Kippa und Kippot

Hallo Experten,

hat die jüdische Kopfbedeckung ethymologisch vielleicht etwas mit dem lateinischen Kopf „caput“ zu tun?

Mit herzlichem Gruß,

Wolfgang Berger

Hallo, Wolfgang!

Die Bezeichnung „kippa“ stammt aus dem Hebräischen und bedeutet nicht nur „Kappe“, sondern auch „Kuppel“. Einen Zusammenhang mit „caput“ halte ich daher für unwahrscheinlich, wenn auch naheliegend.

Beste Grüße!
Christopher

Kippa und Kippot
Hallo Wolfgang,

da du durch den Beitrag von Iris im Thread „Nichtjude und Kippa“ im Religionsbrett auf deine Frage gekommen bist, erwartest du wahrscheinlich eine Antwort von ihr oder anderen Juden oder Hebräischkennern.

Wenn ich bis dahin trotz nur marginaler Hebräischkenntnisse etwas sagen darf:

Hebräisch ist älter als Latein - oder, vorsichtiger ausgedrückt: Hebräisch existierte schon lange Zeit, als die Lateiner Einfluss auf Israel gewannen.

Schon von daher ist der von dir vermutete Zusammenhang weitgehend auszuschließen.

Außerdem: Da du dort von eigenen Talmudstudien sprichtst, weißt du sicher, dass -ot ein Pluralsuffix im Hebräischen ist. Erst als Iris von kippot sprachst, kamst du auf deine Frage, während du vorher selbst von kippa gesprochen hast. Zwischen kippa und caput lässt sich aber noch weniger Bezug erkennen.

Liebe Grüße
Peggy

Wölbungen
das hebr. kippa hängt etymologisch mit kap ("(hohle!) Hand") zusammen, ebenso mit daraus kapar (urspr. „bedecken“, „die Hand auf etwas legen“, dann „die Schuld bedecken, vergeben“ )

Ein altsemitisches qubbah „Schale, Becken, Trommel“ weist über griech. kymbe (dito), altindisch kumbha „Topf“ auf eine alte Beziehung zu zahlreichen indogermanischen Wortstämmen und deren Suffixen hin.

Idg.:
*keu-, *kua- „Schwellung, Wölbung“
*keu-p- Bedeutungsgruppen „Wölbung nach außen“ und „Wölbung nach innen“
*kouo- „hohl, gewölbt“
*keu-p „Grube, Höhle, hohl“
*kap-ut, *kap-elo Bedeutung im Umfeld „Schalenförmiges“ („Kniescheibe“, „Gelenkschale“, „Kopf“)
daraus u.a.:
lat. caput, anord. haufud, ags. hafola „Haupt, Kopf“, ahd. huba „Haube“, und natürlich Kappe, Kuppel, Haufen, hohl u.a.m.

Entfernte (und im allgemeinen damit sehr alte) Verwandtschaften zwischen idg. und sem. Wortstämmen sind nicht ungewöhnlich.

Gruß

Metapher

Hallo, Peggy,

deine Argumentation setzt voraus, dass die Kippot bereits in biblischer Zeit zum Kleiderfundus der Israeliten gehörten.
Man müsste dies aber erst nachweisen.

Die orthodoxen Juden in Israel tragen aber Kleidungen, deren Schnitt und Form sich erst im Mittelalter bildeten.

Es gibt da eine Geschichte, nachzulesen bei Salcia Landmann:

_Zwei Thoraschüler diskutieren:

A: Meinst du, dass Juden immer schon Hüte tragen mussten?
B. Aber natürlich!
A: Steht das auch in der Bibel?
B: Nicht direkt: Aber es gibt Hinweise.
B: Welche?
A: Nun, es steht geschrieben: Und Jakob zog nach Sichem. Glaubst du ein frommer Jude hätte so eine Reise ohne Hut gemacht?_

Nur zum Überlegen. :wink:

Gruß Fritz

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Ein altsemitisches qubbah „Schale, Becken, Trommel“
weist über griech. kymbe (dito), altindisch
kumbha „Topf“ auf eine alte Beziehung zu zahlreichen
indogermanischen Wortstämmen und deren Suffixen hin.

