…einseitig?
Hallo liebe Eltern, hallo liebe Kollegen,
eine Krankheitsvertretung in einem Kindergarten und einige Postings hier veranlassen mich zu folgender Überlegung:
Ich beobachtete im Kindergarten:
Die Kinder werden stigmatisiert. Sie erhalten keinen Freiraum für neue Handlungsoptionen. Es wird mit Strenge, Härte und Strafen bzw. Strafandrohungen auf ihr sogenanntes Fehlverhalten reagiert. Was sie m.E. jedoch brauchen, ist Aufmerksamkeit, positive Rückmeldung, das Gefühl, ernst in ihren Gefühlen genommen zu werden und vor allem die Möglichkeit, neue Verhaltensstrategien ausprobieren zu können.
Ich lese in den postings:
Kinder verhalten sich z.B. in der Schule nicht entsprechend der Vorstellungen. Seitens der Eltern finde ich wieder die Stigmatisierung, dass der Fehler bei den Kindern liegt. Die Option, dass das Kind möglicherweise auf Störungen in seinem Umfeld reagiert, scheint es nicht zu geben. Es scheint kein Interesse vorzuliegen, dass man sich mit pädagogischen Inhalten befasst (Beispiel Schule z.B.: extrinsische und intrinsische Motivation). Es scheint nicht die Idee aufzukommen, dass das Kind sich in der Schule nicht wohl fühlt, aus welchen Gründen auch immer, und dass z.B. ein Schulwechsel, auch z.B. mit einer anderen Schulform (z.B. freie Schule) in Frage käme.
Das ist jetzt sehr knapp zusammen gefasst.
Kurzum, ich vermisse:
- ein über-den-Tellerrand-schauen (=Umstände mit einzubeziehen)
- ein Etwas-im-Zusammenhang-betrachten (=die Weitsicht, das eigene Verhalten in Zusammenhang mit dem Verhalten des Kindes zu stellen)
- dass Kinder in ihren Bedürfnissen wahr und ernst genommen werden
- dass pädagogisches Wissen angeeignet bzw. angewandt wird
- von den Pädagogen, den Kindern die Möglichkeit zu bieten, ihre gewohnten Verhaltensmuster zu unterbrechen sowie das Vertrauen in die Kinder, dass sie dazu fähig sind
- von den Eltern dei Fähigkeit, dass sie das Verhalten ihres Kindes, das in erster Linie möglicherweise „falsch“ scheint, auch positiv werten können (zum Beispiel die zerschmetterte Uhr)
Ist mein Denken zu einseitig?
Bin ich als Nicht-Mutter, als Erzieherin mit viel Hintergrundwissen v.a. aus systemischer Sicht, zu einseitig in meinem Urteil?
Wie erlebt ihr die Erzieher im Kindergarten eurer Kinder? Seid ihr zufrieden?
Wie erlebt ihr euch als Eltern?
Ist es zu schwierig, sich im ausfüllenden Alltag auch noch mit Pädagogik zu beschäftigen?
Ist es schwierig, wenn man eigene Kinder hat, „über den Tellerrand zu schauen“?
Stimmt ihr mit meinem pädagogischen Ansatz überein oder seid ihr, wie das Kindergartenpersonal und so mancher Elternteil hier, der Meinung, dass sich Kinder fügen müssen, weil die Welt nun einmal kein Erbarmen kennt, auch wenn es Alternativen gäbe, die dem Kind womöglich besser täten?
Dies ist ein kleiner Ausschnitt meiner Fragen…
Viele Grüße,
jeanne