Kategorienlogik & Mengenlogik

Hallo allerseits,

mir ist aufgefallen, daß es offenbar zwei Arten des Umgangs mit Identitätsuntersuchungen gibt, näml.

  1. die Mengenlogik
  2. die (wie ich’s nenne) Kategorienlogik

Die Mengenlogik fasst verschiedene (mit Begriffen bezeichenbare) Elemente zu einer Gruppe zusammen und behandelt sie daraufhin als Einheit. Diese Art der Logik scheint in unserer Sprache schon aufgrund des grammatischen Prinzips vom Plural eingebettet zu sein. „Erbsen“ in der Mengenlogik ist nichts anderes als der Begriff für eine Menge (unbekannter Mächtigkeit), deren Elemente jeweils die Eigenschaften „klein, grün und rund“ besitzen. „Auto“ wäre die Menge entsprechender Autoteile (Räder, Lenkrad, Karosserie usw.).

Der Kategorienlogik liegt ein geradezu gegenteiliges Verfahren zugrunde: Hier wird ein Gegenstand nicht als Menge von Elementen definiert, sondern als Repräsentant einer allgemeinen Kategorie. „Erbsen“ wären demnach „Gemüse“, und ein „Auto“ wäre demnach ein „Fahrzeug“. (Man beachte: ich sagte nicht „ein Element der Menge aller Fahrzeuge“.)

Meine Anregungen zur Diskussion:

a) Gibt es andere Prinzipien des Umgangs mit Identitätsaussagen?
b) Läßt sich die Begrenztheit der Anzahl solcher Prinzipien nachweisen?
c) Wie würde ein solcher Nachweis ungefähr aussehen?

Herzliche Grüße,

Mohamed.

Identität als Problem
Hallo,

in (ich meine mich zu erinnern, weiß aber nicht mehr ganz genau, wo) „Reference and Generality“ von 1962 hat Peter Geach die These aufgestellt, dass der Begriff der Identität grundsätzlich relativ zu verstehen ist. Wer nach Identität fragt, muss demnach grundsätzlich immer angeben, unter welchem Aspekt er diese Frage verstanden wissen will.

Wenn die These stimmte, hätte sie weitreichende Konsequenzen. Geach nennt meiner Erinnerung nach als Beispiele einmal die in der Philosophie des Geistes von materialistischer Seite vertretene These, ein Gedanke sei identisch mit einer bestimmten Konstellation von Nervenzellen im Gehirn - wer hier von Identität spräche, müsse erst genau sagen, was er mit dem Begriff eigentlich meint und hätte noch gar keine wirkliche These vertreten, wenn er schlechthin von Identität spräche, ohne klar zu sagen, worin er diese Identität vermute.

Zum anderen nennt er das religionsphilosophische Problem der Identität innerhalb der christlichen Dreieinigkeit, die er als Identität hinsichtlich der Dreieinigkeit bzw. Göttlichkeit im Gegensatz zur Verschiedenheit der einzelnen Erscheinungen der Dreieinigkeit (Vater, Sohn, heiliger Geist) deutet.
[Geach ist früh (von der anglikanischen Kirche?) zum Katholizismus konvertiert, und Religionsphilosophie ist eines seiner Hauptuntersuchungspunkte, aber er hat auch in anderen philosophischen Disziplinen interessante Beiträge geliefert.]

Nützt dir das was? Ansonsten ist mir deine Frage nicht ganz klar.

Der Identitätsbegriff der Mengenlogik ist ja - so wie du ihn beschreibst - eher im Sinne eines Oberbegriffes gemeint, also als Gattung oder Klasse, wohingegen mir in dem, was du „Kategorienlogik“ nennst, eher der Eigenschaftscharakter von Singularitäten beurteilt wird.

