Karriere als Kunstmaler?

Hallo Freunde!

Angenommen, jemand ohne Reputation und/oder Protektion hat entdeckt, dass er ganz gut malen kann. Weiter angenommen, er hat tatsächlich Talent. Was würdet ihr ihm raten? Wie bringt er sich auf den Weg einer erfolgreichen Künstlerkarriere?

Gruß Tom (der übrigens glaubt entdeckt zu haben, dass er ganz gut malen kann - allerdings nicht weiß, ob das wirklich stimmt)

Hi Tom,
zunächst mal so oder so: herzlichen Glückwunsch zu deiner Entdeckung.
Jetzt erst mal tief durchatmen und genauer hinschauen…

Zunächst würde ich dir zweierlei raten, erstens beschäftige dich mit „deinem“ Stil und finde heraus wo deine Stärken liegen. Zweitens kontaktiere mal den dir nächsten Kunst-/Künstlerverein, zur Not tut´s auch die VHS, Hauptsache du kommst in Kontakt mir bereits tätigen Künstlern. Und dann darfst du dich von denen nicht abschrecken lassen :wink:

Der Gang zum Kunstprofessor oder zur Galerie ist vielleicht noch etwas hochgegriffen am Anfang, drum rate ich erst einmal zur Konsolidierung des vorhandenen. Versuch herauszufinden was du gern erreichen möchtest und welche Art Malerei dir am meisten liegt. Reines Fachwissen ist sekundär, das kannst du dir im Laufe der Zeit erwerben - aber du mußt schon wissen in welche Richtung du steuern willst.

Oh Pallas Athene
Hallo,

zuerst einmal Glückwunsch zu dieser glückbringenden Selbsterkenntnis.

Unglücklicherweise spielt es für die Welt keine Rolle, ob Du Dich für talentiert hälst.
Du hast sicherlich bemerkt, dass in den vorherigen beiden Satz gleich dreimal der Begriff „Glück“ vorkam. Nicht von ungefähr.

Es ist unschön aber wahr: Nicht Du entscheidest ob Deine Kunst gut oder gar hochwertig ist, sondern das entscheiden andere (welche nicht unbedingt mit höherem Sachverstand gesegnet sein müssen).

Nicht Du entscheidest ob Du Erfolg haben wirst - dies entscheiden ebenfalls andere. Dies entzieht sich gänzlich Deinem Einfluss.

Beim Umgang mit Kunst und Malerei gehört zweifelsfrei dazu, gilt es zwischen der Kunst (kommt von „Können“), dem künstlerischen Aspekt (die Idee, vielleicht auch dem Ausdruck) und der Vermaktungsfähigkeit zu unterscheiden.

Die handwerkliche Kunst, also die handwerkliche Ausführung, lässt sich von nahezu jedem, welcher nicht zu dämlich ist eine Pinsel zu halten und Farbe auf ein Trägermedium zu basteln, erlernen. Mit mehr oder weniger Erfolg (meist mit weniger:wink:. Unter diesem Aspekt sind sämtliche Kunstakademien gerade gut um das Pinselschwingen zu erlernen. Es geht auch ohne (zahllose gute Maler haben nie eine Kunstakademie besucht - die meisten von ihnen wussten noch nicht einmal was eine Kunstakademie ist/war).

Der künstlerische Aspekt hängt von den Betrachtungsfähigkeiten des Ausführenden, also des Künstlers ab. Was muss ein Maler selbst erlebt und gesehen haben um irgendetwas so sehen zu können wie, beispielsweise Picasso, um dann, in der Folge solche Werke erschaffen zu können? Uns Normalsterblichen bleibt diese Perspektive ewig verschlossen. Wir können diese Werke (manche nennen sie auch „Machwerke“) nur staunend betrachten. Es gibt zahllose Künstler, denen ähnliches gelang.

All dies ist zum Verstauben, zum Vergammeln verdammt.

…wenn sich nicht irgendein findiger und gewillter Händler der Sache annimmt. Du brauchst jemanden, welcher Deine Bilder auch verkaufen kann (nicht unbedingt gegen schnöden Mammon - wie banal), bzw. den Betrachtern die Augen für die Schönheit Deiner Werke öffnet. Normalerweise kann der Künstler dies nicht. Nie. Es ist ihm/ihr nicht gegeben. Die Götter haben das schon ungerecht verteilt. Die Promotion Deiner Werke solltest Du also jemandem überlassen, der dazu in der Lage ist. Bilde Dir nicht ein, dass Du das kannst.

Und da sind wir schon beim Hauptproblem - es liegt nicht an Dir.
Du selbst kannst nichts anderes tun/machen, als eben genau Deine Bilder zu malen. Zu malen und zu malen und zu malen. Du wirst Dich dabei weiter entwickeln und nach ein oder zwei oder fünfzehn Jahren sehen Deine Bilder nicht mehr aus wie am Anfang.

