Kehlkopfschmerz bei niesen, Nase putzen etc

Hallo

Ich habe seit einiger Zeit immer mal wieder Schmerzen in der Kehlkopfgegend. Links neben/hinter dem Kehlkopf. (Habe keine Mandeln mehr)
Ab und zu kommt es aus dem heiteren Nichts, dann ist es eher wie ein Aufflammen.
Aber vor allem, wenn ich die Nase putze, niese oder einen Luftballon aufblase, dann kommt es immer mal wieder vor, dass es kurz schmerzt und für eine kurze Zeit sich so anfühlt, wie wenn dort etwas „blockiert“.
War letztes Jahr bereits beim HNO und der hat mit seinem Koloskopen in die Speiseröhre gekuckt und meinte, alles ok. Auch das was er vom Kehlkopf sehen konnte, wäre ok.
Es ist so, dass ich etwa 10 Jahre lang mit meinem Nacken geknackt habe, damit aber letztes Jahr im Mai aufgehört habe. Daher fürchte ich, dass ich da vielleicht etwas mit dem Knacken verschoben habe?

Und wenn der HNO in die Speiseröhre schaut, kann man nicht auch in die Luftröhre schauen? Denn Nase putzen, niesen, Luftballon aufblasen hat ja vor allem mit der Luft zu tun?

Ich bin 28, männlich, Nichtraucher.

Falls jemand von Ihnen eine Idee haben könnte, wäre ich sehr dankbar.

N’Abend!
Also, das Knacken mit den Halswirbeln ist zwar sehr entspannend :wink: aber leider nicht wirklich gesund. Dadurch werden schnell die empfindlichen Halsaterien und manchmal auch ein paar Nerven verletzt.
Woher jetzt genau der Schmerz kommt ist aus der Ferne natürlich schwer zu beurteilen.

Erst die Theorie:

Beim Luftballon aufblasen hebt sich das Gaumensegel und legt sich an die Rachenrückwand, wodurch die Nasenhöhle vom Mund-Rachen-Raum getrennt wird, und die aus der Lunge kommende Luft nur durch Rachen und Mund fließen kann.

Beim Naseputzen ist es sozusagen genau anders herum. Hierbei senkt sich das Gaumensegel und die Mundhöhle wird verschlossen. Dadurch kann die Luft nur durch die Nase entweichen.

In beiden o.g. Fällen benötigt man ein bisschen mehr Druck als beim „normalen“ Atmen. Dieser Druck könnte tatsächlich das Gewebe rund um die (ehemaligen) Gaumenmandeln reizen.
Möglich wäre vielleicht auch tatsächlich eine Nervenreizung oder -Verletzung.
Hast du sonst noch irgendwelche Symptome? Selbst wenn es vielleicht nicht auf den ersten Blick einen Zusammenhang gibt…

LG
S.

Hallo S.

Herzlichen Dank für die schnelle, nette und ausführliche Mail.
Was eventuell weitere Symptome angeht:

  • ich habe seit Mitte letzten Jahres fast täglich links meinen Speicheldrüsenkanal leicht angeschwollen. Vor 2 Jahren war dies einmal so dick wie ein Ei, bekam dann Medikamente und es war weg. Nun habe ich wie gesagt seit etwa Juni fast täglich eine kleine Anschwellung. Der HNO und Hausarzt meinte, dass dies kein Grund zur Sogre wäre.
  • was auch festgestellt wurde, dass ich leichten Reflux habe. Aber auch hier nicht der Rede wert. Hatte da einen Monat ein Medikament genommen und das wars laut Arzt.
  • insgesamt ist meine Schulter-Nacken-Partie sehr verspannt, habe dadurch auch vermehrt leichte Kopfschmerzen. 1-2x im Monat etwas heftiger. Wenn ich morgens zB gähne, zieht es im Nacken.
  • ich litt letztes Jahr an psychosomatischem Schwindel, wegen des Verlusts von 2 Mitmenschen des 1. Familiengrades. Welches ich wieder durch Atmung- und Entspannungsübungen in den Griff bekommen habe. Seitdem frage ich mich allerdings bei jedem Symptom, ob dies nicht dann eh wieder nur die Psyche ist, die einem einen Streich spielt.
    Das macht das ganze natürlich nicht einfacher.
  • hatte nun auch eine Woche den Unterkiefer leicht weg, ist aber wieder fast weg.
    Soviel zu all dem, was mir einfällt, was mit dem Hals zu tun hat oder haben könnte.
    Wie gesagt, Nacken-knacken mache ich nun schon seit 9 Monaten nicht mehr.

