Sind die nicht erkannten Fälle ausschließlich jene mit besonders niedrigen Werten?
Frage bezieht sich auf einen toxoplasmose Antikörper Test.
Kein (Antikörper) Test hat 100 %ige Sensitivität. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Sensitivität und Spezifität. Mit steigender Sensitivität sinkt die Spezifität. (Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Dir der Begriff Spezifität vertraut ist). Das liegt vor allem an unspezifischen Wechselwirkungen zwischen Proteinen also schwache Bindungen die zusätzlich zu der spezifischen Antigen-Antikörperbindung auftreten und durch die Waschprozesse nicht abgelöst werden. Dann gibt es auch Patientenseren, die besonders viele unspezifische Reaktionen eingehen, typischerweise stark lipämische Seren oder auch Gammopathien. Es gibt auch immer wieder einzelne Patienten, deren Serum so starke Matrixeffekte aufweist, dass sie falsch positive Ergebnisse liefern, ohne dass man die Ursache aufklären kann. Solche „Matrixeffekte“ kann man reduzieren indem man die Probe verdünnt einsetzt, aber wie leicht zu verstehen ist, leidet darunter dann die Empfindlichkeit. Man stellt die Tests so ein, dass sie ausreichend empfindlich sind z.B. 98% aller Erkrankten zu erkennen und dabei nur wenige sogenannte „falsch positive“ Ergebnisse zu erhalten. Falsch positive Ergebnisse sind im Einzelfall mehr als lästig, weil sie evtll Ängste beim Patienten erzeugen ohne echten Grund und evtll auch ärztliche Handlungen auslösen, obwohl keine Erkrankung vorliegt.
Ich habe das hier nur gestreift, es ist ein Grundproblem jeder biologischen Methode aber wohl auch jeder physikalischen Methode (Hintergrundrauschen)
Udo Becker
Hallo Udo.
Vielen Dank für Deine Informationen!
Ich habe eher Bedenken in Richtung auf ein falsch negatives Ergebnis.
Kann man da allgemein sagen, welche Patienten davon betroffen sein könnten?
Ich frage mich, wie verlässlich ein negatives Ergebnis bei einer normalen patientin ist. Meiner Vermutung nach dürften die falsch negativen ausschließlich jene, mit sehr geringen Antikörper Werten sein.
Da fehlt mir wahrscheinlich das Fachwissen.
Ich frage mich allerdings immer noch, ob man z.b. beim Toxoplasmose Screening angesichts von 1-3 Prozent möglicher falsch negativer Befunde die Aussagekraft dieser Tests etwas einschränken muss.
Es gibt nur wenige Bluttests, die alleine für sich und aufgrund einer einzigen Bestimmung eine ärztliche Diagnose erlauben. Wenn es um Schwangerschaft geht, wird man auf anti- Toxoplasmose IG M Antikörper testen und ein-zwei Wochen später nochmals, um zu sehen ob eine Neuinfektion vorliegt und es eine Dynamik gibt. Ich bin aber kein Mediziner.
Wenn du nach Toxoplasmose mit den Suchwörtern Sensitivität und Spezifität suchst, wirst Du aber viele Informationen erhalten, z.B.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/135207/Toxoplasmose-Test-Argumente-fuer-ein-Screening
Udo Becker
Weiss jemand, ob die Toxoplasmose Fälle , die nicht vom Antikörpertest erkannt werden, allesamt solche mit einem besonders niedrigem Antikörper Wert sind?
Bzw. gibt es eine gewisse Gesetzmässigkeit, welche Fälle nicht von den igg Tests erfasst werden und dann an der Sensitivität von 100%fehlen? Bei immunsupprimierten könnte ich mir das vorstellen.
Wenn man die Sensitivität etwas runterschraubt , müssten doch die falsch negativen Ergebnisse diejenigen sein, die sehr niedrige Antikörper Werte haben. Oder?