Hallo KamikazeKatze,
ich bestreite gar nicht, dass Katzen keine Hunde sind. Wäre auch irgendwie albern
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Ich lese nur immer wieder, dass Katzenbesitzer ihr Leben auf den Kopf stellen und sich über Wochen oder sogar Monate (!) die Bude versauen lassen, ohne irgendwie vorwärts zu kommen.
Und die propagierte Methode, eine Zweitkatze anzuschaffen, ist bei weitem keine Erfolgsgarantie. In vielen Fällen potenzieren sich die Probleme dabei noch.
Die Katzen, die ich bislang hatte, kamen allesamt aus dem Tierschutz. Die meisten von ihnen saßen im Tierheim, weil sie unsauber waren und/oder die Wohnung zerlegt haben. Einige von ihnen zeigten dieses Verhalten bei mir nie, weil Freigang offenbar alles war, was ihnen gefehlt hatte. Andere begannen noch am Tag ihres Einzugs damit, in die Wohnung zu machen. Die fanden sich nach dem dritten Versuch draußen wieder und hatten da auch erstmal zu bleiben.
Das Risiko, dass sie verschwanden, bin ich eingegangen. Getan hat es aber keine, wenngleich ich die eine oder andere manchmal einige Tage nicht mehr zu Gesicht kriegte. Nach einer gewissen Zeit, in der sie Wohnung nicht mehr betreten durften, hatte sich die Pinkelei erledigt. Seither habe ich auch meine eigene Theorie zum Thema „Eingewöhnungszeit“.
Aus all diesen Erfahrungen heraus, vertrete ich persönlich die Meinung, dass es letzten Endes um Erziehung geht. Und da unterscheiden sich Katzen insofern nicht von Hunden, als sie Dinge, die sich nicht lohnen oder die unangenehm sind, nicht beibehalten.
Warum pinkeln denn Katzen plötzlich außerhalb des Katzenklos, wenn ihnen etwas nicht passt? Sie wissen sehr wohl, dass der vom Menschen gewünschte Ort, ihr Geschäft zu verrichten, das Katzenklo ist. Sie sind ja nicht plötzlich des Klos überdrüssig, sondern sie tun etwas, von dem sie wissen, dass es nicht erwünscht ist, um sich gegen den Status Quo aufzulehnen.
Wenn die Reaktion darauf vermehrte Streicheleinheiten sind - prima: Dann greift die Lerntheorie der positiven Verstärkung, die auch vor Katzen nicht Halt macht. In der Folge wird das Verhalten weiter gezeigt oder sogar ausgeweitet. Und dann wundern sich die Menschen, dass die Katze munter weiterhin in die Wohnung pisst, obwohl sie doch bereits ein rund-um-die-Uhr-Bespaßungs-Programm gestartet haben.
Ich höre immer wieder die Warnung, dass Katzen auf Bestrafung mit einer Verschlimmerung des Verhaltens reagieren. Auch das ist logisch: Wenn Rechte beschnitten werden, die bislang als gesichert galten, erfolgt erst mal Gegenwehr. Für mich stellt sich dann die Frage, wer am längeren Hebel sitzt. By the way: Was kann noch schlimmer sein, als wenn die Katze täglich das Mobiliar versaut?
Wenn man Katzen im Umgang miteinander betrachtet, dann geht es da knallhart zur Sache, wenn es darum geht, Rechte zu beanspruchen und zu verteidigen. Die Miezen gehen keinen Feliwaystecker einstecken, um sich besser zu vertragen. Das, was Katzen sich Menschen gegenüber erlauben, würden sie untereinander niemals wagen.
Das hat zum einen damit zu tun, dass Katzen (wie übrigens auch Hunde) Menschen nicht als Mitglied ihrer Gruppe betrachten. Dass sie Menschen gegenüber zum Teil andere Verhaltensweisen zeigen als untereinander, zeigt aber, dass sie eine Kommunikationsebene mit Menschen gefunden haben. Das Geschrei um Futter ist ein typisches Beispiel. Keine Katze würde sich schreiend vor ein Mauseloch stellen.
Die Tatsache, dass diese Kommunikationsfähigkeit besteht, bedeutet, dass diese nicht nur einseitig von der Katze zum Menschen möglich ist, sondern auch umgekehrt. Und in dieser Hinsicht greifen für Katzen - wie für alle höheren Säugetiere - die Lerntheorien. Man muss sie nur anwenden.
Schöne Grüße,
Jule