Katzen und Erkennung von Spiegeln

Hallo,

vermutlich kennen viele von Euch die Tierversuche zum Thema Spiegel - erkennt sich ein Tier im Spiegel selbst oder nicht.
Katzen erkennen sich im Spiegel nicht selbst, putzen sich nicht Farbflecken weg etc.
Kann ich bestätigen.

Aber mein Kater guckt mich ab und zu über den Spiegel an, obwohl er direkt vor mir steht (auf dem Waschbecken) und weiß, wo ich bin. Er beschmußt mich nicht am Spiegel, sondern in der entgegengesetzen, richtigen Richtung.

Dieser Augenkontakt über Spiegel ist das, was mich daran zweifeln läßt, dass Katzen nicht annähernd begreifen, was ein Spiegel ist.

Möglich oder eher wahrscheinlich, dass sie sich selbst nicht erkennen. Sie wissen nicht, wie sie selbst aussehen. Aber andere ev. schon und eben durchaus als Spiegelbild realisieren.

Bin mir dessen nicht ganz sicher, ist schließlich keine wissenschaftliche Testsituation.
Wüßte gern wie Eure Erfahrungen mit Katzen, Hunden etc. im Zusammenhang mit Spiegeln sind.

Gruß, Paran

Hallo,

meine Katzen haben alle auch über den Spiegel mit mir kommuniziert, wenn es die Situation ergab. Sich selbst haben sie irgendwann nicht mehr beachtet. Ich schätze mal, sie merken sehr genau, dass das eigene Spiegelbild nicht die Signale zurückgibt, die Katzen aussenden, wenn sie miteinander Kontakt aufnehmen. Ich aber reagiere auch über den Spiegel in der gewohnten Weise, weshalb mein Spiegelbild wohl interessant bleibt.

Übrigens schaut mein Perser auch heute nach Jahren noch gerne Tiersendungen. Normalerweise läßt das Interesse am Fernseher ja auch irgendwann mal nach. Aber er guckt immer noch zu. Nicht nur bei Vögeln, auch Gnus, Krokodile und Fische sind toll.

LG Barbara

Hallo paran,

vermutlich kennen viele von Euch die Tierversuche zum Thema
Spiegel - erkennt sich ein Tier im Spiegel selbst oder nicht.

ich würde diese Frage mal etwas abwandeln. Es geht weniger darum, ob sie sich erkennen, sondern ob sie das nötige Abstraktionsvermögen haben, dass sie selbst existieren.

Und da muss man neben der generellen Intelligenz einer Tierart auch die Schwankungsbreite berücksichtigen. Neben genialen Menschen kennst auch du wahrscheinlich Menschen, wo man sich ernsthaft fragt, wie die zur gleichen Art gehört.

Einige Hunde begreifen, dass sie nicht an der anderen Seite der Laterne vorbeigehen können, wenn sie abgeleint sind. Wobei offen ist, ob sie dieZusammenhänge begreifen oder nur Erfahrungen besser verarbeiten.

Katzen erkennen sich im Spiegel nicht selbst, putzen sich
nicht Farbflecken weg etc.
Kann ich bestätigen.

Katzen und Hunde gehören halt nicht zur den Top-Five der Intelligenz. Wobei Hunden ein Verständnis der menschlichen Absichten angezuchtet wurde, das sowohl Wölfe als auch Schimpansen blass aussehen lässt.

Ändert aber nichts dran, dass es Tierarten gibt, die einen Begriff von sich selbst haben. Menschenaffen, einige Raben- und Papagei-Arten und wohl auch Delphine. Da können Katzen und Hunde einfach nicht mithalten. Elefanten vielleicht, da müsste ich mal nachforschen.

Aber mein Kater guckt mich ab und zu über den Spiegel an,
obwohl er direkt vor mir steht (auf dem Waschbecken) und weiß,
wo ich bin. Er beschmußt mich nicht am Spiegel, sondern in der
entgegengesetzen, richtigen Richtung.