Für deine Frage b

b) Läßt sich die Begrenztheit der Anzahl solcher Prinzipien
nachweisen?

würde die Theorie von Geach wohl bedeuten, dass die Anzahl prinzipiell unbegrenzt wäre.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Sind äquivalent
Eine Menge ist dadurch charakterisiert, dass
man von jedem Objekt bestimmen kann, ob es
ein Element dieser Menge ist, oder nicht.

Dazu muss man ein Entscheidungsverfahren,
z.B. bestimmte geforderte Eigenschaften
aller Elemente einer bestimmten Menge angeben.

Ob ich also „Auto“ durch seine Eigenschaften
definiere oder als zu einer Menge gehörig,
ist wegen der Definition des Mengenbegriffs
äquivalent :smile:

zur Identität:
Ich bin der Meinung, dass Identität nicht nur
nicht objektiv ist, sondern auch als rein
subjektiv noch keinen Sinn macht. Identität
kommt durch Zusammenwirken mehrerer Subjekte
zusammen, ist also ein intersubjektives Konstrukt.

Ein wunderschönes Beispiel dafür, dass
Konstruktivismus die Dinge zur Abwechslung
auch mal einfacher darstellen kann, als
der Objektivismus.

Gruss, Marco

Hallo Thomas,

in (ich meine mich zu erinnern, weiß aber nicht mehr ganz
genau, wo) „Reference and Generality“ von 1962 hat Peter Geach
die These aufgestellt, dass der Begriff der Identität
grundsätzlich relativ zu verstehen ist.

Wie kann denn Identität (identisch sein) relativ zu verstehen sein, wo doch kein absoluteres Prinzip denkbar ist? Oder was meint Geach mit Identität?

Wer nach Identität
fragt, muss demnach grundsätzlich immer angeben, unter welchem
Aspekt er diese Frage verstanden wissen will.

Nun, ich verstehe Identität unter dem selben Aspekt, unter welchem ich 5 mal 5 als identisch mit 25 oder „Araber“ als identisch mit „Sarazenen“ erkenne (wenn’s Letztere denn auch wirklich den sprachlichen Konventionen entspricht).

Wenn die These stimmte, hätte sie weitreichende Konsequenzen.

Das kannst Du laut sagen…

Geach nennt meiner Erinnerung nach als Beispiele einmal die in
der Philosophie des Geistes von materialistischer Seite
vertretene These, ein Gedanke sei identisch mit einer
bestimmten Konstellation von Nervenzellen im Gehirn - wer hier
von Identität spräche, müsse erst genau sagen, was er mit dem
Begriff eigentlich meint und hätte noch gar keine wirkliche
These vertreten, wenn er schlechthin von Identität spräche,
ohne klar zu sagen, worin er diese Identität vermute.

Okay, okay, okay. Das ist mir auch schon aufgefallen, nämlich daß manche Menschen nicht wissen, dass „Definition“ bedeutet, einem Begriff einen (ebenso begrifflichen) Inhalt zuzuweisen, anstatt dem Inhalt eine Bedeutung zuzuweisen. Ich schüttele noch heute den Kopf über Politiker, die die Gesellschaft verändern wollen, aber zu diesem Zwecke empfehlen, herauszufinden, was überhaupt die Definition von „Gesellschaft“ ist.

Also ich meine Identität hier eigentlich nur die Austauschbarkeit von beliebig wählbaren Ausdrücken: z.B. die Austauschbarkeit von „Fünf mal fünf“ und „25“.

Der Identitätsbegriff der Mengenlogik ist ja - so wie du ihn
beschreibst - eher im Sinne eines Oberbegriffes gemeint, also
als Gattung oder Klasse, wohingegen mir in dem, was du
„Kategorienlogik“ nennst, eher der Eigenschaftscharakter von
Singularitäten beurteilt wird.

Hmmm… „Eigenschaftscharakter von Singularitäten“ ? Wenn ich meine Auffassungsgabe für Fremdwörter in mir ungewohnten Zusammenhängen anstrenge, könnte ich fast denken, dass Deine Definition der „Kategorienlogik“ mit der meinigen übereinstimmt.

