Kinderkrebs und Atomkraft

An alle, die nachgefragt haben bezüglich der er-
höhten Kinderkrebs-Rate im Umfeld von Atomkraftwerken:
Unter anderem zeigt die „Koerblein-Studie 2001“, dass die Kinderkrebs-Rate im Umfeld von Atomkraftwerken erhöht ist.
Gruß,
Branden

An alle, die nachgefragt haben bezüglich der er-
höhten Kinderkrebs-Rate im Umfeld von Atomkraftwerken:
Unter anderem zeigt die „Koerblein-Studie 2001“, dass die
Kinderkrebs-Rate im Umfeld von Atomkraftwerken erhöht ist.

Und konnte man einen Zusammenhang mit den AKW nachweisen? Ich mutmaße mal nein, denn sonst hätte man davon gelesen. Es sollte Dir nicht unbekannt sein, daß schon seit zig Jahren lokale und zeitliche Häufungen von Krebs und anderen Erkrankungen an beliebigen Orten beobachtet werden. Denkbare Ursachen sind natürliche Einflüsse, Viren, Chemieanlagen usw.

Wenn in der Untersuchung von untypischen Häufungen die Rede ist - d.h. die Zahl der Krebsfälle bei einzelnen AKW um 40% höher ist, als man normalerweise beim gleichen Personenkreis erwarten sollte , dann unterschlagen die einschlägigen Aktivistengruppen, daß es hier um absolute Abweichungen von ein oder zwei Personen geht. Wenn ich mich recht entsinne, entdeckte man bei der Untersuchung rund 160 Krebsfälle, während nach der Statistik 140 zu erwarten gewesen wäre.

Eine solche Abweichung bei einer derart geringen Grundgesamtheit würde ein Student der Mathematik nicht einmal im ersten Semester als signifikant bezeichnen. Ein guter Kinderarzt, der Krebs einfach schneller erkennt als andere, reicht schon vollkommen aus, um die statistische Auswertung bzw. die von Dir offensichtlich gemeinte Kernaussage (AKW=sofortiger Tod für alles Leben im Umkreis von 50 km) in die Tonne zu kloppen.

Gruß,
Christian

Hallo!

Unter anderem zeigt die „Koerblein-Studie 2001“, dass die
Kinderkrebs-Rate im Umfeld von Atomkraftwerken erhöht ist.

Tatsächlich muß es wohl heißen: Nix Genaues was man nicht.

Die Fallzahlen von Krebs bei Kindern sind klein und es gibt kein Krebsregister, keine Meldepflicht. Von daher ist die Datenbasis wackelig und bereits Einzelfälle führen zu vermeintlich signifikanten prozentualen Veränderungen.

Es gab im Umfeld des KKW Brunsbüttel (oder war es Stade?) jahrelange Untersuchungen aufgrund des Anscheins gehäufter Leukämiefälle. Die Untersuchungen wurden schließlich ohne Nachweis einer Häufung eingestellt.

Verharmlosungen sind nicht minder verantwortungslos wie freie Behauptungen! Besorgte Bürger tun sich damit keinen Gefallen.

Eine CDU/FDP-Bundesregierung wird den Ausstieg aus der Kernenergie mit längeren Betriebszeiten der am Netz befindlichen Kraftwerke verändern. Von Neubauplänen habe ich bisher noch nichts gehört, was mich einigermaßen beruhigt. Ich halte den Ausstieg aufgrund der ungelösten Entsorgungsproblematik für erforderlich. Endlager für zigtausend Jahre entziehen sich dem, was ingenieurmäßig planbar und beherrschbar ist. Werden dennoch Absichten in dieser Richtung ruchbar, müssen wir den Verantwortlichen mit allen Mitteln aufs Dach steigen.

Gruß
Wolfgang

Wenn in der Untersuchung von untypischen Häufungen die Rede
ist - d.h. die Zahl der Krebsfälle bei einzelnen AKW um 40%
höher ist, als man normalerweise beim gleichen Personenkreis
erwarten sollte

Sorry, aber das halte ich schlicht für irgendwas zwischen Ignoranz und Zynismus.
Wenn Du die Signifikanz allen Ernstes bei 40 % höher ansiedeln willst und alles darunter für irrelevant hälst, kann ich Dir wirklich nur empfehlen, in die unmittelbare Nähe eines Kernkraftwerkes zu ziehen. Das wäre dann doch mal ein Zeichen.
Gruß,
Branden

Hallo Wolfgang

Ich
halte den Ausstieg aufgrund der ungelösten
Entsorgungsproblematik für erforderlich. Endlager für
zigtausend Jahre entziehen sich dem, was ingenieurmäßig
planbar und beherrschbar ist.

