Hallo Achim,
wir können (und wollen:wink: uns nicht einigen, ob unsere Kinder
katholisch oder evangelisch erzogen werden sollen.
Die Basisfrage wäre für mich eher, ob das ihr das Kind christlich erziehen wollt oder nicht. Wie das dann im Einzelnen aussieht und wie ihr mit euren unterschiedlichen Prägungen umgeht, wäre für mich die zweite Frage. In den ersten Lebensjahren dürfte es da keine allzugroßen Unterschiede geben. Es gibt ja kein evangelisches und kein katholisches Weihnachten. Und da ihr unterschiedlichen christlichen Traditionen angehört, liegt es meiner Meinung nach nahe, ganz praktisch zu schauen, ob ihr Euch in der nächstgelegenen evangelischen oder katholischen Kirche als Familie mit Euren Bedürfnissen wohler fühlt. Das schließt ja nicht aus, daß das Kind dann mal auch den G-ttesdienst aus der Tradition des anderen Elternteils kennenlernt.
Wenn die Frage katholisch oder evangelisch zu größeren und dauerhaften Kontroversen bei Euch führt, dann wäre eine Möglichkeit, daß ihr spezielle kirchliche Angebote für konfessionsverschiedene Ehen wahrnehmt.
Der „freien
Entscheidung des Kindes“ (ev.) steht die „zu frühe
Sozialisation“ (kath.) entgegen. Die Taufe war ev., was von
kath. Seite auch anerkannt würde. 2 Fragen:
Das verstehe ich jetzt nicht. Die Leute, die ich kenne und die mit der freien Entscheidung des Kindes argumentieren, lassen ihre Kinder meist nicht taufen, sondern wollen, daß die Kinder das später für sich entscheiden. Ihr habt aber offensichtlich bereits eine Entscheidung getroffen. Wie alt ist denn das Kind und was soll ich mir unter „zu frühe katholische Sozialisation“ vorstellen?
- Ist es zur Maiandacht mitgenommen worden gegen den Willen des evangelischen Elternteils?
- Hat es an einer Fronleichnamsprozession teilgenommen?
- Hat die katholische Oma es zum Rosenkranzgebet mitgenommen oder gar einen Rosenkranz verschenkt oder Heiligenlegenden vorgelesen?
- wollen die katholischen Verwandten Namenstag feiern?
Um dazu konkret etwas schreiben zu können, müßte man mehr wissen, was mit „zu früher katholischer Sozialisation“ gemeint ist und was den evangelischen Elternteil daran stört.
A) Wie wird die Religionszugehörigkeit z.B. in der Schule
festgelegt?
Die Schule legt keine Religionszugehörigkeit fest.
Üblicherweise verläßt man sich dort auf die Angaben der Eltern, weil man davon ausgeht, daß Eltern in dieser Frage wahrheitsgemäße Angaben machen. Wenn das Kind katholisch getauft ist, geht man davon aus, daß die Eltern es dann als „katholisch“ bei der Schule anmelden. Potentiell ist trotzdem eine Teilnahme am evangelischen Religionsunterricht möglich (umgekehrt genauso).
Bei kirchlichen Schulen ist das teilweise anders. Wenn Du Dir Internetseiten kirchlicher Schulen anschaust, dann wollen die häufig bei der Anmeldung auch noch einen Taufschein sehen - falls vorhanden.
B) welche praktischen Probleme erwarten uns, wenn sie beides
(Kommunion/Konfirmation) durchlaufen?
Das ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht ist diese Frage eher ein Hinweis darauf, daß ihr über grundlegende Dinge bezüglich der religiösen Prägung Eurer Kinder Euch bis jetzt wenig ausgetauscht habt.
Da ihr das Kind taufen habt lassen, gehört es ja einer Konfession an. Wenn es katholisch ist, wird es üblicherweise Kommunion und Firmung haben. Wenn es evangelisch ist, dann wird es üblicherweise konfirmiert. Wenn es im Kontakt mit beiden Kirchen aufwächst, wird es irgendwann auch mitbekommen, daß es kirchenrechtlich als Protestant nicht zur Eucharistie gehen kann. Wie der einzelne katholische Pfarrer vor Ort das handhabt, ist nochmal eine andere Frage, aber offiziell darf er nicht.
Wenn ich Dein Posting richtig verstehe, dann ist das Kind evangelisch getauft. Bei der evangelischen Kirche in meinem Viertel sehe ich jedes Jahr im Mai im Schaukasten einen Hinweis darauf, daß nach den großen Ferien der Konfirmationsunterricht für Kinder des Jahrgangs XY beginnt. Dafür kann man sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums anmelden. Mitzubringen ist u.a. auch der Taufschein - so vorhanden. Ich vermute, daß das bei den Katholiken mit der Firmung nicht anders läuft.
Mich wundert es sehr, daß mit Euch über diese Details vor der Taufe nicht gesprochen worden ist.
Hier gibt es noch einige Denkanstöße zu „Leben in einer konfessionsverschiedenen Ehe“:
http://www.erzbistum-muenchen.de/EMF042/EMF004182.asp
Meine Erfahrungen beziehen sich eher auf religionsverschiedene Ehen. Ob das auf konfessionsverschiedene Ehen übertragbar ist, wäre eine andere Frage, aber ich denke, daß Eltern sich möglichst früh klar werden sollten, welche Tradition im Familienalltag die prägende sein sollte. Ein „wir-wollen-uns-nicht-entscheiden-ob-so-oder-anders“ trägt eine Frage, die die Eltern klären sollten, auf dem Rücken der Kinder aus.
Alles Gute für Eure Entscheidungen!
Viele Grüße
Iris