Katze kratzt

Hallo!

In der Abwesenheit der Besitzer betreue ich eine Hauskatze.

Das Tier wurde als Baby halb erschlagen und fast verhungert aufgefunden, bei einer Bekannten hat es dann eine neue Heimstatt gefunden.
Auch nach rund zehn Jahren ist das arme Wesen noch recht scheu - bisher hat es erst einen einzigen Fremden akzeptiert.

Ich bin nun die zweite, die es an sich heranlässt. Sie verlässt mittlerweile nichteinmal mehr den Raum solange ich da bin (und bei Fremden ergreift sie schleunigst die Flucht), kommt zu mir um sich streicheln zu lassen, läuft mir voraus zum Futterplatz in die Küche wenn ich komme - und vergewissert sich, dass ich ihr auch folge. Das sind meines Erachtens schon sehr starke Vertrauensbeweise.

Ich spiele auch viel mit ihr, um ihren Jagdinstinkt zu wecken (ich habe mal gehört, dass Katzen, die keine Spielsachen haben, depressiv werden oder verblöden oder sonstwas Schlimmes).

Und jetzt pratzelt die Katze nach mir, sodass meine Hand schon ziemlich zerkratzt ist.

Sie faucht nicht, und in Angriffsstellung geht sie auch nicht. Sie liegt eigentlich faul herum, und wenn ich mich mit der Hand nähere um sie zu streicheln, kratzt sie, bleibt aber liegen.
Ich gebe ihr dann ihre kleine Fellmaus, und in die verbeißt sie sich dann mit Wonne.

Was will die Katze mit dem Kratzen ausdrücken? Will sie spielen oder mich verjagen (nach dem Motto „Fass mich nicht an!“) oder etwas anderes?

Wer weiß was?

Hanna

Hallo Hannah,

dass sie beim Spielen mit der Hand die Krallen einziehen müssen und allgemein nicht zu grob spielen sollen, dass lernen junge Katzen von den Geschwistern und später von den Menschen. Diese hören nämlich mit dem Spielen oder den Liebkosungen auf, wenn man sie kratzt - so lernt die Katze, es zu lassen. Wenn die Katze natürlich kein Verlangen nach Streicheleinheiten hat, kann man sie schlecht damit erpressen.

Die Katze ist sicher nicht gut sozialisert und nicht auf Menschen geprägt. Wenn man da einen gewissen Zeitpunkt verpasst, geht das Vertrauen oft nicht über einen bestimmten Punkt hinaus und die Katze wird niemals richtig zutraulich. Frühe Entwöhnung und Einzelhaltung sorgen dazu auch noch für schlechte Frustrationstoleranz. Möglicherweise hat die Katze auch verinnerlicht, dass sie mit subtilen Warnungen nichts erreicht und langt gleich zu. Ohne die Katze zu sehen und ein bißchen zu kennen, kann ich nicht beurteilen, ob sie mit Deinem Finger spielen will (weil sie den Unterschied nicht kennt) oder ob sie einfach nicht angefasst werden will.

Ich würde hier Spiel mit nackten Fingern vermeiden und Erziehungsversuche unterlassen. Es ist wichtiger, dass die Katze Beschäftigung bekommt, als dass sie jetzt von Dir noch Benimm erlernt. Ich habe gute Ergebnisse mit einer Spielmaus an einem festen Schnürsenkel erzielt. So kann die Katze sich austoben und der Finger bleibt dran. Ich würde auch nicht auf die Katze zugehen, um sie anzufassen. Mit viel Geduld kann es so weit kommen, dass die Katze auf Dich zugeht und ihren Kopf an Deinen Fingern reibt. Das wird Dir ein innerliches Fichtennadelbad sein, falls Du soweit kommst!

Gruß,

Myriam

Hallo,

es könnte sich um aufgestauten Beutegreiftrieb handeln. Kommt bei unterbeschäftigten Einzelkatzen oft vor. Ein deutliches Anzeichen dafür wäre, dass sie das Spielzeug mit den vorderen Krallen festhält und mit den Hinterpfoten malträtiert.
Du bist eben das Highlight des ansonsten langweiligen Tages. Da geht’s dann übertrieben zur Sache.

Gruß, Niels

Danke an alle!
Und Sternchen!

Hanna