Kläranlage und Dieethylenglycol

Guten Morgen,

wir haben einen leeren Kunststoffbehälter von privat gekauft, den wir als Regenwasserlager benutzen möchten (–>Blumengiesswasser).
Auf dem Behälter ist ein Schild angebracht, auf dem „Diethylenglykol“ steht (reizend usw…). Der Verkäufer meinte, diese Substanz würde in der Kläranlage eingesetzt werden, in dem Becken mit den Bakterien; die Chemiklaie würde ins Becken gerieselt werden. Also mit dieser Erklärung wollte er nur deutlich machen, das das früher enthaltene Zeug ungefährlich wäre.

Ist das war? Das kommt mir alles komisch vor! Was machen die Bakterien damit? Brauchen die das als Nahrung?!

Ich denke nur an den Glykolskandal aus den 80ern…

Verwechselt der Verkäufer da was?

Fazit: wie oft müssen wir das Fass spülen, bis wir das gesammmelte Regenwasser auch auf die Blumen giessen können, ohne dass sie durch die Chemikalie geschädigt werden?

Vielen Dank,
Deborah

Also Diethylenglycol wird in die Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft, also leicht wassergefährdend.
Fürs Abwasser ist es erstmal nicht so dramatisch, wenn es sich um kleine Mengen (ca.

Hallo Gandalf,
also wird das Zeug doch sicher nicht in Kläranlagen zur Berieselung eingesetzt?!

Vielen dank für die Einstufung,
Deborah

Hallo,
ich kenn das Zeug zwar nicht, kann mir aber vorstellen,
dass die Suppe:smile: tatsächlich als Nährstoff für die Bakterien
verwendet wird. ( Um das Nährstoffverhältnis bei der Denitrifikation zu optimieren )
Versuchs mal im Kommunikationsforum unter http://www.abwassertechnik.at - Vielleicht erfährst du da mehr.

mfG
Harald

*kicher*

hallo deborah,

den schrecken über das wort diethylenglykol verdankst du den journalisten, die über den weinskandal in österreich berichtet haben. … und damals habt besonders ihr deutschen unsere köstlichen glykolperlen doch heiss geliebt und gerne getrunken *g*…

also, entgegen den damaligen horrormeldungen: so schlimm war es nicht. natürlich ist d.glykol giftig, aber es steckt in jedem weichmacher drinnen, beim rauchen wird es mit eingeatmet, die gummibärchen enthalten es angeblich auch. schon möglich, dass das glykol in deinem tank zur „fütterung“ von bakterien verwendet wurde, denn es enthält auch zuckerähnliche stoffe (die damals ja den wein so köstlich munden haben lassen).

alles in allem: den tank ganz normal gut auswaschen, das genügt bestimmt.

Hallo Antennaria,

ich bin mir nicht sicher, ob nicht in Spanien/Portugal damals doch Leute mit Vergiftungserscheinungen hatten. Ist jetzt egal.
Jedenfalls gab es Todesfälle, z.B. in den 30er Jahren, als die ersten Sulfonamide auf den markt kamen; da diese wasserunlöslich sind, wurden sie mit Dietylenglycol vermischt und verabreicht; dabei hat man sich mit der Dosis des D. vertan bzw. die Leute haben über einen verhältnismässig langen zeitraum diese Sulfonamid-Präparate verabreicht bekommen und sind gestorben (Leberschäden; Nervenschäden etc.); das habe ich in einem Gift-Buch gelesen, was ich hier in unserem haus gefunden habe.
So ganz ohne ist es also nicht, aber es kommt auf die Dosis an.
Es ist auch nur ein wässriger Rest im Fass; der sich wohl nach der ersten Komplettfüllung so verdünnt hat (wenn der Rest D. ist und nicht schon "Spül"wasser), dass es nicht mehr gefährlich sein wird.

Viele Grüsse, Deborah

hallo Deborah,

Gewässergefährdung:

  • Wirkung auf Fische möglich, auf Plankton nicht bekannt
  • leicht abbaubar im Wasser. Niedriges Bioakkumulationspotential

Wassergefährdungsklasse (WGK): 1

Besondere Gefahren:
die orale Aufnahme von ca. 1 ml/kg (vermutlich soll dies 1 ml/kg Körpergewicht heißen) durch den Menschen führt zu schweren Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod.
Symptome: Übelkeit, Schwindel, Schmerzen in der Nierengegend.
Die Dämpfe und die Flüssigkeit reizen die Augen, bei anhaltender Einwirkung auch die Haut.

Verwendung:
Enteisungsmittel, Lösemittel für einige Farben , Behandlung von Textilien, Zusatz in Druckfarben, Bestandteil in Gefrierschutzmitteln, „Weinverbesserer“

Q:

  • Römpp Chemie Lexikon
  • Roth; Wassergefährdende Stoffe

also der Hinweis auf die Nutzung in Kläranlagen halte ich für gewagt. Ich würd den Behälter gründlich ausspülen und dann nutzen.

Viel Spaß beim Blumen gießen
ulf

Hi Deborah,

ich hab noch mal bei einem Freund nachgefragt, der in Abwassertechnik recht fit ist. Seiner Meinung nach kann es ohne weiteres sein, daß Diethylenglycol bei der Denitrifizierung verwendet wird, allerdings nimmt man (zumindestens in D) meist Methanol, was allerdings auch giftig ist. Diese Verbindungen werden als Kohlenstoffquelle verwendet um Mikroorganismen mit C zu versorgen, die Nitrat zu elementaren Stickstoff reduzieren.

Gandalf