Hi Metapher
Das ist interessant! Jetzt weiß ich endlich was im Kölner - auch rheinischen - Dialekt „en KUMP Ädäppelschloot“ ist. Daraus könnte man mit ziemlicher Sicherheit folgern, daß der Begriff ‚KUMP‘ für Schüssel über das jiddische hereingekommen ist.

Entfernte (und im allgemeinen damit sehr alte)
Verwandtschaften zwischen idg. und sem. Wortstämmen sind nicht
ungewöhnlich.

Gruß Alexander

de Kump
Hi Alexander

Das ist interessant! Jetzt weiß ich endlich was im Kölner -
auch rheinischen - Dialekt „en KUMP Ädäppelschloot“ ist.
Daraus könnte man mit ziemlicher Sicherheit folgern, daß der
Begriff ‚KUMP‘ für Schüssel über das jiddische hereingekommen
ist.

leider nicht. Unser(e) „Kump“ und der „Humpen“ kommen nicht aus dem jiddischen (wenn es den Audruck da gibt, ist die Richtung der Entlehnung umgekehrt):

Die Verwandtschaft ist wohl eher:
griech. kymbe „Schale, Becken“
bretonisch komm „Trog“
altengl. coomb, combe „Mulde“
usw.

Gruß

Metapher

Moin Metapher,

Ein altsemitisches qubbah „Schale, Becken, Trommel“
weist über griech. kymbe (dito), altindisch
kumbha „Topf“ auf eine alte Beziehung zu zahlreichen
indogermanischen Wortstämmen und deren Suffixen hin.

Das ist interessant. Auf plattdeutsch heißt Schale nämlich „Kumme“.

Gruss
Marion

Besternten Dank!
Hi Fritz,

das habe ich mir sofort unter „Zirkelschluss“ in mein Archiv gelegt.

Gruß Ralf

huhu,

das habe ich mir sofort unter „Zirkelschluss“ in mein Archiv
gelegt.

das war wohl falsch erzählt. es hätte richtig heißen müssen: „wer würde so einen langen weg [dürch die wüste!!] ohne kopfbedeckung machen?“ eine medizinisch durchaus vernünftige ansicht…

datafox

Biblische Geografie
huhu, datafox!

Bist du sicher mit der Wüste? Bei Sichem gab es nicht so viel Wüste, wenn ich das recht weiß.
Aber du hast Recht, ich habe den Witz verkürzt und verändert erzählt. Bei Landmann heißt er:

Zwei Jeschiwe-Bocher klären: „Eines verstehe ich nicht, Berel, ein frommer Jude darf nicht ohne Kopfbedeckung herumlaufen. Gut. Aber in der Tora steht doch kein Wort davon!“
„Das ist wahr, Schmerel, wörtlich drinstehen tut es nicht. Aber die Tora ist voll von Hinweisen. Da steht z. B.: ‚Jakob kam von Beerschewa und ging nach Haran …‘ Glaubst du im Ernst. dass ein frommer Jude wie Jakob eine solch lange Strecke ohne Kopfbedeckung marschiert ist?“

Auf dieser Strecke hätte sich allerdings ein Sonnenhut wohl schon empfohlen! :wink:

Diese Argumentation bleibt aber dennoch ein Zirkelschluss! Dein Hinweis auf medizinische Vernünftigkeit verfängt hier nicht, die kommt in der Geschichte nicht vor, sie ist nicht intendiert, spielt hier keine Rolle.

Gruß Fritz

nun hast du deine Frage

beantwortet bekommen.

Nun zeig mal deine gute Kinderstube und sag schön brav „danke“ oder sowas in der Art.

Gruß

Metapher