Die anderen werden meinen, dass Du Talent hast und sie werden es sagen, nachdem sie irgendein Bild von Dir gesehen haben. Dieses Bild hälst Du selbst für gänzlich missglückt aber sie sind verrückt dannach und sie werden Geld, viel Geld ausgeben um es zu besitzen. Es wird Dich weder glücklich machen noch wird es Dir das erhoffte Geld einbringen. Du wirst Dich nur noch wundern. Und dann wirst Du an Deine Staffelei zurück kehren und malen. Einfach nur malen. Und irgendwann wird etwas von dem vielen Geld auch Dich erreichen. Vielleicht. Aber nur vielleicht Vielleicht.

Und Du wirst Ladehemmungen haben, Dir wird nichts einfallen. Dein Kopf wird leer sein und Deine Hände werden nicht gehorchen. Du wirst schlimmste Depressionen bekommen und Du wirst die Grüne Fee kennen lernen. Und plötzlich wirst Du wieder malen können und dann ist es Dir egal ob irgendwelche Leute irgendwelchen anderen Leuten irgendwelche Geldsummen über den Tisch schieben - nur um ein Bild nach Hause tragen zu dürfen.

Die Befriedigung, die wirkliche Befriedigung erzielst Du durch das Malen selbst. Wenn es soweit ist, wirst Du es wissen. Und dann bist Du wirklich gut. Und dann macht die Malerei glücklich. Aber erst dann.

Glaub mir.

Gute Besserung
Ray

…welcher selbst gemalt hat und vielleicht auch wieder malen wird. Dessen Schmierereien von manchen als begnadet angesehen werden und der damit mal wieder gar nichts anfangen kann. Dessen Bilder schon für Tausende den Besitzer wechselten und er selbst davon erst im nachhinein erfuhr und davon sowieso nichts hatte. Der seit Jahren einen Auftragsberg vor sich herschiebt und sich nicht im geringsten darum schert :wink: Der malt, wenn er soweit ist und sich dann ewig nicht von den Bildern trennen kann - weil in jedem Bild etwas von ihm selbst steckt. Ach, ich sollte das nicht schreiben

Hallo Ray,

da scheint mir ein wenig (vielleicht etwas bittere?) Erfahrung mitzuschwingen. Wie dem auch sei, stimme ich dir in jedem Punkt zu. Letztlich braucht man wohl das Glück, dem Richtigen zur rechten Zeit zu begegnen - und manchmal ist selbst dieses Glück recht zweifelhaft.

Na jedenfalls werde ich mein jüngstes „Werk“ (von dem Familie und Freunde schon jetzt behaupten, dass sie es sich das niemals an die Wand hängen würden) erstmal vollenden, dann alles Bisherige (ähnlich Bewertete) fotografieren und mit den Fotos diverse Galleristen aus Frankfurt behelligen. Dann kann mir zumindest niemand nachsagen, ich habe es nicht wenigstens versucht. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Viele Grüße und Danke für die ausführliche Antwort! Tom

Hi,

was ich erreichen will, liegt auf der Hand, nicht wahr? Dieses trostlose Büro für alle Zeiten verlassen und mich fortan der Kunst und sonstigen schönen Dingen widmen. Das ist das Ziel. Wie gesagt: Ich werde es mal versuchen - allerdings ohne den Umweg über VHS und Kunstprofessor. Natürlich mit minimalen Erwartungen. - Und werde über meine Erfahrungen berichten.

Viele Grüße Tom

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Hi
Sag nur nichtz Gallerist zu so nem Galeristen…
sonst bist du schneller draussen als dir lieb ist.
B

Hi,

ich fürchte, Dir ist da die Begrifflichkeit etwas durcheinander geraten…

Was würdet ihr ihm raten? Wie bringt
er sich auf den Weg einer erfolgreichen Künstlerkarriere?

Willst Du nun Künstler werden oder Kunstmaler?

Ein Kunstmaler ist in erster Linie Handwerker, gehört deshalb in die Ecke des Kunsthandwerks…

(der übrigens glaubt entdeckt zu haben, dass er ganz
gut malen kann - allerdings nicht weiß, ob das wirklich
stimmt)

Da gibt es ein einfaches Mittel. Du wohnst in Frankfurt: da stehen Dir zahlreiche Museen zur Verfügung, angefangen vom Städelmuseum über das MMK bis hin zum Portikus. Geh’ dahin, guck’ Dir die Bilder an und vergleiche mit Deinen Werken. Und wenn das noch nicht reicht, um zu einer „gesunden“ Selbsteinschätzung zu kommen, besuche die Galerien in der Braubachstraße und der Fahrgasse. Oder geh’ in die Bibliothek, leih’ Dir Kunstbücher renommierter Künstler aus - und vergleiche noch mal.

