Keine Interesse an Deutsch

Ich bin ein Deutschlernender, der seit einem Jahr studiert und mein Niveau ist um B1.

Lernerfahrung: Wegen was soll ich Deutsch lernen?

Ich musste Deutsch lernen, weil ich in Deutschland zur Schule ging. Wir sind ein Deutscher, der uns Grammatikunterricht und englisch gesprochen hat, aber er spricht Grammatik, die ich überhaupt nicht verstehe;

Lerngefühl: Je mehr man lernt, desto schmerzhafter ist es. Nur Wörter, Grammatik, Artikel. Ich kann mich an diese Worte nicht erinnern. Ich finde, ich finde nicht die Leidenschaft und den Spaß, Deutsch zu lernen - keine Band, die ich mag (oder ich höre verschiedene Songs), keine Autoren, die ich mag (oder kannst du es mir empfehlen?). Ohne meine Lieblingsserie kann ich mich nicht für Deutsch interessieren (es gibt viele echte amerikanische Dramen und viele interessante).

Frage: Mit meinen begrenzten Deutschkenntnissen kann ich nicht verstehen, was mich an Deutsch interessiert. Können Sie mir also die Antwort geben? Was interessiert mich für Deutsch?

Vielen Dank!

Guten Morgen,

die Syntax des Deutschen ist etwas ganz Besonderes: Man kann damit beliebig komplexe Sachverhalte formulieren, ohne dass die Aussage mehrdeutig wird oder man mehrere Sätze benötigt, von denen einzelne herausgegriffen die Aussage verfälschen würden.

Für Philosophie, Mathematik, Physik, Technik ist Deutsch also sehr gut geeignet.

In der Belletristik haben deutschsprachige Autoren während des gesamten 20. Jahrhunderts sehr schöne Werke hervorgebracht (die man beiläufig in Amerika in der selben Zeit ziemlich suchen muss). Für Einsteiger: Nimm Dir mal Hermann Hesses „Steppenwolf“ zur Hand.

Und last, but not least: Niemand muss Deutsch lernen. Man muss auch nicht so faszinierende Sprachen wie Ungarisch oder so wohlklingende wie Portugiesisch lernen - Bildung ist freiwillig.

Schöne Grüße

MM

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Falls du in Deutschland studierst, solltest du dir deine Frage selbst beantworten können.
Gruß
Rakete

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Hallo @brilfc73804,
viele englische Bücher kann man in deutscher Übersetzung kaufen, von
Winnie the Pooh
bis
The Lord of the Rings.
Vielleicht hilft es dir, ein Buch auf Deutsch zu lesen, dass du im englischen Original kennst und gerne magst.
Genauso werden auch alle Hollywood-Filme in deutscher Übersetzung ausgestrahlt. Du könntest die DVDs kaufen oder die Filme über einen Anbieter wie AmazonPrime oder Netflix schauen.

Gut wäre auch, Menschen zu treffen und mit ihnen zu reden oder Sport zu treiben. Das ist aber im Moment natürlich problematisch.

Liebe Grüße
der Namenlose

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Frage gestellt und selbst beantwortet. :man_shrugging:

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Ganz einfach: Wenn Du hier lebst, studierst, vor hast hier zu arbeiten, ggf. Familie zu gründen, dann führt am Erwerb möglichst weitgehender Sprachkenntnisse unseres Landes kein Weg vorbei. Dazu braucht es keine große Begeisterung, sondern das muss man als Notwendigkeit betrachten.

Das mag jetzt hart klingen, dürfte nicht die Antwort sein, die Du gerne hättest, aber oft hilft es, sich über solche zwingenden Notwendigkeiten klar zu werden.

Aber trotzdem kann man sich das Leben natürlich leichter machen, wenn man Dinge findet, die einem Spaß machen, und einen gleichzeitig beim Spracherwerb unterstützen. Und da würde ich ganz oben auf der Liste die Schaffung eines deutschsprachigen Umfelds/Freundeskreises sehen. Das geht durchaus auch in der aktuellen Situation auf virtuellem Wege. Es gibt diverse Dienste, die Sprachtandems vermitteln, in denen sich Leute gegenseitig die jeweilige Muttersprache näher bringen, oder man kann sich auch einfach deutschsprachige Foren zu Themen suchen, die einen interessieren, und dort mit Menschen in Austausch kommen. Du kannst auch beim Einkaufen bewusst Einkaufsmöglichkeiten nutzen, die mehr sprachliche Interaktion als der Supermarkt bieten. Märkte und kleine Geschäfte mit persönlicher Ansprache sind eine gute Alternative. Eine weitere gute Möglichkeit sind ehrenamtliche Tätigkeiten, der Beitritt in Vereine, …

Auch solltest Du Dich nicht auf deine Lieblingsserie beschränken, sondern mal ganz bewusst Radio und Fernsehen nach für dich interessanten Dingen durchforsten. Ich hatte leider nie das Glück mehr als eine lebendige Fremdsprache richtig schulisch zu lernen, aber ich mache mir z.B. einen Spaß daraus Kochbücher auch aus anderen Ländern zu sammeln, und dann auch bestmöglich zu lesen und zu verstehen. Die Basis meiner Französisch-Kenntnisse stammen aus Jugendzeiten, als ich tagtäglich eine Kochsendung auf TV5 verfolgte.

