Nochmals hallo, Daria,
Du bist nicht zufällig Autor eines Lehrbuches?
nein, aber was nicht ist, kann ja noch werden…
Zwar hab ich in den beiden Tabellen genau erkannt, dass die
von mir zu beweisende Gleichung stimmt - aber ehrlich gesagt
ist mir noch immer nicht klar, *wieso* diese gilt.
Nun, zunächst gilt sie einfach deshalb, weil Du ihre Gültigkeit bewiesen hast. Aber ich denke, Du meinst eigentlich etwas anderes, nämlich ob man sich über den doch etwas „spröden“ Beweis hinausgehend irgendwie auch eine anschauliche Vorstellung davon machen kann, was diese komische Gleichung „eigentlich“ besagt.
Angenommen, Du bist die Betreiberin von zwei Internet-Kontaktbörsen namens „FunFlirt“ und „ChatAndMore“, über die männliche Teilnehmer Kontakte zu weiblichen herstellen können, und umgekehrt (die Kombinationen „Mann sucht Mann“ und „Frau sucht Frau“ sollen ausgeschlossen bleiben).
Wie muß das Bild in Deinem Chefzimmer, das Dein Business repräsentiert, aussehen? Na, so:
http://mitglied.lycos.de/sabinchenm/ABCD/ABCD.jpg
Der linke, rote Kreis steht für FunFlirt, der rechte, schwarze für ChatAndMore. Die grauen oberen Hälften sind die Mengen der männlichen Teilnehmer, die unteren Hälften die der weiblichen. Im gelben Überlappbereich befinden sich die Teilnehmer, die in Kontaktbörsen Mitglied sind.
Jetzt definieren wir die Mengen A, B, C, D wie folgt:
A := männliche FunFlirt-Teilnehmer
B := weibliche "
C := männliche ChatAndMore-Teilnehmer
D := weibliche "
Dann sind
AxB = die Menge aller möglichen Paare, die sich über FunFlirt kennenlernen können
CxD = die Menge aller möglichen Paare, die sich über ChatAndMore kennenlernen können
sowie
G := (AxB)n(CxD) = die Menge aller möglichen Paare, die sich sowohl über FunFlirt als auch über ChatAndMore kennenlernen können
Da beide Kontaktbörsen gut laufen, sind A, B, C, und D große Mengen, und entsprechend sind AxB und CxD verflucht groß. Wenn A 5000 Frauen enthält und B 6000 Männer, dann enthält AxB stolze 5000 * 6000 = 30 Millionen Elemente!
Nun passiert folgendes: Du interessierst Dich aus irgendeinem (z. B. marketingtechnischen) Grund für den „gelben Bereich“, genauer: Du willst alle überhaupt möglichen „gelben Paare“ (= die Elemente der Menge G) aufgelistet haben! Dann hast Du zwei Möglichkeiten. Erstens: Du läßt Dir von der Datenbank alle 30 Millionen überhaupt möglichen AxB-Paare, sowie alle 25 Millionen überhaupt möglichen CxD-Paare ausspucken, und checkst anschließend ab, welche Paare davon identisch sind (= Bildung von (AxB)n(CxD)) – dies sind die „gelben“ G-Paare. Es könnten z. B. 900 Stück sein.
Diese Vorgehensweise würde aber wegen der beiden gigantisch großen Paarlisten einen hohen Rechenaufwand erfordern, wäre also „teuer“. Geht es besser? Ja! Zweite Möglichkeit: Du läßt Dir zuerst von der Datenbank AnC sowie BnD ausgeben, also alle „Beide-Börsen“-Männer und alle „Beide-Börsen“-Frauen. Das geht fix, denn diese beiden Mengen sind relativ „klein“; sie haben jeweils nur 30 Elemente. Anschließend brauchst Du beide bloß noch zu (AnC)x(BnD) verkartesisieren, und schwupps hast Du ebenfalls die 30 * 30 = 900 Paare umfassende G-Menge!
Es leuchtet sofort ein, dass beide Methoden zum selben Ergebnis – der Menge G aller überhaupt möglichen „gelben“ Paare – führen. Und damit hast Du Dir gerade den zu beweisenden Satz vor Augen geführt! Seine „Weisheit“ ist also eigentlich banal; der Satz besagt quasi, daß beide oben erläuterten Möglichkeiten äquivalent sind: Du mußt G nicht „teuer“ gemäß G = (AxB)n(CxD) berechnen, sondern darfst es Dir gemäß G = (AnC)x(BnD) leicht machen, weil das Ergebnis garantiert dasselbe ist.
Mit freundlichem Gruß
Martin