Ich jedenfalls finde die Unterscheidung zwischen Mengenlogik und Kategorienlogik ziemlich wichtig, obwohl es mir schwerfällt, zu erklären, warum.

Ich versuche es dennoch einmal. Ich bin der Auffassung, dass alle sprachlich vermittelbare und sprachlich beweisbare Erkenntnis drei Kategorien des menschlichen Urteilsvermögens entspringt, nämlich dem logischen, dem empirischen und dem ethischen Urteilsvermögen. Momentan bin ich dabei zu versuchen, das Grundprinzip des logischen Urteilens zu dokumentieren, und zwar dasjenige Grundprinzip, auf welchem alle Arten echten logischen Urteilens aufgebaut sind bzw. sein sollten (formale Logik, Prädikatenlogik, Syllogistik, Mathematik). Das von mir verwendete Schema ist einigen Aspekten der Modallogik nicht unähnlich, da es die Urteile „möglich“-„unmöglich“-„notwendig“ verwendet.

Um irgendeinen Satz mit einem dieser Urteile aus logischer (!) Sicht bewerten zu können, muß dieser Satz soweit wie möglich in seine logischen Elementarbegriffe aufgespalten und sodann analysiert werden. Als Elementarbegriffe sind nur ebengenannte Urteile, die „Identität“ und Platzhalter für die Gegenstände und ihre Oberbegriffe.

((Wesenheit = Oberbegriff)[Urteil])[Urteil]

Beispiel:

  • „Körper bestehen aus Atomen.“
  • „Ein Körper ist identisch mit (einer Ansammlung von) Atomen.“ (1. Umformulierung)
  • Eine Wesenheit, die aus Bereichen besteht, die miteinander nicht identisch sind , ist identisch mit (einer Ansammlung von) Wesenheiten, von denen keine aus Bereichen besteht, die nicht miteinander identisch sind.“ (2. Umformulierung)

Der Satz muß noch weiter umformuliert werden, und es müssen wahrscheinlich noch entsprechende Definitionen vorangestellt werden.

Aber wie man merkt, gelingt langsam aber sicher die Definition für „einen Körper“ wunderbar, während bei den „Atomen“ der Zusatz „eine Ansammlung von“ nicht eliminierbar ist, da hier dem ganzen wahrscheinlich nur mit Mengenlogik beizukommen ist.

Für deine Frage b

b) Läßt sich die Begrenztheit der Anzahl solcher Prinzipien
nachweisen?

würde die Theorie von Geach wohl bedeuten, dass die Anzahl
prinzipiell unbegrenzt wäre.

Ich finde, der Aufbau unserer Sprache (Oberbegriffe und Pluralprinzip) weist eher daraufhin, daß „Kategorienlogik“ und „Mengenlogik“ so ziemlich alleine da stehen…

Freundliche Grüße,

Mohamed.

Hallo Mohammed,

Nun, ich verstehe Identität unter dem selben Aspekt, unter
welchem ich 5 mal 5 als identisch mit 25 oder „Araber“ als
identisch mit „Sarazenen“ erkenne (wenn’s Letztere denn auch
wirklich den sprachlichen Konventionen entspricht).

ich denke, Geach meint das so, dass z. B. „25“ und „5 mal 5“ lediglich in mathematischen Kontexten identisch sind, nicht aber etwa, wenn man nach einer Hausnummer fragt („Ich wohne in der Goethestraße 25“, aber nicht in der „Goethestraße 5 mal 5“). Über die Identität von Arabern und Sarazenen bin ich im Moment überfragt, aber ich denke, dass es auch hier Unterschiede gibt, die einer schlechthinnigen Identität widersprechen. Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass es eine Eigenschaft der Araber ist, heute noch zu existieren, während wohl kaum jemand heute noch auf die Idee käme, von sich zu behaupten, er sei Sarazene, oder?

daß manche Menschen nicht wissen, dass „Definition“ bedeutet,

Nun, wie ist den „Sarazene“ definiert? Doch wohl als historischer Begriff, während „Araber“ eben mehr umfasst, nämlich auch die Menschen derselben Herkunft, aber eben auch die meint, die heute noch leben.

