Keine Anerkennung vom Vater

Auch damit würde ich noch klarkommen, aber das schlimme daran ist, dass er ein ziemliches Muttersöhnchen ist. Er glorifiziert unsere Großmutter unglaublich. Sie hat immer Recht, obwohl sie unter neutralem Blickwinkel ein furchtbares Benehmen hat. Sie ist geizig (obwohl sie bei Weitem genug Geld hat), ungepflegt, Hypochonder und unglaublich intrigant (vor allem gegenüber unserer Mutter). Obwohl mich das alles nichts angeht und ich versuche, mich neutral zu verhalten, widert es mich an, dass seine Mutter perfekt ist und wir, die wir uns solche Mühe geben, immer die Bösen sind. Der Auslöser für meine kleine Krise heute war ein Vorfall, den ich gestern Abend mitbekommen habe. Vorgeschichte dazu: Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus, welches schon seit ein paar Generationen im Familienbesitz ist. Ich wollte eigentlich eine Etage für mich ausbauen und mich dort niederlassen. Vorteil wäre gewesen, dass meine Eltern quasi für sie kostenlos eine Etage des Hauses ausgebaut bekommen hätten und ich hätte lebenslanges Wohnrecht gehabt. Außerdem wäre im Alter jemand im Haus gewesen. Vor ein paar Tagen sitzen unsere Eltern mit den Nachbarn beim Grillen im Garten und ich höre durch das geöffnete Fenster, wie mein Vater über mein Vorhaben lästert. „Der kriegt das doch sowieso nicht hin. Er kriegt ja noch nicht mal nen Nagel gerade in die Wand“ usw. Es kamen noch mehr solche Sprüche, die sich wie ein Stich ins Herz anfühlten. Ich habe dann ein paar Nächte drüber geschlafen, um erstmal runterzukommen, aber es wird nicht besser. Ich habe noch mehrere Tage später eine unglaubliche Wut im Bauch…
Jetzt kommt aber der Hammer: Vor ein paar Wochen hatte mein Vater plötzlich wieder Schmerzen in der Brust. Wir sind zum Arzt und der ließ ihn einweisen wegen Infarktausschluss. Da kam das ganze Drama vom ersten Infarkt bei mir wieder hoch. Ich meinte, er soll seine Geschäfte liegen lassen (er ist selbstständiger Einzelhändler), ich schließe die Kasse ab und kümmere mich um alles. Aber erstmal würde ich ihn ins Krankenhaus fahren. Da lehnte er eiskalt ab und meinte, da würde er es lieber selbst machen, als mich in seiner Kasse rumpfuschen zu lassen. Ist das normal? Ich bin Diplom-Kaufmann und er gelernter Elektriker!!! Außerdem kann es dann so schlimm nicht gewesen sein, wenn er lieber am Infarkt stirbt, als mich seine Kasse abschließen zu lassen… Er hat mich einfach da stehen lassen und ich musste mir die Wuttränen verkneifen… Im Krankenhaus kam dann heraus, dass er nun zusätzlich Probleme mit der Wirbelsäule hat, daher kamen die Schmerzen. Es gab also Entwarnung. Aber diese Situation hat mir so einen Knacks versetzt, dass ich seitdem keine Ruhe mehr finde… Was soll ich nur machen. Unsere Mutter ist wie der Fels in der Brandung, aber ich merke, wie sie das belastet. Ich und meine Geschwister meinen, sie soll sich endlich scheiden lassen, aber sie möchte das nicht. Sie ist sehr christlich und meint, einmal verheiratet, immer verheiratet. Jeder in unserer engeren Familie wird von Tag zu Tag mehr verbittert, weil uns dieser Mensch furchtbar belastet. Ich sage schon nur noch guten Tag und auf Wiedersehen zu ihm, aber ihm fällt anscheinend gar nicht auf, dass wir nur noch das nötigste mit ihm zu tun haben wollen… Das Schlimme daran ist, dass er nach Außen zu den Menschen immer sehr freundlich ist. Er breitet zwar auch nicht unbedingt sein Gefühlsleben aus, aber er traut sich dort nicht, die Leute so zu kritisieren. Innerhalb der Familie ist er aber ein furchtbarer Griesgram. Ich habe überlegt, den Kontakt abzubrechen, nur tut mir meine Mutter dabei leid. Außerdem habe ich eine christliche Erziehung genossen und man soll Vater und Mutter ehren. Von Liebe spricht ja schon gar keiner, aber langsam fällt mir das mit dem Ehren echt schwer. Ich glaube, langsam empfinde ich nur noch Hass. Kennt jemand diese Situation? Wie soll ich mit ihm umgehen?

Vielen Dank für die Antworten.

