Oh Pallas Athene
Hallo,
zuerst einmal Glückwunsch zu dieser glückbringenden Selbsterkenntnis.
Unglücklicherweise spielt es für die Welt keine Rolle, ob Du Dich für talentiert hälst.
Du hast sicherlich bemerkt, dass in den vorherigen beiden Satz gleich dreimal der Begriff „Glück“ vorkam. Nicht von ungefähr.
Es ist unschön aber wahr: Nicht Du entscheidest ob Deine Kunst gut oder gar hochwertig ist, sondern das entscheiden andere (welche nicht unbedingt mit höherem Sachverstand gesegnet sein müssen).
Nicht Du entscheidest ob Du Erfolg haben wirst - dies entscheiden ebenfalls andere. Dies entzieht sich gänzlich Deinem Einfluss.
Beim Umgang mit Kunst und Malerei gehört zweifelsfrei dazu, gilt es zwischen der Kunst (kommt von „Können“), dem künstlerischen Aspekt (die Idee, vielleicht auch dem Ausdruck) und der Vermaktungsfähigkeit zu unterscheiden.
Die handwerkliche Kunst, also die handwerkliche Ausführung, lässt sich von nahezu jedem, welcher nicht zu dämlich ist eine Pinsel zu halten und Farbe auf ein Trägermedium zu basteln, erlernen. Mit mehr oder weniger Erfolg (meist mit weniger:wink:. Unter diesem Aspekt sind sämtliche Kunstakademien gerade gut um das Pinselschwingen zu erlernen. Es geht auch ohne (zahllose gute Maler haben nie eine Kunstakademie besucht - die meisten von ihnen wussten noch nicht einmal was eine Kunstakademie ist/war).
Der künstlerische Aspekt hängt von den Betrachtungsfähigkeiten des Ausführenden, also des Künstlers ab. Was muss ein Maler selbst erlebt und gesehen haben um irgendetwas so sehen zu können wie, beispielsweise Picasso, um dann, in der Folge solche Werke erschaffen zu können? Uns Normalsterblichen bleibt diese Perspektive ewig verschlossen. Wir können diese Werke (manche nennen sie auch „Machwerke“) nur staunend betrachten. Es gibt zahllose Künstler, denen ähnliches gelang.
All dies ist zum Verstauben, zum Vergammeln verdammt.
…wenn sich nicht irgendein findiger und gewillter Händler der Sache annimmt. Du brauchst jemanden, welcher Deine Bilder auch verkaufen kann (nicht unbedingt gegen schnöden Mammon - wie banal), bzw. den Betrachtern die Augen für die Schönheit Deiner Werke öffnet. Normalerweise kann der Künstler dies nicht. Nie. Es ist ihm/ihr nicht gegeben. Die Götter haben das schon ungerecht verteilt. Die Promotion Deiner Werke solltest Du also jemandem überlassen, der dazu in der Lage ist. Bilde Dir nicht ein, dass Du das kannst.
Und da sind wir schon beim Hauptproblem - es liegt nicht an Dir.
Du selbst kannst nichts anderes tun/machen, als eben genau Deine Bilder zu malen. Zu malen und zu malen und zu malen. Du wirst Dich dabei weiter entwickeln und nach ein oder zwei oder fünfzehn Jahren sehen Deine Bilder nicht mehr aus wie am Anfang.
Die anderen werden meinen, dass Du Talent hast und sie werden es sagen, nachdem sie irgendein Bild von Dir gesehen haben. Dieses Bild hälst Du selbst für gänzlich missglückt aber sie sind verrückt dannach und sie werden Geld, viel Geld ausgeben um es zu besitzen. Es wird Dich weder glücklich machen noch wird es Dir das erhoffte Geld einbringen. Du wirst Dich nur noch wundern. Und dann wirst Du an Deine Staffelei zurück kehren und malen. Einfach nur malen. Und irgendwann wird etwas von dem vielen Geld auch Dich erreichen. Vielleicht. Aber nur vielleicht Vielleicht.
Und Du wirst Ladehemmungen haben, Dir wird nichts einfallen. Dein Kopf wird leer sein und Deine Hände werden nicht gehorchen. Du wirst schlimmste Depressionen bekommen und Du wirst die Grüne Fee kennen lernen. Und plötzlich wirst Du wieder malen können und dann ist es Dir egal ob irgendwelche Leute irgendwelchen anderen Leuten irgendwelche Geldsummen über den Tisch schieben - nur um ein Bild nach Hause tragen zu dürfen.
Die Befriedigung, die wirkliche Befriedigung erzielst Du durch das Malen selbst. Wenn es soweit ist, wirst Du es wissen. Und dann bist Du wirklich gut. Und dann macht die Malerei glücklich. Aber erst dann.
Glaub mir.
Gute Besserung
Ray
…welcher selbst gemalt hat und vielleicht auch wieder malen wird. Dessen Schmierereien von manchen als begnadet angesehen werden und der damit mal wieder gar nichts anfangen kann. Dessen Bilder schon für Tausende den Besitzer wechselten und er selbst davon erst im nachhinein erfuhr und davon sowieso nichts hatte. Der seit Jahren einen Auftragsberg vor sich herschiebt und sich nicht im geringsten darum schert
Der malt, wenn er soweit ist und sich dann ewig nicht von den Bildern trennen kann - weil in jedem Bild etwas von ihm selbst steckt. Ach, ich sollte das nicht schreiben