Also ich meine Identität hier eigentlich nur die
Austauschbarkeit von beliebig wählbaren Ausdrücken: z.B. die
Austauschbarkeit von „Fünf mal fünf“ und „25“.

Die Austauschbarkeit bezieht sich nur auf bestimmte Aspekte, gilt aber nicht in allen Kontexten - wie gezeigt.

Ich bin der Auffassung, dass alle sprachlich vermittelbare und sprachlich
beweisbare Erkenntnis drei Kategorien des menschlichen Urteilsvermögens
entspringt, nämlich dem logischen, dem empirischen und dem ethischen
Urteilsvermögen.

In Ordnung, das ist im Prinzip die Dreiteilung der Stoa in Logik, Physik und Ethik, oder?

das Grundprinzip des logischen Urteilens

Die Grundprinzipien sind eigentlich die, die schon Aristoteles kannte (der Satz der Identität wäre einer davon, ein anderer der Satz vom Widerspruch), oder?

Das von mir verwendete Schema ist einigen
Aspekten der Modallogik nicht unähnlich, da es die Urteile
„möglich“-„unmöglich“-„notwendig“ verwendet.

Achtung! Das ist nicht ganz korrekt, denn die Kategorien sind:
„möglich“ bzw. „unmöglich“,
„wirklich“ bzw. „nicht wirklich“ und
„notwendig“ bzw. „kontingent“!
(In der deontischen Logik kämen für die Ethik dann die Paare „erlaubt/verboten“ etc. hinzu.)

((Wesenheit = Oberbegriff)[Urteil])[Urteil]

Das ist mir unklar.

Beispiel:

  • „Körper bestehen aus Atomen.“
  • „Ein Körper ist identisch mit (einer Ansammlung von)
    Atomen.“ (1. Umformulierung)

Du sprachst oben von der Wichtigkeit der Definition. Hier definierst du aber eigentlich nicht den Begriff „Körper“, sondern du definierst die Eigenschaft, „aus etwas zu bestehen“, nämlich als „identisch sein“. Damit aber setzt du dein eigentliches Anliegen, nämlich die Definition eines Körpers außer Kraft, indem du die Definition schon voraussetzt.

  • Eine Wesenheit, die aus Bereichen besteht, die
    miteinander nicht identisch sind
    , ist identisch mit (einer
    Ansammlung von) Wesenheiten, von denen keine aus Bereichen
    besteht, die nicht miteinander identisch sind.“ (2. Umformulierung)

Bitte erläutern: Der Satz ist mir unklar.

Der Satz muß noch weiter umformuliert werden, und es müssen
wahrscheinlich noch entsprechende Definitionen vorangestellt werden.

Wenn das so ist, dann ist das Ganze sehr zweifelhaft, denn dann wärest du ja ständig gezwungen, ad hoc, also zu einem bestimmten Zweck, ständig neue Dinge einzuführen.

Aber wie man merkt, gelingt langsam aber sicher die Definition
für „einen Körper“ wunderbar, während bei den „Atomen“ der
Zusatz „eine Ansammlung von“ nicht eliminierbar ist, da hier
dem ganzen wahrscheinlich nur mit Mengenlogik beizukommen ist.

Ich hätte schon beim ersten Satz gewisse Zweifel.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Mohamed!

Die Masse von 5x5, z.B. eines atomaren Materials, mit der Masse 25 desselben Materials gleichgesetzt, kann gemessen an der Halbwertszeit,
tödlich enden. Oder zum Selbstversuch: 5x1 Hähnchen dauern in der Mikrowelle 5x2 Minuten = 10 Minuten, während für 1x5, (also gleichzeitig) die Mikrowelle eine halbe Stunde beschäftigt ist.
Es gibt auch eine wissenschaftliche Form der Mathematik, in der 5x2 nicht gleichgesetzt wird mit 2x5, obwohl du beide mit 10 identifizierst.