Danke für Ihre Zeit, mit besten Grüßen

A.

Noch ein kleiner Nachtrag.

  • 2008 wurde ein MRT des Schädels und der Halswirbelsäule gemacht. Da wurde nichts erwähnt, was eventuelle Verletzungen von Arterien oder ähnlichem angeht, falls überhaupt erkennbar.
  • 2010 wurde ich wegen des Nackenknacken auch zu einer Doppler-Untersuchung geschickt - alles ok.
    Müsste doch an sich in diesem Aspekt alles ok sein?

Danke nochmals S.

Beste Grüße

Hallo Alex!
Gerne will ich versuchen Ihnen weiter zu helfen, auch wenn das auf die Entfernung nicht ganz so einfach ist.
Ich denke nicht, dass die Speicheldrüse der „Übeltäter“ ist.

Aus meiner Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei vielen Patienten entweder ein muskuläres Problem oder eine Art von Abnutzungserscheinung (z.B. Abnutzung des Kiefergelenks) vorliegt.

Ich tippe darauf, dass die Schmerzen im Halsbereich in erster Linie auf ein muskuläres Problem zurückzuführen sind. In diesem Fall hervorgerufen durch den erhöhten Innendruck beim Naseputzen oder Ballonaufblasen, oder einen Verspannungszustand im Halswirbel-/Nackenbereich.

wieder einmal Theorie:
Beim Ballonaufblasen muss das Gaumensegel sich hinten an die Rachenwand legen um so den Mundraum vom Nasenraum zu trennen. Dadurch gelangt die Luft nur noch durch den Mund.
Beim Naseputzen ist es quasi genau andersherum.
Um diesen Druck aufrecht zu erhalten sind noch zwei Dinge nötig.

  • Zum einen muss der Luftweg durch die Ohren (die „Eustachsche Röhre“ oder „Ohrtrompete“) abgedichetet werden. Dafür gibt es extra zwei Muskeln (m. tensor veli palatini und m. levator veli palatini). Gäbe es ein Problem mit einem dieser Muskeln könnte ein Schmerz auftreten, welcher jedoch eher ins Ohr hinein ziehen würde. Außerdem hätten Sie einen „dumpfen“ höreindruck.

  • Zum anderen muss der Luftweg zurück nach unten abgedichtet werden. Hierfür müssen sich die Stimmlippen schließen und fungieren dann ähnlich wie ein Ventil. Auch hierbei können Schmerzen auftreten.

_Die letztgenannte Möglichkeit halte ich bei Ihnen für relativ wahrscheinlich. Jedoch kann ich nicht genau sagen was denn der eigentliche Schmerzauslöser ist.

Es könnte z.B. ein Stellknorpel im Kehlkopf (Cartilago arytaenoidea), ein Stimmlippenmuskel (M. vocalis oder M. cricothyreoideus) oder eine Taschenfalte (P. vestibulares) der Auslöser sein.
Es gibt auch die Möglichkeit einer „ Subluxation“ (Veschiebung) des Zungenbeins. Bei Extrembewegungen (Gähnen) kann es sozusagen „eingeklemmt“ werden.
Bei all diesen Problemen dürfte Ihnen ein versierter Logopäde wahrscheinlich weiterhelfen können._

Nachdem Sie vom Halswirbelknacken und Verapannungen berichtet haben, ist auch ein Druck auf einen Nerv (Im Halswirbel C4) nicht ganz von der Hand zu weisen. In den meisten Fällen kann dies aber durch eine Mobilisierung der Nackenmuskulatur durch einen Physiotherapeuten behoben werden.

Zusammenfassend würde ich an Ihrer Stelle zuerst einen Orthopäden aufsuchen der Ihnen bei der Frage nach Verspannungen im Hals und Kehlkopfbereich bzw. nach Bandscheibenverschiebungen weiterhelfen kann. Der Orthopäde wiederum kann Ihnen dann eine Verordnung für einen Logopäden oder Physiotherapeuten ausstellen.
Machen Sie sich nicht all zu viele Sorgen. Für Gewöhnlich sind solche Schmerzzustände relativ harmloser Natur.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Lg
S.

1 Like