Was bei mir das Kochen ist, mag bei Dir ein ganz anderes Thema sein, aber wichtig ist eben,d ass man überhaupt Themen findet, über die man mit anderen in Kontakt kommt.

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Wobei ich immer wieder mit Ingenieuren aus aller Herren Länder zu tun habe, die in der hier ansässigen Luft- und Raumfahrtindustrie arbeiten, die auch nach Jahren kaum Deutsch sprechen. In deren Arbeitsbereichen wird Englisch gesprochen und auch E-Mails, interne Dokumente etc. sind überwiegend auf Englisch. Im privaten Umfeld kommt man mit Englisch auch gut durch, zumindest wenn man sich überwiegend mit Höhergebildeten umgibt. Die brauchen nur ein paar Brocken Deutsch, um dem Friseur zu sagen, wie kurz er schneiden soll.

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Wobei man da natürlich zwischen Leuten unterscheiden muss, die nur auf Projektbasis arbeiten, und tatsächlich nur vorübergehend in einem Land sind (was nicht heißen muss, dass das schon auch ein paar Jahre sein können, und sich ggf. zunächst nicht absehbare Folgeprojekte ergeben), und Leuten, die tatsächlich fest und absehbar dauerhaft in einem Land leben wollen.

Ich selbst arbeite gerade auch mal wieder projektorientiert, und habe da auch ausländische Kollegen dabei, für die dies gilt. Da kann ich verstehen, dass Menschen, die nicht gerade eine besondere Ader für Fremdsprachen haben, sich „durchmogeln“.

Ich habe seit ein paar Monaten aber auch eine Vorgesetzte aus dem Ausland, mit der ich auf Englisch kommuniziere, und die jetzt, wo sie ein teilweise deutsches Team übernommen hat, Deutschkurse belegt. Umgekehrt würde ich durchaus ein Interesse daran haben, Niederländisch zu lernen, um die Kollegen von dort besser zu verstehen, aber einerseits läuft meine Beauftragung aktuell nur noch ein Jahr (Folgebeauftragung allerdings absehbar) und andererseits ist es so, dass wir zwar offiziell ein Team sind, aber in der Praxis so gut wie nichts miteinander zu tun haben. Da reicht es dann eben auch auf Englisch.

Aber ich kenne natürlich z.B. von meiner letzten Stelle auch diverse Inder, die hier schon seit Jahr und Tag sind, hier teilweise Familie haben, und die eine viel zu hohe Nase haben, als dass sie sich mit der deutschen Sprache beschäftigen würden. Das finde ich unmöglich, wenn die dann in ein nahezu rein deutsches Unternehmen rein kommen, und plötzlich verlangen, dass alles nur noch auf Englisch zu laufen hat. Ich selbst habe mich zwar gefreut, mal wieder mein Englisch trainieren zu können, was ich beruflich jahrelang kaum gebraucht hatte, aber viele Kollegen hat das echt hart getroffen.

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Vermutlich ist das weit weg von dir aber:
Die ganz große, beeindruckende Musik für Gesangsstimmen ist zu einem großen Teil deutschsprachig (neben dem Italienischen). Bei youtube lese ich immer wieder Kommentare auf englisch wie „Ich würde so gerne Deutsch können!“ unter Videos von Wagner-Opern, Liedern von Schubert, Schumann, Hugo Wolf, Oratorien und andere Chorwerke von Bach.

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Was ist denn Deine Muttersprache?
Und welche anderen Sprachen sprichst Du gut?

