Kindererziehung evangelisch/katholisch

Hallo,

wir können (und wollen:wink: uns nicht einigen, ob unsere Kinder katholisch oder evangelisch erzogen werden sollen. Der „freien Entscheidung des Kindes“ (ev.) steht die „zu frühe Sozialisation“ (kath.) entgegen. Die Taufe war ev., was von kath. Seite auch anerkannt würde. 2 Fragen:

A) Wie wird die Religionszugehörigkeit z.B. in der Schule festgelegt?
B) welche praktischen Probleme erwarten uns, wenn sie beides (Kommunion/Konfirmation) durchlaufen?

Gruß
achim

P.S.: ev.=Landeskirche, kath.=r.k.

Moin, achim,

wir können (und wollen:wink: uns nicht einigen, ob unsere Kinder
katholisch oder evangelisch erzogen werden sollen.

dann erklärt doch eins für katholisch und das andere für evangelisch. Schäden werden sie gewiss nicht davontragen, aber vielleicht zeitig erkennen, dass es darauf im Leben nicht ankommt.

A) Wie wird die Religionszugehörigkeit z.B. in der Schule
festgelegt?

Gemäß den Angaben der Eltern.

B) welche praktischen Probleme erwarten uns, wenn sie beides
(Kommunion/Konfirmation) durchlaufen?

Dem evangelischen Kind wird nichts passieren, es kommt erst gar nicht zur Kommunion, dafür sorgen schon die Nachbarn. Das katholische kommt in die Hölle.

Gruß Ralf

Hallo Achim,

wir können (und wollen:wink: uns nicht einigen, ob unsere Kinder
katholisch oder evangelisch erzogen werden sollen.

Die Basisfrage wäre für mich eher, ob das ihr das Kind christlich erziehen wollt oder nicht. Wie das dann im Einzelnen aussieht und wie ihr mit euren unterschiedlichen Prägungen umgeht, wäre für mich die zweite Frage. In den ersten Lebensjahren dürfte es da keine allzugroßen Unterschiede geben. Es gibt ja kein evangelisches und kein katholisches Weihnachten. Und da ihr unterschiedlichen christlichen Traditionen angehört, liegt es meiner Meinung nach nahe, ganz praktisch zu schauen, ob ihr Euch in der nächstgelegenen evangelischen oder katholischen Kirche als Familie mit Euren Bedürfnissen wohler fühlt. Das schließt ja nicht aus, daß das Kind dann mal auch den G-ttesdienst aus der Tradition des anderen Elternteils kennenlernt.

Wenn die Frage katholisch oder evangelisch zu größeren und dauerhaften Kontroversen bei Euch führt, dann wäre eine Möglichkeit, daß ihr spezielle kirchliche Angebote für konfessionsverschiedene Ehen wahrnehmt.

Der „freien
Entscheidung des Kindes“ (ev.) steht die „zu frühe
Sozialisation“ (kath.) entgegen. Die Taufe war ev., was von
kath. Seite auch anerkannt würde. 2 Fragen:

Das verstehe ich jetzt nicht. Die Leute, die ich kenne und die mit der freien Entscheidung des Kindes argumentieren, lassen ihre Kinder meist nicht taufen, sondern wollen, daß die Kinder das später für sich entscheiden. Ihr habt aber offensichtlich bereits eine Entscheidung getroffen. Wie alt ist denn das Kind und was soll ich mir unter „zu frühe katholische Sozialisation“ vorstellen?

  • Ist es zur Maiandacht mitgenommen worden gegen den Willen des evangelischen Elternteils?
  • Hat es an einer Fronleichnamsprozession teilgenommen?
  • Hat die katholische Oma es zum Rosenkranzgebet mitgenommen oder gar einen Rosenkranz verschenkt oder Heiligenlegenden vorgelesen?
  • wollen die katholischen Verwandten Namenstag feiern?

Um dazu konkret etwas schreiben zu können, müßte man mehr wissen, was mit „zu früher katholischer Sozialisation“ gemeint ist und was den evangelischen Elternteil daran stört.

A) Wie wird die Religionszugehörigkeit z.B. in der Schule
festgelegt?

Die Schule legt keine Religionszugehörigkeit fest.

