Katholische Selbstmörder

Hallo allerseits, frohe Weihnachten!

Angeregt durch den aktuellen Fall aus Italien würde ich gerne von Euch wissen, wie die Vorgehensweise in Deutschland ist. Konkret: Haben katholische Selbstmörder in Deutschland Anspruch auf ein kirchliches Begräbnis oder nicht?

Ich hab die Diskussion etwas weiter unten gelesen, finde aber die bisherigen Antworten nicht ausreichend.

Danke für Eure Antowrten, viele Grüße!

Pauli

Hallo Pauli,

der Unterschied der gemacht wird zwischen dem Italiener Welby und Frau Hannelore Kohl ist wohl, dass Frau Kohl evtl. auch psychisch krank war und daher den Freitod „nicht im Vollbesitz der geistigen Kräfte“ gewählt haben mag, während Herr Welby ja „nur“ physisch am Ende ist aber geistig „noch voll da“.
Im Übrigen ist natürlich die Öffentlichkeit, die Herr Welby - noch lebendig - gewählt hat, der katholischen Kirche unangenehm, während bei Frau Kohl der Fall erst nach ihrem Tod öffentlich gemacht wurde.

Denk ich mal.

Gruß
WB

Hallo,

die offizielle katholische Meinung ist immer noch die Gleiche wie immer:
Gott hat das Leben gegeben und nimmt es auch - also hat der Mensch kein Recht, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Damit sind Selbstmörder von der Gnade Gottes ausgenommen und erhalten kein christliches Begräbnis.
Nun gibt es dabei aber eine Ausnahme - das ist dann, wenn sie offenbar nicht wissen, was sie tun - also der Zustand geistiger Verwirrtheit. Da geht man dann davon aus, daß dann der Selbstmord ja nicht der eigentliche Wille war (früher galten ja Irre eh als enbtweder vom teufel besessen oder von Gott begnadet, weil ja offenabr in ihrem Kopf jemand anderes herumspukte als sie selber).

Nun ist das Ganze natürlich damit auch sehr eine Auslegungssache. Der damalige österreichische Kronprinz Rudolf beging Ende des 19. Jh. auch Selbstmord. Und in solchen hochherrschaftlichen Fällen finden sich dann natürlich im Nachhinein immer gern ein paar dienstbereite weißkittel, die dann eine ständige oder zumindest weitweilige Verwirrtheit attestieren. Und offenbar erfreute sich auch Herr Kohl höchsten lirchlichen Wohlwollens als ehemaliger Bundeskanzler - da war dann ein katholisches begräbnis für seine eigentlich evangelische Frau auch bei Selbstmord kein Problem mehr.

Gernot Geyer

Hallo,

die offizielle katholische Meinung ist immer noch die Gleiche
wie immer:
Gott hat das Leben gegeben und nimmt es auch - also hat der
Mensch kein Recht, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen.
Damit sind Selbstmörder von der Gnade Gottes ausgenommen und
erhalten kein christliches Begräbnis.
Nun gibt es dabei aber eine Ausnahme - das ist dann, wenn sie
offenbar nicht wissen, was sie tun - also der Zustand
geistiger Verwirrtheit. Da geht man dann davon aus, daß dann
der Selbstmord ja nicht der eigentliche Wille war.

Und wer entscheidet im Falle einer Person, die sich (wie im Herbst leider oft üblich - Depression!) vor einen Zug geworfen hat, ob sie Herr ihrer Sinne und Willens war?
Wird der Dorfpfarrer der erschütterten Familie erstmal eine Absage erteilen, so sie ein „angemessenes“ Begräbnis wünscht?

Viele Grüsse!

Denis

HAllo,

das kommt auf den Dorfpfarrer an - es ist dann seine Entscheidung, was er tut. Wobei man das nicht abwerten sollte - auch der Herr Dorfpfarrer hinter den 7 bergen hat immerhin ein Theologiestudium absolviert und hat bestimmt dabei auch einiges darüber gelernt, wie in solchen Fällen zu verfahren ist. Zudem verfügen gerade die altgedienten Dorfpfarrer oft über sehr viel Menschenkenntnis und Lebenserfahrung und auch über die Fähigkeit, mal die Menschlichkeit über den Buchstaben der Vorschrift zu setzen. denen traue ich da eine wesentlich klügere Entscheidung zu, als mAnch anderem ehrgeizigen jungen Theologen.

Gernot Geyer

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Hallo!

Ich hab einen Artikel unter Google gefunden, der die Frage beantworten könnte.

ZUM TOD DURCH SUIZID
Seit einigen Jahren ist die Zahl der Suizidtoten höher als die der Toten im Straßenverkehr. Was sind die Hintergründe für diese erschreckende Aussage?

Selbstmord ist kein Ausdruck von souveräner Selbstbestimmung, sondern eher Ausdruck von vielfältiger Beeinträchtigung der Freiheit.
Gründe wie mangelnde Menschenwürde und Freiheit, Einsamkeit, Isolation und Überforderung treiben viele Menschen in den Tod. Der Selbstmord ist in der Regel der Abschluß einer Entwicklung, in der die Selbststeuerung nicht mehr funktionniert.
Man kann daher sagen, daß die Mehrheit der Menschen, die Selbstmord begehen, weder „frei“ noch „willig“ in den Tod gehen.

So sehr es theologisch richtig ist, daß kein Übel die Selbsttötung rechtfertigt, so darf doch nicht übersehen werden, daß physisches und psychisches Leid bei Menschen so übermächtig werden kann, daß sie keinen anderen Ausweg mehr sehen als den, ihr Leben selbst zu beenden. Statt moralischer Verurteilung und Ächtung sind in dieser Situation taktvoller Respekt vor der je besonderen Lebensnot und Lebenstragik angebracht.
Vor allem die Angehörigen brauchen unsere ganz besondere Zuwendung und Anteilnahme, damit sie mit ihren verzweifelten Fragen nach dem „Warum“ und eventuell aufkommenden Schuldgefühlen nicht alleine gelassen werden.
Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen, haben genauso das Recht auf eine würdevolle Beerdigung wie jeder andere Christ.

findest du unter www.trauer-fundgrube.de

Hoffe geholfen zu haben.

Gruss

Petra H.

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