Kellerentfeuchtung mit Silicagel?

Hallo!

Ich schreibe hier mal etwas mehr, um Nachfragen vorzubeugen.

Ich habe ein Altbauhaus, die Grundmauern wurden von mir vor 12 Jahren ringsum von aussen trockengelegt,
das hat auch geklappt.
Da das Haus aber nur zu 2 / 3 unterkellert ist, die Innenwände im Erdreich stehen, und derzeit (noch) nicht alles Luftdicht ist,
habe ich immer noch paar kleine Gammelecken, wo es etwas feucht ist.

Gestern war ein lästiger Handelsvertreter bei mir, und hat mir neben seinem üblichen überteuerten Gelumpe ein Auftaumittel für den Winter angeboten. Das soll angeblich das Streusalz ersetzen, was man im Winter auf die Straße streut.

Auf meine Frage, was das denn genau ist, wusste er keine Antwort,
meinte aber, das erwärmt sich bei Wasserkontakt,
und ich könnte es auch zur Luftentfeuchtung verwenden, wenn ich das in Stoffbeuteln aufhänge.

Mach meiner Meinung also vermutlich Silicagel, war auch nichtsehr teuer, das Zeugs.

Meine Frage:
Wenn ich mir davon 10Kg kaufe, und das in 10 Stoffbeutel aufteile,
und die bei mir im Keller an der Decke aufhänge, würde das ca. 40 € kosten.

Einmal im Jahr würde ich das schon ausgeben, vielleicht bekomme ich das Zeug auch woanders noch billiger. Es könnte auch regenerierbar sein… wenn ich mich richtig erinnere. Also die Feuchtigkeit durch Erhitzen wieder austreiben.

Frage:
Sollte ich das mal versuchen, den Keller so zu trocknen, oder ist das Unsinn?

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen,
Deine Ausdrucksweise, welche den Besuch des Handelsvertreters beschreibt, zeigt, dass Du über ein gesundes Misstrauen gegenüber Pseudoargumenten verfügst.
Und da ist auch gut so!!

Kieselgur kann bis zu 70% seines Eigengewichtes an Wasser aus seinem Umfeld aufnehmen. Ich habe das -zugegebenermaßen- bei Wikipedia recherchiert, da ich selbst es nicht mehr genau wusste.
Das bedeutet: bei einem 10kg-Beutel werden 7kg Wasser aus einem möglicherweise durchfeuchteten, massigen Bauteil über einen länger andauernden Zeitraum herausgeholt (denn schlagartig funktioniert so etwas nicht).
Gleichzeitig würde aber auch Feuchtigkeit über das Erdreich wieder an das Mauerwerk abgegeben, denn es ist in der Physik (auch Bauphysik) nun einmal so, dass dort, wo (durch Trocknung) Platz gemacht wird (für Wasser), dieses „Angebot der Leere“ gerne durch die nachfolgenden Wassermengen angenommen und wieder besetzt wird. Ein unendlicher Kreislauf.
Kurzum: Die Menge an Feuchtigkeit, welche sich erfahrungsgemäß in einem massigen/massiven Bauteil befindet, ist weitaus größer, als überhaupt durch Adsorption an ein festes Trägermaterial (hier: Kieselgur) aufgenommen werden kann.

Ich habe ein Altbauhaus, die Grundmauern wurden von mir vor 12 Jahren ringsum von aussen trockengelegt …

Das war mit Sicherheit eine sinnvollere Maßnahme, als im Keller Säckchen mit zweifelhaftem Inhalt aufzuhängen.

Da das Haus aber nur zu 2 / 3 unterkellert ist, die Innenwände im Erdreich stehen …

(hier wird der Ursprung des Feuchteeintritts zu suchen sein)

… habe ich immer noch paar kleine Gammelecken, wo es etwas feucht ist.

Zur Not würde man das im Injektionsverfahren in den Griff kriegen. Hierzu würde man um den als kritisch ermittelten Bereich mehrere Löcher von innen ins Mauerwerk bohren und über Packer mit Druck die Poren des Mauerwerkes durch ein aushärtendes Reaktionsharz verfüllen. Dann hättest Du Ruhe vor „Gammelecken“ und auch vor Handelsvertretern.

Gestern … Handelsvertreter … ein Auftaumittel für den Winter angeboten. Auf meine Frage … meinte aber, das erwärmt sich bei Wasserkontakt

Verzeiht mir alle, aber einen größeren Unsinn kann man wohl nur schwerlich von sich geben!
Wenn sich tatsächlich ein Salz bei Wasserkontakt erwärmt (was eher ungewöhnlich ist, denn beim Lösen von Salzen in Wasser tritt eine LösungsKÄLTE ein und keine WÄRME), dann wäre das vergleichbar mit einem punktuellen Energieeinsatz auf einer Eisschicht; als wenn Du den Fön nähmest und das Eis vor beispielsweise der Garage lokal schmelzen würdest.
Was -so die Frage- passiert denn danach?
Richtig. Nachdem der Fön seine Arbeit verrichtet und Du zufrieden wieder ins schützende Umfeld des wärmenden Hauses zurück gekehrt wärest, würde sich die (aufgetaute) Wasserpfütze ihrem eisigen Schicksal hingeben - und erneut einfrieren.
Warum sollte auch etwas anderes als genau dieses geschehen?