Ich verstehe, dass es Sie verletzt keine Anerkennung vom Vater zu erhalten. Sie können es nicht erzwingen. Geben Sie ihm Zeit. Vielleicht wird er Ihren Wert eines Tages erkennen. Vielleicht auch nicht. Bis dahin versuchen Sie, Anerkennung bei anderen Personen zu bekommen. Und vor allem machen Sie sich selbst klar, was anerkennenswert an Ihnen ist. Das ist sicher nicht wenig. Ihre Situation ist schwierig. Versuchen Sie das richtige Mass an Kontakt zu ihren Eltern zu finden, nicht zu viel, denn Ihr Vater verletzt sie, nicht zu wenig, denn Sie wollen Ihrer Mutter nicht weh tun. Wenn Ihre Mutter mit ihm zusammen bleiben will, dann ist das Ihre Entscheidung. Reden Sie Ihr nicht herein. Versuchen Sie nicht mehr weiter die Anerkennung Ihres Vaters herbeizuführen. Das kostet Sie zuviel unnötige Anstrengung. Entweder er versteht von selbst oder er versteht eben nicht. Machen Sie statt dessen etwas das Ihnen gut tut. Treffen Sie Menschen, die Ihnen gut tun. Das ist mein Rat.

Hi Derek,

…Gott gebe mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut Dinge zu ändern , die ich ändern kann,
und die Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden.

…auf diesen besten „Lebenshelfer“ komme ich später zurück, vorab:

Ich kenne diese Situation ähnlich! Ich konnte meinem Vater wohl auch nie, bzw. nur selten etwas gut genug machen. (Mein Vater „vergötterte“ seine Mutter übrigens ebenso - habe mir in diesem Zusammenhang aber noch nie Gedanken darüber gemacht - , weil wir Kinder sie sehr mochten . Sie muss jedoch zu meinem Vater immer überaus streng und ohne viel Zeit für Liebeszeichen gewesen sein ). Trotz, dass ich vor der familiären - repressiven und streng christlichen - Familiensituatuion immer nur die Flucht suchte, so war ich gefühlsmäßig eng eingebunden in die Familie und selber auch kaum fähig mich abzunabeln. Das weiß ich heute…mit 50, aber damals mit 23, als diese ewig schwebende Krise aufbrach und eigentlich in meinem herkömmlichen Sinne „nicht mehr lösbar“ war, hätte ich es definitiv nicht wissen oder verstehen können das brauchte noch weitere 20 Jahre…

Ich wollte immer perfekt sein, der beste sein in den Dingen die ich machte und für die ich mich interessierte. (für meinen Vater , weiß ich heute). d.h. übrigens nicht, dass ich immer alles machte was mein Vater wollte…
Im Endeffekt hat das verhindert mich selber zu finden zu achten und wirklich authentisch bei mir zu bleiben, als ich erwachsen wurde und studierte, bzw. studiert hatte.

Klipp und klar: Es ist nicht und nie Deins (!!!), Dir Gedanken darüber zu machen, ob Du gut genug für Deinen Vater oder sonst wen bist, oder ob er Dich anerkennt.
Stelle Dich mal vor den Spiegel und schau Dir aufrecht in Dein Gesicht…:wink:. Du bist Derek. Du hast was gelernt, bzw. mit anscheinend 25 Jahren bereits Dein Studium abgeschlossen!!! BRAVO
Du hast eine vielleicht strenge vielleicht gute Erziehung hinter Dir / überlebt. Na bestens.
Bleibe bei Dir(!) und nimm Dir dein Recht und die Zeit jetzt wirklich erwachsen zu werden. Dein Leben außerhalb der Beurteilung Deines Vaters und andere Rahmen Deiner Familie. Das dauert mindestens bis mitte Dreißig…:wink:
Aber das Urteil Deines Vaters sollte Dich nicht mehr scheren. Es tut sehr weh und ist auch mit Verlustängsten, und der ganzen Palette von Gefühlen verbunden, aber wenn Du bei Dir (!) und Deinem (!) Leben und Deinen (!) Qualitäten bleibst und Dich nicht weiter gefühlsmäßig und existentiell von Deiner Familie abhängig machst, dann wird es Alles in Allem viel einfacher… dieses, Dein eigenes Leben und das Wachsen darin.

Deine Mutter ist alt genug und hat sich Deinen Vater einmal ausgesucht und sich bestimmt auf Ihre Weise arrangiert. Es kann nicht an Dir sein es gefühlsmäßig zu verfolgen, oder gar über Hilfe und Änderungen nachzudenken. Es ist nicht „Deins“!

Glücklich und zufrieden zu werden, nicht so schnell verletzbar und angreifbar zu sein ist immer eine Frage der Sichtweise und des eigenen Standpunktes. Grenze Dich ab (!) hin zu DIR (!)einem bestimmt wertvollen Menschen.

Hass, Wut, Trauer und Enttäuschung sind Gefühle die in die Vergangenheit gerichtet sind und leider Gottes immer auch gegen einen selber arbeiten. Es lebt sich aber viel besser, wenn man versucht mit seinem Denken, seinem Handeln immer bei sich und im JETZT zu bleiben.

