also ich kenne mich nicht wirklich aus mit stilen, habe bei meiner recherche allerdings eine gewisse amition zu der sprache dieser zeit verspürt. es muss nicht ein bestimmter stil sein. aber im folgenden findest du meine funde.
Brentano, Clemens (1778-1842) Rosengedicht
Auferstehung und Metamorphose
O liebliche! wie schön bist Du erstanden!
Die Rose in sich selbst so tief verglühet
Ist hoch in Dir, Du Lilie erblühet
In der sich Form und Inhalt schön verbanden.
O zürne nicht, weil ich es Dir gestanden,
Daß der, der um die Rose sich bemühet
Aus ihr Dich Lilie erstanden siehet
O zürne nicht, hast Du es gleich verstanden.
Was in der Rose Sinnenglut verglommen
Muß in der Lilie geist´ger sich entfalten
Muß sich in Licht und reiner Hoheit heben.
Wie Form und Geist sich ewig näherkommen
So wechseln immer höher die Gestalten
Doch wohnt nur eine Liebe in dem Leben.
Arnim, Bettine (Bettina) von (1785-1859)
Es ist wahr, […], in mir ist ein Tummelplatz von Gesichten, alle Natur weit ausgebreitet, die überschwenglich blüht in vollen Pulsschlägen, und das Morgenrot scheint mir in die Seele und beleuchtet alles. Wenn ich die Augen zudrücke mit beiden Daumen und stütze den Kopf auf, dann zieht diese große Naturwelt an mir vorüber, was mich ganz trunken macht. Der Himmel dreht sich langsam, mit Sternbildern bedeckt, die vorüberziehen; und Blumenbäume, die den Teppich der Luft mit Farbenstrahlen durchschießen. Gibt es wohl ein Land, wo dies alles wirklich ist? Und seh ich da hinüber in andre Weltgegenden?
Baudelaire, Charles (1821-1867)
Der Tod der Liebenden
So tief und weich, als ob es Gräber wären,
Laß unsre duftumhüllten Lager sein,
Und ringsum Blumen, die in schönren Sphären
Für uns erblüht in einem fremden Hain.
Laß unser letztes Glühen und Begehren
Gleich düsterroten Fackeln lodern drein,
Zwiefache Flammen, die sich spiegelnd mehren
In unsrer Doppelseele Widerschein.
Der Abend brennt in rosig-blauem Flimmer,
Ein letztes Glühen noch, dann schweigt für immer
Der lange Seufzer, schwer von Abschiedsqual.
Und lächelnd tritt ein Engel in das Zimmer
Und weckt zu neuem Leben, neuem Schimmer
Erloschne Spiegel, toter Kerzen Strahl.
Das Rätsel
Ich träume von der Liebe, der Liebe im Glück Ich träume vom Schatten des Bösen bin von Beiden ganz verzückt Und kann des Rätsel doch nicht lösen! Ich träume von Küssen der Leidenschaft Ich träume vom Streit zwischen Schwestern Und kann das Rätsel doch nicht lösen! Ich träume von der Liebe auf Erden Ich träume vom Krieg der Welt Und kann das Rätsel doch nicht lösen!
Das menschliche Leben
Menschen, Menschen! was ist euer Leben,
Eure Welt, die tränenvolle Welt,
Dieser Schauplatz, kann er Freuden geben,
Wo sich Trauern nicht dazu gesellt?
O! die Schatten, welche euch umschweben,
Die sind euer Freudenleben.
Tränen, fließt! o fließet, Mitleidstränen,
Taumel, Reue, Tugend, Spott der Welt,
Wiederkehr zu ihr, ein neues Sehnen,
Banges Seufzen, das die Leiden zählt,
Sind der armen Sterblichen Begleiter,
O, nur allzu wenig heiter!
Banger Schauer faßt die trübe Seele,
Wenn sie jene Torenfreuden sieht,
Welt, Verführung, manches Guten Hölle,
Flieht von mir, auf ewig immer flieht!
Ja gewiß, schon manche gute Seele hat, betrogen,
Euer tötend Gift gesogen.
Wann der Sünde dann ihr Urteil tönet,
Des Gewissens Schreckensreu sie lehrt,
Wie die Lasterbahn ihr Ende krönet,
Schmerz, der ihr Gebein versehrt!
Dann sieht das verirrte Herz zurücke;
Reue schluchzen seine Blicke.
Und die Tugend bietet ihre Freuden
Gerne Mitleid lächelnd an,
Doch die Welt - bald streut sie ihre Leiden
Auch auf die zufrieden heitre Bahn:
Weil sie dem, der Tugendfreuden kennet,
Sein zufrieden Herz nicht gönnet.