Gruss
U.

Sind relativ äquivalent
Hi Marco…

nun, aus der Russelschen Sicht dürften die beiden Verfahren in der Tat äquivalent sein.

Aber es geht in der Kategorienlogik nicht wirklich um die Zugehörigkeit zu einer Menge (obwohl dies von der Mengenlogik in der Tat so interpretiert werden würde) sondern um die Austauschbarkeit von Begriffen.

Mengenlogik: „Ein Auto ist ein Element der Menge aller Fahrzeuge.“
Kategorienlogik: „Ein Auto kannst du Auto nennen, aber du kannst es genauso Fahrzeug nennen.“

Der Unterschied mag fein scheinen, aber ich glaube, er kann entscheidend sein. Ein weiterer Unterschied ist, dass im Gegensatz zur Menge die Kategorie keine Mächtigkeitsbestimmung kennt.

Auf jeden Fall gibt es mit der Mengenlogik in vielen Fällen gewaltige Probleme, wie die Russellsche Antinomie vom Barbier zeigt, der allen den Bart rasiert, die sich nicht selbst rasieren. Der Barbier wird einfach als Einheit behandelt, obwohl er genau das definitiv nicht ist, zumal er aus verschiedenen Körperteilen besteht und man fragen muß, welches dieser Körperteile denn das Rasierende ist.

zur Identität:
Ich bin der Meinung, dass Identität nicht nur
nicht objektiv ist, sondern auch als rein
subjektiv noch keinen Sinn macht.

Den letzten Satzteil habe ich nicht verstanden.

Identität
kommt durch Zusammenwirken mehrerer Subjekte
zusammen, ist also ein intersubjektives Konstrukt.

Das verstehe ich nicht. Dazu, dass die Erde identisch mit einem großen (ungefähren) Ball ist, brauche ich doch keine intersubjektive Übereinkunft, oder?

Fragende Grüße,

Mohamed.

Hallo Uwe,

also wenn Du das als Erklärung zu der Meinung des von Thomas zitierten Philosophen meinst, dann verstehe ich so langsam, was gemeint ist. Ich bezweifele auch gar nicht, dass das was in dem einen Kontext identisch ist, in dem anderen eben nicht identisch ist, obwohl die gleichen Begriffe verwendet werden. Aber doch nur deshalb, weil den Begriffen je nach Kontext verschiedene Definitionen zugrunde liegen.

Freundlicher Gruß!

Mohamed.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Das Leid mit den Definitionen
Hallo Thomas!

ich denke, Geach meint das so, dass z. B. „25“ und „5 mal 5“
lediglich in mathematischen Kontexten identisch sind, nicht
aber etwa, wenn man nach einer Hausnummer fragt („Ich wohne in
der Goethestraße 25“, aber nicht in der „Goethestraße 5 mal
5“). Über die Identität von Arabern und Sarazenen bin ich im
Moment überfragt, aber ich denke, dass es auch hier
Unterschiede gibt, die einer schlechthinnigen Identität
widersprechen. Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass es eine
Eigenschaft der Araber ist, heute noch zu existieren, während
wohl kaum jemand heute noch auf die Idee käme, von sich zu
behaupten, er sei Sarazene, oder?

Ich glaube, früher nannte man in Europa alle Araber einfach Sarazenen. Aber ich habe ja dieses Beispiel auch von Anfang an relativiert, weil mir in dem Augenblick kein besseres einfiel.

Die Austauschbarkeit bezieht sich nur auf bestimmte Aspekte,
gilt aber nicht in allen Kontexten - wie gezeigt.

Jaja, aber offenbar nur weil den Begriffen in den Identitätssätzen je nach Kontext verschiedene Definitionen (und damit implizit andere Identitätsaussagen!) zugrundeliegen.