Dieser Augenkontakt über Spiegel ist das, was mich daran
zweifeln läßt, dass Katzen nicht annähernd begreifen, was ein
Spiegel ist.

Die Unterschiede im Verhalten lassen sich auch anders erklären. Schmusen mit dem (deinem) Spiegelbild ist halt kalt, hart und frustierend.

Den Schluss zu ziehen, dass die Katze weiß, dass du und dein Spiegelbild dieselbe Person sind, halte ich für recht mutig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Katze nach dem Abschlecken von Leberwurst von meinem Finger beim Finger weitermacht, d.h. beißt. Das heißt doch, dass die Katze überhaupt keine Vorstellung einer Person hat. Da sind sogar Hunde, die ich nebenbei bemerkt nicht wirklich schätze, eine Stufe weiter.

Möglich oder eher wahrscheinlich, dass sie sich selbst nicht
erkennen. Sie wissen nicht, wie sie selbst aussehen. Aber
andere ev. schon und eben durchaus als Spiegelbild
realisieren.

Wie schon gesagt, die wirklich intelligenten Tiere wissen auch nicht, wie sie aussehen. Sie merken aber irgendwann, dass das Spiegelbild genau dasselbe macht wie sie selbst. Und dann machen sie ein paar Versuche, sich so zu bewegen, wie ein Gegenüber das in der Zeit nicht schaffen könnte.

Es ist schon lustig zu sehen, wie ein kameraüberwachter Affe seinen Arsch in die Kamera hält, weil er mal wissen will, wie er dort aussieht, wo er nicht hinsehen kann.

Grundvoraussetzug ist die Bildung eines Konzepts des Selbst. Dies ist meiner unausgereifen Meinung nach die Spitze der Bewältigung sozialer Beziehungen. Was passiert, wenn der das macht, ein anderer was anderes macht und ein dritter dies beobachtet und ich als vierter dies alles sehe. So gesehen ist es irgendwo die Spitzenleistung der Gehirnentwicklung, aber angesichts des Aufwandes von zweifelhaftem Nutzen. OK, wir Menschen haben dadurch überlebt, aber auch hier und heute sind geistige Höchstleistungen nicht unbedingt der Evolutionsvorteil.

Warum gerade einige Vogelarten zu geistigen Höchstleistungen fähig sind, weiß ich nicht. Katzen sind es definitiv nicht, warum auch, ich mag sie trotzdem. Und auch einige Hunde, sofern sie nicht zu „hündisch“ sind.

Gruß, Zoelomat

Hai, Paran,

also bei diesem Spiegel-Test bin ich schon immer im Zweifel über die Aussagekraft bezüglich der Selbstwahrnehmung.

Bei der Fleck-im-Fell-Geschichte wird ja stillschweigend eine Prämisse angenommen, nämlich, daß das getestete Tier diesen Fleck als „falsch“, störend, nicht-zu-mir-gehörig wahrnimmt - vielleicht ist es einer Katze auch einfach völlig schnurz, ob da ein Fleck ist oder nicht…

Einer meiner Kater erzeugt zumindest den Eindruck, sich eitel vor einem Spiegel in Positur zu setzen… (wissenschaftliche Beweiskraft dieser Aussage? So ziemlich null…*g*)

Gruß
Sibylle

Hallo Zoelomat,

ich würde diese Frage mal etwas abwandeln. Es geht weniger
darum, ob sie sich erkennen, sondern ob sie das nötige
Abstraktionsvermögen haben, dass sie selbst existieren.

Warum braucht man ein Abstraktionsvermögen zum Erkennen der eigenen Existenz? Ich würde doch mal ganz naiv annehmen, dass die eigene Existenz die erste und deutlichste ist, die Mensch/Tier wahrnimmt.
Ich denke, also bin ich - der erste und bislang unübertroffene Beweis der eigenen Existenz des jeweiligen Denkers.

