Keimbedingungen für Aconitum Napellus

Liebe Gärtler,

dieses Jahr mache ich einmal wieder einen Versuch, Aconitum Napellus zum Keimen zu bringen.

Die ersten paar Tage bei ca. 15° C wird die Saat am Sonntag hinter sich haben. Die derzeitige Wetterprognose schaut für die anschließende Periode 0 - 5° C ganz vielversprechend aus; es wird aber wohl nicht ausbleiben, daß die Temperatur während der kommenden Wochen öfter mal auch unter Null geht.

In diesem Zusammenhang wäre es gut zu wissen, ob Temperaturen von Null und darunter oder Temperaturen von 15 - 17° C den Keimvorgang stärker beeinträchtigen, sprich ob die Saatschale bei Frost während der kommenden Wochen auf dem Balkon bleiben oder ins Schlafzimmer kommen soll.

Weiß jemand dazu Genaueres? Auch etwa über die im Spiel befindlichen Zeiträume, d.h. ab wann die Keiminduktion soweit ist, daß die Schale bei gemäßigter Temperatur am Fenster stehen kann? Eventuell gar Einzelheiten zur Führung der Feuchtigkeit, etwa ob die - wenn alles gutgeht - keimende Saat eher durch Austrocknen unter Zimmerbedingungen oder eher durch Verpilzen bei Abdecken mit transparenter Folie gefährdet ist?

Über Hinweise freut sich

MM

Hallo Martin,
der Eisenhut ist ein Kaltkeimer. Also, ich würde die eingetopften Samen einfach auf dem Balkon stehen lassen, ohne Folie. Alles weitere sagt Tante Guggl.
In meinem großen feuchten Garten wächst Aconitum wie Unkraut. Was ich noch weiss, ist daß Aconitum eher zickig ist mit Standort und Klima (Er mag eher raues Klima). Und dass er sehr! giftig ist, weisst Du ganz sicher.
Gruß Gabi

Hi Gabi,

auf die Kulturanweisung von Bornträger in Offstein verlasse ich mich lieber als auf beliebige Funde aus den Weiten des Web. In welcher Fakultät die Geschäftsführerin von Bornträger Dr. Doris Väth promoviert hat, weiß ich nicht, aber ich vermute stark, daß sie Botanikerin oder Agronomin ist. Wenn sie promovierte Betriebswirtin oder sowas wäre, sähe Bornträger anders aus.

Sie gibt den Hinweis, daß die Keimung von Aconitum in einem Temperaturbereich zwischen 0° und 5° C induziert wird, und empfiehlt, Aconitum während der kürzesten Tage des Jahres im Dezember zu säen. Ich weiß, daß ich diesen Temperaturbereich nicht für die gesamte relativ lange Keimdauer einhalten kann. Ich kann mir sowohl bei Abweichungen nach oben als auch nach unten vorstellen, daß sie die Keimung nicht nur verzögern (was für sich allein nichts sehr Schlimmes wäre, wenn die Reserven des Keimlings ausreichen), sondern auch definitiv beenden würden, aber ich weiß es halt nicht.

Meine Frage bezieht sich darauf, ob das Risiko bei Überschreiten von 5° C oder bei Unterschreiten von 0° C größer ist. Das hat damit zu tun, daß ich an einem Standort sitze, der ungefähr das Gegenteil von dem ist, wo Aconitum von sich aus gedeiht. Mit selbst aussamendem Aconitum wie bei Dir bin ich nicht gesegnet, zum Ausgleich hab ich in guten Jahren recht hübsche Melonen, Okras und Auberginen im Garten, alle im Freiland.

Weil ich Aconitum aber innig liebe, würde es mir schon gefallen, sie einmal zum Keimen zu bringen; schon allein deswegen, weil ich bei meinem Standort mit ziemlich vielen Pflänzlein unter verschiedenen Bedingungen ausprobieren muß, welche überhaupt überleben, und deswegen keine fertigen Pflanzen aus der Staudengärtnerei beziehen möchte - es würde mein Budget weit überschreiten, wenn ich neun Pflanzen kaufen müsste, damit vielleicht zwei überleben.

Nach all diesen Ausführlichkeiten also nochmal die Frage:

Bist Du sicher, daß Aconitum während der Keimdauer vor dem Auflaufen durch Frost weniger gefährdet ist als durch zu hohe Temperaturen?