Üblicherweise verläßt man sich dort auf die Angaben der Eltern, weil man davon ausgeht, daß Eltern in dieser Frage wahrheitsgemäße Angaben machen. Wenn das Kind katholisch getauft ist, geht man davon aus, daß die Eltern es dann als „katholisch“ bei der Schule anmelden. Potentiell ist trotzdem eine Teilnahme am evangelischen Religionsunterricht möglich (umgekehrt genauso).

Bei kirchlichen Schulen ist das teilweise anders. Wenn Du Dir Internetseiten kirchlicher Schulen anschaust, dann wollen die häufig bei der Anmeldung auch noch einen Taufschein sehen - falls vorhanden.

B) welche praktischen Probleme erwarten uns, wenn sie beides
(Kommunion/Konfirmation) durchlaufen?

Das ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht ist diese Frage eher ein Hinweis darauf, daß ihr über grundlegende Dinge bezüglich der religiösen Prägung Eurer Kinder Euch bis jetzt wenig ausgetauscht habt.

Da ihr das Kind taufen habt lassen, gehört es ja einer Konfession an. Wenn es katholisch ist, wird es üblicherweise Kommunion und Firmung haben. Wenn es evangelisch ist, dann wird es üblicherweise konfirmiert. Wenn es im Kontakt mit beiden Kirchen aufwächst, wird es irgendwann auch mitbekommen, daß es kirchenrechtlich als Protestant nicht zur Eucharistie gehen kann. Wie der einzelne katholische Pfarrer vor Ort das handhabt, ist nochmal eine andere Frage, aber offiziell darf er nicht.

Wenn ich Dein Posting richtig verstehe, dann ist das Kind evangelisch getauft. Bei der evangelischen Kirche in meinem Viertel sehe ich jedes Jahr im Mai im Schaukasten einen Hinweis darauf, daß nach den großen Ferien der Konfirmationsunterricht für Kinder des Jahrgangs XY beginnt. Dafür kann man sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums anmelden. Mitzubringen ist u.a. auch der Taufschein - so vorhanden. Ich vermute, daß das bei den Katholiken mit der Firmung nicht anders läuft.

Mich wundert es sehr, daß mit Euch über diese Details vor der Taufe nicht gesprochen worden ist.

Hier gibt es noch einige Denkanstöße zu „Leben in einer konfessionsverschiedenen Ehe“:
http://www.erzbistum-muenchen.de/EMF042/EMF004182.asp

Meine Erfahrungen beziehen sich eher auf religionsverschiedene Ehen. Ob das auf konfessionsverschiedene Ehen übertragbar ist, wäre eine andere Frage, aber ich denke, daß Eltern sich möglichst früh klar werden sollten, welche Tradition im Familienalltag die prägende sein sollte. Ein „wir-wollen-uns-nicht-entscheiden-ob-so-oder-anders“ trägt eine Frage, die die Eltern klären sollten, auf dem Rücken der Kinder aus.

Alles Gute für Eure Entscheidungen!

Viele Grüße

Iris

Hallo Ralf,

wir können (und wollen:wink: uns nicht einigen, ob unsere Kinder
katholisch oder evangelisch erzogen werden sollen.

dann erklärt doch eins für katholisch und das andere für
evangelisch.

So neu ist der Gedanke, der hinter diesem Vorschlag steht, nicht :wink:
Schon der Schwiegervater von Moses, ein midianitischer Priester, forderte, daß die Hälfte der Kinder midianitisch und die andere Hälfte in der Tradition von Moses erzogen wird. Wie das praktisch zu realisieren sein soll, darüber ist nichts bekannt, wobei das Spannungsfeld midianitisch-hebräisch sicher größer ist als evangelisch-katholisch.

Schäden werden sie gewiss nicht davontragen,

Im Sinne einer religiösen - spirituellen Heimat und Verwurzelung wäre ich mir da nicht so sicher, auch wenn der Zeitgeist ja vom „everything goes“ ausgeht.

aber
vielleicht zeitig erkennen, dass es darauf im Leben nicht
ankommt.

Auf was es ankommt, das ist eine ganz große andere Frage.
Da ich viel in der Fortbildung kirchlicher Mitarbeiter zu tun habe, merke ich schon, daß die Prägungen sehr unterschiedlich sind und damit dann auch die Bedürfnisse und die Alltagsgestaltung.

