Kannibalismus?

Hallo Experten,

kann man das Verzehren von Menschenaffen (Gorillas, Schimpansen, Bonobos, Orang-Utan) schon als eine Form des Kannibalismus bezeichnen, oder nicht?

Im engen Sinne wird ja nur das Verzehren von eigenen Artgenossen als Kannibalismus bezeichnet, aber die hohe anatomische Ähnlichkeit zwischen Menschen und Menschenaffen lässt einen doch durchaus an eine Art „äquivalenten Kannibalismus“ bzw. „Kannibalismus im weiteren Sinne“ denken, oder?

Mich würde interessieren, ob hier ähnliche psychologische Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um überhaupt in der Lage zu sein Affen zu verspeisen und welche psychologische Folgen daraus entstehen können, z.B. ob die Gewohnheit Menschenaffen zu verzehren auch die natürliche Aversion gegen Kannibalismus herabsetzt…

Besten Gruß,
Sax

Ich weiß, daß das jetzt keine „Antwort“ im eigentlichen Sinn darstellt, aber wer, bitte, ernährt sich (vielleicht mit Ausnahme einiger Urwaldvölker und einiger „chinesischer Gourmets“) von „Menschenaffen“ ?
Ist dies eine „hypothetische Frage“ ?

Gruß
nicolai

Chinesen verspeisen Affen und Hunde.

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Ich kenne mich mit dem Thema nicht gut aus, aber ich denke, dass Völker, bei denen Kannibalismus Teil der Kultur war, nicht andere Menschen aus Hunger aufgegessen haben. Es war wohl mehr Teil eines Ritus bei dem nur bestimmte Körperteile verzehrt wurden bei denen man davon ausgingen dass sie gewisse Eigenschaften auf den Essenden übertragen. Man hat zum Beispiel das Herz eines im Kampf besiegten Feindes gegessen weil man dachte es würde die Kraft und Stärke enthalten.

Von daher glaube ich nicht, dass man einen Zusammenhang zwichen Kannibalismus und dem Verzehr von Tierfleisch, egal wie menschähnlich das Tier ist, herstellen kann, oder dass das Essen von Affenfleisch Kannibalismus fördern könnte.
Im Prinzip sind alle Säugetiere sehr menschenähnlich, auch wenn sie in ihrer Gestalt und ihrem Genom nicht so sehr dem Menschen ähnlich sind wie Menschenaffen. Schweinefleisch soll angeblich Menschenfleisch sehr ähnlich sein. Auch Schweinehaut ähnelt der des Menschen - nicht umsonst werden (tote) Schweine gerne als Übungsmittel für Tatowierer benutzt.

Hallo,

ich kann dazu eine persönlich Erfahrung beitragen:

Während eines Aufenthalts im afrikanischen Busch brachten mich die Umstände in die Situation, einige Tage bei einem sehr ursprünglich lebenden Stamm zu verbringen. Diese waren keine Kannibalen, Affen gehörten aber zu ihrer vorrangigen Jagdbeute und wurden in speziellen Fallen gefangen.

Ich selbst hatte zum damaligen Zeitpunkt insgesamt keine großen Abneigungen mehr gegen „exotische“ Speisen und aß vieles, was man mir so vorsetzte, ohne darüber nachzudenken. Das änderte sich, als mir am dritten Tag meines Aufenthaltes eine gebratene Affenhand zum Abnagen vorgesetzt wurde. Die Assoziation mit einer Kinderhand war derartig groß, dass ich es zunächst nicht über mich brachte, die Speise auch nur länger anzusehen. Ich musste mich sehr massiv zu rationalem Denken zwingen, um die starke affektive Abwehr weit genug zu reduzieren, um die Affenhand - welche eine großzügige Geste der Gastgeber an den Gast darstellte - tatsächlich essen zu können. An den Geschmack kann ich mich bis heute nicht erinnern.

Für die Leute dort war das Verspeisen von Affen überhaupt nichts Ungewöhnliches. Es gab auch keine Kulthandlungen, wie man sie bei Kannibalen häufig findet. Die Affen waren Jagdbeute, wie eben auch andere Säugetiere, Schlangen oder Krokodile, wobei aufgrund der ausgeklügelten Fallentechnik der Beuteanteil an Affen sehr hoch war.

