Das Leid mit den Definitionen
Hallo Thomas!
ich denke, Geach meint das so, dass z. B. „25“ und „5 mal 5“
lediglich in mathematischen Kontexten identisch sind, nicht
aber etwa, wenn man nach einer Hausnummer fragt („Ich wohne in
der Goethestraße 25“, aber nicht in der „Goethestraße 5 mal
5“). Über die Identität von Arabern und Sarazenen bin ich im
Moment überfragt, aber ich denke, dass es auch hier
Unterschiede gibt, die einer schlechthinnigen Identität
widersprechen. Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass es eine
Eigenschaft der Araber ist, heute noch zu existieren, während
wohl kaum jemand heute noch auf die Idee käme, von sich zu
behaupten, er sei Sarazene, oder?
Ich glaube, früher nannte man in Europa alle Araber einfach Sarazenen. Aber ich habe ja dieses Beispiel auch von Anfang an relativiert, weil mir in dem Augenblick kein besseres einfiel.
Die Austauschbarkeit bezieht sich nur auf bestimmte Aspekte,
gilt aber nicht in allen Kontexten - wie gezeigt.
Jaja, aber offenbar nur weil den Begriffen in den Identitätssätzen je nach Kontext verschiedene Definitionen (und damit implizit andere Identitätsaussagen!) zugrundeliegen.
Ich bin der Auffassung, dass alle sprachlich vermittelbare und sprachlich
beweisbare Erkenntnis drei Kategorien des menschlichen Urteilsvermögens
entspringt, nämlich dem logischen, dem empirischen und dem ethischen
Urteilsvermögen.
In Ordnung, das ist im Prinzip die Dreiteilung der Stoa in
Logik, Physik und Ethik, oder?
Möglich, dazu kenne ich mich mit der Stoa zu wenig aus. Aber diese Dreiheit der menschlichen Erkenntnis ist wohl vielen Philosophen aus den unterschiedlichsten Lagern mehr oder minder bewußt gewesen. Bei Kant findet sie sich wieder in Begriff, Anschauung und Pflicht.
das Grundprinzip des logischen Urteilens
Die Grundprinzipien sind eigentlich die, die schon Aristoteles
kannte (der Satz der Identität wäre einer davon, ein anderer
der Satz vom Widerspruch), oder?
Es ist im Prinzip nichts Neues, nur in ein möglichst grundlegendes Schema gepresst. Es kann durchaus sein, dass dieses schon lange gefunden wurde, aber ich will’s halt für mich selbst herausfinden.
Das von mir verwendete Schema ist einigen
Aspekten der Modallogik nicht unähnlich, da es die Urteile
„möglich“-„unmöglich“-„notwendig“ verwendet.
Achtung! Das ist nicht ganz korrekt, denn die Kategorien sind:
„möglich“ bzw. „unmöglich“,
„wirklich“ bzw. „nicht wirklich“ und
„notwendig“ bzw. „kontingent“!
Eins zu Null für Dich. Klar, „kontingent“ statt „möglich“. Aber „wirklich“/„nicht-wirklich“ lehne ich in diesem Kontext ab, weil das (für mich) eher Empirie statt Logik ist.
(In der deontischen Logik kämen für die Ethik dann die Paare
„erlaubt/verboten“ etc. hinzu.)
Genau, aber das ist schon wieder Ethik - auch wenn diese logikähnliche Verfahren verwenden mag.
((Wesenheit = Oberbegriff)[Urteil])[Urteil]
Das ist mir unklar.
Dieses Schema geht darauf zurück, dass ich eine eigene kompromißlose Definition dafür setze , was eine logische Aussage ist, nämlich eine Identitätsaussage, die mit einem der 3 genannten Urteile bewertet wird. Beispiel: „Peter ist kein Italiener.“
((Peter = Italiener)[unmögl.])[kontg.]
Für die Logik sind empirische Aussagen ohne vorhergehende Bedingungen nicht verifizierbar, daher ist die Aussage letzten Endes doch kontingent. Mit Bedingung (z.B. „Peter ist Berliner und kein Italiener ist Berliner“) müßte natürlich dann stehen:
((Peter = Italiener)[unmögl.])[notw.]
Beispiel:
- „Körper bestehen aus Atomen.“
- „Ein Körper ist identisch mit (einer Ansammlung von)
Atomen.“ (1. Umformulierung)
Du sprachst oben von der Wichtigkeit der Definition. Hier
definierst du aber eigentlich nicht den Begriff „Körper“,
sondern du definierst die Eigenschaft, „aus etwas zu
bestehen“, nämlich als „identisch sein“. Damit aber setzt du
dein eigentliches Anliegen, nämlich die Definition eines
Körpers außer Kraft, indem du die Definition schon
voraussetzt.
Eigentlich habe ich zunächst einmal nur eine Behauptung interpretiert. Hierzu muß ich mich in den hineinversetzen, der sie aufstellt und darauf vertrauen, daß er genau das meint. Und wenn er nicht dasselbe meint, dann hat es sich erledigt, da mich ja nur das zwickt, wovon ich glaubte, dass er es meint.
Außerdem denke ich dass es so einen großen Einfluss auf die Definition des Körperbergiffs auch nicht hat, denn den Satz „Bücher sollte man nicht durch die Gegend schmeissen“ folgere ich aus der Tatsache, dass ein herkömmliches Buch identisch ist mit „etwas und (möglicherweise losen) Blättern“, weniger daraus, womit „bestehen aus“ bedeutet.
- „Eine Wesenheit, die aus Bereichen besteht, die
miteinander nicht identisch sind , ist identisch mit (einer
Ansammlung von) Wesenheiten, von denen keine aus Bereichen
besteht, die nicht miteinander identisch sind.“ (2. Umformulierung)
Bitte erläutern: Der Satz ist mir unklar.
Gerne! Ein Körper besteht aus Teilen. Wenn nicht, dann handelt es sich nicht um den Körper, den ich meine, ein anderer interessiert mich hier nicht
. Diese Körperteile (z.B. zwei benachbarte Seiten eines Hohlquaders) sind nicht miteinander identisch. Wenn doch, handelt es sich nicht um den Körper, den ich meine, ein anderer intere… Entschuldigung
.
Jetzt kommen die Atome. Das sind hier per definitionem Gegenstände, von denen keiner aus Teilen besteht.
Der Satz muß noch weiter umformuliert werden, und es müssen
wahrscheinlich noch entsprechende Definitionen vorangestellt werden.
Wenn das so ist, dann ist das Ganze sehr zweifelhaft, denn
dann wärest du ja ständig gezwungen, ad hoc, also zu einem
bestimmten Zweck, ständig neue Dinge einzuführen.
Nein, nur gezwungen zu zeigen, was gewisse Begriffe noch so alles an impliziten Aussagen verbergen. Irgendwann kommt man natürlich an einen Punkt, wo man in den Begriffen keine weiteren impliziten Aussagen finden kann, ohne etwas Neues in den Kontext einzuführen. Das ist aber der Punkt, den ich erreichen will. Erst dann kann man einen Satz logisch zuverlässig analysieren.
Das Wichtigste war mir, dass
- jede logische Aussageeine Identitätsaussage ist, bzw. jedes logische Verfahren nur Identitätsaussagen prüfen kann
- eine jede solche Identitätsaussage mindestens eines der 3 Modalurteile beinhaltet.
Herzlichen Gruß!
Mohamed.