Hallo Steven!
Stimmt schon, keine Gelegenheit wurde ausgelassen, den sozialistischen DDR-Menschen die Gefahren durch die „Bonner Ultras“ (O-Ton Ost) vor Augen zu halten. Totaler Hirnriß. Aber im Westen sah es doch kaum anders aus! Der Feind saß angeblich im Osten und dieses nach Kräften gepflegte Feindbild lieferte die Rechtfertigung für eine gigantische Rüstung.
Beide Machtblöcke waren in der Lage, sich gegenseitig auszulöschen und trotz dieser Fähigkeit wurde weitergerüstet. Jahrzehntelang wurden Raketen, Sprengköpfe, Mehrfachsprengköpfe, Panzer und so’n Zeuchs gegeneinander aufgerechnet. Schwachsinnig und ermüdend. Jahrzehntelang kamen hüben wie drüben nur wenige Menschen auf die Idee, zu hinterfragen, weshalb einer den anderen angreifen sollte. Auf beiden Seiten saßen über viele Jahre Beton- und Holzköpfe, unfähig, sich aus uralten Denk- und Verhaltensmustern zu lösen. R. Reagan war lange Zeit geradezu der Prototyp eines ungebildeten Betonkopfs mit simpel geschnitztem Weltbild aus Gut und Böse und fast die gesamte Bonner Riege plapperte jeden Blödsinn nach, den der Alte aus Washington von sich gab. „Geh doch nach drüben“ oder „Nestbeschmutzer“ bekamen Kritiker der gängigen Richtung hierzulande zu hören. Tatsächlich belastete der Rüstungswahn die Volkswirtschaften aller Staaten beider Machtblöcke. Den Osten traf es dabei weitaus härter. Ich war 1990 in Rußland und sah die ursprünglich hübschen, aber hoffnungslos vergammelten Städte und ich sah vielerorts richtig bittere Armut. Ostdeutsche Ortschaften sahen 1990 nicht viel besser aus. Ein Irrwitz, wenn alles vergammelt und das Geld in die Rüstung fließt.
Den größten Teil der 70er Jahre arbeitete ich in einem Rüstungsunternehmen an der Entwicklung für Teile des Mehrzweckkampflugzeugs MRCA und später für den Leopard-Panzer. Kosten spielten bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Allein an diesem Werksstandort entwickelten mehrere tausend Menschen nur für die Rüstung und es gab viele solcher Werke. Gleichzeitig begann in den 70er Jahren die Staatsverschuldung in der Bundesrepublik nach oben zu schießen. Die Rüstung ist keineswegs die alleinige, aber eine wesentliche Ursache der Staatsverschuldung. Wir konnten uns in diesem Land unser Militär noch nie leisten. Schon zweimal hat sich Deutschland mit seinem Militärzeugs die gesamte Volkswirtschaft ruiniert. Da argumentiere mir noch einer mit den tollen Entwicklungsergebnissen durch Rüstung. Ohne den Umweg übers Militär lassen sich die gleichen Ergebnisse mit einem winzigen Bruchteil des Aufwands erzielen.
Wir diskutieren gerade über Hartz IV. Ich halte diese Reform ungeachtet aller Proteste für dringend nötig. Wenn ich aber sehe, was es kostet, einen Leo zu bewegen, was ein einziger Schuß kostet, ein einziger Torpedo, ein einziger Eurofighter und dessen Betrieb, sehe ich die Einseitigkeit der Sparbemühungen erhebliche weitere Entlastungsmöglichkeiten für unsere Volkswirtschaft. Das Waffenarsenal ist zum überwiegenden Teil einfach nur überflüssig, reine Geldverschwendung und unnötige Belastung des Gemeinwesens.
Gruß
Wolfgang