Karikatur Die freie Unterschrift

Hallo,

ich habe zwei Fragen zu der folgenden Karikatur:
Was genau war die Intention des Zeichners? Bzw. auf welche Seite schlägt er sich? Und zum anderen: Welche Funktion hat Leopold II. genau? Er ist der Schwager Ludwigs und verkörpert natürlich den weiterhin absolut herrschenden Monarchen, aber will er Ludwig helfen oder macht er sich über ihn lustig?

http://upload.wikimedia.org/wikipedi…VISanction.jpg

Vielen Dank im Voraus für die Anregungen!

Moin,

http://upload.wikimedia.org/wikipedi…VISanction.jpg

tuts nicht.

Gandalf

Achso sorry:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/…

Hallo,

Was genau war die Intention des Zeichners?

offensichtlich will er Louis XVI. als jemanden darstellen, der zwar so tut, als sei er handlungsfähig, tatsächlich aber ein Gefangener (im ‚goldenen Käfig‘) ist.

Bzw. auf welche
Seite schlägt er sich?

Die Karikatur ist ein zeitgeschichtlicher Kommentar. Auf welcher Seite der Kommentator steht, ist schwierig zu beurteilen. Naheliegend ist die Vermutung, dass die Karikatur von einem Sympathisanten des ancien régime stammt, der Louis mit diesem Hinweis auf seine Zwangslage entschuldigen möchte. Der Karikaturist könnte aber auch ein Republikaner sein, der den König verspottet.

Und zum anderen: Welche Funktion hat
Leopold II. genau?

Die entscheidende Frage, die Du hier gar nicht stellst, ist die, was Louis da unterschreibt. Es ist naheliegend zu vermuten, dass es sich um die Kriegserklärung vom 20.04.1792 handelt. Allerdings war da Leopold schon seit sieben Wochen tot - mithin wäre es sein Geist, der Louis da erscheint. Um herauszufinden, was Leopold da eigentlich zu suchen hat und warum er seinen Schwager fragt, was er da eigentlich tut, solltest Du Dich mit der Pillnitzer Deklaration vom 27.08.1791 beschäftigen - Hauptursache der französischen Kriegserklärung.

Freundliche Grüße,
Ralf

Ich dachte eigentlich, dass er die Gesetze, die die Nationalversammlung verabschiedet hat, unterschreibt.
Dachte Ludwig denn selbst überhaupt noch, dass er handlungsfähig sei? Ich dachte eher, dass ihm nach dem gescheitertem Fluchtversuch klar war, dass seine Zeit zu Ende geht.

Ich dachte eigentlich, dass er die Gesetze, die die
Nationalversammlung verabschiedet hat, unterschreibt.

Es wäre natürlich möglich, dass die Karikatur Louis nur noch als reinen ‚Urkundsbeamten‘ darstellt und verspottet, was er nach Auffassung der emigrées und anderer Verfechter des Absolutismus nach der Septemberverfassung nur noch war. De facto (wenn auch nicht nach dem Text der Verfassung) war er es tatsächlich, wie die massiven Reaktionen zeigten, als er sein verfassungsmäßiges suspensives Vetorecht gegen die Stationierung von 20.000 féderées in Paris und die Deportation von Priestern, die den Eid auf die Verfassung verweigerten, in Anspruch nahm.

Dazu passt allerdings nicht, dass gerade Leopold nicht zu den Kritikern der Septemberverfassung gehörte - im Gegenteil, er hatte sie als einen ‚Sieg der Vernunft‘ bezeichnet. Der Auftritt Leopolds in der Karikatur ergäbe also keinen Sinn. Für eine exakte Interpretation müsste man das genaue Entstehungsdatum der Zeichnung wissen.

Dachte Ludwig denn selbst überhaupt noch, dass er
handlungsfähig sei?

Seit eben den Reaktionen auf sein Veto und den Ereignissen vom 20. Juni 1792 (dem 3. Jahrestag des Ballhausschwurs, als er von 8.000 sansculottes in Partylaune Besuch bekam) sicherlich nicht mehr.

‚Handlungsfähig‘ fühlte sich Louis sicher noch im April 1792 - kurz nach Leopolds Tod - als er selbst für den Krieg gegen Österreich plädierte. Er hielt das für eine win-win-Situation. Entweder Frankreich siegte, was ihn als (immer noch) persönlichen Oberkommandierenden der Streitkräfte stärken würde und ihm womöglich militärische Ressourcen zur Unterdrückung der Revolution in die Hand gäbe - oder die Koalition würde siegen und ihn wieder in seine alten Rechte einsetzen. Im November 1792 wurde dann auch bekannt, dass er zusätzlich Geheimverhandlungen mit dem Kriegsgegner führte. Das war Hochverrat, für den Louis mit seinem Kopf bezahlte.

Freundliche Grüße,
Ralf