Hallo,
unsere Tochter ist jetzt 6 Jahre und kommt dieses Jahr in die Schule. Z.Zt. besucht sie die Vorschule und fühlt sich da wohl.Was uns stört, sie hat keinen natürlichen Drang zum selbständigen spielen. Sie spielt gerne und bevorzugt mit anderen Kindern. Alleine aber: Fehlanzeige.Die Folge ist, meine Frau sucht ständig Spielkameraden, die zu uns kommen oder wo unsere Tochter spielen kann, damit Hausarbeiten verrichtet werden können. Ansonsten würde sie uns anhüpfen und laufend zum Toben auffordern. Wenn wir nicht dran sind, fällt sie den Katzen auf den Wecker; ansonsten ist mit selbständigem Spiel Fehlanzeige. Manchmal kann man sie dazu bringen, was zu malen oder sie will bei Hausarbeiten helfen (wobei oft nichts gescheites rauskommt). In unserer Not lassen wir sie was harmloses fernsehen, wenn nichts anderes geht. Für meinen Geschmack kuckt sie aber schon zu viel. Meist über eine Stunde pro Tag.Wenn wir ihr anbieten, etwas schauen zu können, weenn sie sich zuvor selbst beschäftigt, simuliert sie auch schon mal einige Zeit eigenes Spiel, ohne sich jedoch darin echt zu vertiefen. Ansonsten meine ich, ist sie lieb und verhält sich natürlich und ist auch nicht sonderlich dumm. Eine Sorge von mir ist, dass sie möglicherweise nicht genügend Fantasie und Kreativität im Vergleich mit anderen Kindern entwickelt und sie dadurch irgendwann in der Schule ins Hintertreffen gerät.Von anderen Kindern erhalte ich immer wieder mal Kostproben von deren fantastischen Vorstellungswelten beim Spielen. Weiss jemand Rat?
Gruß
gewo
Hallo,
Ihr habt Euch bestimmt bis jetzt ganz liebevoll um Eure Tochter gekümmert, oder? Hattet immer Zeit für sie, immer eine tolle Spielidee, und sie konnte sich Eurer ungeteilten Aufmerksamkeit immer sicher sein, stimmt’s? Tja, wenn das so ist, warum sollte sie dann alleine spielen wollen? Wenn Ihr sie jetzt dazu ermuntern wollt, solltet Ihr vielleicht mit Absicht ein bisschen langweiliger sein. Fangt doch an mit ihr zu spielen und zieht Euch dann langsam zurück. Gebt ihr einen Anstoß, wenn sie gar nichts mit sich anzufangen weiß, aber reißt nicht das ganze Spiel an Euch, sondern zeigt ihr, dass sie selbst die beste Ideenquelle ist. Fernsehen halte ich übrigens für den Ideenkiller Nr.1, denn da muss man seinen Grips überhaupt nicht mehr anstrengen; wie soll man dann beim Spielen plötzlich kreativ sein?!
Na dann viel Glück! (Ihr werdet das schon schaffen!)
Nadine
Hallo Gewo,
ergänzend zu Nadines Posting möchte ich noch anmerken, dass Kinder ständig ihre guten und schlechten Phasen haben. Und diese Phase kenne ich an den Meinen auch, dass sie von sich aus gar keine Einfälle zum Spielen haben.
Wenn Eure Tochter so kontaktfreudig ist, würde ich möglichst oft Kinder einladen. In der Zeit schaffe ich immer besonders gut meine Angelegenheiten Zuhause. Dafür nehme ich das entstandene Chaos im Kinderzimmer gerne in Kauf.
Ich möchte noch zu bedenken geben, dass je länger Kinder (und auch Erwachsene) am Stück fernsehen, desto länger brauchen sie Gesehenes zum verarbeiten, sprich sie können eine ganze Weile nichts mit sich anfangen.
Ich lasse meine Töchter schon auch fernsehen, aber höchstens 60 Minuten am Tag (oder 30min PC und max. 30Min Fernsehen).
Vielleicht tröstet es Dich, die meisten Kinder sind erst durch den Schulbesuch so ausgelastet, dass sie dann viel lieber einmal für sich spielen können.
Bis dahin kommt es mir vor, als ob sie schon alles gespielt und ausprobiert haben. Sie sind übervoll von Neugier und Wissensdurst, denen ihnen offensichtlich nur die Eltern stillen können. Ordentlich toben bedeutet für sie ihre Grenzen zu erfahren: durch die Luft gewirbelt mit Erwachsenenhand gehalten, balgen und geschupst werden, um die Wette rennen - wer ist schneller, besser, was geht und was geht noch! nicht.
so nebenbei: meine Kinder hätten eigentlich schon mit 5 in die Schule gemußt. Aber das geht ja nicht, leider.
Ne, ne, Deine Tochter ist bestimmt ganz normal, sonst hätte auch die Erzieherin der Vorschule schon ein Gespräch mit Euch angeregt.