Tiere kommen eher nicht auf die abstrakte Idee, dass alles andere nur eingebildet sein könnte.
Würde sich evolutionär nicht durchsetzen, da ein Rind vor einem eingebildeten Löwen nicht weglaufen und daher in dessen sehr realem Magen landen würde.

Abstraktion braucht man doch eher für Mathe als für das Erkennen und Einschätzen von anderen oder sich selbst. Da ist Empathie gefragt.

Aber mein Kater guckt mich ab und zu über den Spiegel an,
obwohl er direkt vor mir steht (auf dem Waschbecken) und weiß,
wo ich bin. Er beschmußt mich nicht am Spiegel, sondern in der
entgegengesetzen, richtigen Richtung.

Dieser Augenkontakt über Spiegel ist das, was mich daran
zweifeln läßt, dass Katzen nicht annähernd begreifen, was ein
Spiegel ist.

Die Unterschiede im Verhalten lassen sich auch anders
erklären. Schmusen mit dem (deinem) Spiegelbild ist halt kalt,
hart und frustierend.

Wäre logisch, wenn der Kater diese Erfahrung gemacht hätte - hat er aber nicht. Er hat nie versucht, mit meinem Spiegelbild zu schmusen, kann also nicht wissen, dass das hart und kalt ist und nicht zurückschmust.

Den Schluss zu ziehen, dass die Katze weiß, dass du und dein
Spiegelbild dieselbe Person sind, halte ich für recht mutig.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Katze nach dem
Abschlecken von Leberwurst von meinem Finger beim Finger
weitermacht, d.h. beißt. Das heißt doch, dass die Katze
überhaupt keine Vorstellung einer Person hat. Da sind sogar
Hunde, die ich nebenbei bemerkt nicht wirklich schätze, eine
Stufe weiter.

Da möchte ich Dich an deine Bemerkung, dass es unterschiedliche Grade von Intelligenz auch bei Tieren gibt, erinnern.
Meine beiden Katzen lecken auch gern was Gutes vom Finger, aber nur, solange etwas da ist. Gebissen haben sie mich in solcher Situation nie.
Wenn meine Katze (die ist etwas empfindlicher) mich mal kurz beißt, weil ich sie falsch berühre, beginnt sie gleich danach, wohl wenn sie meinen Geruch erkennt, mich freundlich zu lecken (putzen).

Wie schon gesagt, die wirklich intelligenten Tiere wissen auch
nicht, wie sie aussehen. Sie merken aber irgendwann, dass das
Spiegelbild genau dasselbe macht wie sie selbst. Und dann
machen sie ein paar Versuche, sich so zu bewegen, wie ein
Gegenüber das in der Zeit nicht schaffen könnte.

Klar, dass schaffen Katzen nicht. Das kann aber auch daran liegen, dass Katzen und Hunde nicht so visuell orientiert sind, wie Unsereins, Affen und manche Vögel.
Stell Dir vor, man hielte Dir einen Geruchsspiegel vor - Du würdest dich sicher nicht erkennen, Hunde und Katzen sich ev. schon, dich auf alle Fälle.
(Beispiel: mein Kater, sehr ängstlich gegenüber allen anderen Erwachsenen, hopste vor Jahren einfach so auf den Schoß meiner Schwester, obwohl sie seltener zu Besuch kam, als manche andere, deretwegen er sich stundenlang im Schlafzimmer versteckte.
Dürfte m.E. am Familiengeruch liegen, anders kann ich mir sein Verhalten partout nicht erklären).
Dieses Versehen hat er schnell bemerkt und den Hopser nie wiederhohlt. Ist aber nach wie vor ihr gegenüber zutraulicher, als bei anderen Erwachsenen.

Wir Menschen neigen doch sehr dazu, unsere sehr eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten als das Non-plus-Ultra hinzustellen und nicht über den Tellerrand zu gucken.

