Kein Trinkgeld für die Kultur?

Hallo,

mich interessiert eure Meinung:

habt ihr Trinkgeld für die Kultur übrig?

Ich war letztens in einem Schloss und habe mich bei einer Führung wirklich gut amusiert. Allerdings ist mir aufgefallen, dass trotz der Mühe, die sich die Führerin gemacht hat, von den 40 Leuten gerade mal 4 Personen ein Trinkgeld gaben. Ist das nicht mehr üblich? Ich meine, der Eintritt war normal und die Führung wirklich lobenswert (vielleicht etwas lang, aber die Dauer stand am Eingang). 30 Cent pro Person wären doch sicher auch in diesen harten Zeiten drin gewesen, oder? Ich meine, ich bin auch Studentin, aber wer Service bietet, hat doch ein kleines Trinkgeld verdient, oder? - die Führerin hätte sich sicher über das Geld für einen Kaffee gefreut. (Als ich mit ihr ins Gespräch kam, sagte sie, dass das Trinkgeld nie üppig sei (1,- Euro pro Führung im Durchschnitt) und dazu animieren dürfe sie nicht).

Ist Trinkgeld in der Kultur unüblich, oder…? Wie seht ihr das?

Kim

hallo kim,

ist mir auch schon aufgefallen.
wenn jemand eine gute führung macht, dann geb ich immer gern trinkgeld um damit auszudrücken, daß ich von der darstellung und dem inhalt der führung begeistert bin.
ich glaube, vielen leuten ist es peinlich, etwas zu tun, was die anderen nicht tun, denn erst wenn man selbst trinkgeld gibt, schließen sich einige an, sobald sie die geste gesehen haben.

gruß trinity

Hallo Kim

Ich sehe das genau so wie du. Ich erinnere mich noch gut an die 80er Jahre (ich war Teenager). Da war es bei guten (kulturell orientierten) Führungen durchaus üblich, auch mal bis zu 10,- DM Trinkgeld/Anerkennung zu geben. Das die Leute so wenig oder nichts geben, scheint mir aber auch an so einer „make the deal“ und „what-You-see-is-what-You-get“-Mentalität zu liegen. Wenn da vorher ein Preis genannt wird, dann wird der bezahlt, konsumiert und gegangen.

Gruß
Markus

Hallo Corinne

mich interessiert eure Meinung:

habt ihr Trinkgeld für die Kultur übrig?

Natürlich, bei unserem letzten w-w-w Treffen in München hat Bolo eine hervoragende Führung durch die Pinakothek der Moderne organisiert, eine Kunststudentin mit viel Engagement und fundierter Kenntnis, das hat Spass gemacht.
Selbstverständlich hat sie ein anständiges Trinkgeld bekommen, gehört sich doch so.
Gruß
Rainer

Hallo Kim, das ist normal, ich hab selbst über 4 Jahre Museumsführungen gemacht, durchaus bei Bedarf darauf hingewiesen, dass ich Studentin (anderer Fachrichtung,also nur um zu speziellen Fargen auszuweichen)bin und trotzdem gab es nur selten was (und das bei einem Eintrittspreis von 2DM). Ich war auch nicht direkt dazu verpflichtet was zu sagen, eigentlich nur der Türoffner, da viele versteckte Räume im Haus, die nicht alle ständig offen gehalten werden konnten, da noch anderer Besuchsverkehr (Bibliothek)durchging und vieles offen rumlag was sonst weg wär.
Nur wenn ich mich besonders intensiv um manche Gäst gekümmert hab, also wirklich einfache Erklärungen fand für Kinder o. Geistig Behinderte oder Besondere Ausnahmen machte (spezielle Stücke zeigte)gabs mal was, und wenn dann meist nochmal 2DM oder selten sogar 10, einmal sogar 50, weil ein pärchen geil auf pathologische Präparate war und zu einer Führung mit zu jungen Kindern dazustiess, die schon am Ende war, so dass die beiden dachten, ich würde nur sie in unsere Katakomben lassen:wink:
Susanne

Hallo Kim,

um ehrlich zu sein, hängt es bei mir von der Qualität der Führung ab… Ein Führer, der zum tausendsten Mal sichtlich gelangweilt seinen Standardtext abspult, die ‚Herde‘ genervt von einem Raum in den anderen scheucht und auf interessierte Nachfragen gar nicht oder gar mit ‚Woher soll ICH das denn wissen?!‘ reagiert, hat meines Erachtens nicht einmal ein Dankeschön verdient.

Auf der anderen Seite sind die Leute häufig unsicher, wofür überhaupt ein Trinkgeld ‚fällig‘ ist… In den Staaten und in vielen Urlaubsländern (Türkei, Ägypten, etc.) ist ein Trinkgeld für den Museumsführer obligatorisch. Uuuuund: auch in Deutschland war es mal anders!

