Kaufkraft Courantmark zu Zeiten Buddenbrooks

Hallo Experten,

welche Kaufkraft hatte eigentlich die Courantmark zwischen 1835 und 1877?

Hintergrund: Ich möchte eine bessere Vorstellung vom Reichtum der Familie Buddenbrook gewinnen, die ja zu Beginn fast 900.000 Courantmark besitzen.

Gruß,
Sax

Moin,

welche Kaufkraft hatte eigentlich die Courantmark zwischen
1835 und 1877?

das liegt zwar etwas vor Deiner Zeit, aber vielleicht hilft es trotzdem:
Ein anderes Projekt scheitert 1809 an den Schwierigkeiten, die die Besetzung der Stadt durch die Franzosen mit sich brachte. Erst ein dritter Anlauf hat Erfolg. Dabei sieht Dr. Brehmer jedoch nicht auf die Interessen der „niederen Stände“, sondern er will den Grundeigentümern helfen. Da es nach der Franzosenzeit nur schwer möglich ist, Geld durch die Eintragung von Hypotheken zu beschaffen, will er mit der Sparkasse eine zusätzliche Möglichkeit der Kreditvermittlung organisieren. Darum ist die Mindesteinlage mit 10 Courantmark (das entspricht in heutiger Kaufkraft etwa 130 Euro)
aus: http://stadtzeitung.luebeck.de/archiv/artikel/id/21220

Gandalf

Hallo Sax,
bei der Courantmark (Lübisch Kurant) kann man verhältnismäßig einfach deren heutigen Wert in Silber angeben, da es sich sich (wie schon der Name sagt) um eine Kurantmünze handelte, bei der grob der Münzwert (Nennwert) ihrem Metallwert abzüglich Schlagschatz (Prägekosten + Gewinn des Münzherrn) entspricht. Zur genauen Ermittlung der Höhe des Schlagschatzes muste man sich die damals gültige Münzordnung anschauen - er dürfte jedoch (deutlich) unter einem Prozent betragen haben (die ältere Reichsmünzordnung lag bei ca. 0,6%) und vernachlässigbar sein.

Der Münzfuß der Courantmark beruhte auf der Kölner Mark (eine Gewichtseinheit, keine Währungseinheit). Bis 1848 wurden aus einer Kölner Mark Feinsilber (233,856 g) 34 Mark Lübisch Kurant geprägt, ab 1848 35 Mark. 1835 entsprachen also 900.000 Courantmark etwa 6,19 Tonnen Feinsilber. Oder etwas überschaubarer: 9 Courantmark entsprechen ca. 2 kanadischen ‚Silver Maple Leaf‘ (m.W. derzeit die einzige gültige silberne Kurantmünze), das Buddenbrook-Vermögen also 200.000 Silver Maple Leaf. Dafür müsste man heute deutlich über 6 Millionen € bezahlen, wobei allerdings zu beachten ist, dass der Silberpreis spekulationsbedingt schwankt. Derzeit steht der Kurs relativ hoch - jedoch bei weitem nicht so hoch wie im Januar 1980, wo der Silberwert eher 10 als 6 Millionen € betragen hätte.

Über die Kaufkraft sagt dies allerdings noch nicht allzuviel aus. Generell können solche ‚Umrechnungen‘ nur ein sehr vages Bild vom ‚Wert‘ oder der ‚Kaufkraft‘ einer alten Währung vermitteln, da es keinen einheitlichen Maßstab gibt, anhand dessen man historische mit aktuellen Währungen vergleichen kann. D.h. es werden Äpfel mit Birnen verglichen und dabei muss mit sehr vielen mehr oder weniger begründeten Annahmen gearbeitet werden. Trotzdem gibt es solche Modelle - ein Beispiel findet sich hier: http://fredriks.de/HVV/kaufkraft.htm Demnach hätten im Jahr 1835 900.000 Mark Courant in ihrer Kaufkraft ca. 20,624 Mio. € im Jahr 2011 entsprochen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Vielen Dank für die Antworten!
Hallo,

also etwa Faktor 10-20.

Das reicht völlig, um sich einen ungefähren Eindruck vom Vermögen der Buddenbrooks zu machen.

Besten Gruß,

Sax