Und bist Du sicher, daß die Keimlinge beim und unmittelbar nach dem Auflaufen durch zu trockenes Milieu weniger gefährdet sind als durch zu feuchtes?

Ich hoffe sehr, daß Du Dich nicht auf den Schlips getreten fühlst, aber Dein Ratschlag liest sich für eine derartig fummelige Kultur für mich zu vage, deswegen frage ich nochmal nach.

Beinahe hätte ich gleich in der Frage geschrieben, daß ich weiß, daß Aconitum giftig ist. Genau wie Digitalis, Arum, Convallaria, Sambucus, Hedera, Buxus, die ich allesamt in meinem Garten nicht missen möchte. Convallaria steht übrigens bei mir bunt gemischt mit Allium Ursinum (hier in Deutsch-Kalifornien gibts nicht so viele Ecken in einem Garten, die sie mag) - trotzdem würde ich nicht auf den Gedanken kommen, die beiden zu verwechseln. Schlicht, weil der Habitus vollkommen verschieden ist; auch die Blätter ähneln sich bloß, wenn man sich nicht mit den Pflanzen beschäftigt. - Dieser Ausflug bloß als eine kleine Erläuterung dazu, daß ich schon weiß, was ich tue.

Wenn Du oder jemand anders etwas Genaueres zu meiner Frage wissen und ggf. auch erläutern können, täte es mich freuen.

Schöne Grüße

MM

Was ich machen würde
Moin!

Falls es um wissenschaftlich exakte Keimbedingungen geht, kann ich nicht weiterhelfen.

Aber falls es darum geht, Eisenhut zu vermehren würde ich folgendes probieren: Wenn die Samen reif sind (da müsste man mal im Wald oder so gucken, wann das soweit ist), würde ich an verschiedenen Ecken im Garten (Schatten, Sonne etc) Saatschalen oberflächenbündig einbuddeln und darauf Samen streuen, stellenweise ein wenig einwühlen. Dann würde ich die ganze Sache bis zum nächsten April vergessen (aber nicht mit dem Rasenmäher drüber fahren :smile: ) und dann mal sehen, ob was gewachsen ist.

Ich mein, das Zeug wächst doch bei uns, mancherorts breitet er sich sogar ziemlich aus, das heißt, dass die hiesigen natürlichen Bedingungen ja nicht ganz falsch sein können.

Alternativ würde ich jetzt in Töpfe säen und die Töpfe jetzt rausstellen, ein wenig geschützt vielleicht, damit sie nicht sofort und komplett durchfrieren.

Ganz unwissenschaftliche Grüße
kernig

Servus,

klar wird sich im März zeigen, ob und was dabei herauskommt.

Ich halte es auch für eher wahrscheinlich, daß Frost während der etwa acht Wochen, während der der Keimhemmer abgebaut wird, weniger schadet als zu warm, und daß es hier unten eher drum gehen wird, lang genug kühl zu haben. Auch deswegen wird A. unter Freilandbedingungen in meinem Garten kaum auflaufen, und falls doch, wird ihm der dort vorgefundene Boden so unheimlich sein, daß da weiter nichts von wird.

Ich möchte halt seit frühester Jugend immer, daß alles auf Anhieb funktioniert, und daß ich überhaupt einen zweiten Versuch mache wie jetzt grade mit Aconitum, kommt nicht so leicht vor. Daher hätt ich halt schon gern vorher gewusst, was am gscheitsten ist.

Schöne Grüße

MM

Ach so
Moin!

Ich möchte halt seit frühester Jugend immer, daß alles auf
Anhieb funktioniert, und daß ich überhaupt einen zweiten
Versuch mache wie jetzt grade mit Aconitum, kommt nicht so
leicht vor. Daher hätt ich halt schon gern vorher gewusst, was
am gscheitsten ist.

Das wundert mich aber, gerade wenn man mit der Natur arbeitet, kommen so viele Faktoren ins Spiel. Klar kann man das Risiko vermindern, aber auf Anhieb? Das finde ich ganz schön anspruchsvoll :wink:

Wenn dann der grüne Aconitum-Fresser-Spinner-Raupe-Pilz-was-weiß-ich-was kommt, ist ja doch alles Essig. Aber ich bins auch eher gewöhnt, dass ich mich den Dingen eher annähere, Versuch und Irrtum ist meine Vorgehensweise und bei Pflanzen gilt bei mir eh: Was wird, das wird und wenn’s nix wird, dann eben nicht.

