Hallo Annika,
und erst mal herzlich willkommen bei wer-weiss-was.
Ich versuche mal, eine kluge Antwort zu geben.
ich habe von meinem Freund zu Weihnachten eine schöne
Silberkette bekommen. In den letzten Wochen als es so warm war
musste ich sie leider abnehmen. Sie läuft schwarz an. Der Hals
ist dann ebenfalls schwarz. Wie kann soetwas passieren? Ich
kann die Kette einigermaßen sauber machen aber ca. 4-5 Stunden
später ist sie genauso schwarz.
Interpretiere ich richtig: das passiert erst seit und wenn es so warm ist ?
Dann würde ich mal die verstärkte Bildung von Ag2S vermuten.
Nicht erschrecken, nun geht´s um Chemie, aber ich versuche es einfach zu machen.
Aaaalso… Silber (chem. Zeichen Ag) ist ein recht edles Metall, das als solches nur eine Schwäche hat: Seine Affinität zu Schwefel. Mit dem bildet es gar zu gerne Sibersulfid (chem: Ag2S) und das ist schwarz. Ganz schwarz. Schon in kleinen Mengen nicht zu übersehen.
Darüber hinaus ist es unlöslich, das heißt eine einmal gebildete Schicht Silbersulfid löst sich in Wasser nicht mehr auf.
Kommen wir zur Kernfrage: Wo kommt der Schwefel her ?
Antwort: Aus dem Schweiß, es sei denn, Du hast einen neuen Job irgendwo angefangen, bei dem es Schwefelwasserstoff in der Luft gibt (das würdest Du riechen, stinkt nach faulen Eiern). Im Schweiß sind kleine Mengen Eiweißverbindungen (besser : Abbauprodukte) enthalten und diese haben bisweilen ein Schwefelatom im Molekül. Zersetzt sich der Schweiß, so wird der Schwefel frei und reagiert sofort mit dem Silber. Ich will damit nicht sagen, Du seist unsauber. Aber bei dem Wetter das wir zuletzt hatten schwitzt jeder deutlich mehr und das kann schon genug sein. Außerdem vermehren sich Bakterien die den Schweiß zersetzen proportional zur Temperatur, frei nach dem Motto: je heißer desto schnell.
Bei normaler Witterung ist die Schweißmenge (und damit der verfügbare Schwefel) wesentlich weniger, das bißchen Silbersulfid, das sich bilden kann wird durch Abrieb an Haut und Kleidung entfernt bevor die Schicht so dick wird, daß man sie sieht. NB: Ich spreche von µm, nicht mm ! Daher ist Silberschmuck auch immer in den Ecken schwarz und selten an den exponierten Stellen.
Ich habe ebenfalls eine goldene Kette um, diese läuft grün an.
Mache ich auch jeden Tag sauber. Die passiert mir mit den
Armketten und Ringen aber nicht, wer weiß Rat?
Hört sich wie Kupfer an. Das ist im Gold fast immer mit drin, um es härter zu machen, reines Gold ist nämlich viel zu weich für Schmuck.
Trägst Du Gold und Silber gemeinsam am gleichen Hals (*gg*) ?
Wenn ja, dann könnte es sein, daß sich das Silber seine innige Verbindung zum Schwefel nochmal überlegt.
Warum tut es das und woher dann das Grün ?
Ag2S ist schwer löslich (es gibt nichts völlig unlösliches), trotzdem ist das Silber als Edelmetall doch eher für sich als in einer Verbindung. Bietet sich nun ein weniger edles Metall an, das für das Silber in die Verbindung eingeht, so wird das Silber von ihm verdrängt und freigesetzt. Kupfersulfid ist zwar auch schwarz und schwer löslich, aber es reagiert doch schneller mit Luft, CO2 und schwachen Säuren unter Bildung von Kupfersalzen, diese sind oft grün gefärbt (denk´ mal an Kirchendächer und die „Patina“ !)
Wenn Du nun nur entweder Silber ODER Gold trägst könnte die Ursache auch folgendes sein: der Goldgehalt im Schmuckstück ist entweder recht niedrig (333er) oder das Teil ist nur vergoldet und nicht massiv. Im ersten Fall ist wiederum genug Kupfer im Angebot um unter den bereits beschriebenen aggressiven Umständen (viel Schweiß, viel heiß) zu reagieren oder aber die Goldschicht ist mechanisch angegriffen. Denn solcher Schmuck wird vor dem Vergolden zr Verbesserung von Haftung und Leitfähigkeit oft mit Kupfer überzogen -> voila, da sind die grünen Cu-verbindungen wieder.
Gruß
Bernd
PS: Salzwasser verstärkt alle beschriebenen Reaktionen beträchtlich, warst Du am Strand ?
Annika