Das Museum als Novum

Vor der Veröffentlichung von Kunst waren Kunstwerke nur einer kleinen Zahl von Aristokraten und Künstlern vorbehalten. Bei Hofe wurden Sammlungen angelegt und Auftragsarbeiten erstellt, die in Galerien Gästen vorgeführt werden konnten. Im 17. Jahrhundert wurden die ersten Akademien in Nordeuropa ins Leben gerufen, wo die fürstlichen Kunstwerke Künstlern zugänglich gemacht wurden, um ihnen eine Ausbildung an Studienobjekten zu ermöglichen.Aber auch nun waren die Kunstwerke keineswegs öffentlich zugänglich wie heute. Goethe berichtet von seinem Besuch im Mannheimer Antikensaal 1771, wie er, nachdem er den Akademiedirektor Verschaffelt aufgesucht hatte, von einem Gesellen zum Saal gebracht und ihm aufgeschlossen wurde. Heute übliche Öffnungszeiten kannte man erst später: In Karl Bädekers Rheinreise von 1849 ist zum Beispiel das „Gypsmuseum“ in Bonn als mittwochs und samstags zwischen zwölf und ein Uhr geöffnet angegeben, gleichzeitig wird auf das Trinkgeld von 7 ½ bis 10 Silbergroschen an den Bibliotheksdiener hingewiesen. [Hervorhebung durch mich]

Quelle: http://www.hansstefanbolz.de/hansstefan/hausarbeit/a…

Wie auch immer: das Trinkgeld sollte Anerkennung für eine gute Leistung bleiben - oder gibst Du ein solches auch einem Kellner, der Dir das Gefühl gibt, nicht willkommen zu sein und Dich wie eine lästige Fliege behandelt? :wink:

Beste Grüße

Tessa

Halli Tessa,

Wie auch immer: das Trinkgeld sollte Anerkennung für eine
gute Leistung bleiben - oder gibst Du ein solches auch
einem Kellner, der Dir das Gefühl gibt, nicht willkommen zu
sein und Dich wie eine lästige Fliege behandelt? :wink:

Deswegen sprach ich in meinem Fall von einer unterhaltsamen Führung, also im Sinne von qualitativ gut. Ich empfand die Führung so, aber vielleicht ist das auch Geschmackssache? Vielleicht findet jemand eine Führung auch doof und langweilig, weil er vielleicht nicht das Hintergrundwissen hat und jemand, der es hat, findet die Führung gut - weil er vielleicht bei Fachausdrücken oder spezifischen Themengebieten die Bedeutung kennt. Das Publikum ist ja in solchen Führung durchaus gemischt.

Aber logisch, ich würde Trinkgeld auch nur dort geben, wo ich zufrieden war. In diesem Fall fand ich es eben schade, weil von diesen 40 Leuten so wenig Anerkennung zeigten…aber wie gesagt, Geschmacksfrage?

Grüßle von Kim

Hi Corinne,

meines Erachtens geht es weniger um die harten Zeiten als mehr um die Frage, wem gibt man Trinkgeld? Hast Du schon mal Deinem Postboten Trinkgeld gegeben? Wohl nicht, oder? Ich schenke meinem mal alle Jubeljahre einen Wein oder Blumenstock… :smile: Trinkgeld beim Friseur oder erst recht in der Gastronomie scheint wieder üblich zu sein. Doch wie schaut es aus, wenn Möbelpacker ein ganze Wohnzimmerlandschaft in den vierten Stock schleppen, bekommen die dann Trinkgeld? Wohl auch eher weniger. Das läßt sich beliebig fortsetzen. Bei manchen Branchen scheint es üblich-er Geld zu geben als bei anderen. Oder täusche ich mich hier?

Wenn Du nochmal von einer Dienstleistung angetan bist und Trinkgeld geben willst, tue es einfach, zumal sie ja - wie gesagt - keine Hinweise auf ein gewünschtes Trinkgeld geben darf. Und wenn Du meinst, andere würden was geben, denken nur nicht dran… Wie wäre es, Du würdest laut verkünden, daß Dir das eben gefallen hat und Du dafür gerne ein kleines Trinkgeld geben magst. Andere könnten es Dir dann gerne nachtun; sie sollten sich halt nur nicht genötigt fühlen es tun zu sollen.

Ciao,
Romana

Hi,

neben den Eintrittspreisen und Öffnungszeiten könnte ja ein kleines Schild hängen auf dem sinngemäß oder witzig formuliert steht, daß wer zufrieden mit der Führung ist, gerne dies in Form eines Trinkgeldes zeigen kann. Manchen Leuten ist das ja teils vielleicht nicht bewußt bzw. auch die Leute die z.B. rumführen könnten sich dann aufgefordert fühlen, sich engagierter zu geben und die Leute mehr und ausführlicher zu informieren? Manche tun das eh, doch es ist halt schön, wenn einem der Einsatz in gewisser Weise auch anerkannt wird.

Ciao,
Romana

Kein Trinkgeld für die Kultur?
Hallo Kim,

Hast Du schon mal Deinem
Postboten Trinkgeld gegeben? Wohl nicht, oder?

Doch mache ich…

Doch wie schaut es aus, wenn
Möbelpacker ein ganze Wohnzimmerlandschaft in den vierten
Stock schleppen, bekommen die dann Trinkgeld?

Na logisch…
Aber das kommt daher, daß ich aus dem Hotelgewerbe komme, da ist es ja normal TGeld für Dienstleistung zu bekommen und es ist auch üblich welches zu geben. Man kann das vielleicht eher schätzen. Aber in der Kultur ist es leider, leider wohl nicht üblich. Ich für meinen Teil gebe gerne Museumsführern, Reiseleitern, Tourist Guides usw Trinkgeld. Es gilt jedoch: der Job muß GUTgemacht werden. Wenn, wie weiter unten geschrieben; patzige, lustlose inkompetente Antworten gegeben werden, dann gibt es nix. Auch lasse ich mich nicht durch „Hinweise“ oder gar „Bitten“ um Trinkgeld erweichen. Und TGeld darf nicht die Bedingung sein den Job überhaupt zu machen…
Grüße
marrio64