Eben. Es geht doch im Grunde um nichts anderes als die Entscheidung für oder gegen den ökologischen Gesichtspunkt, und dieser ist nach wie vor eminent politisch. Der Dialog in diesem Brett wird im Grunde zwischen diesen beiden Gruppierungen geführt: politisch-ökologisch oder eben nicht. Alles andere ist letztlich Haarspalterei.
Gruß,
Branden

Wenn in der Untersuchung von untypischen Häufungen die Rede
ist - d.h. die Zahl der Krebsfälle bei einzelnen AKW um 40%
höher ist, als man normalerweise beim gleichen Personenkreis
erwarten sollte

Sorry, aber das halte ich schlicht für irgendwas zwischen
Ignoranz und Zynismus.
Wenn Du die Signifikanz allen Ernstes bei 40 % höher ansiedeln
willst und alles darunter für irrelevant hälst,

Bitte noch mal lesen, was ich geschrieben habe. Kleine Rechenaufgabe für zwischendurch: Wieviel ist fünf geteilt durch drei?

wirklich nur empfehlen, in die unmittelbare Nähe eines
Kernkraftwerkes zu ziehen. Das wäre dann doch mal ein Zeichen.

Meinst Du allen Ernstes, es wäre für die Umwelt besser, ich würde mich zu dem Kreis derjenigen dazugesellen, die jeden Tag einige hundert Kilometer mit dem Auto zurücklegen?

C.

Guten morgen Wolfgang,

Es gab im Umfeld des KKW Brunsbüttel (oder war es Stade?)
jahrelange Untersuchungen aufgrund des Anscheins gehäufter
Leukämiefälle. Die Untersuchungen wurden schließlich ohne
Nachweis einer Häufung eingestellt.

da gab es auch mal einen Experten, der wollte nachgewiesen haben, daß bei einem AKW in der Hamburger Gegend die ganze Landschaft verstrahlt ist. Irgendwann erklärte man ihm dann, daß Filmstreifen auch durch Gerbsäure geschwärzt werden, die sich bekanntermaßen auch in Bäumen finden läßt. Der Gedanke, Verstrahlung dadurch nachzuweisen, daß er Filmstreifen auf die Schnittflächen von Bäumen legte, stellte sich insofern im nachhinein als wenig sinnvoll heraus.

Gruß,
Christian

Moin,

Eben. Es geht doch im Grunde um nichts anderes als die
Entscheidung für oder gegen den ökologischen Gesichtspunkt,
und dieser ist nach wie vor eminent politisch. Der Dialog in
diesem Brett wird im Grunde zwischen diesen beiden
Gruppierungen geführt: politisch-ökologisch oder eben nicht.
Alles andere ist letztlich Haarspalterei.

Du denkst ein klein wenig eindimensional. Sobald Du mir erklärst, wie man Atomkraft sinnvoll ersetzen kann, ohne
a) die Republik komplett mit Solarkollektoren zuzukleistern und
b) keine weiteren CO2-Erzeuger zu bauen,

werden wir aber ganz prima einen Konsens finden. Solange bleibt es schwierig.

C.

Moin, Christian

Sobald Du mir
erklärst, wie man Atomkraft sinnvoll ersetzen kann, ohne
a) die Republik komplett mit Solarkollektoren zuzukleistern

Du, ernsthaft - ich hätte wenig dagegen! Man kann diese Solarplatten ja architektonisch frei gestalten. Der Ästhetik und Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Gruß,
Branden

erklärst, wie man Atomkraft sinnvoll ersetzen kann, ohne
a) die Republik komplett mit Solarkollektoren zuzukleistern

Du, ernsthaft - ich hätte wenig dagegen! Man kann diese
Solarplatten ja architektonisch frei gestalten. Der Ästhetik
und Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Ich sagte komplett und rechnete Dir dies auch vor: Komplett im Sinne von komplett, inkl. Wälder, Seen, Straßen usw. usf.

C.

Deshalb sagen die Menschen ja auch: Die Mischung macht’s. Allein auf Sonne oder Wind zu bauen, ist nicht sinnvoll, aber Sonne, Wind, Wasser und vorhandene Infrastrukturen gleichzeitig zu nutzen, sollte umweltverträglich und möglich sein.

Ich persönlich hätte mit den AKWs kein Problem, wenn nicht die Abwärme, der Abfall und die menschliche Fehlbarkeit wäre.

Die Flüsse, aus denen das Kühlwasser entnommen und erwärmt wieder eingelassen wird, werden durch den Zufluss erwärmt. Fische reagiern m. W. auf eine durchschnittliche Erwärmung von nur zwei Grad sehr sensibel, die restliche Tier- und Pflanzenwelt im Wasser auch. Der Originalbestand ging flöten, es siedelten sich andere Tiere an. Aber gerade die empfindlichen Arten sind doch die schützenwerten, gefährdeten.

