Klangverschmelzung?

Hallo :smile:
(ich hoffe ich bin mit diesem Thema hier richtig)

Und wieder bin ich auf ein neues Thema gestoßen, dass mich sehr interessiert, nämlich um Klangverschmelzungen.

Ich las auf einer Seite, auf der verschiedene Instrumente eines Orchesters vorgestellt wurden, etwas von Klangverbindungen, wo etwa solche Sätze standen wie „hohe Klangverschmelzung mit dem Fagott und der Klarinette“ etc.

Das hat mich sehr interessiert, was bedeutet das genau? Was ist mit Klangverschmelzung gemeint? Also habe ich mich versucht kundig zu machen und habe „rausbekommen“, dass man darunter versteht, dass wenn Instrumente zusammenspielen und eine hohe Klangverschmelzung da ist, man nicht mehr in der Lage ist, die einzelnen Instrumente rauszuhören, weil der Klang was ganz eigenes ist.

Das ist meine erste Frage: stimmt das so in etwa? Oder wie anders kann man das definieren?

Und die zweite ist die: gesetzt den Fall, dass meine Erklärung stimmt, wie verhält es sich bei Gesangsstimmen? Etwa, wenn zwei Frauen ein Duett singen: sollte man im Idealfall auch nicht jede Stimme einzeln erkennen können, sondern beide als ein vermischtes Ganzes, als ganz neue Klangfarbe wahrnehmen?

LG, Stefan

Hallo

(ich hoffe ich bin mit diesem Thema hier richtig)

denke schon :smile:

Das Wort „Klangverschmelzung“ ist meines Wissens keine „Vokabel“ der klassischen Musiker, die einer bestimmten Defintion bedarf. Man benutzt das Wort beim Beschreiben von Musik, was immer nur ein Versuch ist, das Klangerlebnis in Worte zu pressen. Versuch, das etwas sinnlicher zu erfassen, was fällt dir als erstes ein, wenn du an Verschmelzung denkst. Wenn Vanille- und Schokosoße verschmelzen, hast du auch einen neuen Geschmack, schmeckst aber trotzdem Vanille und Schoko noch raus.

Und die zweite ist die: gesetzt den Fall, dass meine Erklärung
stimmt, wie verhält es sich bei Gesangsstimmen? Etwa, wenn
zwei Frauen ein Duett singen: sollte man im Idealfall auch
nicht jede Stimme einzeln erkennen können,

das tut man sowieso, aber je ähnlicher die Timbres der Stimmen, desto größer die Möglichkeit der Verschmelzung.

Grüße
Judith

sondern beide als

ein vermischtes Ganzes, als ganz neue Klangfarbe wahrnehmen?

LG, Stefan

Hallo Stefan,
meine Vorrednerin, Judith, beschreibt das Wort „Klangverschmelzung“ richtig, aber lediglich von der umgangssprachlichen Semantik her. In der Tat ist (zumindest) der Begriff „Verschmelzung“ ein Fachausdruck in der Musikwissenschaft, genauer gesagt der Musikpsychologie.
Der Musikpsychologe Carl Stumpf (1848-1936) führte ihn Ende des 19. Jahrhundert ein und meinte damit, dass ein simultan erklingendes Intervall häufig als ein einziger Ton gehört wird. Die Erklärung dafür gab u.a. der (bekannte) Physiker und Physiologe Hermann Helmholtz: Bei Schwingungsverhältnissen wie z.B. der Oktave 250 Hz : 500 Hz fallen der durch die Schwingung 500 Hz definierte Ton und seine Teiltöne (zu diesem Begriff kannst du im Archiv meine Antwort auf die Frage „Wozu das phythagoreische Komma?“ nachlesen) mit denen des Tones 250 Hz zusammen und verschmelzen so zu einem Ton.
Lange Zeit diente dieser physikalische Effekt als prägendes Merkmal für den musiktheoretischen Ausdruck „Konsonanz“. Später schränkte man diese Annahme ein.
Langer Rede, kurzer Sinn: „Verschmelzung“ in der Musik hat durchaus auch einen realen physikalisch-psychologischen Hintergrund und darf nicht ausschließlich als Begrifflichkeit für die verbale Beschreibung von Musik gewertet werden.
Gruß,
lynndinn