Katana

Hallo!
Ein obiges, auf einer Art Flohmarkt erworben (in USA ist es üblich, wenn jemand wegzieht, einen Privatflohmarkt zu veranstalten für all den Kram, den man nicht mitnehmen will oder kann; ähnlich, wenn jemand verstorben ist und der Nachlassverwalter oder die Erben das Zeug verscherbeln, das niemand haben will)von jemandem mit begrenzten finanziellen Mitteln, also wird es nicht sehr teuer gewesen sein … Ein „echtes“ Katana, mit einer Schneide, die durch einen menschlichen Hals hindurchgeht wie durch Butter - wie hoch die Wahrscheinlichkeit, sowas auf einem Flohmarkt wie oben für billig zu kriegen? Und diese Repliken - ist das Metall von einer Qualität, die eine solche Schärfe möglich macht?

Gruß,
Eva

Zuerstmal gefällt mir der ‚Hälse-Abschneiden-als-Qualitätsmerkmal‘ Vergleich nicht. Ich bin kein Experte, für asiatische Klingen, da ich eher in der europäischen Fechtkunst motiviert bin, aber für mein Verständnis müßte die Klinge elastisch sein, sprich sich gegen die Breitseite biegen lassen und wieder in die Ursprungsform zurück kommen.

Zuerstmal gefällt mir der
‚Hälse-Abschneiden-als-Qualitätsmerkmal‘ Vergleich nicht.

Hallo!
Nicht meine Idee, steht so in dem Roman, den ich übersetze, und als ich das mit der „Butter“ hingeschrieben habe, dachte ich, ob das wohl realistisch wäre, mit einer Replik-Waffe.

Gruß,
Eva

Moin moin
Ein bisschen zuviel „Kill Bill“ gesehen, was?
Also zum einen zu der Chance auf Flohmärkten so ein echtes Ding zu finden: Ich denke, du solltest lieber Lotto spielen, dort ein paar Mio. gewinnen um nach Japan zu jetten und dir dort ein Katana zu kaufen. Die Wahrscheinlichkeit eines Sechers im Lotto dürften WEIT höher sein, als zufällig über so ein Schwert zu stolpern.
Und zur Replik: die kann man Ansehen aber mehr auch nicht. Wenn du sie in der Scheide lässt, kannst du sie vielleicht als Knüppel benutzen. Mit viel Mühe könnte man etwas Schärfe in so eine Klinge kriegen, aber bei der ersten größeren Belastung dürfte es zerbrechen. Deshalb gibt es diese Dinger ja schon für ein paar Euro in den Geschäften. Mit einem Kartoffelschälmesser aus deiner Schublade in der Küche richtest du mehr Schaden an.
Diese Katanas sind natürlich ein toller Hingucker und ein Echtes Samuraischwert wäre eine gute Geldanlage. Aber für Otto Normalverbraucher nicht erschwinglich.
Ein letzter Rat: freunde dich mit dem Schauspieler Steven Seagal an. der hat eine Riesensammlung echter Katanas und seltener Gitarren, falls du auch noch musikalisch sein solltest.

mit rasiermesserscharfen Grüßen
der alte Orakel-Jones

Ein echtes Katana auf einem Garagenflohmarkt? Hm, das könnte ich mir allenfalls vorstellen, wenn nicht der ursprüngliche Besitzer es wegen eines Umzugs verscherbelt, sondern die Erben. Vielleicht etwas oberflächliche entfernte Verwandte, die „den ganzen fernöstlichen Krimskrams“ so schnell wie möglich losschlagen wollen und sich riesig freuen, dass der Verstorbene ihnen wenigstens auch noch seinen Videorecorder hinterlassen hat. Ein professioneller Nachlassverwalter sollte so einen Patzer nicht machen.
Die Replik müsste schon sehr sehr sehr gut sein, wenn sie so scharf ist. Im Prinzip wäre eine auf die Art „nachgemachte“ Waffe dann genau so gut wie das Original - müsste dann aber auch den entsprechenden Preis haben.

Kille, kille, Bill
Hallo!

