Kellerwand streichen - oder atmen lassen?

Hallo Experten,

an den Innenseiten der Außenwände des Kellers ist bis zu einem halbem Meter unter der Decke die Farbe teilweise abgebröckelt. Wir vermuten es ist Erdfeuchtigkeit. (Baujahr 1959 - wahrscheinlich keine Außenisolierung). Später wollen wir den Kellerwänden von außen einen Anstrich verpassen.

Aber was machen wir bis dahin? Sollte man besser nicht streichen, damit die Wand atmen kann?

Danke und Gruß
Ulrich

Hallo Ulrich,
ich rate dir aussenrum Drainage zu machen, also schön drumherum um das Haus buddeln, Sandbeet,Drainagerohr und mit Kies und Schotter auffühlen. Dann wird nix mehr feucht. Klar ist das viel Arbeit, es lohnt sich aber…
Was streichen von Innenwänden betrifft: nimm doch Kalkfarbe, dann kann die Wand weiter atmen und das desinfiziert sogar.
Gruß,
Maja

Hallo Ulrich,
eventuell ist der Schutzanstrich von aussen schadhaft,so das ein wenig Feuchtigkeit die Wand durchdringt.Bei einem Haus dieses Baujahres vermute ich mal einen einfachen Teeranstrich von aussen.Es ist schwierig,von hier aus zu beurteilen,wieviel Feuchtigkeit vorhanden ist.Es gibt auch Schutzanstriche für innen (z.B. Lugato-Trockener Keller).Solange Du von Innen jedoch normale Binderfarbe nimmst,kann die Wand auch weiter atmen.Du riskierst dabei aber,das der Anstrich nach einiger Zeit wieder anfängt sich abzulösen.Sollten sich an der Wand jedoch bereits Kristalle gebildet haben,solltest Du erst die Ursache der Feuchtigkeit beseitigen.Das aufgraben der Kellermauern ist je nach Bodenbeschaffenheit sehr mühsam.Eine Drainage ist wahrscheinlich vorhanden.Aber näheres erfährst Du nur,wenn Du einen Teil der Aussenmauer freilegst.Versuche sonst,Dir ein Messgerät für die Mauerfeuchte zu leihen,um den Punkt,an dem die Feuchtigkeit eintritt näher zu lokalisieren.
Gruss Sebastian

Wenn es der nackte Stein ist helfen Silicatfarben, die lassen atmen und bröckeln nicht, aber um eine vernünftige Aussenabduichtung wirst du nicht drumrum kommen
Gruss
Roger

Hallo,
streichen kannst Du, damits erstmal schöner aussieht.

a) Grundsätzlich: Es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen aufsteigender Feuchtigkeit und dem Verdunsten an der Wand ein (Daher eine bestimmte Höhe). Wenn die Wand versiegelt wird (z.B. mit Fliesen oder Ölfarbe), steigt die Feuchtigkeit so weit, bis sich wieder das Gleichgewicht findet, notfalls im Wohnzimmer oben drüber. Das geht so weiter: wer dann Silberpapier hinter die Tapete klebt, lockt sich die Feuchtigkeit eben in den ersten Stock.

Fazit: Dampfdurchlässig muß die Wand bleiben.

b) Wenn alles so bleibt wie bisher, wird durch den Verdunstungsprozeß immer mehr Salz in die Wand geholt und das sprengt das Mauerwerk, wenn es durch Trocknung kristallisiert.

Fazit: Putz dranlassen, evtl. sogar verputzen, mit dem Ziel ihn später wieder abzuhacken mitsamt dem Salz, das sich dann eben im Putz statt im Mauerwerk abgelagert hat.

c) Nach 30 Jahren gehört ein Haus wieder der Erde, hat ein Fachmann mir gesagt, dann sind die Feuchigkeitssperren hinüber.

Fazit: Man muß eine neue Feuchtigkeitssperre anlegen.

d) Privat haben wir selber aufgebuddelt, mit „Teer“ gestrichen und Noppenfolie gelegt. Erfolg: Die Wände im Keller sind nicht mehr bis zur Decke nass. Drainage hätte laut Fachmann nicht mehr Erfolg gebracht, weil immer auch der Boden unterm Gebäude feucht ist und also direkt von unten Feuchtigkeit aufsteigen wird (so auch bislang bei uns).

Fazit: Die Feuchtigkeitssperre muß sowohl die horizontale Wasserwanderung unterbinden als auch die vertikale!

e) Vorübergehend soll es natürlich auch schön aussehn:
Maja hats: Kalk scheint auch mir ideal. Am besten Sumpfkalk, der schon lange eingeweicht ist, bei Freunden hab ich auch mal ein Haus mit normalem Kalk vom Baumarkt gestrichen (fürn Keller dürfte das reichen). Grundprinzip: relativ verdünnt streichen, so daß man dreimal oder öfter drüberstreichen muß. Der Kalk reißt dann nicht und blättert nicht ab. Die Schicht wird immer etwas durchscheinend sein, aber dennoch bzw. gerade deshalb ästhetischer wirken, weil sie nicht so versiegelt, zugekleistert aussieht.
Wenns richtig gemacht ist, ist auch der Abrieb vernachlässigbar, wobei man im Keller ohnehin nicht an der Wand sitzt. Unsicher bin ich mir, ob man wenigstens zum Trocken der Farbe künstlich mit Heizstrahler arbeitet.
Silikatfarben dürften deutlich teurer sein, zwar auch als dampfdurchlässig bezeichnet, aber für den direkten Wertevergleich bin ich nicht kompetent.

Tschuess, Sven.