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Hallo,

ich glaube, du bist gerade ziemlich frustriert. Frustriert, weil Deutsch eine ziemlich diffizile Sprache ist. Frustriert, weil du mit „pidgin-deutsch“ so einigermassen über die Runden zu kommen scheinst.
Wenn du vorhast, dauerhaft in Deutschland zu bleiben, MUSST du dir die deutsche Sprache gut aneignen. Warum? Je besser du die Sprache beherrscht, umso kompetenter wirkst du auf dein Gegenüber. Wenn dein Lebensplan heisst, prekäre Arbeitsverhältnisse anzunehmen, mag das genügen. Wenn du dauerhaft in Deutschland (oder in der Schweiz oder Österreich) leben möchtest und auch Karriere machen, hilft gutes Deutsch ungemein - sei es beim Vorstellungsgespräch für einen neuen Job oder einer Wohnung.
Ich bin eine Frau mit Migrationshintergrund und habe oft genug erfahren müssen, dass meine Eltern auf Grund ihrer mangelnder Deutschkenntnisse für wesentlich weniger kompetent eingeschätzt wurden als sie es sind.
Ich arbeite in der Ausbildung und lege grossen Wert darauf, dass meine Azubis jede mögliche Art der Förderung ihres Spracherwerbs bekommen. Das klappt hier in Ba-Wü recht gut. Wenn du in Ba-Wü lebst, mail mich gerne über PN an.

Kopf hoch! Das wird schon!

Grüssle, Gabi

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Servus,

allerdings in deutscher Synchronisierung, nicht in deutscher Übersetzung. Der Unterschied ist, dass beim Synchronisieren versucht wird, die Ilusion nicht zu stören, indem man möglichst zu den sichtbaren Lippenbewegungen passende Worte wählt. Die Sprache allein ist dabei hie und da regelrecht falsch - vgl. „Schau mir in die Augen, Kleines!“ Ohne auf Deutsch synchronisiertes US-Fernsehen hätte es die Wendung „etwas macht Sinn“ nicht in die deutsche Sprache geschafft, bis etwas über die Hälfte des 20. Jahrhunderts gaben im Deutschen Dinge einen Sinn.

Daher: Vorsicht beim Fremdsprachenlernen mit der Verwendung synchronisierter Filme - das kann ziemlich daneben gehen.

Schöne Grüße

MM

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Das ist ein guter Punkt, @Aprilfisch! Aber dem OP nach geht es wohl eher darum, überhaupt Freude an der deutschen Sprache zu finden.

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Servus,

ja, da hast Du Recht.

Wobei Interesse an etwas auch der Einsicht in dessen Nutzen entspringen kann. Wenn ich das zwanzig-dreißig Jahre früher kapiert hätte, hätte mein Leben einige angenehmen Aspekte mehr haben können…

Am besten funktioniert sowas natürlich, wenn beides miteinander verbunden ist, Spaß an einer Sache und Interesse daran - wie man an dem von @Wiz berichteten Studium französischer Kochrezepte sehen kann.

Wir fanden es mit 17 halt auch ganz einfach spaßig, uns nach teilweise oder ganz durchgesoffenen Nächten am anderen Morgen mit der Zueignung zu Faust I zu begrüßen. Und dem Franz-Lehrer, der mir angesichts irgendeiner Verfehlung eine Zusatzaufgabe aufbrummte, aber deren Inhalt meinem Einfallsreichtum überließ, worauf ich ihm vorschlug, ich könnte ja den Rodrigo-Monolog aus dem Cid (I. Akt - 6. Szene) auswendig lernen und vortragen, bin ich zu Dank verpflichtet, dass er diesen Vorschlag annahm, obwohl er natürlich ahnte, was für eine Posse in karikiertem Bühnen-Französisch ich daraus machen würde.

Schon richtig - Spaß an der Sache fördert den Erfolg erheblich!

Schöne Grüße

MM

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So isses * heftigzustimmendnick * Und natürlich verbunden mit dem krassen Aphrodisiakum namens „Neugier“…

Dadurch gelang es mir zum Beispiel, in die Intimitäten einer Reihe antiker Sprachen (neben dem beruflich eher üblichen Latein, Griechisch, Althebräisch) genuinen Zugang zu finden, wenn auch nur zumindest im modus legendi: Allein, um bestimmte essentielle Texte lesen und besser verstehen zu können, ohne durch tendenziöse Übersetzungen irritiert zu sein.

Gruß
Metapher

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Servus,

zumindest, bis sie 40 oder 45 Lenze zählen.

In reiferem Alter gibt es kaum eine kläglichere Erscheinung als einen Gipsy Engineer, der den Absprung nicht geschafft hat und nach ein paar Jahrzehnten völliger persönlicher Isolierung emotional und geistig verwahrlost ist und sich als Person auf seine technische Funktion reduzieren lässt.

