Katetogorischer Imperativ von Kant

Hallo!
Es stehen dem nächst mündliche Prüfungen an und in Ethik ist da auch das Thema Kant dran.
Kant unterscheidet ja zwischen Moralität und Legalität. Moralität ist nach der Erfüllung des kategorischen Imperativs und gesetz dem Fall das tun hat den sittlich guten Willen als Hintergrund, gegeben. Aber die Legalität. Muss für die Legalität der kategorische Imperativ erfüllt sein? Ich meine neien, weil die Legalität ist das Recht bei Kant und das tritt nur dann in Kraft wenn der Mensch nicht mehr vernünftig handelt. Wenn er nicht vernünftig handelt, kann der kategorisch Imperativ nie erfüllt sein. Stimmt ds so, oder wie müsste es richtig gedacht sein?
Außerdem wie würde Kant argumentieren wenn man nach „so du mir, so ich dir handelt“?
Dann war da noch was mit Muße und Arbeit. Man soll ja seine Arbeit (i.d.R. ungeliebte Tätigkeit) zur Muße werden lassen, sodass der Gang zur Arbeit ein Müßiggang wird und das eigene Leben ausgefüllter. Aber das steht dann doch im totalen Widerspruch zur Marx’schen Utopie, denn wenn Arbeit „Spaß“ macht und man zusätzlich mechanisiert, würde das der Umwelt schaden und es wäre somit nicht nachhaltig gedacht. Oder geht Kant davon aus, das erst gar keine Mechanisierung statfindet und somit auch das Malochen als Muße empfunden wird?

Gruß Christian

PS.: Alle die noch Abitursprüfungen zu bewältigen haben wünsche ich viel Glück!!!

Moralität
Hallo Christian,

Muss für die Legalität der kategorische Imperativ erfüllt sein?

nein, die Moralität qualifiziert die Legalität (macht sie „besser“). Legalität bezieht sich zwar auch auf das Sittengesetz, aber nicht auf die Maxime, die für die Moralität notwendig ist.

Ich meine neien, weil die Legalität ist das Recht bei Kant und das tritt
nur dann in Kraft wenn der Mensch nicht mehr vernünftig handelt.

Das stimmt nicht ganz, denn nur dadurch, dass eine Handlung legal ist, muss sie nicht moralisch sein. So kann ich z. B. aus Angst vor Strafe mich legal verhalten, aber dadurch verhalte ich mich noch lange nicht moralisch, denn meine Maxime ist nicht normalisch, sondern nur mein Handeln.

Wenn er nicht vernünftig handelt, kann der kategorisch Imperativ nie erfüllt
sein. Stimmt ds so, oder wie müsste es richtig gedacht sein?

Ich denke, man kann das so formulieren, muss aber bedenken, dass der Vernunftbegriff hier etwas „schillernd“ ist. Ich muss, um den kat. Imp. zu füllen, der Maxime aus Pflicht (nicht etwa bloß „pflichtgemäß“) folgen - das ist die einzige Bedingung.

Außerdem wie würde Kant argumentieren wenn man nach „so du mir, so ich dir
handelt“?

Die „Goldene Regel“ reicht nicht aus, um Moralität zu erzeugen, denn sie führt im Extremfall zu ungewollten Ergebnissen: Ein Masochist müsste im Zweifel zum Sadisten werden; wer sich nicht helfen lassen möchte, dürfte Anderen nicht helfen.

Man soll ja seine Arbeit (i.d.R. ungeliebte Tätigkeit) zur Muße werden lassen,
sodass der Gang zur Arbeit ein Müßiggang wird und das eigene
Leben ausgefüllter.

Wo steht denn das bei Kant? Das hab ich im Moment nicht präsent.

Aber das steht dann doch im totalen Widerspruch zur Marx’schen Utopie,

Das kann man aber Kant nun wirklich nicht zum Vorwurf machen, dass er utopische Konzepte, die mehrere Jahrzehnte nach seinem Ableben entstehen, nicht antizipiert.

denn wenn Arbeit „Spaß“ macht und man zusätzlich mechanisiert, würde das der
Umwelt schaden und es wäre somit nicht nachhaltig gedacht.

Und auch, dass für Marx der Umweltschutz, der wohl erst so gegen 1980 (also erst ca. 100 Jahre nach seinem Tod) Breitenwirkung erfuhr, kein Thema ist, kann man dem Mann nicht anlasten.

Oder geht Kant davon aus, das erst gar keine Mechanisierung statfindet
und somit auch das Malochen als Muße empfunden wird?

Du verquickst zwei Theorien, die nichts miteinander zu tun haben. Die industrielle Revolution ist nachkantisch, eine „Mechanisierung“ hat es zu Zeiten Kants nicht gegeben. Zwar ist die Dampfmaschine schon 1769 erfunden worden, aber wurde nicht von Anfang an so massiv eingesetzt, wie es dir wohl vorschwebt.

Ein weiterer sehr wichtiger Unterschied besteht darin, dass für Kant die Einstellung zur Tatsache wichtiger ist als die Tatsache selbst (denn es gab auch damals schon Tatsachen, die man nicht ändern konnte, mit denen man sich also arrangieren musste). Ähnliches gilt für das Abitur: Wer ohne Angst und gut vorbereitet in die Prüfung geht, ist besser dran als der, der zwar gut vorbereitet ist, aber vor lauter Angst einen Kloß im Hals stecken hat. :smile:

In diesem Sinne wünsche ich dir eine positive Einstellung zur Prüfung und viel Spaß.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Dann war da noch was mit Muße und Arbeit. Man soll ja seine
Arbeit (i.d.R. ungeliebte Tätigkeit) zur Muße werden lassen,
sodass der Gang zur Arbeit ein Müßiggang wird und das eigene
Leben ausgefüllter. Aber das steht dann doch im totalen
Widerspruch zur Marx’schen Utopie, denn wenn Arbeit „Spaß“
macht und man zusätzlich mechanisiert, würde das der Umwelt
schaden und es wäre somit nicht nachhaltig gedacht. Oder geht
Kant davon aus, das erst gar keine Mechanisierung statfindet
und somit auch das Malochen als Muße empfunden wird?