Ein bisschen zuviel „Kill Bill“ gesehen, was?

Gnihihihi, nee, das nicht, aber den meisten Sachen, die ich übersetze, entquillt beim Zuschlagen des Buchs (nicht mit dem Buch) der ein oder andere Blutstropfen …

Ein letzter Rat: freunde dich mit dem Schauspieler Steven
Seagal an. der hat eine Riesensammlung echter Katanas und
seltener Gitarren, falls du auch noch musikalisch sein
solltest.

Bin ich, aber an Steven Seagal müsste ich mich erst gewöhnen :smile:))

Danke Dir für den sehr nützlichen Beitrag!
Gruß,
Eva

Hallo, Petra!
Deine Antwort bestätigt im Großen und Ganzen meine Vermutung. Die Szene in dem Roman ist eher unwahrscheinlich, aber was soll’s. Es lebe die dichterische Freiheit :smile:

Danke Dir & Gruß,
Eva

Hallo Eva,
die Chance, ein wirklich hochwertiges Katana auf einem Flohmarkt zu finden, dürfte gegen Null tendieren - wie hier schon geschrieben. Solche Wertobjekte werden auch entsprechend aufbewahrt - das wäre also in etwa so wahrscheinlich wie ein Rembrandt als Dachbodenfund.

Ebenso ist es richtig, dass die gängigen Repliken zwar nicht gerade in Kinderhände gehören, aber eben doch lediglich Dekorationsstücke sind.

Denkbar wäre vielleicht ein Flohmarktverkauf aus dem Nachlass eines WK II-GI’s, der sich als Souvenir ein Offiziers-Katana aus Japan mitgebracht hat. Wenn solch eine Waffe gut gepflegt wurde, könnte sie den genannten Zweck durchaus erfüllen. Diese Katanas stammen zwar idR aus Massenproduktion, sind aber von der Qualität her mit den billigen zeitgenössischen Repliken nicht vergleichbar. Sie sind unter Kendo-Sportlern durchaus gesucht und für Tameshigiri geeignet. Dabei werden als ‚Schwertprobe‘ gerollte und in Wasser eingelegte Grasmatten (Tatami Omote) durchschlagen, wozu man ein gut geschärftes Katana (und eine ausgereifte Technik) benötigt. Gleiches gilt für (gute) Neuanfertigungen für ernsthafte Kampfsportler. Eine halbwegs(!) brauchbare Waffe dieser Kategorien ist im Handel kaum unter 800,- Euro zu bekommen. Für bessere Qualitäten ist man schnell auch mal mit dem zehnfachen dieses Betrages dabei (wie gesagt - bei Neuanfertigungen oder gut erhaltenen WK II - Seitenwaffen). Wenn so etwas auf einem Flohmarkt landet, dann allenfalls, weil ein Nachlassverwalter das Stück mit einer billigen Replik verwechselt hat.

Dessen ungeachtet geht auch ein funktionstüchtiges Katana durchaus nicht so einfach durch einen menschlichen Hals wie durch Butter - so einfach sind Halswirbel nicht zu durchtrennen. Dazu gehört (wie zum oben erwähnten Tameshigiri) schon etwas Übung und Erfahrung. Ganz davon abgesehen, dass man bei einem falschen Schlagwinkel aus der Klinge schnell Schrott machen kann.

Freundliche Grüße,
Ralf

Nicht meine Idee, steht so in dem Roman, den ich übersetze,
und als ich das mit der „Butter“ hingeschrieben habe, dachte
ich, ob das wohl realistisch wäre, mit einer Replik-Waffe.

Von was reden wir hier? Von ner Wanddeko aus Misforkenstahl, oder einer nach historischen Gesichtpunkten nachgebauten Replik? Erster hat ne gute Chance schon bei einer Parade zu zerbrechen (und in Millionen kleiner Spitter zu zerspringen, die einenen dann zusätzlich zur eigenen abgebrochenen und der gegnerischen Klinge treffen), letzte kann bei ‚sachgemäßer Verwendung‘ (worin der Kasus-Knacktus liegt) durchaus ein Körperteil eines Gegners abtrennen. Aber entscheidend dabei ist nicht nicht unbedingt die Schärfe, sondern die Technik. Daher ist die Schärfe auch kein gutes Kriterium, um eine gute Klinge auszumachen.

