Hallo Gernot
Aber das ist doch nun wirklich überhaupt nicht schwer zu
verstehen:
nein, schwer zu verstehen, wie sie gemeint war, ist diese rhetorische Frage nicht. Das ändert nichts daran, dass sie unsinnig ist. Das, was Du „die einzig mögliche Schlussfolgerung“ nennst, ist schlichter Blödsinn.
Die katholische Kirche wird wegen dem Zölibat (der in der katholischen Kirche Priestern und Ordensleuten, nicht aber Laien auferlegten Form von Keuschheit) natürlich nicht aussterben und noch weniger wird sie wegen der gelebten Sexualität von Priestern und Ordensleuten weiterbestehen - die ist eher dazu geeignet, die Zahl der Schäfchen zu verringern als sie zu vergrößern.
Dass „gelebte Sexualität“ zu einem leiblich und seelisch gesunden Leben gehört, ist ja nun erst einmal keine bewiesene Tatsache, sondern eine subjektive Meinung. Was ‚seelisch gesund‘ sein soll, darüber kann man end- und ergebnislos streiten. Dass sexuelle Enthaltsamkeit hingegen körperlich ungesund sein soll, ist genauso unwissenschaftlicher Stuss wie die Legende, Masturbation sei körperlich ungesund.
Dass Du für ein ‚seelisch gesundes Leben‘ eine ‚gelebte Sexualität‘ benötigst, heisst ja nicht, dass es jeder so nötig hat wie Du - auch wenn dies bei Vielen, denen der Zölibat auferlegt ist, zweifellos der Fall ist.
Was nun den Zusammenhang von „gelebter Sexualität“ mit „leiblicher und seelischer Gesundheit“ angeht, so wäre selbst, wenn man die unabdingbare Notwendigkeit einer „gelebten Sexualität“ bejaht, immer noch die Frage zu stellen, ob da nicht auch die Art und Weise, wie man seine Sexualität lebt, eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Das ist der Punkt, den Kardinal Meisner in dem Zitat anspricht. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das ‚Missverständnis‘ von Karl-Heinz und Dir ein sehr bemühtes Missverständnis ist. Sollte dieser Eindruck falsch sein, dann würde sich für mich allerdings die Frage stellen, wer denn hier tatsächlich „schwer von Begriff“ ist.
Freundliche Grüße,
Ralf