Ich glaube nicht, dass von den Menschen dort überhaupt eine gedankliche Verbindung zwischen Affen und Menschen hergestellt wurde. Ich vermute eher, dass unser eigenes gehobenes Wissen um die Ähnlichkeit von (Menschen-) Affen und Menschen, gepaart mit einem hohen „Drolligkeitsfaktor“ eine besondere affektive Verbindung zu Affen schafft, welche sich die Leute anderswo auf der Welt gar nicht leisten können.

Eine „Schwellensenkung“ zum Kannibalismus würde ich demzufolge - wenn überhaupt, weil das schon sehr gewagt wäre - bei Menschen in unserem Kulturkreis für denkbar halten, die zunächst ja ihre Hemmschwelle in Bezug auf das Essen von (ihrer Auffassung nach menschenähnlichen) Affen senken müsste.

Schöne Grüße
Jule

Mahlzeit,

Chinesen verspeisen Affen und Hunde.

und die Erde ist flach.

Gandalf

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süss, wie sich manche auf ihre sinnfreien Kommentare auch noch selbst Fleiss-Sternchen ins Album kleben :smile:))))

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Hallo.

Eine natürliche Aversion gegen Kannibalismus gibt es wahrscheinlich gar nicht. Vermutlich ist es eher eine rein kulturelle, im Jugendalter anerzogene/erlernte, wie überhaupt die meisten „natürlichen“ menschlichen Verhaltensweisen. Insbesondere auch in Hinblick auf Nahrungsgewohnheiten.

(Kein normaler Mensch würde heute noch einen Maikäfer fressen, dennoch war Maikäfersuppe in einigen Teilen Deutschlands sehr beliebt.)

Man weiß, dass z.B. in China noch in geschichtlicher Zeit Menschenfresserei in Hungerszeiten immer wieder auftrat, es bildeten sich richtige Banden, die Jagd auf Menschen machten, um sie zu verzehren. Üblich war es häufig auch, seine Kinder gegen die der Nachbarn zu tauschen, damit man nicht die eigenen schlachten musste.

Darüber, dass es im europäischen Raum nicht anders war, gibt das wunderschöne Märchen „Hänsel und Gretel“ Auskunft, geradezu ein Paradebeispiel für Kindesaussetzung und Kinderfresserei in Notzeiten.

Auch die Menschenopfer im historischen südamerikanischem Kulturraum, bei denen systematisch Angehörige fremder Stämme gejagt und geopfert wurden, entsprangen ursprünglich weniger der Götterverehrung, als dem akuten Eiweißmangel der Bevölkerung.

mfg

Hallo,

es gibt zwar eine Stiftung, die sich für die Rechte der Menschenaffen einsetzen, ähnlich wie die Menschenrechte, aber das war’s auch schon.

Der Mensch grenzt sich vom Affen ab - er schlachtet ihn ab und hält ihn in Zoos ohne nennenswerten Konsequenzen. Die meisten Menschenaffen stehen unter Artenschutz, also wird es nie zu einem übermäßigen Verzehr kommen. Hinzu kommt noch, dass der Mensch (vom Schwein abgesehen) pflanzenfressende Säugetiere als Nahrungsmittel bevorzugen.

Ich habe auch noch nicht gehört, dass Gorillas, Chimpansen oder Urang Utans vom Menschen verspeist werden - ist zumindest nicht kutlurell etabliert.

Viele Grüße

Hi.

Ich habe auch noch nicht gehört, dass Gorillas, Schimpansen
oder Orang Utans vom Menschen verspeist werden …

Jetzt schon:
http://www.jahrdesgorillas.de/html/gefahren.html

Gruß S

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Unglaublich…

Hallo

Ich meine, das der „normale“ Kannibalismus in den afrikanischen Regionen und woanders noch nicht lange abgechafft ist, und im Sinne der Entwicklung einer „humanen“ (verflixt, wie soll man das dann nennen?) oder Würde empfindenden Gesellschaft bisher nur ein geringer Fortschritt stattgefunden hat.
Entwicklung auch z.B. im Sinne von Landwirtschaft und Rechtsempfindung.

