Liebe Jenny,
vorweg beantworte ich deine Fragen, gerne würde ich im Anschluss noch meinen Eindruck zu diesem Sachverhalt schildern.
Frage 1: Kann sich ein Kind solche Sachen ausdenken?
Antwort: Nein, in der Regel denken sich Kinder dieses Alters keine Fragen in diesen koplexeren Zusammenhängen aus, wenn überhaupt dann erzählen sie Dinge solcher Größenordnung. Meistens jedoch fehlen in Erzählprozessen dann einzelne wichtige Charakteristika (z.B. entweder wer oder mit wem wann etwas tut) Du kannst mal versuchen deine Tochter zu fragen, ob sie weiß, was das bedeutet und was das eventuell für Folgen haben kann.
Ein Beispiel: Sie wird gefragt, ob sich dein Freund und die Bekannte küssen. Wenn deine Tochter dann sowas sagt wie, „er hat die andere Frau lieber als Mama“, dann könnte das schon ein Anhaltspunkt dafür sein, dass sie sich so etwas ausdeckt, wenn sie sowas sagt wie, „sie sind Freunde“ dann ist dem Kind der Ernst der Lage nicht klar und es legt die Sache eher als etwas labidares aus.
Frage 2: Wie soll mit der Situation umgegangen werden?
Antwort: Darauf gibt es keine generelle Antwort. Sicher ist es ratsam das Gespräch mit deinem Freund und der Bekannten zu suchen. Und wie bereits angedeutet ist es wichtig, dass du immer wieder mit deinem Mädchen sprichst. Wichtig dabei ist, dass du immer daran denkst, dass es für unter 5-jährige schwer ist kompelexere Zusammenhänge und dessen Folgen zu erklären. Häufig fehlt der Wortschatz, schwierige Wörter, wie etwa „komisch anfassen“ können Kinder nur schwer deuten. Was komisch ist und was nicht, können Kinder im Lauf ihrer Entwicklung erst erlernen.
Eine zweite Anlaufstelle ist wichtig, mach ihr deutlich, dass sie auch noch neben der einen, eineN andereN ErzieherIn hat, an der sie sich orientieren und nähern und der/m sie vertrauen kann. (Es muss bei einer Gruppe von mehr als 8 Kindern i.d.R. eine zweite pädagogische Kraft vor Ort sein.)
Frage 3: An wen kannst du dich wenden?
Antwort: Wenn du den Eindruck bekommst, dass dir die Leitung der Kita keine Lösungsvorschläge aufbringt und sehr auf der Seite der Erzieherin ist, dann kannst du dich an den Träger der Einrichtung wenden. Das ist die nächst höhere Instanz. Es ist klar, dass die Erzieherin dich auf einen extra Sprechtermin verwiesen hat, das ist normal, so etwas kann nicht während des Tagesgeschäftes besprochen werden. Außerdem wird sie sich sicherer fühlen, weil sie ihre „Chefin“ im Hintergrund hat. Es kommt zu einer 2:1-Situation, vielleicht kannst du gemeinsam mit deinem Freund oder der Bekannten zu diesem Gespräch gehen, vorausgesetzt ihr drei habt vorher schon gemeinsam gesprochen.
Frage 4: Ist es normal das von 3 jährigen Kindern im Kindergarten verlangt wird das es die Erzieher mit
Nachnamen anspricht?
Antwort: Ob die Kinder das pädagogische Personal mit Nachnamen ansprechen sollen ist auch immer abhängig von der Trägerschaft, sie geben sowas wie Arbeitsrichtlinien vor. In eher konventionell geprägten Gegenden ist das in städtischen oder kirchlichen Einrichtungen sicher eher die Regel als die Ausnahme. Ich habe schon in verschiedenen Kitas mit unterschiedlichen Trägern gearbeitet, das war immer unterschiedlich. Ich finde es schöner, wenn die Kinder einen mit Vornamen ansprechen, das hilft meist ruhigeren und verschlossenen Kindern dabei sich dem neuen Fremden zu öffnen. Das hat dann aber meistens zur Folge, dass Kinder, die ihre Erzieherinnen gedutzt haben, dann auch ihre Grundschullehrerin mit dem Nachnamen aber mit „du“ ansprechen. Das ist aber nicht schlimm und verläuft sich mit der Zeit dann auch. Also alles kein Problem, weder für das Kind noch für die Lehrer.
Mein subjektiver Eindruck zu deinem geschilderten Fall:
Ich kenne deine Tochter nicht und auch nicht die Umstände in denen ihr lebt, aber für mich stellt es sich eher so dar, dass die Erzieherin vielleicht einen Keil zwischen dich und deinen Freund schieben möchte. Warum kann ich jetzt nicht sagen. Manchmal suchen Menschen auch einfach nach einem Problem, weil das Kind selber vielleicht recht unkompliziert ist. Für mich klingt es so, dass die Eingewöhnungszeit in die Kita kein Problem darstellte.
Hör am besten auf dein Herz und dein Mädchen mit klarem Verstand :o)
Ich hoffe ich konnte dir einigermaßen weiterhelfen.
Lieben Gruß
Jane