Servus,
James Grieve ist einer der frühesten Äpfel ohne „Frühapfelgeschmack“, der wird bei Euch Mitte September geerntet und wäre jetzt bereits am Fallen oder schon gefallen. Genauso wie Cox Orange ist der ein typischer Bilderbuchapfel, mit roten Backen, aber nicht rundherum rot gefärbt wie der gezeigte. Auch Cox Orange sieht nur in den Hochglanzkatalogen so aus.
Die Maserung und die Größe und Form der Früchte zeigt, dass es um eine der sehr vielen Sorten aus der Gruppe der Renetten geht, wahrscheinlich eine der vielen Roten Renetten. Im modernen Fernstreckenfrachten- und Selbstbedienungszirkus findet man kaum mehr welche (die Pillnitzer Pinova geht aus Renetten hervor, immerhin!), aber wegen der vielen schönen Aromen sind allerlei Renetten noch im Liebhaberanbau in Hausgärten erhalten.
Nichts aus Samen probieren, auch weil das für die uns verbleibende Lebenszeit schlicht zu lange dauert - Martin Luther spricht nicht vom Säen, sondern vom Pflanzen eines Apfelbaums, selbst wenn morgen die Welt unterginge. Vor allem aber, weil völlig ungewiss ist, welche Eigenschaften ein Sämling von seiner Mutter erbt.
Ableger allefalls als Notlösung, um den Baum sozusagen provisorisch in Deinem eigenen Zugriff zu erhalten - wer weiß, wer demnächst Nachbar sein wird! Nicht aber um einen Baum daraus zu ziehen - alle Kultursorten von Äpfeln sind „für sich alleine“ nicht besonders vital oder auch, im Gegenteil, wachsen übers Dach, bevor sie dran denken, Blüten anzusetzen.
Ich täte wegen der Gartensituation eine mittelstark wachsende Unterlage wie MM106 oder M4 setzen und nach vielleicht zwei oder drei Jahren per Okulation Reiser von dem Baum draufveredeln lassen - hier wirklich (von einem lokalen Pomologen) lassen: Okulieren sieht bei Jutjuub so einfach aus, aber es ist sehr schwer und braucht viele Mißerfolge, wenn man die aufokulierten Reiser anwachsen und blühen sehen möchte. Auch um das Kopulieren einigermaßen zu beherrschen, braucht es eine Menge „verlorenes“ Material.
Wenn es darum geht, den Baum schlicht so lange zu erhalten, bis eine gepflanzte Unterlage weit genug zum Aufveredeln ist, kommen Ableger schon in Frage.
Und: Wenn Du kurz entschlossen in den Süden fahren möchtest - noch bis 27. Oktober ist die weithin bekannte Apfelsorten-Ausstellung im Bauernhausmuseum Kürnbach (zwei Schritte vom Bahnhof Schussenried weg) geöffnet!
Schöne Grüße
MM