Tausend mißgunstvolle Lästerungen
Sucht sie dann, daß ihr die Tugend gleicht;
Beißend spotten dann des Neides Zungen,
Bis die arme Unschuld ihnen weicht;
Kaum verflossen etlich Freudentage,
Sieh, so sinkt der Tugend Waage.
Etlich’ Kämpfe - Tugend und Gewissen -
Nur noch schwach bewegen sie das Herz,
Wieder umgefallen! - und es fließen
Neue Tränen, neuer Schmerz!
O du Sünde, Dolch der edlen Seelen,
Muß denn jede dich erwählen?
Schwachheit, nur noch etlich’ Augenblicke,
So entfliehst du, und dann göttlich schön
Wird der Geist verklärt, ein bess’res Glücke
Wird dann glänzender mein Auge sehn;
Bald umgibt dich, unvollkommne Hülle,
Dunkle Nacht, des Grabes Stille.
Das Höchste
Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren:
Was sie willenlos ist, sei du es wollend - das ists!
Poesie des Lebens
An ***
»Wer möchte sich an Schattenbildern weiden,
Die mit erborgtem Schein das Wesen überkleiden,
Mit trügrischem Besitz die Hoffnung hintergehn?
Entblößt muß ich die Wahrheit sehn.
Soll gleich mit meinem Wahn mein ganzer Himmel schwinden,
Soll gleich den freien Geist, den der erhabne Flug
Ins grenzenlose Reich der Möglichkeiten trug,
Die Gegenwart mit strengen Fesseln binden,
Er lernt sich selber überwinden,
Ihn wird das heilige Gebot
Der Pflicht, das furchtbare der Not
Nur desto unterwürfger finden.
Wer schon der Wahrheit milde Herrschaft scheut,
Wie trägt er die Notwendigkeit?« -
So rufst du aus und blickst, mein strenger Freund,
Aus der Erfahrung sicherm Porte
Verwerfend hin auf alles, was nur scheint.
Erschreckt von deinem ernsten Worte
Entflieht der Liebesgötter Schar,
Der Musen Spiel verstummt, es ruhn der Horen Tänze,
Still traurend nehmen ihre Kränze
Die Schwestergöttinnen vom schön gelockten Haar,
Apoll zerbricht die goldne Leier,
Und Hermes seinen Wunderstab,
Des Traumes rosenfarbner Schleier
Fällt von des Lebens bleichem Antlitz ab,
Die Welt scheint, was sie ist, ein Grab.
Von seinen Augen nimmt die zauberische Binde
Cytherens Sohn, die Liebe sieht,
Sie sieht in ihrem Götterkinde
Den Sterblichen, erschrickt und flieht,
Der Schönheit Jugendbild veraltet,
Auf deinen Lippen selbst erkaltet
Der Liebe Kuß, und in der Freude Schwung
Ergreift dich die Versteinerung.
DER GLÜCKLICHE
MUNETO
Ihr sagt, dass ich ein Wilder sei. Nun gut.
Ich bin den Vögeln im Gebüsch befreundet
Und kenne alle Bäume. Und die Blumen.
Auf bunter Bergflur blühen nur für mich,
Und das Geraun des Waldes kündet mir
Geheimnisvoll die Wunder der Natur.
Ja, ich bin reich! Dich neid ich nimmermehr,
Geschmeidiger Hofmann in dem seidnen Kleide,
Denn du hast nichts, was meinem Glücke gleicht.
Wie kommt’s, dass ich nicht mehr mein eigen bin?
Wer ist’s, durch den ich mich verlor,
Der, fremd, in mir sich drängte vor,
Mehr gilt in mir als eigner Sinn?
Und wie durchschnitt
Die harte Brust,
Wer mich nicht einmal angerührt?
Wer bist du, Liebe, Qual und Lust,
Die nun mein Herz gefangen führt,
Die durch das Aug’ in meine Seele glitt
Und da so masslos wächst und schwillt,
Dass sie an tausend Enden überquillt?
Das Feuer darf der ems’ge Schmied nicht scheuen,
Sein Eisen neu und kunstvoll zu gestalten;
Mit Kraft des Feuers muss der Meister schalten,
Will er des lautern Goldes sich erfreuen.
Der einz’ge Phönix kann sich nicht erneuen,
Eh’ er verbrennt. So auch in Glutgewalten
Hoff’ ich zu sterben, mit den Lichtgestalten
Vereint, die Tod und Zeit nicht mehr bedräuen.
O süsses Sterben! Selig, wer so brennt!
Wenn ich zu Asche nach und nach verstoben,
Nicht unter Toten leben muss fortan.
Ja wenn sich von Natur dies Element
Zum Himmel hebt, steig’ ich, mit ihm erhoben,
Grad’ auf, feurig verwandelt, himmelan.
vllt. hilft das weiter. ich hoffe es.