Suche den Kontakt zum BBK (Berufsverband bildender Künstler)http://bbk-frankfurt.de/index.html und stelle dort Deine Fragen…

Vielleicht bist Du dann schon ein Stückchen weiter.

Gruß,

Anja

Hi Tom,

wenn du es wirklich als Hauptberuf&Brotgewerbe betreiben willst dann schau mal hier rein:

http://de.dawanda.com/c/Kunst

Sehr(!) zu empfehlen ist auch der amerikanische Markt, ist zwar etwas aufwändiger mit Versand,Export,jaddajaddajadda, aber der Absatz ist ein ganz anderer als hierzulande, drum:

http://www.canvaz.com/oap/?gclid=CJzJ9aHqjJUCFQVItAo…

http://www.etsy.com/

http://www.artbreak.com/

http://www.yessy.com/

Es gibt sehr viele ähnliche Seiten, ich habe mal die populärsten rausgegriffen. Insbesondere die ersten beiden haben viel Kundenverkehr.
Dann mal viel Erfolg!

Geh’ dahin, guck’ Dir die Bilder an und vergleiche mit Deinen Werken.

Hallo Anja,

leider lassen sich meine „Werke“ mit nichts vergleichen - was nicht heißen soll, sie seien unvergleichlich gut. Ich bin nicht in der Lage, über die Qualität zu urteilen, da ich von Kunst (und auch vom Kunsthandwerk) nichts verstehe. Mir ist niemand (außer mir selbst) bekannt, der meine Bilder toll findet. Sie hängen daher allesamt im Keller - dort male ich auch bei entsprechend wenig bzw. künstlichem Licht. und ich bin auch auf breiter Flur der einzige, der meinen Bildern etwas abgewinnen kann. Wenn du magst (was aber wahrscheinlich nicht der Fall ist), mache ich gelegentlich mal ein paar Fotos und sende sie dir.

Viele Grüße Tom

aber ich
Hi,

Wenn du magst (was aber wahrscheinlich nicht der Fall ist), mache ich gelegentlich mal ein paar Fotos und sende sie dir.

Ich wäre interessiert, Deine Bilder zu sehen.
Vielleicht möchtest Du mir ein paar schicken.
Ich würde mich freuen.

Freundlichen Gruss
Ray

Hallo Ray,

gern! Ich müsste sie allerdings erstmal fotografieren. Könnte also etwas dauern.

Viele Grüße Tom

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Hallo, Tom,
es gibt in unserem Lande Hunderttausende, die gut malen können oder es zumindest selbst glauben. Entsprechend hoch ist das Angebot an Werken der bildenden Kunst von hoffnungsvollen Malern.
Wenn Du einen sehr reichen Verwandten oder Gönner hast, der Deinen Unterhalt bis an Dein Lebensende finanziert oder Du von weniger als Hartz IV leben kannst, dann nur zu: Mache einen „Mappenkurs“, z.B. in der Akademie der Bildenden Künste in Schwäbisch Hall oder in der Sommerakademie in Trier oder im „Weihergut“ in Salzburg o.ä. und bewirb Dich an einer Kunstakademie. Nach bestandenem Studium wirst Du den überwiegenden Teil Deiner Zeit nicht mit Kunstschaffen, sondern mit der Suche nach Geldquellen und mit Schleimen und Arschkriechen bei Galeristen und Kulturreferenten verbringen.
Gruß, Rainer.
(Vater einer Meisterschülerin der Hochschule der Künste in Berlin und Ehemann einer autodidaktisch gebildeten Malerin und Veranstalterin/Dozentin von Urlaubs-Malseminaren)

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Tom, Du bist ja jetzt schon Kult!
Zitat: „Mir ist niemand (außer mir selbst) bekannt, der meine Bilder toll findet. Sie hängen daher allesamt im Keller - dort male ich auch bei entsprechend wenig bzw. künstlichem Licht. und ich bin auch auf breiter Flur der einzige, der meinen Bildern etwas abgewinnen kann“.

Also ich finde, das klingt doch schon wie der pure KULT!!!

Weiter so, und informiere Dich mal über die Marketing-Tricks von Picasso, der war nämlich nicht nur als Maler begabt. Produktstory, künstliche Waren-Verknappung, usw. hatte der alles drauf.
Erfinde dich selbst…

(und nicht Jammern wenn’s nicht klappen sollte, sondern in Würde untergehen)

ps. schick mir auch die Bilder per email, vielleicht kauf ich die ja direkt