Mein Fazit: Je wichtiger für jemand die religiöse Praxis im Alltag ist, desto mehr Zeit und Raum werden auch diese Fragestellungen einnehmen.

A) Wie wird die Religionszugehörigkeit z.B. in der Schule
festgelegt?

Gemäß den Angaben der Eltern.

B) welche praktischen Probleme erwarten uns, wenn sie beides
(Kommunion/Konfirmation) durchlaufen?

Dem evangelischen Kind wird nichts passieren, es kommt erst
gar nicht zur Kommunion, dafür sorgen schon die Nachbarn

und der nicht vorhandene katholische Taufschein

Das
katholische kommt in die Hölle.

Bist Du sicher? Und wenn ja, in welche?

Viele Grüße

Iris

Moin, Iris,

Das katholische kommt in die Hölle.

Bist Du sicher?

glauben heißt, nicht zu wissen. Immerhin bedroht der Benedikt die Katholiken, die am Abendmahl teilnehmen, mit der Exkommunikation. Ob das für die Hölle reicht, weiß ich jetzt gerade nicht :smile:))

Und wenn ja, in welche?

Kann ich mir da eine aussuchen? Tholl.

Gruß Ralf

Hi Iris,

da ich grad ne Arbeit drüber geschrieben habe und recht katholisch erzogen wurde:
Bleibt nicht nur eine übrig?

  • limbus patrum für die Gerechten des Alten Bundes ist ja nicht mehr zugänglich, da das Christentum mitlerweile existiert und nach einigen Überlieferungen hat Jesus ihn ja geleert…

  • in den limbus puerorum käme sie nur, wenn sie als Kind ungetauft stirbt

  • das purgatorium wurde vor kurzem abgeschafft

  • bleibt nur die Strafhölle, oder? (aus katholischer Sicht)

lg
Kate

Wenn die Eltern beide Kirchen als gleichberechtigt ansehen, dann wäre der evangelische Weg der ehrlichere. Denn aus protestantischer Sicht sind alle Kirchen und christlichen Glaubensgemeinschaften als menschliche Einrichtungen gleichberechtigt, solange sie auf der Grundlage der Bibel das Evangelium von Jesus Christus verkündigen und die Sakramente (also wenigstens Taufe und Abendmahl) feiern. Eine katholische Erziehung müßte, wenn sie die Lehre der kath. Kirche ernsthaft vermitteln wollte, den Vorrang der kath. Kirche gegenüber allen anderen Kirchen vertreten. Damit wären aber die evangelischen Familienangehörigen - ein wenig überspitzt gesagt - nur noch Christinnen und Christen „zweiter Klasse“.

Der „freien
Entscheidung des Kindes“ (ev.) steht die „zu frühe
Sozialisation“ (kath.) entgegen.

Die frühe Sozialisation hat weniger etwas mit der Konfession zu tun als damit, wie ernst man es als Eltern mit der religiösen Erziehung nimmt. Gleiches gilt für die freie Entscheidung des Kindes, sich ggf. von der Religion abzuwenden.

Die Taufe war ev.,

Damit wäre der Grundstein für eine evangelische Erziehung gelegt. Dazu würde neben der „Sozialisation“ (sprich z.B. Familien- und Kindergottesdienst, zu Hause beten, Kinderbibel oder Geschichten erzählen…) natürlich auch gehören, daß man Christinnen und Christen anderer Konfessionen als gleichberechtigt anerkennt (was die katholische Lehre andersherum nicht vorsähe) und respektvoll mit Angehörigen anderer Religionen umgeht (das wäre aus kath. Sicht natürlich ebenso der Fall).

A) Wie wird die Religionszugehörigkeit z.B. in der Schule
festgelegt?

Wie gesagt, gar nicht. Der Religionsunterricht erfolgt nach der Kirchenzugehörigkeit, sie sich aus der Taufe ergibt - in diesem Fall also ev. Und in der Regel fällt es irgendwann auf, wenn bei der Anmeldung gemogelt wurde, da die Kirchengemeinden ja wissen, welche Kinder im Religionsunterricht sein sollen.

