Kastrationsspritze bei Hunden?

Hallo,

wir haben einen 1jährigen Labrador-Dalmatiner-Mix-Rüden zu Hause.
Er ist super freundlich…sowohl Hunden als auch Menschen gegenüber. Mit allen will er nur spielen. Allerdingspöbelt er gern rum. Also nicht mit beißen oder bellen oder so, sondern indem er andere Hunde zum Spielen bringen will (auch wenn diese ihm unmissverständlich zeigen, dass sie nicht wollen). Beim Gassigehen ist er auch nicht zu bremsen, wenn irgendwo ein anderen Hund zu sehen ist…ob groß ob klein, vollkommen egal. Erstmal hin und gucken und am besten noch spielen. Aber wie gesagt, er beißt, knurrt und bellt nicht rum. Ist nur blöd, wenn man mal ohne leine läuft.Außerdem hat er beim Spazieren nur mit markieren zu tun. Das gestaltet sich manchmal, wenn ich allein mit dem Hund und dem Kinderwagen unterwegs bin, als äußerst anstrengend.
Wir gehen auch mit ihm zu Hundeschule. Da hat uns die Hundelehrerin mal nahe gelegt, wir sollen doch mal über eine Kastrationsspritze nachdenken, um das Gepöbel in den Griff zu bekommen.
Wie ist eure Meinung dazu?

Hallo,

ich würde das Verhalten deines Rüden als völlig normal und altersgemäß einstufen. Dass er zu anderen Hunden hinläuft und sich nicht abrufen lässt, ist ein Erziehungsproblem, kein hormonelles. Dieses Verhalten wird er auch kastriert nicht unterlassen.

Dass er die Hunde zum Spielen auffordert, ist eine Form von Rangordnungsklärung: Er zeigt dominantes Verhalten, indem er penetrant spielen will, um rauszufinden, ob er damit durchkommt oder ob der andere Hunde ihm etwas entgegenzusetzen hat. In Bezug auf andere Rüden könnte sich dieses Verhalten bessern, muss aber nicht. Retriever sind für ihr aufdringliches Spielverhalten bekannt und zeigen das auch als Kastraten häufig.

Auch das Markieren kann sich durch eine Kastration bessern muss es aber nicht. Von den beschriebenen Verhaltensweisen ist diese aber diejenige, die am wahrscheinlichsten von einer Kastration beeinflusst wird.

Insgesamt sehe ich bei deinem Hund ein wenig die Gefahr, dass hier bereits einiges an Erziehung versäumt wurde, und es nun die Kastration richten soll. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, es mit einer „Kastration auf Probe“ zu versuchen - allerdings vermutlich nicht via Spritze, sondern mit Hilfe eines Suprelorin-Implantats.

Du hast, wenn du Glück hast, ca. 6 Monate, um rauszufinden, inwieweit sich die Kastration verhaltensverändernd auswirken würde. Wenn du Pech hast, sind es nur 4 Wochen. Danach kannst du entscheiden, ob du den Hund entweder chirurgisch kastrieren oder mit neuem Implantat versehen lässt oder ob eine Kastration keinen Sinn macht. Die Entscheidung zwischen medikamentöser und chirurgischer Kastration wird vermutlich auch eine Kostenfrage sein.

Abgesehen davon, dass fraglich ist, ob die gezeigten Verhaltensweisen sich irgendwie verändern, musst du damit rechnen, dass dein Hund vermehrt Ärger mit Hündinnen kriegen kann, weil viele Weibsen Kastraten nicht mögen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

ich finde, mit einem Jahr ist Dein Hund ein kleiner Rüpel - also völlig normal. Das aufdringliche „Anspielen“ wird sich mit zunehmendem Alter wahrscheinlich regulieren - bei meinem war es auch so, heute (mit 3 Jahren) spielt er nur noch mit „ausgewählten Freunden“.

Im Gegensatz zu Jule glaube ich nicht, dass Euer Hund mit dem ewigen Beinchenheben aufhören wird. Wir haben vor ca. 2,5 Monaten unseren Hund chemisch kastrieren lassen und er hebt trotzdem an jeder Ecke sein Bein - was mich auch überhaupt nicht stört, weil er fast immer ohne Leine läuft.

Ich würde den Hund noch nicht mit einem Jahr kastrieren lassen, sondern ihn sich erst einmal normal entwickeln lassen. Was Du als „Pöbeln“ bezeichnest, halte ich höchstens für ein etwas aufdringliches Junghundverhalten, wenn ich Deine Ausführungen richtig verstanden habe.
Dem kannst sicherlich eher mit Erziehung als mit einer Kastration entgegenwirken. Er ist ein Rüpel, der anderen Hunden seine Gesellschaft aufdrängt, wahrscheinlich so lange, bis er mal ordentlich gezwickt wird…

Unseren 3-jähriger Foxterrier-Parson-Russell-Mix haben wir ausschließlich deswegen chem. kastrieren lassen, weil er immer an den Mädels dranhing und aufgesprungen ist. Das war lästig. Andererseits wollten wissen, ob er von anderen Rüden danach verprügelt wird - bisher kam er prima mit allen Hunden aus.
Nun lässt er die Mädels in Ruhe und kommt trotzdem prima mit allen anderen Hunden aus, so dass wir ihn im Herbst dann wohl richtig kastrieren lassen.

Die chem. Kastration ist mit 100 Euro für 1/2 bis 1 Jahr, je nach Größe des Hundes (je kleiner der Hund je länger wirkt der Chip), verhältnismäßig teuer. Als Probelauf halte ich sie aber für eine sehr gute Sache.

Viele Grüße
Inge

Also was die Erziehung anbetrifft, sind wir stark dabei. Wir gehen zur Hundeschule und nutzen dort sowohl Einzel- als auch Gruppenstunden. Dort wird unser Rüpel immer als Klassenclown bezeichnet. Ich sehe die Notwendigkeit einer Kastration auch nicht…auf welche Art auch immer.
So funktioniert es im Groben ganz gut mit ihm. Ist eben nur dieses übertriebene Spielverhalten mit bzw. bei anderen Hunden.
Ich war ganz schockiert, als ich den Rat mit der Spritze von der Hundetrainerin gehört habe.
Aber mit einem Jahr kommt das eh noch nicht für uns in Frage.

Wenn, dann jetzt
Hallo,

Aber mit einem Jahr kommt das eh noch nicht für uns in Frage.

WENN das Ganze überhaupt Sinn machen soll - was ich nach wie vor bei den geschilderten Verhaltensweisen bezweifle - dann jetzt. Wenn du länger wartest, hat der Hund sämtliche Verhaltensweisen im Kopf und nicht mehr nur in den Eiern.

Heißt: Auch grundsätzlich hormonell motivierte Verhaltensweisen, wie z.B. das Markieren erfahren durch ständige Wiederholungen eine gelernte Festigung. Diese bleibt häufig auch dann bestehen, wenn der hormonelle Einfluss wegfällt.

Je älter ein Hund bei der Kastration ist, desto weniger werden sich Veränderungen im Verhalten zeigen. Selbst Dinge wie durch Hypersexualität verursachtes Aufreiten lassen sich dann oft nicht mehr oder nur unzureichend beeinflussen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo!

Wenn ich das so lese, würde ich mir vielleicht Gedanken darüber machen, die Hundetrainerin zu wechseln. Ich finde schon, dass man dem Kerlchen seine verspielte Jugend gönnen sollte und nicht vorzeitig mit Hormonen unterbrechen sollte. Ich persönlich vermisse ein wenig die Zeit, als unser Max ständig den Clown gegeben hat und finde es immer ganz schön, wenn er heute als erwachsener Hund mal seine lustigen fünf Minuten hat.
Und noch einmal zum Pinkeln: naja, Du hast eben einen Rüden… Durch eine sehr frühe Kastration kannst Du es vielleicht ändern. Bei einer späteren Kastration kaum (womit ich auf keinen Fall zur Fürsprecherin einer frühen Kastration werden möchte!)

Viele Grüße
Inge

Hallo Inge,

Ich finde schon, dass man dem Kerlchen seine verspielte Jugend gönnen sollte und nicht vorzeitig mit Hormonen unterbrechen sollte.

Das Spielverhalten an sich wird von einer Kastration nicht gestört - eher im Gegenteil: Frühkastrierte Hunde behalten häufig ein ausgeprägtes Spielverhalten bei (welches bei erwachsenen Artgenossen durchaus nicht immer gut ankommt, wie man jetzt bereits erkennen kann).

Da Spielverhalten bei Hunden immer der sozialen Kommunikation und der Rangordnungsklärung dient, kann es Aggressionen vermeiden, wenn diese spielerisch ausagiert werden können. Ist das Gegenüber aber der Meinung, dass man in diesem Alter solche Fragen anders diskutiert, kriegt der Spielhansel dann gerne mal eins auf die Mütze.

Bei einer späteren Kastration kaum (womit ich auf keinen Fall zur Fürsprecherin einer frühen Kastration werden möchte!)

Eine Kastration mit 12 Monaten ist keine frühe Kastration und beeinträchtig die psychische Reifung des Hundes nicht mehr.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule!

Da Spielverhalten bei Hunden immer der sozialen Kommunikation
und der Rangordnungsklärung dient, kann es Aggressionen
vermeiden, wenn diese spielerisch ausagiert werden können. Ist
das Gegenüber aber der Meinung, dass man in diesem Alter
solche Fragen anders diskutiert, kriegt der Spielhansel dann
gerne mal eins auf die Mütze.

Bei einer späteren Kastration kaum (womit ich auf keinen Fall zur Fürsprecherin einer frühen Kastration werden möchte!)

Eine Kastration mit 12 Monaten ist keine frühe Kastration und
beeinträchtig die psychische Reifung des Hundes nicht mehr.

Gut, da hast Du sicher als Hundetrainerin sehr viel mehr Ahnung als ich. Dann frage ich mich aber, warum die Hundetrainerin der UP zu diesem Schritt geraten hat, wenn eine Kastration überhaupt keinen Einfluss auf das Spielverhalten nimmt???
Wenn der Hund jetzt kastriert werden würde, würde er dann auch sein Junghundverhalten behalten??? Dalmatiner sind nicht ganz kleine Hunde und nach meiner Information sollte man gerade etwas größere Hunde vorzugsweise erst mit 1 1/2 Jahren kastrieren lassen (wenn es nicht zwingende Gründe gibt).
Wie man es auch dreht: für die gewünschten Verhaltensänderungen der UP (ähm, Du weisst wie ich das meine: also des Hundes nicht der UP),dürfte eine Kastration doch eigentlich überhaupt nichts bringen, oder liege ich da falsch?

Viele Grüße
Inge

Also ich bin der Meinung, dass sein Gesamtcharakter stark von der Mischung Labrador und Dalmatiner geprägt ist. Von der Farbgebeung ähnelt er zwar eher einem Labrador, jedoch ist sein Wesen stark vom Dalmatiner geprägt, ebenso wie seine Statur. Dies wurde uns sowohl vom Tierarzt als auch von der Hundetrainerin gesagt.
Und was den Wesenszug eines Dalmatiners anbetrifft, sind diese große Energiebündel, die sehr zur Überschwinglichkeit neigen, aber auch sehr liebevoll sind…wie auch Labradore.
Deshalb sehe ich persönlich die Notwendigkeit einer Kastration, in welcher Hinsicht auch immer, nicht. Bisher hat er immer eine auf den Deckel bekommen, wenn es seinem Gegenüber mit dem Spielen zu viel wurde.
Teilweise braucht es zwar eine Weile, bis er sich davon beeindrucken lässt, aber daran arbeiten wir. Wie auch Inge schon gesagt hat, zeigt er typisches Junghundverhalten. Und ich habe bereits mehrfach gehört, dass sich dieses Verhalten mit dem Alter beruhigt.
Bisher kommt unser Hund, so überdreht er auch manchmal ist, bei den meisten super an. Besonders aufgrund seiner so verspielten und liebevollen Art.

Hallo Inge,

Dann frage ich mich aber, warum die Hundetrainerin der UP zu diesem Schritt geraten hat, wenn eine Kastration überhaupt keinen Einfluss auf das Spielverhalten nimmt???

So ganz klar ist mir das auch nicht. Möglicherweise hat sie dabei die Art des Spielens im Blick, die wir nicht kennen. Es kann durchaus sein, dass der Hund der UP vorwiegend dominant-provokative Spielweisen zeigt - was nicht untypisch für Labradore wäre.

Das könnte man schon als Vorstufe zu Raufverhalten betrachten, und die Trainerin möchte dem eventuell zuvorkommen. Das KANN klappen, muss aber nicht. Ich persönlich wäre da eher skeptisch. Allerdings wäre eine Kastration via Implantat eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, das rauszufinden.

Wenn der Hund jetzt kastriert werden würde, würde er dann auch sein Junghundverhalten behalten???

Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, vermute aber, dass es dafür schon zu spät wäre.

Dalmatiner sind nicht ganz kleine Hunde und nach meiner Information sollte man gerade etwas größere Hunde vorzugsweise erst mit 1 1/2 Jahren kastrieren lassen

Diese Maßgabe, die ich auch kenne, passt für Rüden, die man lediglich an der Fortpflanzungsfähigkeit hindern will und erreicht dann auch ihr Ziel. Will man Verhaltensweisen verändern, ist es eher kontraproduktiv, dem Rüden zu lange Zeit zu lassen, sich in die Rüdenrolle „hineinzuentwickeln“. Er lernt in dieser Verhaltensweisen, die ihm als Kastrat unter Umständen zum Nachteil werden. Auch macht es wenig Sinn, hormonell bedingtes Verhalten erst ausreifen zu lassen, um es dann zu unterbinden.

Wie man es auch dreht: für die gewünschten Verhaltensänderungen der UP (ähm, Du weisst wie ich das meine: also des Hundes nicht der UP),dürfte eine Kastration doch eigentlich überhaupt nichts bringen, oder liege ich da falsch?

Ich tendiere grundsätzlich zur selben Ansicht, kann aber nicht ausschließen, dass bestimmte Verhaltensweisen sich per Kastration regulieren ließen. Deswegen fände ich einen Versuch mit Suprelorin nicht völlig abwegig. Die Wirkung ist reversibel, wenn sich rausstellt, dass Erziehung doch der erfolgversprechendere Weg wäre.

Wie bereits gesagt, würde ich damit dann aber nicht mehr lange warten.

Schöne Grüße,
Jule