopft um ein leeren auf WC auszulösen aber dabei wurde die Blase nie völlig entleert. Deshalb nimmt man heutzutage Katheter an denen meist schon direkt ein Beutel dran hängt. So kann man an jedem Ort die Blase leeren und hinterher den Beutel weg schmeißen, auskippen oder was auch immer. Alles klar? :wink:

MfG
Andre

Hi,

bei einer Querschnittslähmung kommt es auf die Lähmungshöhe an, was mit der Blase passiert.
Bei ganz tiefen Lähmungen kann es auch mal sein, dass die Blase nicht betroffen ist und man normal auf die Toilette kann.
Und natürlich kommt es darauf an, ob die Querschnittslähmung komplett oder inkomplett ist. D.h. die Nerven sind komplett durch oder nur teilweise.
Es gibt auch inkomplett Querschnittsgelähmte die ganz normal laufen können. Die einen können dann normal auf die Toilette und andere wiederum müssen kathetern obwohl sie ja laufen können und man das nicht meinen würde.

Ansonsten muss man mit (komplettem) Querschnitt eigentlich immer kathetern, deine Überlegungen waren also nicht schlecht.
Ich weiß nicht wo du arbeitest oder in welchem Umfeld du einen Rollifahrer mit Katheter sehen möchtest, den Katheter trägt man ja nicht einfach so dass ihn auf der Straße alle sehen :wink:

Auf welche Art man katheterisieren muss ist wiederum von der Lähmungshöhe abhängig.
Bei Paraplegikern, das sind die bei denen nur die Beine gelähmt sind, die Arme aber völlig normal beweglich, werden Einmalkatheter verwendet. Der Rollifahrer katheterisiert sich mehrmals am Tag selbst. Das kann man meistens ganz normal auf der Toilette machen, der katheter wird danach direkt weggeschmissen.

Bei Tetraplegikern sind nicht nur die Beine sondern auch die Arme gelähmt, sie sind meistens auf Hilfe rund um die Uhr angewiesen. Einmalkatheterismus wäre viel zu umständlich, so dass diese Menschen (besonders Frauen) dann meistens einen Dauerkatheter verpasst bekommen, das ist das was du wahrscheinlich mit Katheter gemeint hast, ein Schlauch der immer in der Blase bleibt und an dem am Ende ein Beutel hängt.
Was bei Männern recht häufig gemacht wird, ist ein Harnröhrenschnitt, danach bekommen sie ein Urinalkondom angezogen, das ist etwas was den Urin der dann einfach so rausläuft auffängt und regelmäßig gewechselt werden muss. Dadurch kann man den ungesunden Dauerkatheter umgehen, denn ein Dauerkatheter führt immer dazu dass sich Bakterien ansammeln und so schlimme Infektionen entstehen können.

So wie es sich momentan anhört fürchte ich, dass der Wetten Dass-Kandidat ein Tetraplegiker werden wird. Bei Halswirbelverletzungen ist das relativ wahrscheinlich. Jetzt bleibt eben zu hofffen dass er sich doch wieder erholt. Lähmungserscheinungen können auch nach Monaten noch zurückgehen, das kommt eben darauf an wie sehr das Rückenmark verletzt wurde.
Ich drücke ihm sehr die Daumen dass er mit der Zeit möglichst selbstständig leben kann!!!

Hallo Adrenalyn86,

dazu muss ich erst einmal ein bisschen etwas über die Querschnittlähmung erzählen. Als Querschnittslähmung bezeichnet man ein Lähmungsbild, das entweder aus einer inkompletten oder kompletten Schädigung des Rückenmarks in der Rückenwirbelsäule und gegebenenfalls auch durch Schädigung der Halswirbelsäule verursacht wird.

Die komplette Querschnittslähmung, ist eine Form der Rückenmarksschädungen, welche sich nicht mehr zurückbilden wird. Ich zum Beispiel, bin ab dem Wirbel C4 abwärts gelähmt. Umgangssprachlich, ich bin ab dem Brustbein abwärts gelähmt.

