Kleinkind kratzt und beißt. Was kann ich tun?

Hallo,

ich bin seit der Schwangerschaft alleine.
Meine Kleine ist nun 19 Monate alt. Seit sie 15 Monate alt ist, besucht sie eine Kindertagesstätte. Die Eingewöhnungszeit verlief sehr gut: Sie hat sich immer gefreut dort hinzugehen (es gab nur wenige Ausnahmen) und die Erzieherinnen haben gesagt, dass sie sich erstaunlich gut integriert. Das einzigste, was anfangs ein Problem darstellte, war, dass sie (Kinder, Erzieherinnen und auch mich) gekratzt und gebissen hat. Dies hat sich aber nach ca. 2 Wochen relativiert und sie tat das nicht mehr.
Vor ca. einer Woche fing es dann wieder an: Sie hat die anderen Kinder wohl so traktiert, dass die Erzieherinnen „Massnahmen“ ergreifen mussten und sie „stillsitzen“ ließen (was ich auch nicht so toll fand - sind das geeignete Massnahmen??). Mich petzt und beißt sie auch so sehr, dass ich blaue Flecken an den Unterarmen habe und mein Gesicht ab und zu mal Kratzspuren aufweist. Ich muss dazu sagen, dass -als es so schlimm war- ich einer Anverwandten und deren kleinem Sohn (14 Monate) Unterschlupf gewährte, weil sie Probleme mit ihrem Mann hatte und wir sehr beengt in meiner kleinen Mietswohnung gewohnt haben.
Als ich nach 4 Tagen merkte, dass es meiner Tochter zu viel wurde, habe ich die Anverwandte auch wieder „rausbuchsiert“.
Ich denke, dass meine Tochter - wenn sie so reagiert - mit irgendetwas überfordert war bzw. ist: In der Eingewöhnungsphase waren es die Veränderungen… der Umstand, dass Mama nicht voll für sie da war (was mir auch sehr leid tut, wobei sie überwiegend bei den Großeltern war, während ich mich den alltäglichen Pflichten widmen musste), die anderen Kinder, die fremd für sie waren und auch die Erzieherinnen, zu denen sie erst Vertrauen aufbauen musste. Und jetzt war es wohl der Besuch, der uns so sehr eingeengt hat, dass sie sich wieder durch Kratzen und Beißen Abstand verschafft hat (?).
Nun kam heute der Kindesvater (er kommt ca. alle 2 Wochen - mal mehr und mal weniger unregelmässig) und da nahm ich sie mal ganz kurz auf den Arm, während er den Kindersitz in sein Auto schnallte und da fing sie an, mich so schlimm an den Haaren zu ziehen und so heftig ins Gesicht zu kratzen, dass ich auf der Stelle hätte schreien können (ich habe es mir in anbetracht dessen verkniffen, dass der Kindesvater mich sonst nur wieder ausgelacht hätte).
Was kann ich dagegen tun? Ich versuche wirklich ihr so viel Liebe zu geben, wie es mir aufgrund der Situation möglich ist, sprich: Wenn ich sie von der Kita abhole, bin ich voll für sie da: Wir gehen spazieren, auf den Spielplatz oder spielen in Ihrem Kinderzimmer, gucken zusammen Bilderbücher, dann essen wir gemeinsam zu Abend, tollen nochmal zusammen rum und erst nachdem ich sie mit unserem alltäglichen Ritual ins Bett gebracht habe, kümmere ich mich um Dinge, die ich nur allein machen kann. Ich kompensiere die fehlende Zeit, so gut wie möglich. Ist das zu wenig?
Welche Ursachen könnten hinter ihren Kratz- und Beißattacken noch liegen?
Mehr Nähe oder doch Distanz? Was kann ich tun, damit sie diese schlechte Angewohnheit wieder ablegt? Auf „Nein“ hört sie leider nicht mehr…
Ist das nur eine „Phase“?

Vielen Dank vorab für Eure Antworten.
MfG
stupsi

Hallo Stupsi,

ob es nur eines Phase ist oder mehr, kann - so glaube ich -im Augenblick keiner definitiv beantworten.
Wichtig ist, dass sie immer wieder das Gleiche - nämlich NEIN hört. Speziell bei meiner jüngeren Tochter (jetzt bereits 22 Jahre) trat das auch zeitweise auf: Sie hat einfach ausgetestet, wie weit sie gehen kann. Als es mir zu bunt wurde, habe ich mal - natürlich vorsichtig - zurückgebissen. Das Geschrei war groß. Nachdem sie sich beruhigt hatte, habe ich ihr klar gemacht, dass Beissen jedem weh tut. Und wenn man austeilt, muss man auch einstecken können. Nach dieser - zugegebenermaßen - nicht gerade pädagogischen Maßnahme hat mein Kind von weiteren derartigen Attacken abgesehen. Genauso beim Haareziehen: Wenn das Kind zieht, vorsichtig, aber so dass das Kind es merkt, an dessen Haaren ziehen. Und dann „Siehst Du, das tut weh, Du magst das nicht, und ich mag das auch nicht.“
Wichtig ist n. m. M. eine sofortige Reaktion, damit das Kind in dem Alter genau weiß, warum es so behandelt wurde und sich der Ursache genau bewußt ist. Lange Debatten bringen in diesem Alter nichts.

