Karneval oder Atomkrieg?

Siehe http://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/modi-ruft-inder-zu-geschlossenheit-gegen-feind-pakistan-auf/ar-BBUc1OF?ocid=ientp:

Habe mich mit dem Konflikt noch nicht wirklich beschäftigt. Grob gesagt kloppen sich doch zwei Atommächte um ein Stück Land, das außer ein paar Ziegenhaaren und schöner (touristisch völlig unerschlossener) Natur nicht viel zu bieten hat.
Wikipedia sagt, Kaschmir wäre, nachdem die Briten die Region Knall auf Fall sich selbst überlassen hatten, kurz unabhängig gewesen. Hätte man es nicht einfach dabei belassen können? :unamused:

Wie auch immer: Muss man sich mehr Sorgen machen als das vermeintlich lustige Bild vermuten läßt?
Oder wird’s wie immer laufen: Die Diplomaten geben sich die Klinke in die Hand, irgendjemand macht offiziell irgendwelche Zugeständnisse, im Hintergrund fließen ein paar Milliarden und die Rüstungsindustrie freut sich über neue Aufträge?

Gruß,

Kannitverstan

Wenn Du Dir anschaust, wie gewichtig wichtig die Elferratsmitglieder würdevoll auf der Tribüne sitzen, kannste Dir vorstellen, daß das indische Kasperle noch gewichtiger sein kann.
Eigentlich geht man davon aus, daß die klare Bergluft gut fürs Gehirn sei, aber offenbar hat die Luftverschmutzung auch diese Regionen erreicht und benebelt…
Aber, so lange unsere Ursula nicht ihre Herde Kaschmierziegen beschützen will, darf es der Bundeswehr ziemlich egal sein.
Sch

Treffende Zusammenfassung, aber den wichtigsten Aspekt hast du vergessen: Ruhm und Ehre :wink:

Dort wurde und wird so viel Blut vergossen, dass es schon lange nicht mehr nur um das Stückchen Erde geht. Die jetzige Eskalation nahm ja auch darin ihren Ausgang, dass vor zwei Wochen über 40 indische Soldaten bei einem Anschlag ums Leben kamen und die indische Luftwaffe „Terrorcamps“ im pakistanischen Teil bombardierte.

Wenn wir Pech haben, fällt China auch noch ein, dass sie dort mit am Tisch sitzen. Dann hast du gleich drei Atommächte am Start…

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Naja, das ist halt die „Oberfläche“, wobei ich glaube, dass Kaschmir nicht gerade unbedeutend ist für die Wasserversorgung beider Länder. Da ist also m.E. schon ein handfestes Interesse beider Länder in dieser Region zu erkennen.

Unterirdischer betrachtet hat Indien ein gehöriges Separatismus-Problem, dessen ein Unterfall Kaschmir ist. Eine Spielwiese für Dominotheoriker.
Modi ist schon als erklärter Ultra-Zentralist angetreten, auch wenn er das vielleicht eher als „Terror-Bekämpfung“ bezeichnen mag (wobei das m.E. nicht unbedingt eine Fehlbezeichnung ist).

Dass Pakistan das ganze überwiegend muslimische Kaschmir-Gebiet als natürlichen Teil Pakistans betrachtet, ist eh klar.

Gruß
F.

Laut „Die Macht der Geographie“ von T. Marshall ist die Wasserversorgung, wie FBH schreibt, für beide wichtig, für Pakistan aber zentral, ohne das Wasser des Indus würde „die schlingernde Wirtschaft Pakistans zusammenbrechen“.

Hinzu kommt, dass ein vollständig kontrolliertes Kaschmir für Pakistan die direkte Grenze zu China sichern würde (Pakistan versucht wohl immer wieder eine Annährung an China, um einen starken Partner zu erhalten), während es für Indien den Weg bereiten würde nach Zentralasien/ Afghanistan.

Offenbar scheint da also noch mehr dahinter zu sein als Hass, auch wenn dieser wiederum für Pakistan ein wichtiges Element ist, welches die verschiedenen, sich gegenseitig misstrauenden Völker Pakistans mühsam zu einem Staat eint.