Grundvoraussetzug ist die Bildung eines Konzepts des Selbst.
Dies ist meiner unausgereifen Meinung nach die Spitze der
Bewältigung sozialer Beziehungen. Was passiert, wenn der das
macht, ein anderer was anderes macht und ein dritter dies
beobachtet und ich als vierter dies alles sehe. So gesehen ist
es irgendwo die Spitzenleistung der Gehirnentwicklung, aber
angesichts des Aufwandes von zweifelhaftem Nutzen. OK, wir
Menschen haben dadurch überlebt, aber auch hier und heute sind
geistige Höchstleistungen nicht unbedingt der
Evolutionsvorteil.

Doch, der Evolutionsvorteil ist da. Wir Menschen haben nicht nur überlebt, wir überbevölkern gerade die Erde.
Wenn Dohlen trotz ihrer Intelligenz zu den bedrohten Arten gehören, dann weil es eben uns gibt, mit noch mehr Grips. Wir mögen nicht, wenn Dohlen unsere Saat wegfressen und wir haben Schrotflinten.

Warum gerade einige Vogelarten zu geistigen Höchstleistungen
fähig sind, weiß ich nicht. Katzen sind es definitiv nicht,
warum auch, ich mag sie trotzdem. Und auch einige Hunde,
sofern sie nicht zu „hündisch“ sind.

Dass manche Vogelarten diese Intelligenz entwickelt haben, liegt wohl am Zusammenleben in Gruppen. Eine soziale Struktur (Herden zählen da nicht) fordert Empathie, diese widerum eine gewisses Maß an Intelligenz, fördert aber die Überlebenschancen.

In der Hinsicht sind Katzen eigentlich außen vor, da sie an sich Einzelgänger sind. Gemessen daran sind Katzen ausgesprochen pfiffig.

Deine Katze weiß sicher auch, wie sie dir noch eine Portion Futter abschmusen oder -maunzen kann, oder (O.K., wenn sie deinen Finger nicht als Teil von Dir erkennt, weiß sie es ev. nicht)? Obwohl sie ein Einzelgänger ist. Meine Katzen wissen das sehr gut.
Ich denke, das ist kein reiner Erfahrungswert, sondern stammt noch aus der Katzenkindheit - die bei Hauskatzen nicht endet, wenn die „Mutter“, also der Halter, sie nicht verstößt. Zwischen Katzenjungen und der Mutter gibt es Empathie, bei kastrierten Katzenvätern übrigens durchaus auch.
In der Eltern- bzw. Kindsituation sind also auch die Einzelgänger Katzen zu Empathie fähig.

Meine hochschwangere Katze wollte mich z.B. beim `einmal Junge kriegen´ dabei haben. Ist solange um mich rumgemaunzt, bis ich ihr zu ihrem ausgesuchten Geburtsplatz gefolgt bin und mich zu ihr gehockt habe. Das war schon recht eigenartig. Sie maunzte und ging ein Stückchen, guckte ob ich mitkomme, ging dann etwas weiter, guckte wieder und wartete immer auf mein Folgen. Warum es ihr wichtig war, mich dabei zu haben, ist mir ein Rätsel. Das kannte ich von unseren Hofkatzen früher nicht. Die haben sich versteckt und wollten alleine sein, was ich persöhnlich eher nachvollziehen kann.

Ich will Katzen jetzt nicht als Intelligenzbestien hinstellen. Aber ich habe manchmal den Eindruck, dass da mehr ist, als die Wissenschaft per Erforschung am Maße Mensch herausfindet.
Die Intelligenz eines Wesens, dass olfaktorisch mehr oder ebensoviel wahrnimmt als/wie visuell, kann man nicht rein visuell erforschen. Das ist Birnen mit Äpfeln messen.

Vielleicht sind wir Menschen nicht intelligent genug, die Intelligenz anderer Lebewesen richtig einzuschätzen - das sollten wir zumindest in Betracht ziehen. Überheblich sind wir schon genug.

Gruß, Paran

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