Für den Müll gibt es keine gesicherte Lagerungsmöglichkeit, es gibt keinen Ort auf der Welt, der langfristig sicher ist, und radioaktiver Müll strahlt verdammt lange. In manchen Ländern wird’s in bevölkerungsarmen Gebieten vergraben, aber ich halte das nicht wirklich für eine kluge und dauerhafte Lösung.

Und dann schließlich die menschliche Fehlbarkeit: es werden jedes Jahr hundert Vorfälle in AKWs gemeldet (genaue Zahlen habe ich leider gerade nicht zur Hand). Ein Beispiel möchte ich mal nennen: Auf der Kontrollkonsole leuchtete ein Lämpchen, das anzeigt, dass ein bestimmtes Ventil defekt ist. Zwei Schichten sagten - ohne es zu überprüfen -, das Lämpchen sei defekt, erst die dritte Schicht überprüfte das entsprechende Ventil. Da kein Ventil grundlos eingebaut wird, hätte das sehr gefährlich werden können.

Solange diese Probleme nicht gelöst sind, halte ich AKWs für nicht tragbar.

Bis denne
Schnoof

Hallo!

Man kann diese Solarplatten :ja architektonisch frei :gestalten. Der Ästhetik
und Kreativität sind hier :keine Grenzen gesetzt.

Dann brauchst Du aber eine Menge Kreativität, um mit dem Sachverhalt zu leben, daß Solarzellen während bestenfalls 2000 Sonnenstunden p. a. elektrische Energie liefern, das Jahr aber 8760 Stunden hat. Die direkte Stromerzeugung durch Wind und Sonne ist in unseren Breiten nur eine kleine Ergänzung, aber kein Ersatz für Stromerzeugung mit
Wärmekraftmaschinen, zu denen auch KKW gehören. Ungeachtet dessen brauchen wir deren Ersatz wegen der endlichen Ressourcen auch bei Uran und wegen des miserablen Wirkungsgrads von Wärmekraftmaschinen. Dazu kommt die Entsorgungsproblematik.

Das Elend besteht aus meiner Sicht darin, daß sich haufenweise gutwillige, aber ahnungs- und konzeptlose Leute über solche Probleme hermachen und schlimmer noch, darüber entscheiden. Wir könnten (theoretisch) bessere
Wärmekraftmaschinen bauen und damit die Ressourcen strecken und die Umweltbelastung reduzieren. Dafür fehlen aber
noch eine Reihe neuer Werkstoffe und Technologien. Wir können mit Energie sparsamer umgehen. Das passiert ja auch. Langsam, aber immerhin… Und außerdem könnte man sich daran machen, das grundsätzliche Problem der Speicherung elektrischer Energie zu lösen. Das kann man mit Batterien machen. Die wohl weltweit größte Anlage dieser Art stand bis zur Wende in West-Berlin. Dort waren genug Bleiakkus in Betrieb, um die ganze Millionenstadt, die damals nicht am europäischen Verbundnetz hing, im Fall des Stromausfalls versorgen zu können. Die Existenz der Anlage war aber politisch begründet und weit entfernt von wirtschaftlich sinnvollem Betrieb, zumal der Ladestrom für die Akkus aus normalen Kraftwerken kam.

Wenn wir die Sonne zur Stromerzeugung in großem Stil nutzen wollen, brauchts eine Speichermöglichkeit. Diese
Möglichkeit gibt es auf elektrochemischem Weg. Dabei liefern Solarzellen den Strom, um Wasser in Wasserstoff und
Sauerstoff zu zerlegen. Wasserstoff läßt sich transportieren und in Brennstoffzellen läßt sich aus Wasserstoff elektrischer
Strom erzeugen.

Problem gelöst? Leider nur als Fiktion, wie folgende Rechnung zeigt: Ein herkömmlicher Kraftwerksblock bringt 1000
MW (in Worten: Tausend Millionen Watt) elektrische Leistung - Tag und Nacht! Ein qm Solarzellen bringt 100 W mit einer Verfügbarkeit (siehe oben) von 2000/8760 = 0,23. Ein bißchen Rechnerei ergibt, daß man als Ersatz für einen
einzigen Kraftwerksblock ca. 43 Quadratkilometer mit Solarzellen bedecken müßte. Die Fläche ist noch mit einem
zweistelligen Faktor zu multiplizieren, der sich aus der Zahl der in Betrieb befindlichen Kraftwerksblöcke ergibt. Zuzüglich weiterer Flächen, wenn wir mit Wasserstoff Auto fahren wollen. Das ganze hat in möglichst sonnenreicher
Gegend stattzufinden. Es bieten sich äquatornahe Flächen an. Dummerweise gehören uns diese Flächen nicht, gehören statt dessen zu Staaten, die sich nicht gerade durch friedliche Rechtssicherheit auszeichnen.

