Klappt diese Taktik auch in Deutschland ?

Ich laß im Buch „Der Heuschrecken-Faktor“ folgendes:

„Zunächst brummte Blackstone der Firma Celanese neue Schulden auf, um sich eine Sonderdividende von 500 Mio Dollar zu genehmigen. Weitere 760 Millionnen Dollar spielte der schnelle Börsengang ein. Darüber hinaus stellte Blackstone Celanese für die Umstrukturierung rekordverdächtige 110 Milionen Euro in Rechnung…“

Celanese war ja ursprünglich eine deutsche Firma, da sie zur Hoechst AG gehörte, wurde allerdings nach Amerika verlegt, da dort die Chemiefirmen höher bewertet werden / wurden, was den Börsengang um so erfolgreicher machte.

Nun meine Frage:

Klappt solch eine Methode auch bei uns in Deutschland ?..also eine Firma aufkaufen / Mehrheit übernehmen, Kredit aufnehmen und Sparten verkaufen um sich so eine Sonderdividene auszahlen zu lassen, Firma an die Börse bringen um an den Aktien nocheinmal zu verdienen + eine hohe Rechnung für die Beratung / Umstrukturierung an das Unternehmen senden.

Wie kommen diese Firmen wie beispielsweise Blackstone am Aufsichtsrat vorbei ? Eigentlich müsste der doch solch ein Vorgehen verhindern, oder ?

Liebe Grüße

Hallo Shark,

richtig ist, dass das Beispiel Celanese viele Merkmale von kurzfristiger Wert(ab)schöpfung durch Buyout Firmen trägt (also z.B. Erhöhung der Verschuldungsquote auf das Maximum, Ausschüttung nicht dringend notwendigen Kapitals, In Rechnung Stellung von Beratungskosten, Abspaltung und Verkauf von Unternehmensteilen etc.). Falsch ist aber zu unterstellen, dass solch ein Verhalten grundsätzlich illegal oder verwerflich ist. Man mag es nicht immer gut heißen, aber der Eigentümer eines Unternehmens, der ja auch immer die Aufsichtsratmehrheit stellt, kann nun mal weitgehend frei darüber entscheiden, wie er mit seiner Beteiligung umgeht. Manchmal wird dabei übertrieben und im Endeffekt Wert vernichtet. Aber häufig werden z.B. bei der Abspaltung von Unternehmensteilen auch unternehmerische Kräfte freigesetzt die vorher keine Chance hatten. Z.B. gibt es immer wieder Unternehmensteile, die sich in einem großen Konzern nicht richtig entwickeln können, weil sie nicht zum Kerngeschäft gehören. Für die ist es oft eine echte Befreiung auf einmal auf eigenen Füßen zu stehen und sich selbst unternehmerisch am Markt zu entfalten.

Ja das geht zum Großteil auch, wenn nicht kann man ja den Firmensitz verlegen. Aufsichtsratsposten können ausgetetauscht, gekauft oder verschoben werden.

Private Equity hat nur ein Ziel: Steigerung der Eigenkapitalrendite! Bzw. Gewinnerzielung wärend des Prozesses.

Allerdings… in den allermeisten Fällen bringt so eine Management Buy in eine echte Verbesserung für das Unternehmen. Gekauft werden diese ja nur in Phasen in denen kaumn noch Gewinne gemacht werden. Dann wird mit dem sogenannten Financial Ingeneering die Eigenkapitalrendite erhöht in dem mehr Fremdkapital aufgenommen wird, das ist gut für die Eigentümer, denn Ihr Gewinn steigt. Das Management schneidet dann Geschäftszweige ab, die nicht lukrativ sind oder kauft Vertriebswege auf. Der Börsengang bringt frisches Geld in das Unternehmen und am ende sollte eine gestraffte und gesunde Unternehmensstruktur mit hoher Eigenkapitalrendite da stehen, wo vorher ein Unternehmen ohne Gewinn war.

Oft klappt das, ich habe den Fall nicht verfolgt… wie steht denn um das genannte Unternehnmen?

Gruß
Der Ruhestandsplaner

Hallo Shark1992,

das geht grundsätzlich überall und erst recht bei uns, denn die Unternehmen brauchen in der Regel dringend Geld, das sie von der Bank nicht bekommen. Da kommen dann Finanzinvestoren ins Spiel, die Liquidität zur Verfügung stellen, aber auch mitreden und am Gewinn des Unternehmens partizipieren wollen. Das kann dann so enden, wie in dem Beispiel. Muss es aber nicht.

Auch in Deutschland gibt es bekannte Unternehmen, wo „ehrliche“ Investoren einen fairen Deal ausgehandelt haben und das Unternehmen dadurch saniert und wieder auf Kurs gebracht werden konnte.

Das ist halt ein schwieriges Thema und man sollte genau hinschauen, bevor man alle über einen Kamm schert. Ansonsten gäbe es nämlich auch Firmen wie CISCO, Google, HP und viele andere nicht. Die sind nicht durch Banken, sondern durch Finanzinvestoren groß geworden.

Beste Grüße
S. H.