Man muss sich ja die Frage stellen: Warum taut das Eis bei Salzkontakt, und was hindert es in der Folge daran, erneut zu Eis zu erstarren?
Der technische Hintergrund ist komplex, die Kurzantwort lautet: Weil der Eiskristall nun durch ein anderes Kristall (nämlich Tausalz, also vergälltes Kochsalz) VERUNREINIGT ist.
Das ist tatsächlich so. Die Gefrierpunktserniedrigung ist eine Sache des molaren Verhältnisses im Kristallgemisch.
(Für meine Kritiker: auf die gleichfalls damit verbundene Siedepunkterhöhung einer Lösung gehe ich an dieser Stelle nicht ein)

Dass der Handelsvertreter mit diesem physikalischen Hintergrundwissen wahrscheinlich völlig überfordert war, darf man ihm nicht anlasten.
Nur sollte er wissen, dass das Absorbens (das ist das Kieselgur) wasserUNlöslich ist. Als Taumittelersatz eignet es sich damit überhaupt nicht.
Wenn nun die Wachen unter uns behaupten: „Na, es gibt aber auch noch andere Salze, welche Feuchtigkeit aufzunehmen vermögen“, dann nur dies: Stimmt.
Doch wenn Kieselgur bereits reichliche 70 Gewichts-% an Feuchte aufnehmen kann, dann liegt dieser Wert bei anderen Salzen oder Salzgemischen sehr deutlich darunter. Vielleicht bei 5%
Und das soll ein massiges Bauteil „entfeuchten“??
NEIN, so ruft uns der so aufgerüttelte, normale Menschenverstand zu!

und ich könnte es auch zur Luftentfeuchtung verwenden, wenn ich das in Stoffbeuteln aufhänge.

Ich schlage vor, dass das Einzige, was in Beutelchen zukünftig in der Luft hängen sollte, weiterhin nur die Wäscheklammern in der Waschküche sind.
Die sind billiger als das „Zaubersalz“, und in ihrer Funktion bewährt haben sie sich auf jeden Fall …

Kurzformel des Beitrages: Sie ist unsinnig, diese angebotene Lösung!
-.-.-.-.-.-
mfg Klaus

Hallo Steffen,

der Chemikus rät: Hör´ auf Klaus!
Wenn du deinen Bau sauber abgedichtet hast, dann investiere die 40 Euro und leihe dir einen Baulüfter, mit dem du die Restfeuchte raustreibst.

@Klaus: Es gibt durchaus etliche Verbindungen, die beim Lösen / Hydratisieren Wärme abgeben. Am bekanntesten ist NaOH und unter den Flüssigkeiten konz. H2SO4. Details: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6sungsenthalpie
Allerdings haben diese Stoffe (hoffentlich!!!) nichts mit dem Ursprungsthema zu tun.
Ansonsten: Saubere Antwort, Sternchen!

Gruß
BeLa

Hallo Klaus,

Zur Not würde man das im Injektionsverfahren in den Griff
kriegen. Hierzu würde man um den als kritisch ermittelten
Bereich mehrere Löcher von innen ins Mauerwerk bohren und über
Packer mit Druck die Poren des Mauerwerkes durch ein
aushärtendes Reaktionsharz verfüllen. Dann hättest Du Ruhe vor
„Gammelecken“ und auch vor Handelsvertretern.

Meine Freundin hat vor ein paar Jahren ein altes (Bauern-) Haus gekauft. Nichts unterkellert, sehr dicke Außenmauern usw. Dementsprechend gibt es je nach Raum mehr oder weniger Schimmel.

Die schlimmste Ecke ist die Dusche, die ist schwarz vor lauter Schimmel. Kann man dort mit dem von dir beschriebenen Verfahren zumindest etwas Abhilfe schaffen? Wenn ja, wie funktioniert das genau?

Gruß
Katl

Hallo,

Die schlimmste Ecke ist die Dusche, die ist schwarz vor lauter
Schimmel.

Duschen werden nicht durch die Wand von außen feucht. Was also soll es bringen, die Wand dagegen abzudichten?
Sie sollte vielleicht mal ihr Lüftungsverhalten überdenken.
Gruß
loderunner

Hallo Katl,
Steffen führte in seinem posting Feuchtigkeit in den Grundmauern eines Altbaus auf.
Das steht in keinem Zusammenhang mit „Schimmel entlang keramischer Fliesen“; wobei hiervon nicht mineralische Baustoffe (z.B. die Verfugung), sondern vielmehr organische Baustoffe (elastische Füllstoffe) betroffen sein dürften.
Das Injektionsverfahren ist für letzgenannten Problemkreis nicht anwendbar!
-.-.-.-
Gruß: Klaus

Wahrscheinlich habe ich mal wieder zu knapp geschrieben.

In der Dusche kommt beides zusammen, Feuchte in den Wänden + vom Raum.

Es schimmelt mehr oder weniger im ganzen Haus. Wenn ich dort wohnen müsste … neee

Fakt ist auch, für größere Sanierungen fehlt das Kleingeld. Deshalb die Frage ob da speziell in der Dusche preisgünstig etwas machbar ist.

Danke schon mal
Katl

@ BeLa,
es ist mir aufgrund einer meiner Ausbildungen in einem chemischen Beruf schon bewusst und aus der Püraxis bekannt, dass gerade beim Lösen von Natriumhydroxid in Wasser Energie frei gesetzt wird. Die Stoffliste ließe sich auch beliebig verlängern.
Bei den meisten Salzen wird jedoch vom System Energie aufgenommen.
Wir beiden wissen das. Der besagte Handelsvertreter zumindest aber nicht!
Nur, die gesamte Themenkomplexität hier in diesem Forum aufführen zu wollen dürfte die Meisten überfordern, die Kenntnisse sind aber auch nicht zwingend für die meisten Antworten notwendig.
Dennoch: für die Loorbeeren im Vortext danke ich!
-.-.-.-.
En angenehmes WE wünscht allerseits —> Klaus