Das Konzept einer Sonnen-Wasserstoff-Wirtschaft wurde schon vor reichlich einem Vierteljahrhundert u. a. von John Bockris (University of Texas) und Eduard Justi (TU Braunschweig) beschrieben. Es funktioniert, wenn noch ein paar Probleme mit ein paar tausend Ingenieurjahren gelöst werden.

In Teilen unserer Energiepolitik wird aus Steuergeldern teure Symbolik veranstaltet und werden gutgläubige, aber nicht so genau rechnende Hauseigentümer in unsinnigen Aktionismus getrieben. Sämtliche kleinen Solaranlagen auf Einfamilienhäusern - egal ob elektrische Solarzellen oder rein thermisch arbeitende Sonnenkollektoren - halte ich für wirtschaftlichen Unfug ohne nennenswerten entlastenden Umwelteffekt. Die elektrischen Solaranlagen rechnen sich trotz heftiger Subventionierung erst nach irrwitzigen 20 Jahren am Ende ihrer günstigstenfalls erreichbaren Lebensdauer, sofern zwischendurch nichts kaputt geht. Thermische Solaranlagen ohne Saisonspeicher erzeugen Wärme genau dann, wenn man sie nicht braucht. Auch dieser Unfug wird subventioniert. Wir fühlen uns ja so schrecklich umweltbewußt! Für die hierzulande einzig sinnvolle Variante der Sonnenenergienutzung mit thermischen Kollektoren in Verbindung mit einem Saisonspeicher gibts nicht einmal ein Förderinstrument. Das wäre aber dringend nötig, denn so ein Speicher kostet richtiges Geld. Statt dessen werden Quadratmeter gezählt und aus der Steuerkasse bezahlt. Da sind gutmeinende Sozialpädagogen, Soziologen und Verwaltungsleute am Werk, die unbelastet von physikalischen Kenntnissen und wirtschaftlichen Zusammenhängen Steuermittel verplempern.

Gruß
Wolfgang

@Wolfgang und @Christian
Natürlich bin ich kein Fachmann für Umwelt-Technologie, ich kann Euch da auch nichts weiter entgegnen. Wolfgangs letzte Ausführungen klingen überzeugend und detailliert. Aber mir geht es nach wie vor um die vernünftigste und menschengemäßeste ökologische Planerei, und da habe ich bei der CDU höchste Bedenken.
Gruß,
Branden

Hallo Schnoof

Und dann schließlich die menschliche Fehlbarkeit: es werden
jedes Jahr hundert Vorfälle in AKWs gemeldet (genaue Zahlen
habe ich leider gerade nicht zur Hand).

Wie Du Dir denken kannst, kann ich Dir nur zustimmen!
Gruß,
Branden

Energiepolitische Kompetenz

Aber mir
geht es nach wie vor um die vernünftigste und
menschengemäßeste ökologische Planerei, und da habe ich bei
der CDU höchste Bedenken.

Witzige Geschichte: Ich sortiere gerade zufällig wieder mal „mein Archiv“ und worüber stolpere ich? Über eine Studie bzgl. Subventionen in der Energiepolitik. Dort kommt man zu dem Ergebnis, daß man für jeden Steuereuro, den man in die Solarenergieförderung steckt, pro Jahr 9 Kilogramm CO2 gespart werden. Bei einem Euro, den man jedoch in die bessere Wirtschaftlichkeit bzw. in einen besseren Wirkungsgrad bestehender Anlagen investiert, 40 kg CO2.

Eine andere Geschichte aus dem Kopf: Windenergie ist wie Solarenergie eine feine Sache, aber leider sehr unstet. Mit anderen Worten: Wind weg, Strom weg. Aus diesem Grunde müssen konventionelle Kraftwerke immer (natürlich nicht mit Vollast) mitlaufen, um bei abflauendem Wind einspringen zu können. Ähnliches gilt für Solarenergie.

Wenn man sich das Programm der CDU durchliest, erkennt man, daß man sich dort nicht in ideologisch motivierten Phantastereien ergeht, wie das bei den Grünen der Fall war. Die CDU strebt eine sinnvolle Mischung der bekannten Energiequellen an, was durchaus die Förderung von natürlichen Energiequellen vorsieht. Man wird aber sicherlich nicht Mrd. zum Fenster rauswerfen, um vor den Parteikumpeln als der große Weltenretter darzustehen.

Das persönlich halte ich durchaus für eine vernünftige Energiepolitik.

Gruß,
Christian