Hallo Herr Heddinga,

vielen Dank für die genaue Information.

Das heißt also, dass gute aber auch schlechte Investoren gibt, die nur auf schnelles Geld aus sind und man diese auseinander halten sollte ?

Falls das so ist, dann war meine Frage auf die „schlechten“ Fonds gerichtet, die auf schnelle Rendite für Ihre Investoren aus sind.

Liebe Grüße und vielen Dank noch einmal
Shark :smile:

Hallo jeepfan,

meine Frage bezog sich nur auf die „schlechten“ Investoren, die auf schnelle Rendite für ihre Anleger aus sind.

Ich selbst habe nichts gegen das Prinzip, da ich mir sage, dass es die Wirtschaft ist und da wird niemandem geholfen. Überlebenskampf halt. Wer schlechte Kurse hat, hat ebenhalt das Risiko geschluckt zu werden. Also bitte nicht misverstehen, dass ich ein Anfechter dieser Taktik sei. Was ich allerdings nicht mag ist, wenn man es schön redet so wie Guy Wyser Pratte, der sich als Aktivist für die Aktionäre ausgibt um sich allerdings später selbst alles in die eigene Tasche zu wirtschaften. Das finde ich dann wiederrum lächerlich, vor allem, da jeder die Lüge bereits durchschaut hat aber er immer noch auf dieser Geschichte beharrt
. Das ist allerdings ein anderes Thema.

Ich dachte halt, dass der Aufsichtsrat sowie der Vorstand alles dafür tun, damit so ein Fall nicht auftritt. Es gibt so viele Menschen die sich beschweren, wenn PE-Fonds Wertabschöpfung betreiben, aber keiner denkt über ein Gesetz nach. Daher kam mir die Frage.

Und eigentlich finde ich das Prinzip wie es von Blackstone gemacht wurde einfacher und schneller als die Taktik mit dem Wertaufbau. Die Firma muss allerdings laufen und belastbar sein.

Liebe Grüße
Shark :smile:

Hallo Ruhestandsplaner,

danke für die Antwort von Dir.

Wie es der Firma geht weiß ich nicht, da ich mich nicht mit deren Geschäftsberichten auseinandergesetzt habe. Allerdings existiert sie noch an der Börse und man hört keine schlechten Nachrichten, weshalb ich auf ein positives Ergebnis schätze.

Ich selbst finde den Trick ja sehr spannend den Blackstone da anwandte. Alleine schon die Firma in die USA zu verlegen, da dort die Chemiekonzerne höher bewertet waren, war eine klasse Idee für den Börsengang. Ebenfalls zeigte und sagte mir die Taktik, dass man durch Wertabschöpfung schneller seine Rendite als PE-Fond erwirtschaftet, als die Firma umzustrukturieren und zu Wachstum zu bringen. Ist zwar nicht der beste sowie schönste Weg, aber ich glaube das Blackstone auch einen gewissen Renditedruck auf seinen Projekten hat.

Die Strategie geht wohl nur dann auf, wenn man ein Unternehmen findet, welches wenig Schulden hat und belastbar erscheint sowie gut läuft.

Kann man eigentlich Beratungsgebühren in beliebiger Höhe erheben oder gibt es dazu ein gesetz ? Denn 110 Mio Euro sind ja schon fast Wucherpreise.

Liebe Grüße
Shark :smile:

Hallo Shark,

bin jetzt erst aus dem Urlaub zurück und hatte Rechnerprobleme.

Zur Beantwortung Deiner Frage sage ich schlicht und einfach „JA“, klappt auch in Deutschland. ABER !!
Blackstone ist einer jener Private Equity Gesellschaften, die sehr stark in der Vergangenheit mit Leverage und Finacial Ingeniering Geld gemacht haben, und sich einen Dreck um Ethos und NAchhaltigkeit kümmern. Die Mehrzahl der PE Unternehmen sind nicht so aufgestellt, zumal diese auch mehr im Mittleren Bereich (Mid Cap) arbeiten.
Diese Arten von Firmenübernahmen sind auch in Zeiten der Finanzkrise heute nicht mehr so ohne weiteres möglich. In China zum Beispiel hat sich Blackstone schon mal einen blutige Nase geholt.
Fairerweise sollte man den PE Gesellschaften mehr Gehör schenken, denn es wird in Realwerte investiert, nicht in Geldwerte.
Wissenschaftliche Studien zeigen auch klare Überlegenheit gegenüberden Aktienmärkten bei Investmentbetrachtungen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich

Hallo Ulrich,

Mich wundert es, dass es für solch Taktiken in Deutschland keine Gesetze gibt, denn da kann man wirklich von „aussaugen“ reden und das auch noch auf brutalste Weise.

Ich kann mich noch erinnern, als Blackstone bei der Telekom einstieg um den Wert zu erhöhen und dabei auch ganz schön auf die Nase flog, dennoch gehören sie mit zu den größten und erfolgreichsten in der Branche.

Wer solche Methoden ebenfalls verwendet ist die PE Firma Bain Capital, die durch hohe Beratungsgebühren ihre Rendite verbessern möchte und dies, obwohl die Firmen danach bankrott gingen.

Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Methode heute ebenfalls klappt, da es genug Firmen gibt, denen die Krise nicht geschadet hat und die prima laufen. Da gibt es einige (die berühmtesten sind wohl Coca Cola, McDonalds und einige Autobauer wie Benz. Diese Firmen sind meist zu teuer aber sie halten sich und werfen gutes Geld ab oder wie siehst Du das ?

Liebe Grüße
Andre

Siehe meine Antworten im Text:

Hallo Ulrich,

Mich wundert es, dass es für solch Taktiken in Deutschland
keine Gesetze gibt, denn da kann man wirklich von „aussaugen“
reden und das auch noch auf brutalste Weise.

Ich kann mich noch erinnern, als Blackstone bei der Telekom
einstieg um den Wert zu erhöhen und dabei auch ganz schön auf
die Nase flog, dennoch gehören sie mit zu den größten und
erfolgreichsten in der Branche.

JA, aber nur weil sie so prominent sind, denkst Du, sie seien sehr erfolgreich. stimmt teilweise, die versuchen auch immer mit KKR gleichzuziehen. Es gibt aber eine Menge PE Investoren, die erheblich besser verdienen, auch ohne Leverage, da strengeres Due Dilligence und somit höhere Multiple. Die sind nur nicht in der Öffentlichkeit.

Wer solche Methoden ebenfalls verwendet ist die PE Firma Bain
Capital, die durch hohe Beratungsgebühren ihre Rendite
verbessern möchte und dies, obwohl die Firmen danach bankrott
gingen.

Ja, ist bekannt

Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Methode heute
ebenfalls klappt, da es genug Firmen gibt, denen die Krise
nicht geschadet hat und die prima laufen. Da gibt es einige
(die berühmtesten sind wohl Coca Cola, McDonalds und einige
Autobauer wie Benz.

Stop !!! Das sind alles börsennotierte Unternehmen !! Nicht Äpfel mit Birnen verwechslen. Die von Dir genannten Firmen betreiben Ihrerseits selbst PE Investitionen. Die sind vom Wert her auch viel zu groß, als dass sie ein PE Investor von der Börse runterkauft, was bei kleineren Firmen schon mal vorkommt.

Beste Grüße
Ulrich
Diese Firmen sind meist zu teuer aber sie

halten sich und werfen gutes Geld ab oder wie siehst Du das ?

Liebe Grüße
Andre

Servus Ulrich,

sorry das ich erst jetzt schreibe, war die Tage weg.

Danke für deine ausführliche Antwort, die mich allerdings etwas fraglich macht.

Es werden doch des öfteren Firmen von der Börse durch PE-Investoren genommen. Falls sie nach dem Kauf, die Gesellschaft „AG“ beibehalten, haften sie (sollte das Projekt schief laufen) nicht mit ihrem kompletten Vermögen, sondern ledeglich mit dem eingesetzten Kapital, welches man beim Aktienkauf einsetzte.

Ebenso finde ich, dass es wesentlich einfacher ist, da man im stillen Aktien kaufen kann bzw so eine feindliche übernahme schaffen könnte, was bei einer GmbH nicht möglich ist.

Auch kann man bei börsennotierten Firmen sofort in deren Geschäftsberichte einsehen, um das Rikiko von Anfang an abschätzen zu können. Bei einer GmbH ist das alles viel schwerer.

KKR hat sich erst letztens bei WMF (börsennotiert) eingekauft. Finanzinvestoren wie Guy Wyser Pratte oder Carl Icahn bedienen sich meistens nur bei Firmen, die an der Börse gelistet sind.

Ich denke, das eine AG an der Börse mehr Vorteile für einen PE-Investor bietet als eine GmbH, die man nicht erwerben kann, da sich der Besitzer weigert oder, da man deren genaue Geschäftsberichte nicht kennt.

Ich laß mich gerne eines besseren von Dir belehren,

Freue mich auf Deine Antwort
LG
Shark1992

Sie müssen diese ja auch nicht direkt von der Börse runterkaufen. Eine kleine Beteiligung + die Hilfe anderer Investoren, die am Konzern beteiligt sind, reicht meistens aus, um die 51 % zu knacken.

Diesen Weg geht auch der Investor Guy Wyser Pratte. Die meisten PE-Investoren scheuen längst keine hohen Kosten mehr. Es vergreifen sich genug an Dax Konzernen.

Dort ist es ja auch einfacher diese zu Übernehmen + schneller in die Bilanzen einsehen zu können. Und sollte der Konzern unter der Schuldenlast zusammen brechen, haftet keiner mit Privatvermögen, sondern lediglich mit dem eingesetzten Kapital in die Beteiligung.

Stellen die Investoren es noch richtig an können sie doppelt verdienen. Es gibt einige die selbst aktien von kurz vorher übernommenen Firmen kauften und profitierten privat vom Kursgewinn. Das selbe geht auch, wenn der Konzern unter der Schuldenlast zusammen bricht. Einfach auf fallende Kurse setzen. So machten es bereits viele

Liebe Grüße