Hallo!

1.Was genau verstehst Du als Marx´sche Utopie? Oder hat man Dir erzählt,das Marx insgesamt utopisch sei? Also nicht nur in seiner Zukunftserwartung(Kommunistisches Manifest),sondern auch in seiner gesamten Aussage?
Marx’sche ‚Philosophie‘(wobei er selbst davon sprach,kein Philosoph zu sein, sondern die wissenschaftliche Erkenntnis zum Zwecke der Veränderung zu betreiben,er definiert sich also als Wissenschaftler),nennt sich im allgemeinen’Dialektischer Materialismus’,wobei er erklärt,die metaphysischen Fehler des Materialismus und die idealistischen Fehler der Dialektik zu widerlegen. Zumindest unterwirft er sämtliche Schulen der Philosophie und ihre Entwicklung einer kritischen historischen Betrachtung.Woraus man auch viel über Philosophie lernen kann,und gerade durch die Darstellung der griechischen Klassiker viele Elemente auch der moderneren Philosophien seit der Aufklärung von ihren Wurzeln herleiten kann .
Jedenfalls macht die 'prophetische’Sicht nur den sehr viel kleineren Teil seines Werkes aus.

2.Zwar hat Marx(vor allem aber Engels),sich mit dem Stoffwechsel der menschlichen Gesellschaft mit der nichtmenschlichen Umwelt beschäftigt,aber trotzdem unterscheidet er den Menschen nicht strikt von der Umwelt,sondern begreift ihn als integralen,in die natürlichen Prozesse eingebundenen Teil derselben,nur dass der Mensch imstande ist,sich seine eigene Umwelt bewusst zu gestalten,wobei er aber immer noch von den gegebenen Gesetzmässigkeiten der stofflichen Umwelt abhängig ist.Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Gestaltung der Gesellschaft,und vor allem dem Zusammenhang zwischen Gesellschaftsordnung und Produktionsverhältnissen. Soweit er den inneren Wachstumszwang des Kapitalismus und den inneren Zwang zum Profit erklärt,betrifft dies in der Folge natürlich sowohl den Raubbau an der Natur(ausserhalb des Menschen) als auch den Raubbau am Menschen, hauptsächlich am Lohnarbeiter. Die Begriffe Umwelt und Nachhaltigkeit hat er nicht postuliert,deswegen kann Kant zumindest insofern auch gar nicht zu Marx im Widerspruch stehen.Die heutigen Zustände kann man da wohl kaum als Gradmesser nehmen,weil weder die Utopischen Anteile von Marx noch von die von Kant realisiert worden sind.Allerdings stehen beider Werke sowieso zueinander in Widerspruch, wobei Marx für sich in Anspruch nimmt,
sowohl Kant als auch z.B. Hegel überwunden und zum Teil widerlegt zu haben.

Kurz,der Punkt von Marx war nicht der Umweltschutz,denn die Umwelt war damals noch weitgehend intakt,und das war sie auch zur Zeit der offenen Sklaverei in Griechenland.Sein Punkt war die Vermittlung von gesellschaftlichen Produktions-,Austausch- und Konsumptionsverhältnissen durch Warentausch und Geld (als abstrakte Warenform),und die Ausbeutung von Mensch und natürlichen Ressourcen durch LOHNarbeit und Profitmechanismen.
Marx unterschied zwischen ARBEIT und LOHNARBEIT(Lohnsklaverei).

3.Also woher hast Du denn die Vorstellung,dass Arbeit ohne Mechanisierung eine Muße sei? Steine schleppen auf dem Bau oder Rudern auf der Galeere ist der Muße auch nicht gerade förderlich. Die Mechanisierung kann für die Arbeitenden eher eine Entlastung sein,vergleiche nur mal den Bauern,der sein Feld mit der Hacke bearbeitet,im Gegensatz zu dem,der einen Ochsen oder gar einen Traktor benutzt. Genauso wie die Automatisierung. Etwas anderes ist die Zermürbung durch ewig wiederkehrende Handgriffe in der Fliessbandarbeit/Fordismus,wo der Mensch nur eine biologische Maschine ist.

Wie sollte Kant davon ausgehen,das es keine oder doch eine Mechanisierung geben würde,wenn er davon nichts wusste? Ausserdem war wohl zu seiner Zeit zumindest in England die Mechanisierung in Ansätzen vorhanden.Deutschland war damals halt etwas rückständig im Weltmassstab.

4.Wer sagt denn,dass Arbeit,die Spass macht,notwendigerweise umweltschädlich ist? Willst Du jetzt für die härteste Sklaverei plädieren,um die Umwelt zu retten? Bist Du jetzt ein Mensch oder ein Baum,mal ganz ehrlich?! :smile:
Dasselbe gilt für die Mechanisierung,z.B. gab es schon sehr früh Wassermühlen, durch die Schmieden angetrieben wurden,was die Arbeit der Knechte erträglicher machte,und trotzdem relativ umweltschonend war.Genauso auch Windmühlen.

Wenn Du dich mit Marx beschäftigen willst,empfehle ich Dir mal
„Die Heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik“(teils auch wirklich witzig geschrieben),und den „Anti-Dühring“.In beiden findest Du auch reichlich nicht-Marx´sche Philosophie.

Viel Spass beim Lernen und viel Erfolg bei der Prüfung!