Euch beiden alles Gute wünscht Bommelmops

Hallo Stupsnase,

ich find die Idee mit dem zurückbeißen gut, natürlich nur vorsichtig. Du könntest sie auch in dem moment von Deinem Arm absetzten, oder Dich abwenden, nachdem du ihr gesagt hast, daß es weh tut.

Die Maßnahme mit dem Stilllsitzen machen die Erzieherinnen bei meinem Neffen auch öfter. Ich versteh das gut, die wissen sich nämlich nicht mehr zu helfen, weil ihm so viel quatsch einfällt. Toll ist das nicht, aber wenn das konsequent gemacht wird und nicht zu lange ausfällt, und es dem Kind erklärt wird und das Kind nicht gedemütigt wird usw. kann ich diese Maßnahme schon akzeptieren.

Ich würde Deiner Tochter aber auch zeigen, daß Du diese häuslichen Dinge auch machen mußt. Sie kann sich doch sicher auch ein bißchen allein beschäftigen, oder mit helfen. Wahrscheinlich hast Du ja in der Zeit wo sie untergebracht ist nicht die Möglichkeit dazu. Und ein bißchen Zeit für Erholung brauchst Du auch, oder?

Grüße Karamell

Hallo.

Mein Kleiner hatte auch so eine Phase, er hat mich und seinen Bruder kratzen und beißen und an den Haaren ziehen wollen. Ob da aber zurückkratzen, zurückbeißen und zurück-an-den-Haaren-ziehen wirklich hilft???

Abgesehen davon, dass ich mein Kind nicht beißen und kratzen will? Sollte ich seinem großen Bruder sagen (der war da 4): „Wenn der Kleine haut, hau zurück!“ ? Was wäre daraus resultiert?

Was bei uns gewirkt hat: wenn er uns wehtun wollte habe ich ihm die Hände festgehalten ohne ihm dabei wehzutun. Dabei haben ich ihm dann ruhig (und immer wieder) gesagt, dass ich das nicht dulde, dass er mir wehtut. Und dass ich ihn erst loslasse, wenn er verpricht, damit aufzuhören. Genauso hat es dann sein Bruder und sein Vater gemacht. Sanft aber konsequent.

Das wirkte natürlich nicht beim ersten Mal und auch immer nur für einige Minuten. Aber die Zeiträume wurden länger, die Attacken seltener und irgendwann war es gut.

Hallo,

Welche Ursachen könnten hinter ihren Kratz- und Beißattacken
noch liegen?
Mehr Nähe oder doch Distanz? Was kann ich tun, damit sie diese
schlechte Angewohnheit wieder ablegt? Auf „Nein“ hört sie
leider nicht mehr…
Ist das nur eine „Phase“?

hier findest du sehr ausführliche Infos. Allerdings sehr sehr umfangreich und wissenschaftlich. Vielleicht findest du dennoch einige Anregungen.
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/…

[…]Beinahe 80% aller Kinder zeigen zum Ende des 2. Lebensjahres in der Interaktion mit Gleichaltrigen aggressive Verhaltensweisen wie Treten, Beißen oder Schlagen. Wenn das Wegnehmen von Spielgegenständen hinzu­genommen wird, erhöht sich die Zahl auf über 90% […]

Gruß Marion

Hallo,

mein Sohn gerade drei geworden ist auch in solcher Phase. Vor ca. einem halben jahr ging er auf andere Kinder los sobald sie sein Spielzeug nur berührten. Dann kamen die Machtkämpfe uns gegenüber mit hauen, beißen, zwicken…

Das Kind entwickelt Selbstbewußtsein. Es merkt immer mehr dass es eine eigene Persönlichkeit hat und auch einen eigenen Willen und den versucht es durch zu setzen. Es wird es immer wieder versuchen. Du mußt zeigen dass Du es nicht willst. Sage ihr immer klar und deutlich: Ich will das nicht, es tut mir weh.
Wenn es zu schlimm wird halte die Arme vorsichtig fest, nimm sie vom Arm herunter. Dein Beispiel mit dem auf dem Arm halten: in solchen Siotuationen nehme ich ihn immer sofort runter und sage ihm auch dass er mir weg getan hat und ich ihn deshalb jetzt nicht hoch nehme und wegen dem stillsitzen

ich habe 10 Jahre im kindergarten gearbeitet. Wenn die Kinder laut waren, oder „zerstörerisch“ im umgang mit Spielsachen anderer oder einfach störend im Stuhlkreis dann durften sie auf einem Stuhl im Flur platz nehmen. Die Türe war einen Spalt offen so dass sie nicht komplett ausgegrenzt waren was heißt „die Tür zu uns waf offen“ im übertragenen _Sinn. Es lag an ihnen. Sie sollten zur Ruhe kommen. Überlegen. Entscheiden ob sie am Gruppenleben wieder teilnehmen möchten. und wenn ein kind beißt oder kratzt dann muß es aus der Situation raus, unbedingt.
Wenn Du mal die Supernanny schaust da gibt es die Stille Treppe hat den selben Effekt.
Bleib stark, jegliches nachgeben spürt sie und setzt es umso intensiver wieder gegen dich ein—das Verhalten von ihr ist normal

lg Diana

ich umarm dich und weiß genau was du durch machst