Und noch ein Trost - oder eher nicht - mit 9 Jahren gibt es solche Eltern-klammer-Phasen auch noch.
Ich laviere mich durch (wie immer . Entweder binde ich sie in meinen Alltag ein - darf beim Kochen oder Haushalt helfen, bei Büroarbeit Brief an Oma schreiben …, oder ich schicke sie weg, und wir beide (Tochter und ich) müssen ihre Langweile ertragen. Mangel macht erfinderisch. Wenn ich ihr das Überlegen abnehme, und außerdem ihr so vermittle, dass ich ihr dieses Unbehagen abnehme, würde sie immer wieder zu mir kommen mit einem „ich langweile mich“.
viele Grüße
Claudia
Da kann ich meiner Vorrednerin mitnichten zustimmen bzw. muss sogar schärfstens widersprechen.
Wir haben unserem Sohn (heute 5 Jahre alt) anfangs auch sehr viel gespielt, ihm viele Möglichkeiten geboten und waren immer da, wenn er mit uns spielen wollte. Mit drei kam er in eine Nachmittagsspielgruppe zwei Mal die Woche, mit vier in einen Halbtagskindergarten.
Unser Sohn ist heute ein Kind, das sehr gerne auch alleine spielt bzw. sich beschäftigt. Es kommt oft vor, dass er bis zu einer Stunde in eine Sache vertieft ist, und dass, obwohl wir in früheren Zeiten immer als Anbieter fungierten. Ich glaube, dass die Fähigkeit, alleine zu spielen bzw. sich zu beschäftigen, ein ganz normaler Entwicklungsschritt ist. Wenn dieser Schritt nicht vollzogen wird, würde ich mir „professionelle“ Hilfe holen, vielleicht auch mal den Kinderarzt befragen.
Und das Fernsehen Phantasiekiller ist, ist mir zu pauschal. Fernsehen kann auch sehr anregend wirken. Es kommt darauf an, was und wie gesehen wird. Unser Sohn ist z.B. Jim Knopf Fan und kann das ganze Musical inkl. Umkleiden und Ausstattung vorführen. Angeregt wurde er durch die Videos des Musicals. Oder die Sendung mit der Maus: auch sie regt an, Experimente nachzumachen, daraus neue zu entwickeln, etc.
Wenn Ihr Euch wirklich ernste Gedanken macht, und das tut Ihr meines Erachens, dann sprecht mal mit Leuten, die sich professionell mit Kindern beschäftigen. Damit meine ich nicht, daß die Kleine gleich zum Psychologen oder so soll. Aber ich finde dieses Verhalten in diesem Alter schon auffällig. Was sagt denn die Vorschule dazu? Ist das Verhalten dort ähnlich? Vorschule ist doch auch dafür da, Konzentrationsfähigkeit zu üben, etc.
Viel Erfolg und einen lieben Gruß - Christiane.
Kreativität in der Schule
Hallo Gewo,
keine Sorge: selbst so ein verwöhntes Gör wie Deines kann in der Schule in jeder Hinsicht erfolgreich sein und zwar auch ohne auf Kreativität gerichtete Phantasie!
Gruß
Wolfgang Berger
Ich glaube nicht, dass Kreativitaet und Fantasie angeboren ist. Die muss schon irgendwie angeregt werden. Nicht jeder hat wohl Zeit oder Lust sich auf die kindliche Welt des Kindes einzustellen und mit ihm kleine fantasievolle Reisen zu unternehmen, bzw. sich selbst daran zu erinnern, wie es ist ein Kind zu sein. Aber ich glaube, nur so funktioniert ‚s. „Mal doch mal ein Bil!“ „Oder hilf doch mal im Haushalt,“ find‘ ich persoenlich nicht sehr anregend und als Kind haette mir das auch nicht sehr weitergeholfen, glaube ich. Wenn man Geschichten erzaehlt bekommt, regt es einen auch selbst an Geschichten zu erfinden. Diese erfundenen Geschichten werden dann im Spiel umgesetzt. Vielleicht habt Ihr ja ‚ne liebe Oma, die das ganz gut beherrscht.
Uebrigens find‘ ich den Satz „Sie ist nicht sonderlich dumm“ irgendwie bloed.
Gruesse
Marcela
Hallo Marcella
Ich glaube nicht, dass Kreativitaet und Fantasie angeboren
ist. Die muss schon irgendwie angeregt werden.
Doch, ich glaube schon, daß es da unterschiedliche Vorausetzungen gibt. Vor allem wer mehrere Kinder hat merkt doch sehr deutlich, daß nicht alles nur auf Erziehung und Anregung zurückführbar ist.
Wobei ich Dir völlig Recht gebe, wenn die Phantasie keine Nahrung erhält und Kreativität keine Anregung, bleiben sie unterentwickelt.
Gruß Heike