Der nicht bloß technische, sondern auch persönliche Kontakt ist sehr viel leichter möglich, wenn nur einer von Sender und Empfänger eine Fremdsprache spricht. Das internationale technische, wissenschaftliche oder Finanzpidgin als ‚lingua franca‘ ist, wenn es ausreichend beherrscht wird, als gemeinsames Kommunikationsinstrument in technischen, wissenschaftlichen oder finanziellen Belangen einigermaßen geeignet (auch wenn das Deutsche ohne die englische S-P-O-Fessel in vielerlei Hinsicht dafür besser wäre, s.o.), aber nicht als ausschließliches Mittel für persönliche Kommunikation.

Und die Weisheit La mejor escuela es la cama birgt zwar einiges Wahre in sich, aber sie ist eben doch cum grano salis zu verstehen.

Schöne Grüße

MM

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Ich bin mit dir da völlig übereinstimmend. Ich berichtete nur, was ich in meinem Arbeitsalltag so erlebe. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass eine steuerliche Beratung auf Englisch an so der einen oder anderen Stelle schwierig wird, etwa wenn man über „Festsetzungsverjährung“, „Anlaufhemmung“, Zustellungsfiktion" oder andere schöne Dinge zu plaudern beginnt…

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Zumal die Jungs dann glauben, sie hätten mit einem „chartered accountant“ zu tun…

Schöne Grüße

MM

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Hallo brilfc,

ich nochmal.

Mir ist erst im Verlauf dieses Threads aufgegangen, wie wichtig es für das Lernen ist, dass man Spaß am Lernen hat. Das sei dadurch entschuldigt, dass ich mütterlicherseits Enkel eines königlich württembergischen Pfarrers und väterlicherseits Enkel eines Gliedes der Herrnhuther Brüdergemeinde bin - das ist ein Karma, das sich nicht innerhalb von zwei oder drei Generationen ins Lot bringen lässt. Von beiden genannten Seiten her bin ich dazu prädestiniert, „zum Lachen in den Keller zu gehen“ (eine hübsche deutsche Redewendung - kriegst Du raus, was sie bedeutet?).

Aber jetzt will ich Dir noch drei Zugänge von US-Amerikanern zur deutschen Sprache an die Hand geben, die zeigen, dass man ohne Bierernst (nochmal ein interessanter „sehr deutscher“ Ausdruck, den Du recherchieren kannst, wenn Du magst) dieses Ungetüm von Sprache auch angehen kann.

Alle drei sind übrigens linguistisch hochinteressant, weil man für jedes Stück einzeln die Frage stellen kann „Wie macht der das, damit das deutsch klingt?“

Der erste ist von einem Offizier aus einer nicht mehr bekannten Pioniereinheit der US Army aus der allerersten Zeit der Besatzung in Deutschland 1945. Der Text spricht, glaube ich, für sich:

http://jargon.miguel.me.uk/html/B/blinkenlights.html

Der zweite ist ein wahres Meisterwerk. Sir Charles Spencer Chaplin war kein Freund des Tonfilms, der sozusagen über ihn hereinbrach, als er sich als stummfilmschaffender Künstler bereits fest etabliert hatte. In seinem verzweifelten Bemühen, US-Amerikaner für den Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg zu mobilisieren, weil er wusste, dass das United Kingdom, die freie polnische Armee, die UdSSR und die jugoslawischen Partisanen alleine nicht stark genug wären, um die deutsche Wehrmacht niederzuringen, hat trotzdem das Mittel des Tonfilms wegen seiner breiten Popularität für seinen Film „The Great Dictator“ gewählt und darin gleich „aus dem Stand“ etwas Großartiges geschaffen: Eine Parodie auf eine Hitler-Rede, die, obwohl sie weder auf Deutsch noch auf Englisch einen Sinn gibt, für jeden auf Anhieb verständlich ist, der den Film sieht. Hier ist sie - auch hier mit der Frage „Wie schafft der das, dass das wie Deutsch klingt?“:

Und jetzt noch ein Aufsatz von Mark Twain, der in Heidelberg studiert hat und dabei sehr gut Deutsch gelernt hat, sich aber in diesem Aufsatz der deutschen Sprache aus der Perspektive eines Amerikaners nähert, der mit dieser Sprache überhaupt nicht zurecht kommt. Tolle - lege, ich finde das Stück klasse:

Viel Spaß wünscht

MM

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Bei mir ist es so, dass ich die Sprache lernen möchte und zwar sehr, aber ich kann es leider nicht lernen. Seit Jahren beschäftige ich mich mit „es“. Trotzdem bekomme ich immer wieder Zweifel, ob ich nun ein „es“ einsetzen soll oder lieber nicht. Die deutsche Sprache ist eine schwierige Sprache. Dann muss ich mich immer wieder an Metapher oder Kreszentia und die anderen Experten wenden. Aber ob ich es selbst irgendwann lerne, steht auf einem anderen Blatt.