Ich bin der Auffassung, dass alle sprachlich vermittelbare und sprachlich
beweisbare Erkenntnis drei Kategorien des menschlichen Urteilsvermögens
entspringt, nämlich dem logischen, dem empirischen und dem ethischen
Urteilsvermögen.

In Ordnung, das ist im Prinzip die Dreiteilung der Stoa in
Logik, Physik und Ethik, oder?

Möglich, dazu kenne ich mich mit der Stoa zu wenig aus. Aber diese Dreiheit der menschlichen Erkenntnis ist wohl vielen Philosophen aus den unterschiedlichsten Lagern mehr oder minder bewußt gewesen. Bei Kant findet sie sich wieder in Begriff, Anschauung und Pflicht.

das Grundprinzip des logischen Urteilens

Die Grundprinzipien sind eigentlich die, die schon Aristoteles
kannte (der Satz der Identität wäre einer davon, ein anderer
der Satz vom Widerspruch), oder?

Es ist im Prinzip nichts Neues, nur in ein möglichst grundlegendes Schema gepresst. Es kann durchaus sein, dass dieses schon lange gefunden wurde, aber ich will’s halt für mich selbst herausfinden.

Das von mir verwendete Schema ist einigen

Aspekten der Modallogik nicht unähnlich, da es die Urteile
„möglich“-„unmöglich“-„notwendig“ verwendet.

Achtung! Das ist nicht ganz korrekt, denn die Kategorien sind:
„möglich“ bzw. „unmöglich“,
„wirklich“ bzw. „nicht wirklich“ und
„notwendig“ bzw. „kontingent“!

Eins zu Null für Dich. Klar, „kontingent“ statt „möglich“. Aber „wirklich“/„nicht-wirklich“ lehne ich in diesem Kontext ab, weil das (für mich) eher Empirie statt Logik ist.

(In der deontischen Logik kämen für die Ethik dann die Paare
„erlaubt/verboten“ etc. hinzu.)

Genau, aber das ist schon wieder Ethik - auch wenn diese logikähnliche Verfahren verwenden mag.

((Wesenheit = Oberbegriff)[Urteil])[Urteil]

Das ist mir unklar.

Dieses Schema geht darauf zurück, dass ich eine eigene kompromißlose Definition dafür setze , was eine logische Aussage ist, nämlich eine Identitätsaussage, die mit einem der 3 genannten Urteile bewertet wird. Beispiel: „Peter ist kein Italiener.“

((Peter = Italiener)[unmögl.])[kontg.]

Für die Logik sind empirische Aussagen ohne vorhergehende Bedingungen nicht verifizierbar, daher ist die Aussage letzten Endes doch kontingent. Mit Bedingung (z.B. „Peter ist Berliner und kein Italiener ist Berliner“) müßte natürlich dann stehen:

((Peter = Italiener)[unmögl.])[notw.]

Beispiel:

  • „Körper bestehen aus Atomen.“
  • „Ein Körper ist identisch mit (einer Ansammlung von)
    Atomen.“ (1. Umformulierung)

Du sprachst oben von der Wichtigkeit der Definition. Hier
definierst du aber eigentlich nicht den Begriff „Körper“,
sondern du definierst die Eigenschaft, „aus etwas zu
bestehen“, nämlich als „identisch sein“. Damit aber setzt du
dein eigentliches Anliegen, nämlich die Definition eines
Körpers außer Kraft, indem du die Definition schon
voraussetzt.

Eigentlich habe ich zunächst einmal nur eine Behauptung interpretiert. Hierzu muß ich mich in den hineinversetzen, der sie aufstellt und darauf vertrauen, daß er genau das meint. Und wenn er nicht dasselbe meint, dann hat es sich erledigt, da mich ja nur das zwickt, wovon ich glaubte, dass er es meint.