Du wirst vergossenes Wasser nicht mehr in den Krug bekommen… da hilft keine Wut und keine Trauer.
Du wirst auch Deinen Vater wohl nicht mehr ändern, warum auch???
Wenn Du kannst,… nimm Ihn doch vielleicht an so wie er ist und grenze Dich lieber selber ab dabei. Denn Du bist z.B. nicht so unemphatisch wie er.

Zu obigem „Lebenshelfer“.
Diesen Spruch, habe ich seit Jahren immer parat als Ratgeber und Kontrollinstanz und es steckt viel mehr positives und helfendes darin als man auf den ersten Blick meint. Du kannst Ihn selber auf Deine Situatuion anwenden. Hierzu noch Folgendes:
Wenn ich Dinge hinnehme, bzw. annehme hole ich sie weg aus der Gefühlsebene und auch heraus aus den eigenen Wertungen.
Ändern kann man mit großer Zuverlässigkeit und Sicherheit immer seine eigene Einstellung und Sichtweisen, seltener unangenehme Situationen und fast nie andere Menschen. Das heißt nicht, dass man besser nie etwas außerhalb der eigenen Einstellung verändern sollte, nein, aber es heißt deutlich, dass man genau wissen sollte wie weit man geht, worauf man sich einlässt und wo die eigene Abgrenzung liegt.

So hoffe nicht zu viel gelabert zu haben, Dein Problem hat mich berührt.

LG Rainer

Kann ich leider nicht weiterhelfen.

Hallo,
da ich nur Kompetenzen bzgl. Konflikten und deren Lösungen bin, aber kein Psychologe, bitte ich die Antwort unter diesem Aspekt zu sehen.
Ich würde versuchen, eine klare Distanz einzunehmen, auch räumlich. Ich kenne Ihre Vorgeschichte und Umgeung nicht. Ist es möglich, auszuziehen, in einen anderen Ort? Das hat ja nichts mit „nicht ehren“ zu tun, aber Sie müssen jetzt unbedingt für IHRE Bedürfnisse sorgen. Also, welche Bedürfnisse sind das?
Sind diese erfüllbar in der jetzigen Situation? Klingt eher wie „nein“. Ihr Verhältnis zu beiden Eltern kann nur aus einer Position eigener (bzw. mehr eigener) Stärke heraus auf eine neue Ebene gestellt werden. Wenn Sie den Absprung schaffen, dann versuchen Sie, Ihren Eltern klar zu sagen, worum es Ihnen geht und dass das kein Abbruch sein soll. Ich denke, mit der Zeit kann dann etwas Neues entstehen.
Auf jeden Fall (!): Holen Sie sich Hilfe bei einem Therapeuten (Gesprächstherapeut, Psychologe, …). Fragen Sie herum, ob jemand einen guten kennt.
Viel Glück,
J. Lorenz

Oh Weia, das alles ist bestimmt kein Einzelfall, aber alle diese Tragödien sind für die beteiligten Menschen sicherlich ein riesen Problem. Eine echte Antwort kann ich da leider auch nicht geben. Für mich ist aber eines ganz klar, ich würde nie versuchen, einen Menschen zu ändern, denn der einzige Mensch, den ich ändern kann, bin ich selbst. Und somit bleibt mir nur die Möglichkeit, meine Einstellung zu diesem Mitmenschen zu ändern.
Wenn Sie ein christliches Grundverständniss kennen, dann haben Sie vielleicht auch schon erlebt, dass Liebe - so abgedroschen das vielleicht auch klingen mag - vieles heilen kann, was uns ansonsten nicht möglich ist (fragen Sie 'mal Ihre Mutter, wie Sie darüber denkt).
Oftmals handeln Menschen (auch Ihr Vater vielleicht) so verquert, weil Sie unter Ihren eigenen Verletzungen leiden. Diese Sicht ermöglicht es Ihnen eventuell, noch etwas „Vaterliebe“ zu entdecken.
Manchmal kann aber auch ein richtiger Schnitt in einer Beziehung notwendig sein.
Also: eine Lösung kann ich Ihnen natürlich auch nicht bieten, eben nur weitere Denkanstöße. Ich hoffe dennoch, dass ich irgendwie weiterhelfen konnte …

Hallo Derek86,

nehmen Sie sich eine neutrale Person, die evtl. auch alle Personen in diesem Dilemma kennt und versuchen Sie dann über Gespräche die Situation zu klären. Besser noch Sie holen sich einen „Mediator“ bzw. einen Familientherapeuten, welcher dann profesionell Hilfe leisten kann und eine Lösung herbeiführt.
Viel Glück

es tut mir leid, aber auf so tiefgreifende persönliche Begebenheiten habe ich keine hilfreiche Antwort.

Viel Glück und letztendlich Harmonie wünscht dir Walter

Tut mir leid, ist nicht mein Gebiet. PIET