Dessen ungeachtet geht auch ein funktionstüchtiges Katana
durchaus nicht so einfach durch einen menschlichen Hals wie
durch Butter - so einfach sind Halswirbel nicht zu
durchtrennen.

Hallo!
Meine Vermutung. Mittelalterliche Hinrichtungen - diese zwar mit einem Schwert europäischer Machart - sind ein gutes Beispiel dafür, dass einiges schief gehen kann …

Danke Dir und Gruß,
Eva

Von was reden wir hier? Von ner Wanddeko aus Misforkenstahl,
oder einer nach historischen Gesichtpunkten nachgebauten
Replik?

Hallo!
Das geht aus dem Text nicht hervor, aber da die Waffe auf einem Garagenflohmarkt vermutlich sehr preiswert erworben wurde, nehme ich einmal vorsichtig das erstere an. Und natürlich sollte man mit der Waffe umgehen können, da hast Du recht.

Danke Dir & Gruß,
Eva

Aber entscheidend dabei
ist nicht nicht unbedingt die Schärfe, sondern die Technik.

Um dies zu illustrieren - der (wohl berühmteste) Schwertmeister Miyamoto Musashi bestritt etliche (tödlich endende) Zweikämpfe mit einem Bokken - einem Katana aus Hartholz … Holz hat den Vorteil geringeren Gewichts und ermöglicht daher größere Schnelligkeit. Der Mangel an Schärfe wurde durch präzise und schnelle Handhabung mehr als ausgeglichen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Um dies zu illustrieren - der (wohl berühmteste)
Schwertmeister Miyamoto Musashi bestritt etliche (tödlich
endende) Zweikämpfe mit einem Bokken - einem Katana aus
Hartholz … Holz hat den Vorteil geringeren Gewichts und
ermöglicht daher größere Schnelligkeit. Der Mangel an Schärfe
wurde durch präzise und schnelle Handhabung mehr als
ausgeglichen.

Wenn ich DER japanische Schwertmeister wäre, den schon zu Lebzeiten ein Ruf umwehte, der Gegnern Körperflüssigkeiten in die Hose trieb, und mich einfach breitbeinig hinstellen könnte, auf ne Attacke des Gegners warte um ihn mit einem gezielten Konter tödlich zu treffen, und dann wieder mein Pausenbrot in die Hand zu nehmen, ist sowas sicher möglich. Ein normalsteblicher zieht mit einer im Vergleich derart untauglichen Waffe garantiert den Kürzeren.
Dazubemerkt noch folgendes:
Erstens glaube ich der gute Musashi hat genau ein Duell mit einer Holzwaffe ausgetragen und das war ein zurechtgeschnitzes Paddel, aber ich mag mich irren.
Zweitens ging es mir darum, daß es für die Schnittwirkung nicht so sehr auf die Schärfe ankommt, als auf die Technik. Derartiges wird von der ‚Japan-Franktion‘ manchmal gerne propagiert.
Drittes ist jedes fechttechnisch motivierte Benutzen einer Zierwaffe, wegen der von mir erwähnten Splitterproblematik, schweinegefährlich.

Dessen ungeachtet geht auch ein funktionstüchtiges Katana
durchaus nicht so einfach durch einen menschlichen Hals wie
durch Butter - so einfach sind Halswirbel nicht zu
durchtrennen.

Hallo!
Meine Vermutung. Mittelalterliche Hinrichtungen - diese zwar
mit einem Schwert europäischer Machart - sind ein gutes
Beispiel dafür, dass einiges schief gehen kann …

Mit einem Anderthalbhänder mir scharfer Klinge lassen sich (etwas Übung vorausgesetzt) Weidenruten mit 5 bis 6 cm dicke und mehreren cm Umwicklung durchtrennen. Mit etwas Geschick auch zwei davon. Ob das nun auf ein sich bewegendes Ziel in der Hitze des Gefechtes genausogut klappt sei dahingestellt. Aber, wenn wir uns den ‚Ernstfall‘ betrachten, wäre es mir reichlich egal, ob ich meinen Gegner dardurch tödlich verletze, daß ich ihm den Kopf abschlage, oder nur dardurch, daß ich ihm den Hals bis auf den Knochen aufschneide.

