Hallo,
ein kleiner Handwerker - Einzelunternehmer - zahlt sich dumm und dämlich an Steuern.
Das ist bekannt, geht vielen so.
Er verdient in einem Jahr 30.000 brutto vor Steuern und Vorsorge und im nächsten Jahr nur 20.000, zB wegen Krankheit oder sonstigen Ausfällen.
Er hat aber 17.000 feste Kosten (Miete, Versicherungen, Strom, Telefon etc.) plus Privatverbrauch von ca 8.000
Da er Ist-Besteuerung betreibt, also nach Kontobelegen seine GuV erstellt, gibt es keine Möglichkeit für ihn, Gewinne aus dem einen Jahr in das schwache nächste Jahr zu verschieben.
Das wurde auf Anfrage vom FA auch so bestätigt.
d.h. er zahlt in dem schwachen Jahr erheblich drauf, falls er überhaupt etwas angespart hat.
Falls nicht, geht er zwangsläufig in die Insolvenz.
Nein, zwangsläufig ist das nicht.
Im ersten Jahr gehen von den 30.000 folgerichtig 4.000 ESt und 1.000 Gewerbesteuer ab.
Er kommt bei Null raus, kann nichts für Folgejahre ansparen.
Im zweiten Jahr gehen von den 20.000 noch 2.000 ESt ab, also macht er ein Minus von 8.000.
Nö. Steuerlich macht er ein plus von 20000, von dem ihm nach Steuern ein Plus von 18.000 bleiben. Die privaten Ausgaben spielen bei der Steuer nunmal keine Rolle. Wäre ja prima.
Was hätte der Kleinunternehmer für Möglichkeiten, um einen Gewinn aus dem ersten Jahr in das zweite Jahr zu verschieben, damit die Steuerlast gleichmässiger wird? Und insgesamt auch niedriger.
Das wird keinesfalls die skizzierte Problematik beheben können. Ein kleines bißchen kann mit der UstVA gespielt werden, wenn diese je nach Bedarf gezielt in dem einem oder anderem Jahr gebucht wird. (Also bei einer Erstattung in Jahr 2 buchen, bei einer Zahllast die Erklärung rechtzeitig abgegeben und noch im Jahr 1 buchen. Bringt aber in Relation zum Aufwand eher wenig.
Auch die bereits erwähnte Sonder-AfA nach § 7g EStG wird nicht viel bringen.
Also bleibt nur das vorziehen von Ausgaben, indem schon in Jahr 1 Material, Briefmarken usw. gekauft wird, was man im Jahr 2 braucht und indem Rechnungen schon bezahlt werden, die erst im Jahr 2 fällig wären. Auf der Einnahmenseite stellt man eben Rechnungen etwas später bzw. bittet die Kunden erst im Jahr 2 zu zahlen.
Eure Fachmeinung wäre mal interessant, weil es wirklich vielen Kleinunternehmern so geht, daß sie in den schwachen Jahren die Steuern für die fetten Jahre nicht zahlen können.
Müssen sie ja auch nicht. Du hast doch gerade selbst beschrieben, dass Du bei einem Gewinnrückgang um 10.000 bzw. 1/3 dann 60% weniger Steuern bezahlst.
Das Problem hier sind nicht die Steuern, sondern ein privates Ausgabeverhalten, dass nicht mit den Einnahmeverhältnissen zusammenpasst. Dies liegt nunmal vor, wenn bei einem durchnittlichen Einkommen von 21.500 durchschnittliche Ausgaben in Höhe von 25.000 anfallen. Das ist etwas, das in der Tat vielen so geht.
Daran können jedoch auch die beschriebenen Gestaltungsmöglichkeiten nichts ändern, weil die eben die private Sphäre gar nicht berühren. Da würde selbst ein Geradeziehen auf 25.000€ im Jahr noch nichts bringen. Es bliebe bei ausgaben, die über dem Einkommen liegen.
Hier hilft nur das Erhöhen der Einnahmen/Des Einkommens und/oderdas Begrenzen privater Aufwendungen, wobei natürlich auch viel Aufwand für Gestaltungen betrieben wird, mit denen private Ausgaben in die betriebliche Sphäre gebracht werden.
Grüße