B) welche praktischen Probleme erwarten uns, wenn sie beides
(Kommunion/Konfirmation) durchlaufen?

Das geht nicht, weil die kath. Kirch ein evangelisches Kind nicht zur Kommunion läßt (offiziell wenigstens); das Kind müßte katholisch werden.
Ein katholisches Kind darf (von der kath. Kirche aus) nicht am evangelischen Abendmahl teilnehmen, womit eine Konfirmation nicht möglich ist.

Gruß, Martinus…

Hallo Iris, hallo Martinus,

danke für Eure Antworten. Noch 2 Punkte,…

a) ich habe die Info, dass die Taufe beiderseitig anerkannt sei, eine erneute Taufe bei einem Konfessionswechsel nicht üblich. Wie vollzöge sich dann ein Wechsel formal?

b) der wechselseite Besuch der Veranstaltungen (nicht nur Gottesdienst) ist kein Problem. Nur vollzieht sich m.E. die kath. Sozialisation vornehmlich bis 12 (Kommunion, Beichte, Firmung, Messdiener, wöchentliche Messfeier … „Tradition und Riten“) die evang. eher ab 13 (Konfirmandenunterricht, Jugendgruppen …„Reflektion“). Wie soll ein 6-jähriger da eine eigene Entscheidung treffen? Daher die Idee, beide Konfessionen parallel zu pflegen.

Gruß
achim

P.S.: Die Aussagen anderer, dass die eine gerechter, die andere die richtige Konfession sei, oder beide Unsinn, kann ich nicht nachvollziehen. Ich denke, dass die Religion (oder Weltanschauung oder Esoterik oder …) einer Familie einen ähnlichen Prägenden Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen hat, wie Muttersprache oder Nachbarschaft (Wohnort). 2 Muttersprachen sind vermutlich eher vorteilhaft, 2 Wohnorte vielleicht eher nicht.

a) ich habe die Info, dass die Taufe beiderseitig anerkannt
sei, eine erneute Taufe bei einem Konfessionswechsel nicht
üblich. Wie vollzöge sich dann ein Wechsel formal?

Das ist richtig, die Kirchen erkennen die Taufen gegenseitig an. Der Wechsel geht über Austritt - Eintritt (bei einem Kind über die Eltern, ab 9 Jahren (ca - könnte auch ab 10 oder 11 sein, das hab ich grad nicht zur Hand) allerdings nur mit dem Einverständnis des Kindes).

b) der wechselseite Besuch der Veranstaltungen (nicht nur
Gottesdienst) ist kein Problem. Nur vollzieht sich m.E. die
kath. Sozialisation vornehmlich bis 12 (Kommunion, Beichte,
Firmung, Messdiener, wöchentliche Messfeier … „Tradition und
Riten“) die evang. eher ab 13 (Konfirmandenunterricht,
Jugendgruppen …„Reflektion“).

Das ist so nicht richtig. Die kirchlichen Rituale sind ja nur ein Teil der kirchlichen Sozialisation. Krabbel- und Kindergottesdienst greifen z.B. schon lange vorher (wenn die Eltern sie mit ihren Kindern wahrnehmen, versteht sich; von alleine nicht).

Wie soll ein 6-jähriger da
eine eigene Entscheidung treffen? Daher die Idee, beide
Konfessionen parallel zu pflegen.

Also beides sind ja nun christliche Kirchen, und deshalb kann man auch „das Christein“ an sich pflegen, ohne sich zu viele Gedanken über diese Eigenarten zu machen. Das Ansinnen der Gleichberechtigung beider Kirchen ist aber eindeutig evangelisch gedacht, die katholische Kirche erhebt den Alleingültigkeitsanspruch, der sich damit nicht verträgt.

P.S.: Die Aussagen anderer, dass die eine gerechter, die
andere die richtige Konfession sei, oder beide Unsinn, kann
ich nicht nachvollziehen. Ich denke, …

Wie gesagt, das eine ist die persönliche Anschauung, das andere die offizielle Lehre der Kirche. Und gerade, wenn man auf die kirchlichen Traditionen (Kommunion…) abziehlt, wird man um die nicht herumkommen - zumal wenn man die damit verbundenen Inhalte (gerade bei der Kommunion) auch ernst nehmen möchte.

Gruß, Martinus…