MfG

Eben…

Servus,

ist Kannibalismus wirklich so einfach mit anderen anerzogenen Aversionen bzw. Vorlieben für bestimmte Lebensmittel gleichzusetzen?

Immerhin - aber dass ist meine laienhafte Sichtweise - ist es ein Unterschied, ob man ein Insekt ißt oder ein Wesen, welches anatomisch (und geschmacklich?) so sehr den eigenen Artgenossen ähnelt.

Klar gibt es Kannibalismus in der Natur. Dort dient er in der Regel der Erhaltung der eigenen Gene, sei es der Löwe der bei der Übernahme des neuen Rudels die Nachkommen des Vorgängers tötet oder die Maus, die aus Hunger oder Streß die eigenen Kinder verspeist, die ohnehin keine Überlebenschance haben.

Auch Kannibalismus beim Menschen erfüllt z.T. diese Muster, hat jedoch zusätzlich noch eine - ich will es mal „kultische Komponente“ nennen - oben drauf gesetzt.

Allerdings wird in keinem der mir bekannten Fälle der Kannibalismus als „alltäglich“ angesehen, es braucht immer eine Rechtfertigung (eben Hungersnot oder rituelle/kultische Handlung).

Würde es lediglich eine anerzogene Aversion sein, so würde man doch erarten, dass es zumindest eine Kultur gegeben haben muss, wo das Verzehren von Mitmenschen so alltäglich war - und eben keiner gesonderten Rechtfertigung bedurfte - wie das Verzehren eines Rinder-Steaks.

Wenn es jedoch immer einer Rechtfertigung bedarf - eine Hypothese, die man überprüfen müsste - dann gibt es wohl doch eine „angeborene“ Aversion, die erst überwunden werden muss, bevor solche Handlungen ohne „seelische Folgen“ vom Handelnden durchgeführt werden können.

Gleichzeitig, so meine Hypothese weiter, könnte das regelmäßige Verzehren von Menschenaffenfleisch, möglicherweise diese Aversionen abschwächen, bis sie vollends verschwunden sind. Menschenaffenfleisch gewissermaßen als „Einstiegsdroge“. Wäre so etwas denkbar?

Oder wird umgekehrt ein Schuh daraus, nämlich, dass das Verzehren von Menschenfleisch durchaus in bestimmten Erdteilen üblich war, durch Tabuisierung man aber als „Ersatzdroge“ nun Menschenaffenfleisch verzehrt?

Fragen über Fragen…

(Entschuldigt bitte das unappetitliche Thema, aber ein Beitrag über die Vorliebe von Chinesen und bestimmten Afrikanern für z.B. Gorilla und Schimpansen-Fleisch, insbesondere deren Hände (!), hat mich so sehr schockiert, dass ich diese Frage einfach stellen musste…).

Gruß,
Sax

Servus,

aber es ist schon etwas anderes ob ich eine Schweinshaxe oder die Hand eines Schimpansenesse. Oder die „Maske“ eines Schweines (welche ich übrigens auch ziemlich ekelhaft finde) esse oder den Kopf eines Gorillaszubereite…oder?

(Entschuldige die Bilder…)

Gruß,
Sax

Hallo Jule,

vielen Dank für Deinen wertvollen Beitrag!

Da sieht man mal wieder, dass W-W-W trotz aller Kritik noch wahre „Diamanten“ bzgl. entsprechendem Hintergrundwissen enthält.

Noch eine Frage, waren bei den Affen auch Menschenaffen dabei (Schimpansen, Gorillas, etc.) oder unterschieden die Eingeborenen gar nicht zwischen verschiedenen Affentypen?

Gruß,
Sax

Ist wahrscheinlich nur Gewohnheitssache. Es gibt auch Leute, die eben keine Schweinshaxe oder Hähnchenschlegel essen, weil ihnen das zu sehr nach Tier aussieht. Die legen sich dann paar Scheiben Wurst aufs Brot. Vielleicht würden die auch Affenwurst essen.