Alles in allem gibt es also prima Gründe, sich gegenseitig zu Zehntausenden auf das Entsetzlichste zu massakrieren (Zynismusmodus wieder aus)
Karl

Schau dir das mal an:

Die (hier kaum bekannte) Tatsachen, dass es zwischen China und Indien seit 1945 mehrere Grenzkriege gab (zuletzt 2013!) und das China Pakistan mit Waffen beliefert und ebenfalls ein Stück von Kaschmir besetzt hält zeigt, dass China schon recht lange dort mit am Tisch sitzt.

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Alles richtig, ich meinte auch eher, dass die Gefahr besteht, dass sich China in die Sache einmischt. In den letzten Jahren waren die nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging, sich territorial auszubreiten

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Hmm. Naja, aber da hat man ja immerhin den seit fast 70 Jahren bestehenden „Indus-Wasservertrag“.

Ok. In dem Stadium waren wir ja auch mal… „Zugang zum Mittelmeer“ und so.
Und geographisch sind die beiden Ziele bei einer wie auch immer gearteten Teilung Kaschmirs blöderweise nicht vereinbar. Man könnte eine Transitstrecke bauen… die Straße gehört Indien, sämtliche Brücken darüber gehören Pakistan… :confused:

Dummerweise ist es wohl gerade der, der eine objektive Auseinandersetzung mit der Problematik verhindert.
Die schon lange geforderte Volksabstimmung könnte ja einfach durchgeführt und von beiden Seiten akzeptiert werden. Aber das ist wohl zu naiv gedacht.

Und selbst wenn Kaschmir komplett unabhängig und das international unterstützt würde (was bei der aktuellen Konstellation wohl eh nur ein frommer Wunsch sein dürfte), wäre das keine Garantie für Ruhe. Siehe Krim-Krise…

Vielleicht sollte man die Briten als Vermittler zwangsverpflichten? Die haben den ganzen Mist schließlich verbockt. „Kaschmixit…“?

Gruß,

Kannitverstan

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Ja, die aktuelle Konstellation verhindert wohl zweierlei: Unabhängigkeit Kaschmirs - falls die von der dort lebenden Bevölkerung überhaupt gewünscht wäre - und Volksabstimmung „komplett zu Indien oder komplett zu Pakistan?“.

Gruß,

Kannitverstan

Das sehe ich nicht so. Klar betreiben sie eine imperiale Politik wie die USA und andere und unterdrücken die Unabhängigkeitsbestrebungen in Teilen des Landes (wie es Spanien und UK es auch tun). Aber in der realen Umsetzung territorialer Fragen sehe ich viel Zurückhaltung.
Zum Beispiel hat sich China bei seinen Grenzkriegen mit Vietnam und Indien immer ohne Not auf seine alte Grenze zurückgezogen und dabei nie Gebietsforderungen erhoben,

Ich bezog mich aber auf die letzten Jahre, in denen China recht aggressiv ihre Ansprüche im Südchinesischen Meer abstecken. Im Chinesischen Meer brodelt es sowieso an allen Ecken und imho wird auch dort der nächste größere asiatische Konflikt seinen Anfang nehmen.

Massive Überbevölkerung abseits karger Gipfelbereiche. Ausserdem Dummheit, religiösen Wahn auf beiden Seiten und viel Exkremente, Müll und weiteres, gepaart mit der Unfähig- oder Unwilligkeit sich mal vernünftig zu organisieren und den Scheiß wegzuräumen.

Der Konflikt wird immer wieder mal etwas heisser und wenn die sich am Ende gegenseitig wegbomben wollen, dann ist das eben so. Die Kapazitäten haben sie und zutrauen würde ich es beiden schon seit vielen Jahren. Ob jetzt oder in 50 Jahren. Es besorgt mich allerdings nicht, weil es nicht das Ereignis wäre, an dem sich andere ein Beispiel nähmen.