Elemente-Lehren
Hi Rolf,
Läßt sich eingentlich die Behauptung, daß die Kelten (nur)
drei Elemente gekannt haben (Erde, Wasser, Luft), wie sie im
Geschichtsbrett gestellt wurde, mythologisch aufrechterhalten?
Daß die Kelten nur 3 Elemente kannten, läßt sich nicht nur mythenhistorisch nicht aufrechterhalten, sondern überhaupt nicht. Und das ist auch im Geschichtsbrett gar nicht behauptet worden!
Und das steht auch im dort als Zitatquelle angegebenen Alexander Demandt: Die Kelten so nicht drin.
Als Einführung in dieses Gebiet würde ich übrigens empfehlen:
Jan de Vries: Die keltische Religion, Stuttgart 1961
ISBN 3170710338 Buch anschauen
Daß es eine „3 Elementelehre“ bei den Kelten gegeben habe ist eine Ausgeburt moderner Esoterik, bei der der sorgsame Umgang mit Quellen bekanntlich eine geringe Rolle spielt. Abgesehen davon, daß der Begriff „Kelten“ sehr uneindeutig ist. Die religiösen Vorstellungen in von keltischsprachigen Völkern bewohnten Räumen sind außerordentlich vielgestaltig und an Gemeinsamem (incl. die jeweils kultisch verehrten Götter) gibt es da gar nicht soviel.
Das meiste, was man weiß, stammt aus griechischen und römischen Quellen, frühe Zeugnisse sind in Felsen geritzt und gemalt oder aus Gräbern zu entnehmen, später in Grabstelen gemeißelt, und Schriftliches kommt erst ganz spät dran.
Daß überhaupt eine Dreizahl eine besondere Rolle in keltischen Kulten gespielt habe, ist - wie vermutet wird - allein auf die Manier der Aufzählung griech. und röm. Autoren zurückzuführen: Es gibt jede Menge Götter-Triaden.
Von einer keltischen Kosmologie ist NICHTS bekannt, von einer Kosmogonie erst recht NICHTS, und von einer „Elemente-Lehre“, wie sie sich in manchen anderen Kulturen findet, schon gar nicht.
Die Bemerkung, daß man den „Elementen“ Erde, Wasser, Luft im Kult besondere Aufmerksamkeit geschenkt habe, hat mit Elementen nichts zu tun, sondern liegt allein am beschränkten Sprachschatz mancher Autoren. Im Kult spielten Fels und Stein, Flüsse und Quellen eine besondere Rolle, außerdem Bäume, darunter speziell die Eiche.
Das Triskelion, sei es als Dreifuß, Dreieck oder als dreifache Spirale verstanden, ist keineswegs auf den keltischen Raum beschränkt und das gab es auch schon in Zeiten, als von Kelten noch keine Rede sein konnte und auch, wo es Kelten gar nicht gab. In Ägypten z.B. Indien, Asien, in nordspanischen und südfranzösichen Höhlen. Und das Triskelion hat ebensowenig wie die Svastika etwas mit einer Elementelehre zu tun, sondern trägt ganz andere (u.a. archaisch kosmologische) Symbolik und Ideen.
Abgesehen davon - um das zu der Diskussion im Geschichtsbrett zu ergänzen, obwohl Ralf Boeck schon das Wesentliche erklärt hat - sind tatsächliche Elemente-Lehren verschiedener Kulturen kaum vergleichbar:
Das Wort „Element“, lat. elementum, übersetzt das griech. Analogon stoicheion, das zunächst nur „Buchstabe“ bedeutet. Es wird dann (in beiden Sprachen) auf a. „Basisbaustein“ und b. „Grundprinzip“ in physikalisch-kosmologische Überlegungen übertragen (zuerst in der vorsokratischen Philosophie: Anaxagoras, Empedokles, Leukipp, später Aritoteles, Epikur usw. usw.).
Es bedeutet aber hier (etwa bei Empedokles) etwas ganz anderes, als in Lehren elementarer Prinzipien in anderen Philosophien. Ganz einfach, weil die Arten und Weisen, wie sie miteinander interagieren und nicht interagieren, und mit welchen zusätzlichen Prinzipien sie den Kosmos aufbauen, nicht vergleichbar sind.
So heißen bei Empedokles zwar Feuer, Wasser, Erde, Luft (der diese selbst ganz anders bezeichnet) stoicheia, also „Elemente“. Aber nur wir benutzen dieses selbe Wort etwa für eine ägyptische Achtheit (Hermopolis) oder Neunheit (Hieropolis).
Auch die daoistischen wu xing, wörtlich die „fünf Wandernden“, des Guan Yin Zi werden in Übersetzungen der Einfachheit wegen „Elemente“ genannt (Feuer, Wasser, Erde, Holz, Metall), obwohl sie, wie man aus ihrer wechselseitigen Beziehung erkennt, keineswegs die Rolle von buchstabenartigen Grundbaussteinen spielen.
Und, wie gesagt, bei den Kelten findet sich nicht die Bohne, was man im Entferntesten als „Elemente“ bezeichnen könnte. Das Mißverständnis kommt nur daher, weil wir gewohnt sind, Wasser, Erde usw. als „Elemente“ zu bezeichnen. Wir sagen das ja auch zu Sturm, Regen, Hagel, Schnee, aber keineswegs zu Quellen, Flüssen oder Bäumen. Und der Kosmos wird ja auch für uns nicht aus diesen Elementen „aufgebaut“.
Gruß
Metapher