Hallo Eva,

Ralf hat ja schon eine sehr gute Antwort gegeben, nur noch eine kurze Geschichte dazu.

Ich nahm vor Jahren an einem Iaidō-Seminar teil und der Sensei (ein Deutscher) erzählte abends beim Bier folgende Geschichte.
Vor vielen Jahren fand er in einem hamburger Gerümpelladen ein Katana, das er für kleines Geld erwerben konnte.
Es war sogar in einem recht guten Zustand und hatte Schmiedezeichen, die auf eine klassische (= alte) Waffe hinwiesen.

Er rief bei der japanischen Botschaft an, und wollte auch Photos schicken, sie baten aber darum, die Waffe dort zur Begutachtung vorbei zu bringen, was er auch tat.
Als er nach einigen Wochen nichts hörte, frug er nach und erhielt wenige Tage später einen Brief, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß das Schwert ein altes und auch wertvolles sei, vom Schmied ‚Hastenichtgesehen‘ und wohl aus dem Jahre ####.
Mit dabei ein Dankesschreiben des japanischen Kulturministeriums und ein weiteres Schreiben, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß das Schwert nicht mehr aus Japan ausgeführt werden dürfe.

Tja, so kanns gehen - wie gewonnen, so zerronnen :wink:

Gandalf

Da waren schon einige gute Antworten dabei.
Trotzdem noch einige Anmerkungen von mir:
• die Schärfe ist per se kein Qualitätsmerkmal - ich kann auch ein Stück Blech sehr scharf machen, aber es bleibt leider nicht lange scharf
• wie andere schon geschrieben haben: es ist kein Problem einen Hals zu durchtrennen wenn die Technik (und die Waffe) stimmt. Das bekomme ich auch mit meinem scharfen Stück Blech hin - aber nicht im Kampf. Körperteile trenne ich auch mit einer Machete um ein paar Euro ab.
• Es gibt verschiedene Qualitätsmerkmale bei neuen Katanas von unglaublich schlecht bis hin zu ausgezeichnet. Neu heisst nicht gleich schlecht und alt heisst nicht gleich gut.

Herbert
Ars Gladii
www.arsgladii.at

Da is sie ja wieder… *grins*

Soweit ich die Legenden aus dem alten Japan richtig gedeutet habe hatten echte Katanas eine Nummer im Heft (allerdings mehr bei Katanas aus sehr früher Zeit), die angab, wie viele Bauern man mit einem Streich Töten kann. Hierfür wurden die Verurteilten übereinandergelegt und so fixiert, daß Kopf und Oberkörper übereinander lagen und die Hälse genau eine Linie bildeten.
Dann wurde von einem erfahrenen Schwertkämpfer ausgeholt und… naja, die Nummer ermittelt.
Ein echtes Katana auf einem Garagenflohmarkt ist durchaus denkbar, wenn man überlegt daß auch schon Kunstwerke alter Meister auf Flohmärkten verhökert wurden, oder original Meissner Porzellanfiguren im Wert von mehreren Tausend Euros…
Als kleiner TV - Tip wäre hier „Kunst und Krempel“ oder ähnliches auf den dritten Programmen erwähnt, es ist wirklich faszinierend was einige Leute so zu Hause rumliegen haben… :wink:

Liebe Grüße
Lord Cambridge

@ alle
Danke euch allen miteinander, das waren prima Antworten! Ich alter Schussel muss sie jetzt irgendwo abspeichern, wo ich sie bei Bedarf - und bestimmt werde ich noch einmal darauf zurückgreifen wollen - auch wiederfinde …

Liebe Grüße,
Eva