Kirchen / Friedhöfe

Hallo alle zusammen!

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob meine Frage hier richtig ist – ganz falsch ist sie an dieser Stelle aber wohl nicht. Also:

Kann mir einer sagen, ob Kirchen um 1700 nach Chr. auch auf Friedhöfen erbaut wurden; bzw. umgekehrt: Friedhöfe um Kirchen herum?
Und haben Kirchen einen „Keller“?

Danke vorab!!

LG
Irina

Servus,

dass Friedhöfe nicht mehr Kirchhöfe sind, sondern von den Ortschaften getrennt liegen, ist eine Entwicklung, die im wesentlichen mit den Pestfriedhöfen um 1350 zu tun hat: Im vierzehnten Jahrhundert gab es eine vage Vorstellung von Infektionswegen, die damals allerdings in der Luft vermutet wurden. Man legte die Pestfriedhöfe außerhalb der Orte an, und hie und da sind das die heute in Betrieb befindlichen Friedhöfe.

Christliche Friedhöfe ohne wenigstens eine kleine Kapelle gab es im 18. Jahrhundert nicht. Auch lagen damals nicht alle Friedhöfe außerhalb der Ortschaften, also von der Pfarrkirche entfernt. Es gab Kirchhöfe und auch Friedhöfe außerhalb der Ortschaften.

Manche Kirchen haben eine Art Untergeschoss. Das heißt dann Krypta. Teilweise sind die heutigen Krypten ursprünglich oberirdisch gewesen und erst durch Hebung des Bodenniveaus (Schutt etc.) zu Krypten geworden.

Und dann gibt es noch einen Ort, in dem das Schloß auf einem steilen Felsen liegt, und die Kirche an der Felswand. Wenn man im Schloß Haigerloch in den Keller hinabsteigt, kommt man über einen Gang auf der Empore der tiefer als das Schloß liegenden Kirche heraus.

Schöne Grüße

MM

Hallo

Kann mir einer sagen, ob Kirchen um 1700 nach Chr. auch auf
Friedhöfen erbaut wurden; bzw. umgekehrt: Friedhöfe um Kirchen
herum?

Diese Zeit stellt eine grenze dar, an welcher sich ein Wandel vollzog.

Im Zuge der Aufklärung im Verlauf des 18 Jh. wurden Friedhöfe zur Seuchenvermeidung,
de facto also aus gesundheitlichen Gründen, aus den Städten mehr und mehr in die Vorstädte,
bzw. das Umland verlegt.

In der Regel jedoch war ein regulärer Friedhof „geweihte Erde“, was also mit Kirchenbesitz
oder einem Sakralbau gleichzusetzen ist. In der Nähe zum Altar einer Begräbnisstätte, zeigte sich
das Ansehen der beigesetzten Person. So gibt es eben die Grablege am oder unter dem Altar und
das „Bettelloch“ (Wortlaut -> meine Oma :wink: )an der Friedhofsmauer.

Es ist eher unwahrscheinlich, das erst der Friedhof da war und dann die Kirche folgte, denn
geweihte Erde bedurfte ja einer Kirche.

Buchempfehlung: Norbert Ohler, Sterben und Tod im Mittelalter, DTV München 1993
(mit einem ausführlichem Kapitel zum „Ort der Toten“ S.132-156)

Und haben Kirchen einen „Keller“?

Sicher, aber nicht so wie man das heute von Wohnhäusern kennt, sondern eher nur als tiefere Ebene. Zumeist Reste von Vorgängerbauten wurden diese Krypten oft zu Orten mit besonderen Altären die oft auch nur dem Klerus zugänglich waren.
Ein Sakralbau des Mittelalters hatte eigentlich keine Verwendung für einen Keller. (außer als geheime Zuflucht o.ä. was doch eher selten war)
Zumeist dienten diese ja früher der besseren Haltbarkeit von Lebensmitteln.

Gruß Parzival

Hallo,

das kam auf die Größe der Gemeinde an.
Gerade im ländlichen Raum war es bis weit ins 19.Jahrhundert noch üblich,das sich der Friedhof direkt bei der Kirche befand.
Schließlich waren die Gemeinden früher nicht sehr groß und von daher reichte ein kleiner Friedhof aus.Erst durch die beginnende Industrialisierung und den damit verbundenen Menschenwanderungen
(man denke nur an das Ruhrgebiet und den auftstrebenden Bergbau…der „echte Ruhrgebietsadel“ stammt aus Schlesien…:smile: )
wurden die Gemeinden größer und man musste Zwangsweise größere Flächen
außerhalb suchen.

Kellergeschoße

Auf dem Lande waren dieser eher unüblich,da die Kirchen hier in der Regel relativ spät errichtet wurden ( so ab dem 15.Jahrhundert etwa).
Diese waren als reine Zweckbauten auf die Gemeindegröße (100 bis ca.400
Personen) abgestimmt und oft auch nur ein Anbau an das meist größere
Pfarrhaus.

Zu Kirchen in Städten wurde ja schon weiter unten ausführlich geschrieben…

oT zum Schmunzeln
Danke noch mal für den Hinweis, dass wirklich nur Kirchen „nach“ Christi Geburt gemeint sind. :smiley:

Hallo,

Gerade im ländlichen Raum war es bis weit ins 19.Jahrhundert
noch üblich,das sich der Friedhof direkt bei der Kirche
befand.

Wieso „bis ins 19. Jahrhundert“? Das ist doch heute noch mancherorts so. Auf diesem Friedhof direkt an der Kirche haben die alteingesessenen Familien des Dorfes ihre Gräber. Die anderen müssen auf den Waldfriedhof ausweichen.

Schöne Grüße

Petra

Vielen Dank für die tollen Antworten!! Ihr habt mir sehr geholfen! :smile:

Und haben Kirchen einen „Keller“?

Sicher, aber nicht so wie man das heute von Wohnhäusern kennt,
sondern eher nur als tiefere Ebene. Zumeist Reste von
Vorgängerbauten wurden diese Krypten oft zu Orten mit
besonderen Altären die oft auch nur dem Klerus zugänglich
waren.
Ein Sakralbau des Mittelalters hatte eigentlich keine
Verwendung für einen Keller. (außer als geheime Zuflucht
o.ä. was doch eher selten war)

Zumeist dienten diese ja früher der besseren Haltbarkeit von
Lebensmitteln.

A-ha, und gab es „typische“ Dinge, die man in Krypten lagerte? Essen wohl kaum…?
DANKE!

Hallo!

gab es „typische“ Dinge, die man in Krypten lagerte?

Reliquien von Heiligen kannst in solchen Krypten finden; z. B. die des Petrus unter dem Petersdom in Rom, oder die des Nikolaus in der Nikolaus-Kathedrale in Bari. Solche Kirchen sind gewissermaßen über dem Reliquiengrab errichtet.
Natürlich gibt es auch, wie oben schon berichtet, Krypten von zerstörten oder zu klein gewordenen Vorgängerkirchen. Beim Petersdom ist es ja auch so.
Wenn sie zugänglich sind, dann ist dort die Bausubstanz der einzelnen Epochen von den Archäologen meist bestens dokumentiert.
Gruß!
H.

Super, vielen Dank!!

LG