Außerdem denke ich dass es so einen großen Einfluss auf die Definition des Körperbergiffs auch nicht hat, denn den Satz „Bücher sollte man nicht durch die Gegend schmeissen“ folgere ich aus der Tatsache, dass ein herkömmliches Buch identisch ist mit „etwas und (möglicherweise losen) Blättern“, weniger daraus, womit „bestehen aus“ bedeutet.

  • Eine Wesenheit, die aus Bereichen besteht, die
    miteinander nicht identisch sind
    , ist identisch mit (einer
    Ansammlung von) Wesenheiten, von denen keine aus Bereichen
    besteht, die nicht miteinander identisch sind.“ (2. Umformulierung)

Bitte erläutern: Der Satz ist mir unklar.

Gerne! Ein Körper besteht aus Teilen. Wenn nicht, dann handelt es sich nicht um den Körper, den ich meine, ein anderer interessiert mich hier nicht :wink: . Diese Körperteile (z.B. zwei benachbarte Seiten eines Hohlquaders) sind nicht miteinander identisch. Wenn doch, handelt es sich nicht um den Körper, den ich meine, ein anderer intere… Entschuldigung :smile: .

Jetzt kommen die Atome. Das sind hier per definitionem Gegenstände, von denen keiner aus Teilen besteht.

Der Satz muß noch weiter umformuliert werden, und es müssen
wahrscheinlich noch entsprechende Definitionen vorangestellt werden.

Wenn das so ist, dann ist das Ganze sehr zweifelhaft, denn
dann wärest du ja ständig gezwungen, ad hoc, also zu einem
bestimmten Zweck, ständig neue Dinge einzuführen.

Nein, nur gezwungen zu zeigen, was gewisse Begriffe noch so alles an impliziten Aussagen verbergen. Irgendwann kommt man natürlich an einen Punkt, wo man in den Begriffen keine weiteren impliziten Aussagen finden kann, ohne etwas Neues in den Kontext einzuführen. Das ist aber der Punkt, den ich erreichen will. Erst dann kann man einen Satz logisch zuverlässig analysieren.

Das Wichtigste war mir, dass

  1. jede logische Aussageeine Identitätsaussage ist, bzw. jedes logische Verfahren nur Identitätsaussagen prüfen kann
  2. eine jede solche Identitätsaussage mindestens eines der 3 Modalurteile beinhaltet.

Herzlichen Gruß!

Mohamed.

Hallo,

diese Dreiheit der menschlichen Erkenntnis ist wohl vielen
Philosophen aus den unterschiedlichsten Lagern mehr oder
minder bewußt gewesen. Bei Kant findet sie sich wieder in
Begriff, Anschauung und Pflicht.

Kant bezieht sich sogar am Beginn der Vorrede der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ ausdrücklich darauf: „Die alte griechische Philosophie teilte sich in drei Wissenschaften ab; die PHYSIK, die ETHIK und die LOGIK. Diese Einteilung ist der Natur der Sache vollkommen angemessen, und man hat an ihr nichts zu verbessern, als etwa nur das Prinzip derselben hinzuzutun, …“

ich will’s halt für mich selbst herausfinden.

Mutig!

Aber „wirklich“/„nicht-wirklich“ lehne ich in diesem Kontext
ab, weil das (für mich) eher Empirie statt Logik ist.

Ich sehe darin ein Problem, weil das, was du Logik nennst, recht vieldeutig ist.

Das Wichtigste war mir, dass

  1. jede logische Aussage eine Identitätsaussage ist, bzw. jedes
    logische Verfahren nur Identitätsaussagen prüfen kann
  2. eine jede solche Identitätsaussage mindestens eines der 3
    Modalurteile beinhaltet.

Die Modallogik funktioniert nicht auf dem Identitätsgedanken der formalen Logik, denke ich, denn die formale Logik ist eben formal, die Modallogik hingegen inhaltlich gedacht.

Herzliche Grüße

Thomas Miller