Guten Tag,
religiöse Erziehung im Elternhaus (?)
ist wohl eine individuelle Frage.
Der Pfarrer war ein Halbgott und
unantastbar.
Firm-und Konfirmationsunterricht (?)
Du meinst wohl Kommunionsunterricht?
Wir hatten einige Wochen lang 2x
spezifischen Unterricht, wobei es u.a.
um die Gebote ging, weil man ja
auf die erste Beichte vorbereitet wurde.
Wie hielt man es mit dem Kirchengang (?)
Die Kirche war jeden Sonntag noch rappelvoll.
Unter der Woche war 2 mal Frühmesse.
Um 6 Uhr.
Wir Ministranten mußten schon vor der
Schule ministrieren.
Samstag abend war auch irgend eine Messe
und im Mai gab es jeden Sonntagabend
eine sogenannte Maiandacht.
Was machte bzw. lernte man im Religionsunterricht (?)
Man nahm das alte und neue Testament durch etc.
In besonderer Erinnerung ist mir eine kleine
Broschüre geblieben:
Onanieren ist eine schwere Sünde und beim
pinkeln darf man seinen Penis nicht anschauen.
An den nassen Hosen erkannte man die Folgsamen 
Der Pfarrer machte von seinem Prügelrecht
leichtfertig Gebrauch. Einmal, als ich wiedereinmal
wegen einer Lappalie eine saftige Ohrfeige bekam,
hielt ich ihm in einer Mischung aus Trotz und
Dienstfertigkeit die andere Wange hin.
(Wenn dich jemand auf die Linke Wange haut,
dann halte ihm auch die rechte hin)
Das kam nicht so gut bei ihm an und er rastete
total aus und prügelte mich rund ums Klassenzimmer.
Zuhause wurde ich dann noch einmal ordentlich
durchgeprügelt, weil der Pfarrer immer recht hat
und ich gefälligst zu gehorchen hatte!
Man erzählte so eine Schmach nicht Daheim und suchte
um Schutz, aber die Verletzungen waren ja sichtbar.
Wie wurde religion unterrichtet (?)
Vom Dorfpfarrer, später am Gymnasium von einer Nonne.
Ganz normale Unterrichtsstunde. Neben religiösen
auch ethische und soziale Fragen.
Wie sah die kirchliche Jugendarbeit aus (?)
Gab es bei uns nicht, man mußte Ministrant
werden. Wir hatten einen strengen aber
kinderfreundlichen Pfarrer, der wegen seiner
Zeltlager etc. auch ins KZ Dachau gebracht wurde.
Die Jungen sollten in die HJ und nicht zu den
Ministranten. Das war aber vor meiner Zeit.
Lieder gab es diesen Pfarrer nicht mehr lang.
Im Pfarrhaus gab es ein Ministrantenzimmer,
mit Spielesammlung, Kicker etc.
Wir machten klasse Ausflüge und Zeltlager.
Mädchen konnten nicht Ministrant werden.
Was wusste man von der anderen Konfession (?)
Nichts, außer dass sie Heiden sind und in die Hölle
kommen!
Gab es Kleidungsvorschriften (?)
Männer Hut abnehmen, aber sonst nicht viel.
Aufreizende Kleidung etc. gab es ohnehin
noch nicht, die Miniröcke waren aber schon
im kommen. Damit hätte sich wohl kein Mädchen
in die Kirche getraut.
Zur Kommunion hatten die Mädchen noch diese
kleinen „Hochzeitskleider“ und Jungs einen
Anzug und die erste Krawatte, nebst erster
Uhr, die man traditionell vom Taufpaten
geschenkt bekam.
Gab es eine bestimmte Sitzordnung in der Kirche (?)
Die Nonnen, die auch den Kindergarten führten
und als Krankenschwestern fungierten, (es gab
keinen Arzt im Dorf, man ging zur Schwester) hatten
ihre reservierten Sitzplätze unterhalb der Kanzel.
Von wo ihr leiernder Gesang überall deutlich zu
hören war, aber sie beherrschten die Texte.
Bei den Kindern:
Mädchen links, Jungs rechts.
1.Klasse 1. Reihe, 2.Klasse 2. Reihe usw.
Es gab einen „Stöckelmeister“, der für Ordnung
sorgte und schwatzende oder blödelnde Kinder
mit seinem Stöckel, einer Weidenrute zur Ruhe
prügelte. Oder im Wiederholungsfall an den
Ohren zum Gespött der ganzen Gemeinde im
Mittelgang an den „Pranger“ stellte. Waren
die Eltern nicht ohnehin anwesend und mußten
die Schmach und Schande ihres ungeratenen
Spößlings mitansehen, wurden sie Zuhause
darüber informiert.
Ich hoffe Sie können mir ein oder andere Fragen beantworten 
Das war in den 60er-70er Jahren.
In einem kleinen katholischen Dorf.
Vielleicht helfen diese Erinnerungen
ein wenig?
Gruß
Sun Tsu