Kann mir jemand Psychologisch erklären warum man sich vor Dingen ekelt, die nicht ekelig sind?

Wenn man zum Beispiel Geschirr spült, das gerade vom Tisch kommt und man die Essens Reste in Verbindung mit Wasser als super ekelig empfindet. Logistisch gesehen ist es nicht giftig oder krank machend. Als Kind gab es einen Geschirrspüler aber die Kindheit ist lange vorbei :slight_smile:

Ekel ist ein Affekt und wie es so mit Affekten so ist sind diese eben nicht immer logisch.
Man hat versuche gemacht und eine sterile Kakalake genommen und diese in ein Glas Orangensaft getaucht vor den augen der Versuchsteilnehmer obwohl keinerlei bakterien dran waren wollten die meisten Teilnehmer den Orangensaft nicht mehr drinken oder hatten beim Drinken ein starkes ekelgefühl. Der instinkt ist in diesem fall größer als die rationale Betrachtung.

Die sterile Kakerlake hätte da aber reinpinkeln können. Oder spucken.

Sie war tot hab ich vergessen dazuzusagen

Krümmelkackerisch sei anzumerken, dass Kakerlaken erstens nicht totzukriegen sind und zweitens es die Ausscheidungsfunktion auch nach dem Tod noch gibt, da der Schließmuskel dann entspannt ist und somit alles ungehindert fließt. Somit hat @anon40662036 dann doch Kakerlakenpipi in ihrem Orangensaft, wenn nicht gar Kakerlakenkaka (Krümelkackerisches Kakerlakenkaka? Schöne Wortkombination!)!

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Naja die Kakalke war eben so prepariert das eben nicht mehr möglich ist kakalakenkacke/Pippi sonst noch irgendetwas in den orangensaft kommen kann. aber wenn ich so genau überlege bin ich mir nun auch nicht mehr ganz sicher ob es eben einen kakalake war oder ein anderes ekeliges insekt :smile:

Psychologisch gibts da mehrere Mechanismen.
Ich skizziere drei Grund-Mechanismen, die auch ineinander greifen können.

  • Simple Verknüpfung: ‚Zufällig‘ ist irgendwann ein starkes Ekelgefühl (z.B. am Beginn einer Magen-Darm-Grippe) mit der Situationen Abspülen+Essensreste zugleich oder zeitnah danach aufgetreten, so dass eine bleibende Verknüpfung entstanden ist. Die Situation muss nicht bewusst erinnerbar sein, kann sie aber.
    Klassiker: man ekelt sich vor bestimmten Speisen, die man eigentlich gerne mochte, weil man danach mal richtig übel kotzen musste. Man weiß, dass man kotzen wusste, weil eine Krankheit begann oder der Alkohol war schuld, aber die Verknüpfung Spaghetti+Kotzen hat sich trotzdem eingestellt und bleibt auch recht hartnäckig da, wenn auch nicht sonderlich unüberwindbar stark.

  • Neurotische Mechanismen, zum Beispiel ein Freudscher Klassiker:
    Irgendwann in einer prägenden Lebensphase hat einem die kleine Schwester bei Piss- und Kackspielen über die Hände gepinkelt und defäziert und man hat altersgemäß mit einer Mischung aus starkem Ekel und starkem erotischem Wunsch darauf reagiert. Der Wunsch blieb moralisch strikt verpönt, nur der Ekel konnte bewusst werden, war als solcher allein aber nicht so interessant, dass man sich diese Szene lang merken hat können bzw. sie für relevant-für-irgendwas halten hat können, denn Ekel bei sowas ist ja an sich nichts besonders und gar keiner Rede wert.
    Jahrzehnte später beim Spülen, vielleicht auch noch mit Primofix und Austernschalen im Spülwasser (ums mal übertrieben zu skizzieren) und in einer ganz bestimmten emotionalen Situation, verbindet sich assoziativ die längst vergessene Szene 1 mit der aktuellen Abspülszene, so dass der Ekel erneut hervorgekommt. Dieses Mal bemerkenswerter und anhaltender, aber weiterhin abgespalten vom erotischen Wunsch.
    Klingt deppert, ist es aber nicht, weil die Genese von Neurosen u.a. so funktioniert.
    In einer Psychoanalyse würde man über das aktuelle Ekelgefühl in Verknüpfung mit einer Menge Details an diese Szene 1 herankommen, und von da aus an den abgespaltenen erotischen Wunsch, der wiederum für etwas Ursprünglicheres stehen kann.

  • Traumatischer Mechanismus: Denkbar zum Beispiel, dass man beim Spülen als Kind von einem Erwachsenen a tergo sexuell bedrängt wurde (oder irgendwas anderes wurde, das man damals so erfasst hat, z.B. auf den Po geschlagen), und vor diesem alten, sabbrigen Erwachsenen richtig Ekel hatte.
    Da das für ein Kind unterträglich war, wirds bald vergessen. Im Erwachsenenalter, in dem man mehr ertragen kann, kommt dann irgendwann zumindest die Verknüpfung Ekel+Grundsituation wieder an die Oberfläche, wenn auch sonst nicht mehr davon.
    Dass es v.a. an die Speisereste im Spülwasser geknüpft wird, ist eher eine davon unabhängige Kanalisierung/Rationalisierung des sonst gänzlich unverständlichen Ekels.

  • Der ganz normale biologische Ekel angesichts verdorbener Speisen oder Speiseresten anderer. Der mag immer als ein Faktor mit dabei sein.

Gruß
F.

Ja, sag ich doch.Schon ekelig. Die Ausscheidungen haben sie nämlich bestimmt vergessen, zu sterilisieren.
Und dass Abwaschen auch ekelig ist hatte meine Tochter so ungefähr mit 12 erkannt.

PS:Haben Kakerlaken einen Schliessmuskel und ich im Grundlagenseminar Org.Formen Tiere nicht aufgepasst? :scream: