Kastrierte Hündin 3 Jahre auf einmal aggressiv

Hallo,

ich habe eine dreijährige kastrierte Australian Shepherd Hündin, die normalerweise sehr umgänglich ist.
Seit ca. drei Wochen, nachdem Sie mit einer anderen Hündin eine schlechte Erfahrung gemacht hat (vorher hat sie sich eher geduckt wenn eine andere Hündin ihr zu nahe gekommen ist, oder sie hat mit ihnen getobt), ist sie gegenüber anderen Hündinnen ( die sie nicht kennt) sehr wütend. Sie bellt Sie an und leider ist sie auch schon auf eine andere Hündin nachdem deren Frauchen als sie spielten einen Ball geschmissen hat, ziemlich losgegangen, so das diese mir eine Tierarztrechnung gegeben hat.
Sie hat auch (Hunde)-Freunde mit denen Sie immer wieder spielen darf auch Hündinnen und da klappt alles sehr gut.
Was hab ich falsch gemacht… ausser das ich meine Hündin sehr lieb habe??? Und vorallem wie kann ich ihr die aggressivität wieder abgewöhnen, ich weis man braucht da viel geduld, aber die werde ich für sie gerne auf mich nehmen!!!
Danke für Eure Hilfe

Hallo Claudia,

also Deine Hündin ist erst so aggressiv, seit sie von einer anderen Hündin angefallen worden ist? Der andere Hund war also eine Hündin?
Und bei fremden Rüden zeigt sie nicht dieses Verhalten?

Kannst Du mal auf ihre „Körpersprache“ achten beim nächsten Vorfall?
(Schwanz einziehen, nur bellen, gleich „draufgehen“ wollen, erst aggressiv bei Nähe zum fremden Hund oder schon bei entferntem Sichtkontakt, etc.)

Ist Deine Hündin in diesen Momenten angeleint? Wie verhält sie sich bei Freilauf gegenüber Hündinnen?

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass einer unserer Hunde sich früher mit beiden Geschlechtern prima verstanden hat, bis er von einem Rüden auf dem Spaziergang hinterhältig angefallen worden ist (er hat geschnuffelt, den anderen Hund nicht kommen sehen, welcher sich ohne jeglichen Grund auf ihn draufgestürzt hat und sich in seinem Hinterteil verbissen hat). Er hat geschrien vor Schmerzen und ist vor Schreck in voller Panik vom Feld nach Hause gerannt und hatte eine Blutspur hinter sich hergezogen. Seitdem konnte er nur noch bekannte Rüden in seiner Nähe ertragen, alle anderen hätte er attakiert, wenn sie ihm zu nahe gekommen wären. Er hat einen fast umgerissen an der Leine, wenn ein Rüde in der Nähe war.

Die Situation mit den oben genannten Fragen näher zu beschreiben, würde helfen, das Verhalten Deiner Hündin besser einordnen zu können.
Drück sie ganz lieb von mir :smile:

Hallo,

du hast nichts Erkennbares falsch gemacht, aber: Aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen kann man einem Hund nicht abgewöhnen. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass Aggression zum natürlichen Bauplan eines Raubtieres gehört.

Der Zeitpunkt des Auftretens ist ebenfalls nicht untypisch. Viele Rassen brauchen um die drei Jahre, bis sie psychisch erwachsen sind. Das wiederum ist der Zeitpunkt, zu dem die (Wolfs-)Natur vorgesehen hat, dass sich Artgenossen nicht mehr alle lieb haben müssen, sondern ihre eigenen Interessen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen können.

Bei Rüden bedeutet das häufig verstärkte Rangordnungskämpfe, Hündinnen untereinander diskutieren weniger um den Status als ums Revier, denn dieses stellt die Nahrungsgrundlage für ihre (potentiellen) Nachkommen dar. Dass sie keine solchen kriegen können/werden, wissen sie nicht, und auch die Tatsache, dass das Futter pünktlich serviert wird, interessiert die alten Instinkte wenig.

Besonders deutlich treten die Querelen zwischen einander fremden Hunden auf. Innerhalb von Gruppen, die sich regelmäßig sehen, bildet sich im Normalfall eine Rudelordnung aus, die oft über lange Zeit stabil bleibt. Das ist der Grund, warum es mit vertrauten Hunden derzeit (noch) klappt. Auch hier kann es aber durchaus zu Diskussionen kommen.

Dass sie nach der Auseinandersetzung mit der Hündin vor einigen Wochen verstärkt aggressives Verhalten zeigt, ist die Konsequenz aus dieser Erfahrung: Bevor ihr wieder eine an die Wäsche geht, sorgt sie durch Bellen und sich Aufbauen schon mal dafür, dass ihr andere vom Leib bleiben.

Tun sie das nicht, musst du damit rechnen, dass es knallt. Leider sind Hündinnen untereinander deutlich weniger zimperlich als Rüden. Nachdem ihr erklärtes Ziel ist, die Konkurrentin los zu werden, sind Raufereien unter Hündinnen oft blutiger und gefährlicher als unter Rüden, die meist nur viel Lärm um nichts machen.

Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder gehst du Fremdbegegnungen mit anderen Hündinnen aus dem Weg und lässt deine Lady angeleint. Dann wirst du stark an der Leinenaggression arbeiten müssen, da deine Hündin - weil sie angeleint nicht flüchten kann - vermutlich immer deutlicher zeigen muss, dass die andere ihr fernbleiben soll. Das kann man durchaus in den Griff kriegen.

Oder du lässt sie bewusst auch weiterhin von der Leine, damit deine Hündin frei agieren und kommunizieren kann - Fluchtmöglichkeit inklusive - und sich das Verhalten im Laufe der Zeit möglicherweise wieder weitestgehend normalisiert.

Was du in jedem Fall (auch mit bekannten Hunden!) vermeiden solltest ist, Beute ins Spiel zu bringen. Bälle, Stöcke, Leckerchen sind die Hauptursache für Raufereien unter erwachsenen Hunden. Die Zeit des lockeren Miteinanderspielens ist bei den meisten Hunden ab einem gewissen Alter einfach vorbei. Dabei sollte man sich immer vor Augen führen, dass JEDES Spiel unter Hunden nur zwei Zwecken dient: Der sozialen Kommunikation/Rangklärung und dem Üben der Jagd. In jungen Jahren steht meist die (gemeinsame) Jagd im Vordergrund, mit zunehmendem Alter werden Rangklärungen immer bedeutsamer.

Mein Tipp wäre, erst mal gelassen zu bleiben. Sorge dafür, dass keine Beute im Spiel ist und ermögliche deiner Hündin auch weiterhin unangeleint soziale Kontakte. Achte in den nächsten Wochen verstärkt auf die Auswahl der Partner, so dass die Hündin den Angriff vergessen kann.

Wenn sie aber immer wieder heftiger zulangt, wirst du nicht drumrum kommen, sie vermehrt angeleint zu lassen oder sie mit einem Maulkorb zu sichern. Hier geht es letzten Endes um den Schutz anderer Hunde.

Und: Sieh deine Hündin als das, was sie ist: Ein soziales Raubtier, bei dem alle Instinkte, die es zum Überleben braucht, noch vorhanden sind. Daran ändert die Tatsache, dass ein Mensch es lieb hat, absolut nichts. Die meisten Unfälle passieren, weil Menschen die Natur ihrer Hunde verkennen und ihre potentiellen Reaktionen falsch einschätzen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Claudia und Jule,

Mein Tipp wäre, erst mal gelassen zu bleiben. Sorge dafür, dass keine Beute im Spiel ist und ermögliche deiner Hündin auch weiterhin unangeleint soziale Kontakte. Achte in den nächsten Wochen verstärkt auf die Auswahl der Partner, so dass die Hündin den Angriff vergessen kann.

Das kann ich nur dreimal unterstreichen.
Etwa im gleichen Alter gab (gibt es unterschwellig noch) Terz mit der Hündin, mit der meine vorher noch ausgiebig getollt hat.
Plötzlich griff die die jüngere ohne ersichtlichen Grund an.

Es sind ausgerechnet Hundebesitzer, die ich gerne gelegentlich im Feld treffe, sodass beide Seiten nicht glücklich mit der Situation sind.

Problem reduzierend als Menschen haben wir vereinbart, soweit Distanz zu halten, dass man noch ohne Schreien kommunizieren kann, die Hunde aber genügend Individualdistanz haben können. Anscheinend entspannen sich die Hunde dann (beäugen sich vermutlich, aber fallen nicht übereinander her).

Ich bin selbst gespannt, wie sich das weiter entwickelt…

Grüße
aqua

Hallo,
Du hast einfach einen absolut schlauen Hund der kaum vergisst. Gib ihr das homöopathische Mittel Natrium muriaticum. Hilft bei Agressionen gegen Artgenossen (nehme ich auch hin und wieder).
Gruß und Guten Rutsch

Hallo,

Du hast einfach einen absolut schlauen Hund der kaum vergisst.

Interessante Theorie, die sich genau wo wissenschaftlich begründet findet?

Neugierige Grüße,
Jule

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