Hallo Sax,

kann man das Verzehren von Menschenaffen (Gorillas,
Schimpansen, Bonobos, Orang-Utan) schon als eine Form des
Kannibalismus bezeichnen, oder nicht?

da will ich mal nur einen Denkanstoß beitragen.

WIR wissen, dass die Menschanaffen unsere nächsten Verwandten sind, und uns in ihrem Verhalten an uns erinnern. Aber woher? Von stundenlangen Zoobesuchen und aus’m Fernsehen. Ob das allen so klar ist, sollte man sich mal fragen, es handelt sich schließlich nicht um Kulturfolger. Du hast wahrscheinlich zig-mal soviele Stunden Menschenaffen gesehen wie ein Bewohner der Urwälder.

Im engen Sinne wird ja nur das Verzehren von eigenen
Artgenossen als Kannibalismus bezeichnet, aber die hohe
anatomische Ähnlichkeit zwischen Menschen und Menschenaffen
lässt einen doch durchaus an eine Art „äquivalenten
Kannibalismus“ bzw. „Kannibalismus im weiteren Sinne“ denken,
oder?

Und wo ziehst du da Grenzen? Das Verhaltensrepertoire der Säugetiere ist schon recht einheitlich, auch wenn die Ausprägungen stärker variieren. Tiger und Löwe sind sehr eng verwandt, ersterer ist ein Einzelgänger, letzterer ein Rudeltier. Aber allen Säugetieren ist gemeinsam, dass sie sich gegenseitig kennen, sich um ihre Kinder kümmern und vieles mehr. Es gibt daher keinen Anlass, zu denken, dass sie sich in ihrer Fähigkeit zu Gefühlen und ihrer Leidensfähigkeit unterscheiden.

Mich würde interessieren, ob hier ähnliche psychologische
Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um überhaupt in der Lage
zu sein Affen zu verspeisen …

Da vergisst du ganz locker, dass dazu auch ganz andere und praktische Voraussetzungen erfüllt sein müssen, zuallererst das Vorhandensein von Affen. Weder die Europäer, Gibraltar mal ausgenommen, noch die Australier dürften da in Versuchung kommen.

… und welche psychologische Folgen
daraus entstehen können, z.B. ob die Gewohnheit Menschenaffen
zu verzehren auch die natürliche Aversion gegen Kannibalismus
herabsetzt…

Da bist du völlig auf’m Holzweg, ist mein Verdacht. Und soweit ich mich erinnere, haben meine Vorposter dazu schon was gesagt. Wer (Menschen-)Affen isst, der isst auch Menschen, dass ist einfach nur Humbug. Wenn die Menschenaffenesser erkennen oder erkennten, dass es sich um nahe Verwandte handelt, dann horen/hörten sie damit auf.

Aber wie willst du denen das beibringen, das „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, solange der erste Bär als Problembär erschossen wird? Dabei hätten wir alle Möglichkeiten, technisch, mit einem finanziellen Aufwand einer üblichen Über-40-Hautcreme-Werbung.

Da fass dir mal an die eigene Nase, oder meinst du, die Menschen in der dritten Welt wären blöd? Do what I say, don’t do what I do, ist ein eher im religiüsen Umfeld angesiedelter Spruch.

Auf dass Rehe, Hirsche und Wildschweine keinen Schmerz spüren, von Haustieren ganz zu schweigen.

Guten Appetit, Zoelomat

Hallo Sax,

ich war nur einige Tage da und habe nicht weiter nachgefragt. In den Fallen gesehen habe ich Paviane und Meerkatzen. Ob auch andere Affen gefangen wurden, weiß ich nicht. Ich vermute aber stark, dass grundsätzlich alle Affen gegessen wurden, die in die Fallen gingen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo

Lass mal den Bärem im Koffer.
Raubtier ist Raubtier.
Und das was Du mit "im Fersehn(oder Medien??) gesehen meinst, war Tarzan, vielleicht auch noch Daktari.

„MfG“