Frühlingsgrüße (man sieht etwas Rasen und Erde draußen im Garten)
kernig

Hallo Martin,
also ich meine, dass Aconitum zum Keimen eher tiefere Temperaturen mag und
Feuchtigkeit -natürlich kein Schimmel- besser ist als Trockenheit. Ausserdem mag er eher magere Böden.
Beweisen kann ich meine Thesen natürlich nicht, aber wenn ich mir die Bedingungen im meinem Garten so anschaue, komme ich zu diesen Schlussfolgerungen.
Gruß (und Neid, wegen Deinem gesegneten Gartenklima) Gabi

Servus,

schönen Dank für die Präzisierung. Alldieweil ich inzwischen weiß, daß während der langen kühlen Periode nach dem ersten Quellen der Samen bloß der Keimhemmer abgebaut wird und die Keimung selber erst danach anfängt, hab ich auch keine Bedenken mehr wegen Frost, und auch nicht mehr davor, daß ggf. ein Aufenthalt im Kühlschrank herhalten muß, wenn der Südsüdwest zu früh das Rhonetal zum Rhein heraufkommt.

Bin jetzt gespannt, ob ich das nicht doch einmal in die Reihe kriege.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Weiß jemand dazu Genaueres? Auch etwa über die im Spiel
befindlichen Zeiträume, d.h. ab wann die Keiminduktion soweit
ist, daß die Schale bei gemäßigter Temperatur am Fenster
stehen kann?

Das „Handbuch der Pflanzenvermehrung“ der Royal Horticultural Society (Hg. Toogood, Alan, bei Ulmer)
meint zu deinem Problem:
„Aussaat im Herbst; in Frühbeetkasten oder unter Glasglocke legen. Langsame Keimung.“
Klassifiziert ist mit zwei Gabeln, was bedeutet: nicht ganz einfach.
Aber zu den Einzelheiten ist nur verwiesen auf die allgemeine Seite zum Vorgehen dabei (S. 148), was darauf schließen lässt, dass es so toll schwierig auch wieder nicht sein kann.
Viel Erfolg wünscht
H.

Servus,

die „unkontrollierte“ Aussaat von Kaltkeimern ist mir bei Arum maculatum, Primula veris und Consolida regalis gelungen, bei Eranthus hiemalis und Aconitum napellum noch nie. Bei Eranthus ist das eh eine Spielerei, weil der sich ja auch in Bulben besorgen lässt und an Ort und Stelle vermehrt.

Ich vermute, daß die Temperatursummen bei uns in Deutsch-Kalifornien für Aconitum noch zu hoch sind und für den rechtzeitigen Abbau der Keimhemmer nicht ausreichen. Deswegen hab ich ihn jetzt in der Saatschale, um gegebenenfalls mit den ca. 6° C im Kühlschrank ergänzen zu können, falls es nicht lang genug kalt bleibt.

Schöne Grüße

MM

Servus,

damit, daß unter den Bedingungen, die ich bieten kann, wahrscheinlich eher wenige der Eisenhutpflänzlein nach dem Auspflanzen überleben werden, rechne ich schon.

Aber wenigstens die Sämlinge will ich jetzt - auf den zweiten Anlauf, den ersten Versuch mit Aconitum hatte ich in bewährtem Eigensinn trotz anders lautender Kulturanleitungen mit „fire and forget“ gefahren - gerne sehen.

Nachdem ich einige weniger heiklen Kaltkeimer (Arum, Primula veris, Consolida regalis; Digitalis spielt außer Konkurrenz mit, der samt hier herum von selber aus, als wolle er ein „Unkraut“ sein) kultiviert kriegte, will ich jetzt grad mit Fleiß Eisenhut sehen, wenigstens als entwickelte Pflänzchen. Eine Möglichkeit für den bisherigen Mißerfolg ist, daß im Oberrheinischen Winter die Keimhemmer nicht ausreichend abgebaut werden - eine andere ist, daß die Saat bei bereits induzierter Keimung frostempfindlich ist. Wie auch immer, die Saatschale jetzt nehme ich unter Aufsicht.

Schöne Grüße

MM