Die inkomplette Querschnittslähmung, ist eine Form der Rückenmarksschädungen, welche sich vielleicht noch rückbilden kann. Der Betroffene kann dann nach und nach wieder verschiedene Teile der Extremitäten (Arme und Beine) bewegen.

Dann unterscheidet man auch noch Tetraplegiker und Paraplegiker, glaube kommt aus griechischen.

Tetraplegie ist die komplette Lähmung aller vier Gliedmaßen, meist nach Verletzung des Rückenmarks im Bereich der Halswirbelsäule und Rückenwirbelsäule. Bei der schlimmsten Form von Querschnittslähmung, kann der betroffene auch nicht mehr eigenständig Atmen können und beatmet werden müssen. Der Tetraplegiker ist ab Halsabwärts gelähmt, also alle 4 Extremitäten (Arme und Beine).

Als Paraplegie bezeichnet man die Lähmung der Beine, Verletzung des Rückenmarks in den Rückenwirbeln. So, jetzt endlich zu deiner Frage:

Es gibt viele inkomplette Querschnittsgelähmte, die durchaus noch Harndrang verspüren und ihn auch eigenständig absetzen können. Auch habe ich komplett Gelähmte kennengerlernt, die auch noch den Harndrang verspüren können, ihn entweder eigenständig oder durch einen Katheter absetzen.

Bei meiner hohen Lähmung verspüre ich keinen Harndrang mehr und musste meine Blase auf gewisse zeitliche Abstände trainieren, an denen ich dann, durch die Kathterisierung den Harn absetze. Auch muss man darauf achten, dass Blase die mit nur max. 500 ml gefüllt ist und dann entleert wird. Denn umso höher die Urinmenge, desto höher die Gefahr, dass man weitere gesundheitliche Probleme, zum Beispiel mit den Nieren bekommt.

Falls noch Fragen offen sind, dann bitte schreiben, werde versuchen diese dann auch genau zu beantworten.

Viele Grüße 4Lena

Hi,
normal urinieren - in der Regel nein, weil man bei einer Querschnittslähmung fast immer auch eine Blasen- Mastdarmlähmung hat. In früheren Jahren hat man die Blase durch stetiges klopfen auf die Bauchdecke dazu gebracht, sich zu entleeren, aber das war wohl nicht so der Bringer. Heute praktiziert man meist die Einmalkatheterisierung. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten wie Dauerkatheter. Bauchkatheter und…je nachdem.
Du darfst Dich also nicht wundern, wenn Du Rollifahrer ohne Katheter siehst, die zeigen die nur im Ernstfall :wink: Alles klar?

Gruß
Alex

Hallo,

ein Dauerkatheter durch die Harnröhre ist das falscheste, was man tun kann. Das Risiko von Harnwegsinfektionen ist enorm. Besser ist ein Katheter in die Blase durch die Bauchdecke.
Man kann -hab ich anfangs erlernt- die Blase „triggern“, sprich durch gezieltes Beklopfen von aussen den Innendruck erhöhen, dadurch fließt der Urin normal ab. Das muß man etwa alle 3 Stunden tun.
Das beste und was heute bevorzugt angewendet wird ist der intermittierende -das bedeutet sich ständig wiederholende- Selbstkathererismus. Das können evtl., je nachdem, auch Menschen mit geringeren Handfunktionen lernen. Alle paar Stunden schiebt man sich einen Katheter von außen in die Blase. Wegen der Sterilität ist das Lernen nicht einfach. Frauen müssen z.B. einen Spiegel zu Hilfe nehmen. Wenn das nicht geht, kann man die Blase mit Gewebe vom Darm vergrößern, was Augmentation genannt wird. Mit meißt dem Blinddarm wird der vergrößerte Bereich dann an den Bauchnabel angeschlossen. Von innen kommt wegen der Dichtheit ein Stück Haut wie eine „Ventilklappe“ dagegen, die das dan verschließt, so dass es nicht ständig rausfließt. Dann kann man sich alle paar Stunden den Katheter durch den Bauchnabel einführen, was vor allem für Frauen leichter ist.
Hier findest Du mehr:
http://www.buk-hamburg.de/35-0-Downloads.html#qz

Bye,
Stefan